Steffi und Chris, die beiden Flashpacker vom Blog Reiselife hatten sich jahrelang vor allem auf ihre Karrieren konzentriert. Irgendwann fragten sie sich dann: „War es das jetzt?“. Sie entschlossen das Leben nicht einfach an sich vorbei rauschen zu lassen, sondern ihr Erspartes zu nutzen und auf Reisen zu gehen. Im Interview verraten sie dir, welcher Ort sie besonders überrascht hat und wohin sie als nächstes wollen.
Frage 1: Wie kam es zu der Idee, ein Sabbatical zu machen?
Wenn ich das nur wüsste. Der Wunsch war einfach da, ganz plötzlich. Ich hatte bis zu diesem Zeitpunkt mein berufliches Vorankommen immer an erster Stelle gesetzt. Abitur, Ausbildung, der erste Job, parallel ein berufsbegleitendes Studium, Beförderung. So vergingen dann schnell 14 Jahre. Irgendwann war er einfach da, dieser Moment, in dem wir uns fragten: War´s das jetzt?
Frage 2: Wie lange vorher habt ihr das Sabbatical bei euren Arbeitgebern angekündigt und wie hat man dort reagiert?
Meinem Vorgesetzten habe ich circa neun Monate vor meinem geplanten Sabbatical davon erzählt. Der Schock war glaub ich erstmal ziemlich groß. Und innerlich begann ich mich schon mit der Frage zu beschäftigen, ob ich für meinen Reisetraum auch meinen gut bezahlten Job in einem Konzern an den Nagel hängen würde. Und meine Antwort an mich selbst lautete: „Ja, das würde ich“. Aber bereits ein paar Tage später bekam ich grünes Licht von meinem Chef. Darüber habe ich mich riesig gefreut. Ich konnte dann nach dem Sabbatical wieder ganz normal in meinem alten Job weiterarbeiten.
Chris war selbstständig, so dass er erfreulicherweise vorab niemanden um Erlaubnis bitten musste.
Frage 3: Wann und wie lange habt ihr euer Sabbatical genommen?
Insgesamt habe ich für 5,5 Monate unbezahlten Urlaub genommen, zuzüglich 2 Wochen normalen Urlaub. 6 Monate war ich also raus aus dem Job, wovon wir 5 Monate am Stück unterwegs waren. Gestartet sind wir am 7. Oktober 2014 und waren am 10. März 2015 wieder in Deutschland.
Frage 4: Wo wart ihr überall und was waren eure Highlights?
Puh, ich hasse diese Frage nach den Highlights, denn unsere Reiseziele waren so unterschiedlich, dass ich sie nur schwer miteinander vergleichen kann.
Hier waren wir überall unterwegs:
1. China (Peking, Shanghai, Hongkong) – 2 Wochen
2. Fidschi – Kreuzfahrt – 1 Woche
3. Neukaledonien – 1,5 Wochen
4. Neuseeland – 5 Wochen
5. Indonesien (Bali, Sulawesi, Flores) – 3 Wochen
6. Thailand (Koh Yao Noi, Koh Lanta, Koh Ngai) – 3 Wochen
7. Sri Lanka – 1 Woche
8. Südafrika – 3 Wochen
9. Mauritius – 2 Wochen
Besonders positiv überrascht haben uns dabei Neukaledonien und Thailand.
Neukaledonien weil ich noch nie so unberührte und wunderschöne Strände gesehen habe. Und das Meer – ein Traum! Ich hoffe, dass dieses Inselarchipel noch lange ein Geheimtipp bleibt und somit seine Unberührtheit weiterhin bewahren kann.
Thailand hatten wir uns vorher immer total touristisch vorgestellt. Aber irgendwie hat Thailand seinen ganz eigenen Flow und strahlt eine wahnsinnig ehrliche Gelassenheit aus. Das fanden wir echt super. So freundliche Menschen wie dort haben wir selten auf unserer Reise getroffen.
Frage 5: Was hat euch das Sabbatical gekostet?
Folgendes stand für uns vorab fest:
- Wir werden nicht in Dorms schlafen
- Wir haben ein eigenes Bad im Zimmer
- Zwischendurch sollen auch ein paar luxuriöse Unterkünfte dabei sein
- Wir wollen in den einzelnen Ländern viel unternehmen und nicht an Aktivitäten sparen
Deshalb haben wir dann auch eine Luxus-Kreuzfahrt in Fidschi gemacht, sind in Südafrika mit einem Hausboot umhergeschippert, haben uns abends öfter eine Flasche Wein gegönnt und in Neuseeland regelmäßig Aktivitäten gebucht (wie Schnorcheln mit Robben usw.). Klingt toll, kostet aber leider auch alles viel Geld. Doch das war es uns wert. Dafür hatten wir vorher viel gespart.
Circa 35.000 Euro hat uns unsere Auszeit gekostet und sie war jeden Cent wert.
Frage 6: Was hat sich nach dem Sabbatical für dich verändert?
Ich weiß noch, dass es damals ein total krasses Gefühl war, wieder deutschen Boden unter den Füßen zu haben. Zum ersten Mal fiel mir auf, dass Deutschland auch irgendwie einen ganz eigenen Geruch hat. Klingt komisch, oder?
Sehr einprägsam war auch mein erster Arbeitstag nach dem Sabbatical. Ich betrat die Flure unseres Unternehmens und war erstmal total geflasht. Alles wirkte auf einmal so unheimlich klein und eng, fast schon erdrückend.
Ansonsten denken wir auch heute, zwei Jahre später, immer noch gern an unsere Reise zurück. Wir reden viel darüber, schauen uns Bilder an und sind dann einfach nur happy. Eine Erfahrung, die ich nie mehr vergessen werde.
Frage 7: Würdet ihr es wieder tun?
Was für eine Frage!? Am liebsten würden wir sofort unsere Koffer packen. Japan, Alaska und Galapagos sind noch drei absolute Traumziele.
Auch wenn es vielleicht heutzutage als uncool gilt, aber was sich absolut bewährt hat, war das recht detaillierte Planen von Deutschland aus. Wir hatten bereits alle Flüge vorab gebucht. Die Unterkünfte haben wir ebenfalls schon von Deutschland aus reserviert und teilweise hatten wir auch schon die Road Trips in den einzelnen Ländern geplant. Immer wieder lesen wir von gestressten Reisenden, weil sie irgendwie alle 3-4 Tage damit beschäftigt sind, zu überlegen, wo es als nächstes hingeht, wo der günstigste Flug gebucht werden kann und ob es dort noch ein freies Hotel gibt. Und das alles dann bei schlechten W-LAN Verbindungen irgendwo im Nirgendwo. Das wäre nichts für uns gewesen. So konnten wir einfach die Seele baumeln lassen, uns vollkommen auf uns und auf das Land konzentrieren, in dem wir gerade waren. Es war ein sehr entspanntes Reisen.
Letzte Frage: Hast du einen Tipp für die, die noch überlegen, ob sie ein Sabbatical machen sollen?
Ich glaube, wenn du bereits ernsthaft über eine Auszeit nachdenkst, dann führt kein Weg daran vorbei. Tust du es nicht, wirst du es vermutlich dein Leben lang bereuen. Getreu dem Motto: „Am Ende bereust du nicht was du getan hast, sondern nur das, was du nicht getan hast.“
Steffis und Chris’ Sabbatical im Überblick
Dauer Sabbatical:
6 Monate
Regelung mit dem Arbeitgeber:
Steffi hatte 5,5 Monate unbezahlten Urlaub und 2 Wochen bezahlten Urlaub, Chris musste als Selbstständiger niemanden fragen
Kosten Sabbatical:
ca. 35.000 Euro für 2 Personen inkl. weiterhin anfallender Miete und Versicherungszahlungen daheim
Reiseziele:
China (Peking, Shanghai, Hongkong), Fidschi (Kreuzfahrt), Neukaledonien, Neuseeland, Indonesien (Bali, Sulawesi, Flores), Thailand (Koh Yao Noi, Koh Lanta, Koh Ngai), Sri Lanka, Südafrika, Mauritius
Viele Reisebblogger legen ihren Themenschwerpunkt auf Städtereisen. Für Steffi und Chris ist das nichts. Sie sind eher Naturtypen und lieben Rundreisen! Auf ihrem Blog Reiselife bekommst du daher überwiegend Tipps und Reiseberichte zu folgenden Themen:
- (Natur-)Rundreisen weltweit (egal ob selbst zusammengebastelt oder über einen Reiseveranstalter gebucht)
- Naturausflüge weltweit (Wandern, Tierbeobachtung, landschaftliche Highlights etc.)
Ihren Abenteuern kannst du auch auf Instagram, Facebook oder Pinterest folgen.
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