5.416 Meter, so hoch ist der höchste Punkt des Annapurna Circuits im Himalaya Gebirge Nepals, eine Höhe in der es einen so richtig weghauen kann. Höhenkrankheit heißt das erschreckende Stichwort. Starke Kopfschmerzen, Übelkeit, Schlafstörungen, im schlimmsten Fall sogar ein tödliches Höhenhirnödem sind möglich. Und trotzdem haben wir als absolute Flachlandbewohner es geschafft. In 3 Wochen Wanderung, 250 km Strecke und auch auf Höhe sind wir vollkommen beschwerdefrei geblieben. Auch was die Fitness angeht hatten wir keine Probleme. Hier verrate ich dir, wie wir das geschafft haben und was du tun kannst, um für den Annapurna Circuit fit zu werden.
Erfahrungsbericht – von Normalo zum Himalaya-Wanderer
Ich hoffe mein lieber Wanderpartner Frank verzeiht es mir, wenn ich das hier jetzt so schreibe, aber wir waren beide nicht die absoluten Fitnessfreaks oder total erfahrenen Wanderer bevor wir uns auf den Annapurna vorbereitet hatten.
Frank ist sportlich und schlank, geht regelmäßig ins Fitnessstudio und auch joggen und so ist er mit Ü40 durchaus fit wie ein Turnschuh. Doch ein absoluter Fitnessfreak ist er nicht und auch wenn er wanderinteressiert ist und immer mal wieder Touren gemacht hat, etwas wie das Himalaya Gebirge, stand weder von der Strecke noch von der Höhe her vorher je auf seinem Programm.
Und ich? Ich halte mich für gesund und halbwegs sportlich. Bis zum Entscheid zu dieser Wanderung, bin ich von Zeit zu Zeit joggen gegangen, habe meist das Rad statt der Bahn genommen und hab manchmal Yoga gemacht. Doch alles ohne festen Rhythmus und teils mit riesigen Pausen dazwischen. Mit Anfang 30, als jemand der weder raucht, noch oft Alkohol trinkt und sich auch halbwegs gesund ernährt, war ich somit durchschnittlich fit, würde ich meinen. Was meine Wandererfahrung anging, war die bis zum Sommer 2018 gleich Null. Längere Spaziergänge ja, aber nichts was Wanderschuhe benötigt hätte.
Wieso wir als Anfänger den Annapurna Circuit Trek laufen wollten
Also wie kommen wir zwei nun ausgerechnet darauf den Annapurna Circuit zu absolvieren, die komplette ungekürzte Strecke und dann auch noch ohne Guide und ohne Porter? (vor 2023 war ein Guide noch keine Pflicht) Wieso dachten wir, wir müssten das mit 15 Kilo Gepäck je Person drei Wochen lang nur zu zweit durchziehen? Warum haben wir uns nicht einen gemütlicheren Urlaub ausgesucht oder sind nicht erst einmal in den Alpen gestartet, um zu sehen, ob uns das alles überhaupt liegt?
Ganz einfach: Nur weil man etwas noch nie gemacht hat, heißt das ja nicht, dass man es nicht kann!
Die Wanderung ist ein großer Traum von Frank gewesen und ich als reisesüchtige und gute Freundin habe sofort zugesagt mitzumachen. Ich dachte mir: “Das werden wir schaffen. Wir bereiten uns einfach gut vor und werden vor Ort vernünftig sein. Wir werden auch gegenseitig aufeinander Acht geben, dann packen wir das schon.” Vielleicht war ich anfangs etwas naiv oder übermotiviert, weil mich Frank mit seiner Frage erwischte, als ich gerade durch Südamerika reiste und voll mit guter Energie und Reiselust war. Schon möglich.
Im Laufe der Vorbereitung wuchs mein Respekt jedenfalls ordentlich. Besonders einprägsam war ein Youtube Video vom Reiseblogger BackpackingSimon, der einige heftige Aufnahmen der Strecke zeigte, bei denen sich mir der Magen umdrehte. Schmalste Wege, steile Klippen, Geröll mit Erdrutschgefahr – nicht gerade das, was meiner Höhenangst Vertrauen schenkt. Und trotzdem haben wir uns nicht abhalten lassen. Denn zu dem Zeitpunkt hatten wir uns schon versprochen dieses Abenteuer gemeinsam durchzuziehen und keiner von uns wollte sein Versprechen brechen. Blieb also nur eines: Sich gut vorzubereiten.
Annapurna Circuit Vorbereitung
Mag meine Zusage zu diesem Abenteuer und meine anfängliche Vorstellung vielleicht etwas naiv gewesen sein, so haben wir die Vorbereitung um so ernster genommen. Und das war auch gut so. Denn ohne Guide hatten wir eben niemanden dabei, der mit Profiblick die Dinge beurteilen konnte, das mussten wir uns selbst aneignenen.
Routenplanung – Bücher & Blogs zur Annapurna Circuit Vorbereitung
Wir bestellten uns zunächst Wanderführer, Karten sowie Bücher zum Thema Höhenkrankheit. Die gaben einen guten ersten Eindruck davon, was uns erwarten würde. Da so ein Wanderführer jedoch immer schon davon ausgeht, dass derjenige der ihn liest auch etwas Erfahrung mitbringt, haben wir zusätzlich nach Reisebloggern gesucht, die den Annapurna Circuit Trek auch schon absolviert hatten.
So holten wir uns noch ein paar persönliche Eindrücke ein, fanden heraus, welche Streckenlängen andere an einem Tag so geschafft hatten und ab wann es für sie anstrengend wurde, welche Probleme bezüglich der Höhe bei ihnen auftraten und was bei ihnen auf der Packliste stand.
Das war für die Vorbereitung wirklich hilfreich, weil wir so mehr und mehr das Gefühl bekamen ungefähr zu wissen, auf was wir uns da überhaupt einlassen würden.
Außerdem bekamen wir einen zeitlichen Eindruck. Auch wenn die meisten anderen bereits kurz nach dem Pass den Trek verließen und mit Bussen oder Jeeps zurück in die Städte fuhren und wir im Gegensatz dazu vorhatten die gesamte Strecke bis zum allerletzten Kilometer zu laufen, so konnten wir dennoch grob kalkulieren, wie viele Tage wir benötigen würden.
Dazu addierten wir eine freundliche Menge Puffer Tage für den Fall, dass wir Probleme mit der Höhe bekämen und erst einmal wieder absteigen müssten oder wir schlichtweg mal einen Pausentag außerhalb des Standardprogramms brauchten. So kamen wir auf 21 Tage für unsere Wanderung, was rückblickend mehr als entspannt ist. Wir hätten Sie tatsächlich auch ohne zu hetzten oder gesundheitlich Probleme zu bekommen locker in 18 Tagen machen können.
Die richtige Ausrüstung
Eines war klar: meine Reiseausrüstung würde ich von Hostel Backpacker auf Wanderer updaten müssen. Das führte zu einer langen Einkaufsliste, welche die Kosten dieser Reise maßgeblich nach oben trieb, sich jedoch auch wirklich gelohnt hat. Außerdem, wenn man sich was Neues vorgenommen hat, macht das Einkaufen dafür ja auch Spaß. Denn mal ehrlich, hat sich nicht jeder von uns in frischer Motivation wieder mehr Sport zu machen, schon einmal eine Sporthose oder ein entsprechendes Oberteil gekauft?
In meinem Fall und der Wanderung, sind die Sachen dann wenigsten nicht im Schrank liegen geblieben, sondern wurden tatsächlich drei Wochen am Stück genutzt und haben auch danach noch viele Jahre eine regelmäßige Nutzung erfahren.
Der richtige Rucksack
Zunächst kaufte ich mir einen neuen Rucksack. Dafür sind folgende Kriterien für mich entscheidend gewesen:
- Passend für meinen Rücken: Ladies achtet hier auf spezielle Modelle, denn Frauenrucksäcke sind vor allem an den Schultern enger geschnitten und das macht einen großen Unterschied. So drücken die Schultergurte nicht zu sehr nach außen. Auch der Abstand zwischen Schulterriemen und Hüftgurt ist bei Frauenmodellen oft kürzer.
- Kein Top-Lader, sondern ein Rucksack, den ich im liegen über das Hauptfach öffnen und so schnell an alles rankommen kann. Das finde ich persönlich viel einfacherer beim täglichen Ein- und Auspacken.
- Die richtige Größe: Nicht zu klein und nicht zu groß, 38 + 8 Liter waren für mich perfekt
- Und selbstverständlich bei einem Wanderrucksack: Ein Hüftgurt, der bequem sitzt. Denn darüber trägt man das meiste Gewicht.
- Hinzu kommen ausreichen Außentaschen für Flaschen etc sowie Schlaufen für Wanderstöcke.
- Last but not least: Falls man die Wahl hat, greife ich gern zu Deutschen Marken, die das Thema Nachhaltigkeit fokussieren und auf entsprechende Materialien sowie Garantien setzen. Vaude ist ein gutes Beispiel für Wanderrucksäcke, hinsichtlich wasserdichter Taschen wäre Ortlieb meine erste Wahl.
Gerade wenn man seinen ersten Trekkingrucksack kauft, ist der Gang zum Outdoor-Ausstatter des Vertrauens eine gute Entscheidung. Auch nach zig Taschen, die ich mittlerweile in verschiedensten Größen besitze, lasse ich mich noch gern beraten. Immerhin kommen ständig neue Modelle mit mehr oder weniger für einen persönlich sinnvollen Innovationen auf den Markt.
Außerdem helfen die Profis den Rucksack richtig einzustellen (ja das macht einen großen Unterschied) und man kann im Laden schonmal ein paar Proberunden tragen (am besten dafür den Rucksack beschweren) und erspart sich nerviges und umweltseitig schlechtes Hin- und Hergeschicke mit Online Anbietern.
Der richtige Schlafsack
Nachdem das Thema Rucksack erledigt war, kaufte ich mir einen Schlafsack. Denn während der Wanderung war damit zu rechnen, dass es kalte Nächte geben würde und die Zimmer ungeheizt sein würden. Im Nachgang kann ich sagen, auch hier hat sich die Investition gelohnt. Tatsächlich schliefen wir teils bei fünf Grad und weniger Zimmertemperatur. Da hätten die schweren Wolldecken, welche es meist in den Lodges gab, mich nicht warm bekommen. Ein kuscheliger Schlafsack schafft das schon eher. Für mich galten folgende Kriterien beim Kauf:
- Die richtige Größe – für Frauen gibt es spezielle etwas kürzere Schlafsäcke
- Eine gute Balance zwischen Wärmegrad und Gewicht
- Ein fairer Preis
Das für mich richtige Modell wurde der Mountain Equipment Glacier 700 Women. Dessen Komforttemperatur liegt bei -6 Grad, was für mich als Frostbeule in Nepal und später auch im patagonischen Herbst perfekt gepasst hat.
Die richtigen Wanderschuhe
Rucksack und Schlafsack waren erledigt, also ging es zum nächsten wirklich wichtigen Punkt auf der Einkaufsliste: Wanderschuhe.
Da ein Schuh, mit dem man drei Wochen lang bergauf, bergab läuft, über Stufen, Wiesen und Geröll, ggf. sogar Schnee, möglichst perfekt passen und auch für das Terrain geeignet sein sollte, haben wir uns dazu Rat vom Profi geholt. An einem Samstagmorgen ging es zum Outdoor Ausstatter. Dort erzählten wir dem Schuhprofi von unserem Vorhaben. Es folgten Fragen zu unseren üblichen Schuhgrößen, zu Fußproblemen bzw. -besonderheiten, zum Gewicht unseres Gepäcks und zur genauen Region unserer Wanderung. Dann hieß es in den in Frage kommenden Schuhe eine Weile durch den Laden spazieren und genau zu schauen, wo es zwackt und wo Spielraum ist.
Nach zwei Stunden ging ich zwar mit einem erleichterten Konto, dafür aber auch mit richtig gut sitzenden Wanderschuhen aus dem Laden. Auf Anraten der Verkäuferin sind auch noch ein paar Merino Wandersocken im Einkaufswagen gelandet, die übrigens tatsächlich 2 Nummern kleiner sind, als ich normalerweise trage.
Das klang für mich erst schräg und unbequem, stellte sich aber als ein großartiger Rat heraus. Denn dehnbar sind die Socken eh, nur werfen sie dank der kleiner gewählten Größe garantiert keine Falten, die dann wiederum zu Blasen führen könnten. Nur mal so als Tipp am Rande.
Meine Wanderstiefel sind die Hanwag Lhasa Lady geworden und über die Wahl bin ich auch nach der Wanderung noch wirklich froh. Ein tolles treues Paar hochwertiger Wanderstiefel, die mich mittlerweile durch die ganze Welt begleitet haben.
Die richtige Kleidung
Da wir möglichst leicht packen wollten, hieße das Stichwort “Zwiebeltechnik“. Anstatt also einen dicken Pulli mitzunhmen, habe ich beispielsweise kurze und lange Merinoshirts sowie einen dünnen Merino-Zip-Pullover eingepackt.
Und da wären wir auch schon beim zweiten wichtigen Schlagwort: Merinowolle. Diese hat gegenüber normaler Baumwolle oder synthetischen Wassern große Vorteile. Sie wärmt, lässt Luft durch, nimmt Feuchtigkeit auf, trocknet aber auch schnell und neutralisiert Gerüche bzw. ist nicht so anfällig für geruchsbildende Bakterien, wie es Synthetik beispielsweise ist.
Für mich, auch heute mit viel Wandererfahrung, gibt es nichts besseres, als dieses natürliche Material. Das hat zwar seinen Preis, hält aber bei guter Verarbeitung über Jahre und reduziert das Gepäck um ein Vielfaches. Ein Merinoshirt kann man locker eine Woche tragen, ohne zu riechen, solange man es über Nacht lüftet.
Merinoshirt und sogar -Hose im Einsatz im Frankenwald
Nützliche Gadgets
Statt viel Kleidung mitzunehmen, packte ich ein Stück Seife zum Waschen der Klamotten sowie eine praktische sehr dehnbare Wäscheleine* ein. So wurde immer wenn es sich wetterseitig anbot, ca. einmal in der Woche gewaschen.
Auch meine Reiseapotheke stockte ich auf. Desinfektionstücher, Wundheilsalbe, Jodsalbe, Verbandmaterial, Kopfschmerztabletten, Kohletabletten gegen Magenprobleme und natürlich Wasserreinigungstabletten sowie viele Blasenpflaster durften nicht fehlen. Außer den Wasserreinigungstabletten haben wir selbst vor Ort nichts benötigt, trotzdem war die Reiseapotheke nicht umsonst dabei.
Ich konnte unterwegs einen kleinen Jungen versorgen, der sich eine fiese Schnittwunde am Fuß zugezogen hatte und dessen Opa verzweifelt alle Wanderer ansprach, wohlwissend, dass diese häufig Desinfektionsmittel und Verbandsmaterial dabei haben. Denn das nächste Krankenhaus wäre wäre erst wieder in der nächsten Großstadt und eine offene Wunde am Fuß kann sich schnell entzünden und zu einem großen Problem werden. Da erfüllte mein erste Hilfe Kit seinen Zweck.
Auf Höhentouren ist ein Pulsoximeter* ein sehr praktisches Gadget. Dieses misst recht simpel die Sauerstoffsättigung im Blut, was ein aufschlussreicher Indikator bzgl. einer drohenden Höhenerkrankung ist. Einfach Morgens und Abends messen und einen Indiz mehr haben, ob man noch weiter aufsteigen kann.
Unsere liebsten Reise Gadgets
Das brauchst du!
Von uns selbst dem Härtetest unterzogen und deshalb von Herzen empfohlen – in unserem Amazon Shop* findest du alles, was du auf Reisen brauchst. Von praktischer Wäscheleine, Kameraequipment und Reiseapotheke bis zu den besten Rucksäcken. Ohne diese Gadgets reisen wir nicht mehr!
Annapurna Circuit Vorbereitung – Training für die Wanderung
Wie schon geschrieben, war ich bis zum Sommer vollkommen ohne jede Wandererfahrung. Das musste sich vor dem großen Himalaya Abenteuer noch ändern. Glücklicherweise ergaben sich zwei Blogger Kooperation in genau diese Richtung.
Mehrtageswanderungen
Erst absolvierte ich ein Survival Training in den Schweizer Bergen.
Dort lief ich nicht nur meine Schuhe ein und testete meine Ausrüstung auf Wettertauglichkeit, ich lernte auch wie man Wanderkarten richtig liest und wie wichtig es ist, auf das eigene Wohlbefinden zu hören.
Ein paar Wochen später konnte ich das alles dann bei meiner ersten Solowanderung anwenden. Vier Tage, 100 Kilometer auf dem Hexenstieg durch den Harz. Danach wusste ich genau, wo meine Füße für Blasen anfällig waren und welche Hose auch nach 8 schwitzenden Stunden laufen am besten sitzt. Eine wertvolle Erfahrung.
Die beiden Touren waren super, vor allem um mein Equipment zu testen. Dazu kann ich dir auch dringend raten. Wanderstiefel müssen eh eingelaufen werden, aber auch deinen Rucksack solltest du auf Herz und Nieren testen.
Höhentraining in der Druckkammer
Von einigen Ausflügen in Südamerika, wusste ich, dass mein Körper mit Höhe zumindest nicht super schnell Probleme bekommt. Bis auf ca. 4.500 Meter war ich schon mal, wenn auch nur sehr kurz und mit entsprechender Akklimatisierung. Doch das ging gut.
Frank hingegen hatte auch diese Erfahrung noch nicht gemacht und so war das Thema für ihn besonders wichtig.
Nach etwas Recherche fand er ein Fitnessstudio in Berlin, welches spezielle Höhentrainings anbot. Und das funktioniert wie folgt: „Der Sauerstoffgehalt wird in den Trainingsräumen abgesenkt. Folglich entsteht bei den Trainierenden ein Sauerstoffmangel im Blut, dieser zwingt den Körper, effizienter mit dem vorhandenen Sauerstoff umzugehen. Infolgedessen verbessern sich der Sauerstofftransport und die Verwertung des Sauerstoffes in den Zellen. Nach einer Weile des Trainings sind die physiologischen Veränderungen so stark, dass sie für mehrere Monate erhalten bleiben.“
Konkret bildet der Körper mehr rote Blutkörperchen, die für den Transport des Sauerstoffs zuständig sind. Das hilft mit dem Sauerstoffmangel klarzukommen.
Mit gepackten Rucksack auf dem Laufband
Wir buchten uns dort einige Stunden und standen so kurze Zeit später mit gepackten Rucksack in Wanderklamotte auf Laufbändern in einem abgeschlossenen Raum. Zunächst wurden durch Sauerstoffmangel 3.000 Meter Höhe simuliert. Dann wurde von Training zu Training gesteigert. Bis wir kurz vor Abflug nach Nepal schlussendlich auf 6.000 Meter Höhe waren und gar nichts mehr ging.
Beim letzten Training war ans Laufband für mich nicht mehr zu denken. Mir war schwindelig, ich hatte Kopfschmerzen und Übelkeit folgte ebenso. Ziemlich klassische Symptome einer Höhenkrankheit. Die verschwanden zwei Stunden nach dem Training komplett, dafür war ich dann super müde und suchte mein Bett früher als gewöhnlich auf.
Der große Vorteil dieser Erfahrung: jetzt wusste ich genau, wie sich Höhenkrankheit anfühlte. Ich war vorgewarnt. Außerdem hatten unsere Körper begonnen mehr rote Blutkörperchen zu bilden und uns so besser mit Sauerstoff unter Mangelszenarien zu versorgen.
Fitnesstraining für Höhentouren
Allgemeine Fitness hat zwar wenig mit der Anfälligkeit für die Höhenkrankheit zu tun, aber wer mehrere Wochen lang wandert, dabei 250km Strecke zurücklegt und permanent das eigenen Gepäck trägt, sollte dafür fit sein. Außerdem sollte man neben der Bein- und Rumpfmuskulatur auch den Rücken und die Schultern stärken.
Sportarten, um deine Ausdauer zu stärken
- joggen
- schnelles Radfahren
- mein Favorit: der Stairmaster im Fitnessstudio, der lässt das Herz pumpen sorgt für ein richtig heftigen Trainingseffekt
Übungen zum Stärken der Beine
- Stepups / Aufsteigen
- Wadenheben
- Kniebeugen
- Kniebeuge halten / Wandsitzen
- Beinpresse
- Oberschenkel Adduktoren und Abduktoren Training an entsprechenden Maschinen im Fitnessstudio
- Kettlebell Dead Lift
- Inline Skaten
Training für den Rücken und Schultern:
- Rudern, stärkt direkt mehrere Muskelgruppen
- unteren Rücken im Fitnessstudio mit der Hyperextension-Bank
Grundregeln für die Annapurna Circuit Wanderung
All die Vorbereitung nutzt jedoch nichts, wenn man bei der Wanderung dann die wichtigsten Regeln missachtet.
Gehe dein Tempo oder sogar langsamer
Denn das Allerwichtigste ist es in seinem eigenen Tempo zu gehen und auf den Körper zu hören. Klar wird die Atmung in den höheren Lagen schwerer und um so mehr man sich dem Pass nähert, desto eher hat man das Gefühl gar nicht voran zu kommen. Denn auch bei bester Akklimatisierung nimmt die Leistungsfähigkeit je 1.000 Höhenmeter ca. 10% ab. Kein Wunder also, dass man sich die letzten Meter zum Pass nur so dahinschleppt.
Doch davon darf man sich nicht verrückt machen lassen. Auch oder erst recht nicht, wenn man überholt wird. An mir sind diverse Male andere vorbeigezogen. Meist Wanderer mit Porter, die nur einen kleinen Tagesrucksack trugen. Das kränkt das Ego dann wenigsten nicht so sehr. Dennoch kann das dazu verleiten schneller zu gehen, als es eigentlich für einen gut ist.
Wer sich am Tempo anderer orientiert läuft Gefahr sich zu übernehmen. Also bleibe dir treu oder besser noch: zwinge dich bewusst zum langsamen gehen.
Nur mal als kleines Beispiel dafür, wie unterschiedlich das eben sein kann und dass einen das alles nicht verrückt machen sollte: Ich mag Berganstiege nicht wirklich, finde sie super anstrengend und bin gefühlt langsam wie eine Schnecke beim hochlaufen. Fühle ich mich gedrängelt, dann bekomme ich schlechte Laune. Frank hingegen hat die Anstiege gut weggesteckt und war meist deutlich schneller als ich. Davon habe ich mich aber nicht verrückt machen lassen. Er hat dann einfach an der nächsten Ecke auf mich gewartet.
Am Ende des Tages waren wir trotzdem immer fix unterwegs, kamen vor der geplanten Zeit im Tagesziel an. Und bergabwärts drehte sich der Spieß dann um. Ich hätte von Stufe zu Stufe springen können, während Frank das gar nicht mochte.
Trinke genug
Außerdem heißt es ausreichend schlafen und vor allem sehr viel trinken! Auf der Höhe sollte man nicht weniger als 3 Liter Wasser am Tag trinken, besser sogar 4 Liter. Was du jedoch vermeiden solltest ist Alkohol, der verträgt sich im Körper mit der Höhe nicht so gut. Falls es dich also nach einem kühlen Belohnungsbier durstet, hebe dir das für nach dem Pass auf.
Plane Puffertage & Akklimatisierungswanderungen ein
Nichts ist schlimmer auf einer Höhentour, als in Zeitnot zu geraten und sich deshalb zu übernehmen. Plane daher unbedingt ausreichend Puffertage ein. Vielleicht bist du mal so erschöpft vom Wandern, dass du einfach einen Tag Ruhe brauchst oder du hast Anzeichen von Höhenkrankheit und musst die Höhe erstmal wieder verlassen. Um den Anstieg erneut zu versuchen, braucht es die Puffertage.
Manang ist ein klassischer Ort auf dem Annapurna Circuit, um ein zwei Puffertage zu verbringen. Hier ist man schon auf über 3.500 Metern und merkt die Höhe bereits. Außerdem kann man von hier aus eine hervorragende Wanderung zum Akklimatisieren zum Ice Lake auf 4.600 Meter unternehmen.
Auch die extra Rund zum Tilicho Basecamp (4.150m) und dem Tilicho Lake (4.990m) bieten sich an. Aber Achtung: Die Strecke ist für Menschen mit Höhenangst eine heftige Herausforderung, da man auf super schmalen Pfaden in der Landslide Area unterwegs ist, stets mit steilen Abhang im Blick.
Steige langsam auf
Eine Daumenregel für das Wandern in Höhen lautet ab 3.000 Meter Höhe nicht mehr als 300 Höhenmeter Unterschied in den Zielorten zu haben. Du kannst im Laufe der Wanderung höher gehen, das ist sogar gut für die Akklimatisierung, aber dein Schlafquartier sollte eben nicht mehr als 300 Höhenmeter zum Vorabend haben.
Go high, sleep low.
Im Zweifel für die Gesundheit
Manchmal hilft trotz Vorbereitung und aller eingehaltenen Grundregeln bei der Wanderung alles nichts und man erkrankt dennoch an der Höhenkrankheit. Das kommt vor. Dann bleibt nur der Abstieg und entweder ein erneuter späterer Versuch oder falls die Symptome bleiben ein kompletter Abbruch. Das ist absolut keine Schande!
Selbst den sportlichsten Menschen passiert das. Selbst ein Rekordhalter im Marathon ist schon beim Abstieg verstorben, weil er schlichtweg zu schnell aufgestiegen war. Er hatte in irre kurzer Zeit in extreme Höhe gehen wollen.
Also im Zweifel immer für die Gesundheit! Das ist immer noch besser als mit einem Lungen- oder Hirnödem vom Heli geholt zu werden.
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GRÜNDERIN
Nicole Bittger
Reisesüchtige Foodie & Coffee Nerd aus Berlin mit großer Fotoleidenschaft, einem Herz für Tiere und die Natur.
Mit Nicoles Neugierde auf die Welt und ihrem ersten Sabbatical erblickte auch PASSENGER X das Licht der Welt. Ein halbes Jahr Abenteuer in China, Japan und Europa führten dazu, dass dieser Blog mit Leben gefüllt wurde. Um ein Jahr später fünf Monate lang solo durch das bunte Südamerika zu touren, kündigte Nicole schließlich ihren sicheren Konzernjob. Seitdem arbeitet sie selbstständig und ist Vollzeitbloggerin.
Ob sie jemals genug vom Reisen haben wird? We doubt it!
Fun Fact: Nicoles Herzensland ist Grönland. Dort hat sie noch das wahre “Weit-Weg-Gefühl”.
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