Welcher abenteuerlustige Wanderer träumt nicht davon, einmal im höchsten Gebirge der Welt unterwegs zu sein? Es muss allerdings nicht gleich die Besteigung des Mount Everest sein. Der Annapurna Circuit bietet auch dem durchschnittlich fitten Wanderer die Möglichkeit, in die Bergwelt des Himalayas einzutauchen. Zusammen mit meinem Partner war ich 4 Wochen in Nepal unterwegs, davon 17 Tage auf dem Annapurna Circuit. Wow! Nepal Wandern – das ist ein Abenteuer, das man nie wieder vergisst. Doch wie viele Fragen hatte ich vorher, wie viele Gedanken habe ich mir gemacht. Damit es dir ein wenig einfacher fällt, dir zur anstehenden Herausforderung einen Eindruck zu machen, teile ich unseren Annapurna Circuit Erfahrungsbericht Tag für Tag mit dir.
Unsere Route im Überblick
Bevor du gleich meinen Annapurna Circuit Erfahrungsbericht eintauchst, möchte ich dor gerne noch unsere Route im Überblick zeigen.
Jagat – Dharapani – Chame – Upper Pisang – Manang – Yak Kharka – High Camp – Thorong La Pass – Muktinath – Tatopani – Sikha – Ghorepani – Poon Hill – Ulleri – Birethanti
Als alternative Route dazu siehst du die Tour, die PASSENGER X Gründerin Nicole 2018 – damals noch ohne Guide – gewandert ist.
Namasté, Kathmandu!
Wenn du dich für eine Trekkingtour in Nepal entschieden hast, wirst du mit großer Wahrscheinlichkeit erstmal im wuseligen Kathmandu landen. Am besten, bleibst du dort die ersten beiden Nächte. So hast du Zeit, dich ein wenig zu akklimatisieren und ein paar Sehenswürdigkeiten der nepalesischen Hauptstadt zu erkunden.
Ich will hier nichts beschönigen. Auch, wenn die Stadt einige sehenswerte Orte zu bieten hat, konnten wir uns mit Kathmandu trotzdem nicht wirklich anfreunden. Es ist laut, voll und die Luftqualität ist furchtbar. Außerdem haben wir dort den schlimmsten Verkehr überhaupt erlebt. Die Straßen teilt man sich als Fußgänger oft mit Autos, Roller und Rikschas, die unter stetigem Gehupe direkt an einem vorbei rauschen. Straßenüberquerungen waren ebenfalls ein Glücksspiel. Wer noch nie in Nepal oder Indien war, dem wird es vermutlich ähnlich ergehen. Also stelle dich am besten direkt darauf ein und nehme ganz viel Ohm-Stimmung mit, wenn du aus der Tür gehst.
Unter diesen Umständen hat die Erkundung der Stadt zu Fuß nicht wirklich viel Spaß gemacht und wir waren ziemlich froh, als es endlich in die Berge ging!
Es geht los! Früh am Morgen fahren wir gemeinsam mit unserem Guide, Ganesh, zum Busbahnhof in Kathmandu. Dort erwartet uns das für die Großstadt typische Chaos. Wir müssen uns aber um nichts kümmern.
Ganesh hat bereits alles geregelt und der Mini-Bus steht schon bereit. Gemeinsam mit ein paar anderen Trekkern, die ebenfalls den Annapurna Circuit in Nepal wandern wollen, deren Guides sowie einer nepalesischen Familie geht die Fahrt dann auch schon los.
Schnell voran geht es im dichten Verkehr allerdings nicht.
Wer in Nepal mit dem Bus unterwegs ist, braucht vor allem eines: Geduld.
Wir scheinen mit unserem Mini-Bus immerhin um einiges besser dran zu sein, als mit dem Local Bus, da wir nicht anhalten müssen, um weitere Fahrgäste einsteigen zu lassen.
Ein paarmal machen wir Pause. Was zu Essen gibt es sogar auch. So kommen wir schon vor Beginn des Treks das erste Mal in den Genuss von Dal Bhat, dem nepalesischen Nationalgericht. Damit werden wir auf dem Annapurna Circuit noch öfter in Berührung kommen.
Nachdem wir den größten Teil des 200 km langen Weges im Stau gestanden haben, kommen wir nach 9 Stunden ziemlich müde in Besisahar an. Der Ort ist der offizielle Startpunkt des Annapurna Circuit und Endstation für alle Busse. Auch, wenn ich gerade einfach nur das Bedürfnis nach einer Dusche und einem Bett habe, geht es für uns noch ein Stück mit dem Jeep weiter. Wir wollen unsere Wanderung nämlich in dem Örtchen Jagat starten, welches nochmal einige Kilometer entfernt liegt.
Nachdem wir weitere zwei Stunden in einem völlig überfüllten Jeep kräftig durchgerüttelt werden, kommen wir kurz vor Einbruch der Dunkelheit endlich in Jagat an.
Dort bin ich erstmal sehr erstaunt über unser Zimmer mit eigenem Badezimmer inklusive warmer Dusche und westlicher (!) Toilette. So viel Luxus habe ich auf der Annapurna Runde nicht erwartet.
Nach diesem langen Tag freue ich mich über ein paar leckere Momos zum Abendessen und bin gespannt, was die nächsten Wochen Nepal Wandern für uns bereithalten. Wir sind heute die einzigen Gäste im Teehaus.
Unser erster Wandertag auf dem Annapurna Circuit. Wie aufregend! Die Nacht war angenehm, nicht zu kalt und das Bett gemütlich. Wir starten auf der Jeep-Piste, passieren einen schönen Wasserfall und queren dann über eine Hängebrücke den Marsyangandi-Fluss.
Wir lassen die sogenannte “Dirt-Road” hinter uns und wandern nun auf einem naturbelassenen Pfad auf der gegenüberliegenden Talseite. Obwohl wir uns hier noch im Gebirgsvorland befinden, sind die Gipfel bereits über 3.000 Meter hoch.
Die Landschaft ist jetzt schon wunderschön.
Wie es wohl erst wird, wenn die ersten 8.000er der Annapurna Runde zum Vorschein kommen?
Nach einem kurzen, aber knackigen Aufstieg kommt auch schon unser Ziel für die Mittagspause in Sicht: Tal. Der Name ist Programm. Vor uns erstreckt sich ein weites Tal, umrahmt von Bergen, durch die Mitte zieht sich der Marsyangandi. Was für ein Anblick!
Als wir den Ort betreten, wirkt er wie ausgestorben. Generell sind wir heute kaum einer Menschenseele begegnet. Ganesh weiß aber glücklicherweise, wo wir einkehren können und so freue ich mich erstmal über ein schmackhaftes Kartoffel-Curry.
Unser heutiges Tagesziel, Dharapani, haben wir nach dieser Stärkung schnell erreicht. Obwohl wir den restlichen Weg auf der Dirt-Road zurücklegen, bleibt es ruhig auf der Strecke. Es herrscht kaum Verkehr und auch hier begegnen wir keinem anderen Wanderern.
Langsam frage ich mich, ob wir gerade die einzigen sind, die auf dem Annapurna Circuit unterwegs sind.
Angekommen in unserer Unterkunft in Dharapani treffen wir dann doch noch auf andere Trekker. Im Gegensatz zu gestern gibt es hier ein Gemeinschaftsbad, aber auch heute freue ich mich wieder über eine heiße Dusche und gutes Essen. Angst vor Einbrechern müssen wir auch keine haben, unsere Tür wird die ganze Nacht von einer süßen Fellnase bewacht.
Unser zweiter Wandertag auf dem Annapurna Circuit beginnt erstmal entspannt, lange bleibt das aber leider nicht so. In Danagyu füllen wir unser Wasser an einer Safe-Water-Drinking-Station auf (eine der wenigen, die wir unterwegs gesehen haben) und nehmen den steilen Anstieg nach Timang in Angriff. Wie so oft lohnt sich die Anstrengung.
Während der Teepause erblicken wir unseren ersten 8.000er: Den Manaslu. Mit 8.163 Metern Höhe gehört er zu den 14 höchsten Gipfeln der Welt. Wow!
Nach der kleinen Pause geht es weiter Richtung Tanchok, wo wir ein unfassbar leckeres Dal Bhat serviert bekommen. Das wohl beste Dal Baht unserer ganzen Reise. Zudem bekommen wir von der Besitzerin des Guest House einen gelben Glücksschal geschenkt. Dieser soll uns auf unserer kompletten Reise begleiten und einiges an Unheil fernhalten.
Nach der Pause und dem leckeren Essen ist der restliche Weg nach Chame ein Leichtes. Dort kommen wir zum Glück rechtzeitig an, bevor ein kräftiger Regen beginnt, der im Laufe des Abends zu Schnee wird. Auch hier dürfen wir uns über eine heiße Dusche und ein eigenes Bad im Zimmer freuen. Zum Abendessen lassen wir uns Knoblauchsuppe schmecken, welche der Höhenkrankheit vorbeugen soll.
Nach Knoblauch stinkend, aber zufrieden kuscheln wir uns in unsere Schlafsäcke und stellen uns der ersten kühleren Nacht auf dem Annapurna Circuit.
Unsere Schlafsäcke haben uns die Nacht über richtig schön warm gehalten! So geht es nach dem Frühstück direkt wieder los. Zunächst erstmal wieder auf der Dirt Road. Tatsächlich ist heute das erste Mal auch mehr Betrieb auf dem Annapurna Circuit.
Waren wir die letzten Tage fast alleine unterwegs, treffen wir heute auf einige andere Wanderer. Das liegt offenbar daran, dass sich viele Leute mit dem Jeep direkt nach Chame fahren lassen, um von dort aus die Tour zu starten. Schade! Denn wie dir mein Annapurna Circuit Erfahrungsbericht bis hierher schon verraten hat, verpasst man zwei wirklich schöne Wandertage, wenn man mit dem Jeep abkürzt.
Heute wartet ein absolutes Highlight auf uns: Die Apfelfarm in Brathang.
Einfach erstaunlich, dass in einer Höhe von über 3.000 Metern Obstanbau möglich ist! Dort gibt es allerlei Köstlichkeiten wie frische Apfeltaschen oder Apfel-Donuts. Ich kann dir unbedingt raten, eine Pause einzulegen und eine (oder mehrere) dieser süßen Sünden zu probieren. So lecker und mein Highlight an diesem wunderbar sonnigen Tag!
Landschaftlich bewegen wir uns nun zwischen schneebedeckten Bergen.
Der Schneefall von letzter Nacht hat seine Spuren hinterlassen, denn auch hier unten laufen wir immer mal wieder durch den ein oder anderen Schneematsch. Da wir uns den Großteil der Zeit auf der Dirt-Road befinden, weist der Weg keine großartigen Schwierigkeiten auf. Lediglich ein steiles Waldstück den Berg hinauf fordert nochmal einiges an Kondition.
Aus sicherer Entfernung können wir mehrere Lawinenabgänge in den uns umgebenden Bergen beobachten. Ganz schön laut!
In Dhukur Pokari gönnen wir uns dann, mal wieder, ein leckeres Dal Baht und einen wohltuenden Zitrone-Ingwer Tee mit Honig. Neben Masala-Tee mein persönliches Kultgetränk des Annapurna Circuits.
Nun ist es nicht mehr weit bis Upper Pisang, unserem nächsten Tagesziel. Dort beziehen wir erstmal unser Zimmer, von wo aus man einen fantastischen Blick auf den Annapurna II hat. Das nenne ich mal Aussicht! Und auch unser Glück mit heißer Dusche und eigener westlicher Toilette setzt sich fort.
Weil wir heute noch nicht genug gelaufen sind, besuchen wir am Abend noch gemeinsam mit unserem Guide ein buddhistisches Kloster. Dafür geht’s noch ein Stückchen weiter hinauf. Den herrlichen Ausblick muss ich nicht extra erwähnen, oder?
Achtung: Vor dem Betreten eines Klosters müssen die Schuhe ausgezogen werden. Bitte berücksichtige das und verhalte dich auch sonst respektvoll.
Unser Tag endet mit einem Abendessen im warmen Gastraum unserer Unterkunft, wo wir wieder die einzigen Gäste sind. Wir verbringen heute unsere erste Nacht über 3.000 Meter. So hoch haben wir noch nie übernachtet und sind sehr gespannt!
Die Nacht verlief ohne Zwischenfälle, noch haben wir keine Anzeichen der Höhenkrankheit. Dafür erwartet uns heute ein anstrengender und langer Tag. Aber wer in Nepal wandern will, muss eben auch solche Tage ertragen. Die Strecke nach Manang ist die längste der ganzen Annapurna Runde. Die Wanderung hat es auch direkt in sich, denn schon nach kurzer Zeit beginnt ein sehr steiler Anstieg ins 3.700m hoch gelegene Ghyaru.
Die Aussicht von oben soll sagenhaft sein. Um diese genießen zu können, müssen wir aber zuerst steile 400 Höhenmeter zurücklegen. So ist die Teepause nochmal doppelt so schön und die Aussicht auf Annapurna II, III und IV unbeschreiblich!
Wer sich den steilen Aufstieg nach Ghyaru ersparen will, kann auch auf direktem Weg das Tal entlang nach Manang laufen. Das ist allerdings nicht sehr empfehlenswert, denn eine Maßnahme zur Vorbeugung der Höhenkrankheit lautet: Walk high, sleep low. Solche Aufstiege während den Tagesetappen auf dem Annapurna Circuit sind also unheimlich wichtig für die Akklimatisierung. Außerdem entgeht euch sonst der grandiose Ausblick. Und dafür sind wir doch hier, oder?
Mittagspause machen wir in Ngwal. Hier haben wir bereits 10 km zurückgelegt, was die Hälfte der heutigen Tagesetappe ist.
Zugegebenermaßen erfreut mich das heute recht wenig, denn die Luft ist bei mir bereits jetzt schon raus und bei der Aussicht auf weitere 10 km vergeht mir ehrlich gesagt die Lust.
Aber hilft ja alles nichts, also beginnen wir den steilen Abstieg zurück ins Marsyangdi-Tal. Obwohl der Weg bald abflacht, zieht sich die Strecke bis Manang ins Unermessliche. Zudem brutzelt die Sonne auf uns herab und bis wir endlich in Manang ankommen, bin ich einfach nur noch am Ende.
In Nepal wandern kann wirklich herausfordernd sein!
Zum ersten Mal seit unserer Reise bin ich auch nicht begeistert von unserer Unterkunft. Und das, wo wir hier doch gleich drei Nächte bleiben! Im Vergleich zu den bisherigen Gästehäusern auf dem Annapurna Circuit wirkt sie eher schäbig und vor der Dusche, die gleichzeitig auch die Toilette ist, ekelt es mich heute so sehr, dass ich darauf verzichte.
Mein erster Gedanke: Hier möchte ich nicht bleiben! Wegen eines Biker-Treffens ist der Ort allerdings ausgebucht, sodass uns nichts anderes übrig bleibt, als unsere Ruhetage, auf die ich mich schon so gefreut hatte, hier zu verbringen. Das ist dann wohl mein persönlicher Tiefpunkt der Reise.
Tag 6: Manang – Praken Gompa – Manag
Ruhetag? Von Wegen.
Wie so oft sieht die Welt am nächsten Tag schon wieder anders aus. Nachdem ich eine Nacht darüber schlafen konnte und mich ausgeruht und frisch fühle, bin ich zu dem Schluss gekommen, gestern wohl etwas überreagiert zu haben. Wir haben immerhin wieder unsere eigene westliche Toilette (auch wenn die Spülung zwischendurch immer mal wieder zufriert). Außerdem ist heute nicht der richtige Tag, um Trübsal zu blasen oder um zu meckern, denn heute gibt es Grund zu feiern. Meine bessere Hälfte wird heute 30!
Seinen Geburtstag verbringen wir zunächst mit einer Akklimatisierungswanderung. Gemeinsam mit unserem Guide laufen wir zur Parken Gompa, die hoch über Manang thront.
Als ich von weitem unser Ziel sehe, verabschiede ich mich schon mal von unserem Rest-Day. War schön, dich gekannt zu haben!
Wobei es wohl schon Erholung genug ist, mal ohne den schweren Rucksack unterwegs zu sein. Das ist auf der Annapurna Runde ja eher eine Seltenheit.
Zwei Kilometer und 350 Höhenmeter später genießen wir den Rundumblick auf die umliegende Bergwelt. Unter anderem wieder auf Annapurna II, III und IV sowie Gangapurna und Tilicho Peak. Na gut, vielleicht hat sich die Mühe doch mal wieder gelohnt!
Den Nachmittag verbringen wir im Tilicho Café. Zur Feier des Tages gönnen wir uns hier richtigen Kaffee und dazu eine Zimtschnecke und eine absolut köstliche Apfeltasche. Da habe ich ihn doch noch, meinen Ruhetag!
Später gebe ich mir doch noch einen Ruck und gehe duschen. Leider war das Wasser nur lauwarm, was die ganze Sache nicht sehr angenehm gemacht hat. Aber immerhin bin ich jetzt sauber.
Tag 7: Manang – Gangapurna Lake – Manang
Für gewöhnlich verbringen die meisten Wanderer auf dem Annapurna Circuit zwei Nächte zur Akklimatisierung in Manang. Wir haben uns gleich für drei Nächte entschieden, was aus meiner Sicht die richtige Entscheidung war! Wenn du genug Zeit mitbringst, empfehle ich dir, ebenfalls über eine zusätzliche Nacht in Manang nachzudenken.
So hatten wir Zeit für eine weitere Akklimatisierungswanderung zum Gangapurna Lake. Wobei diese mit 5,5 km und 200 Hm schon sehr entspannt war. Heute ist außerdem der erste Tag, an dem die Sonne mal nicht scheint. Das ist zwar eine willkommene Verschnaufpause für unsere geschundene Haut, aber die Temperatur ist so direkt viel unangenehmer und wir sind eigentlich ganz froh, heute nicht weit wandern zu müssen, sondern den restlichen Tag wieder im Tilicho Café verbringen zu können.
Am Nachmittag genehmige ich mir dann noch die letzte Dusche für die nächsten paar Tage. Denn die nächste Dusche auf der Annapurna Runde wartet erst wieder nach dem Pass auf uns.
Wegen des Biker-Treffens steppt in Manang übrigens der Bär. Die Party findet direkt vor unserem Hotel statt und so lassen wir es uns nicht nehmen, uns das Spektakel mal anzuschauen. Nepalesische Live-Musik auf über 3.500 Metern gibt’s schließlich nicht jeden Tag!
Nach zwei kompletten 2Ruhetagen” in Manang geht es heute weiter nach Yak Kharka, wo wir das erste Mal die 4.000er Marke überschreiten werden. Da ich aber bisher noch keine Anzeichen der Höhenkrankheit aufweise, mache ich mir deswegen wenig Gedanken.
Ich fühle mich heute erstaunlich fit und so setzen wir unsere Wanderung auf dem Annapurna Circuit bei bestem Wetter und ebenso guter Laune fort.
Unterwegs treffen wir auf mehrere Gruppen von Wanderern, mit denen wir uns zusammenschließen. Eine gemeinsame Teepause mit den üblichen beeindruckenden Aussichten darf natürlich auch nicht fehlen.
Unsere Guides beschließen, dass wir heute alle im gleichen Hotel übernachten werden und so kommen wir alle ungefähr um die Mittagszeit in Yak Kharka an. Die Unterkunft gefällt mir schon um einiges besser, als die in Manang und auch hier haben wir wieder unser eigenes Klo – wenn auch “nur” ein Plumpsklo, dafür aber sehr sauber! Eine Gemeinschaftsdusche ist zwar vorhanden, auf diese verzichten wir aber aufgrund der Temperatur.
Ausruhen ist leider nicht drin, denn nach dem Mittagessen begeben wir uns noch auf eine gemeinsame Akklimatisierungswanderung. 250 Höhenmeter später kehren wir wieder um und dürfen uns nun bis zum Abendessen ausruhen.
Auch, wenn man vielleicht nach einer Tageswanderung nicht unbedingt Lust hat, nochmal auf Wanderschaft zu gehen, sind solche Akklimatisierungsmaßnahmen ab einer bestimmten Höhe unfassbar wichtig. Uns hat es jedenfalls sehr geholfen!
Was die Höhenkrankheit anrichten kann, haben wir an diesem Tag auf der Annapurna Runde zum ersten Mal miterlebt.
Ein Mitglied der Gruppe ist ein Chinese. Er hat seine Tour in Chame auf fast 2.700 Meter gestartet, hat keinen Ruhetag in Manang eingelegt und befindet sich jetzt auf direktem Weg zum Pass. Bereits unterwegs erzählt er uns, dass es ihm nicht gut geht und auch im weiteren Verlauf der Wanderung bekommt er immer stärkeren Husten.
Auf die Akklimatisierungswanderung schleppt er sich gerade noch so mit und beim Abendessen hängt er dann nur noch lethargisch in der Ecke. Wir machen uns wirklich Sorgen, dass er die Nacht nicht übersteht. Das Endresultat besteht darin, dass er und sein Guide (der übrigens ebenfalls höhenkrank ist) am nächsten Morgen direkt wieder absteigen müssen. Für die beiden war also vorerst Schluss mit Nepal Wandern.
Ob er es bei einem späteren Versuch noch über den Pass geschafft hat oder den Annapurna Circuit komplett abgebrochen hat, wissen wir leider nicht. Warum sein Guide sich auf ein solch verantwortungsloses und gefährliches Unterfangen eingelassen hat, ist uns ebenfalls ein Rätsel.
Dieses Beispiel zeigt, wie wichtig die richtige Akklimatisierung ist. Steige also keinesfalls aus Zeitmangel zu schnell auf! Nimm dir die Zeit, die du brauchst. Falls du erste Anzeichen der Höhenkrankheit bemerken solltest, schäme dich nicht, es deinem Guide mitzuteilen.
Unser Guide Ganesh hat uns jeden Tag gefragt, wie es uns geht. Ob wir Kopfschmerzen haben, müde sind, noch Appetit haben. Hört auf euren Körper und geht kein unnötiges Risiko ein!
Auch wir hatten in dieser Nacht mit starken Kopfschmerzen zu kämpfen. Glücklicherweise waren sie am nächsten Morgen weg. Achtet aber unbedingt auf solche Anzeichen!
Unser heutiges Tagesziel auf dem Annapurna Circuit führt uns auf die letzte Station vor der Passüberquerung: Das Thorong La High Camp. Leider geht es heute sehr schleppend voran, ich fühle mich überhaupt nicht fit. Die Kopfschmerzen der Nacht sind zwar weg, allerdings wollen sich meine Beine einfach nicht bewegen.
Obwohl wir heute nur eine kurze Strecke von gerade mal 7,5 km vor uns haben, zieht sich der Weg für mich ins Unendliche. Hinzu kommt noch, dass unser Guide beschlossen hat, nicht die gängige Route zu nehmen, sondern den Weg auf der gegenüberliegenden Talseite. Dieser soll weniger steinschlaggefährdet und besser zur Akklimatisierung sein. Was allerdings auch heißt, dass wir mehr Höhenmeter zurücklegen müssen. Der Grund dahinter ist einleuchtend und ich denke, das ist auch sehr sinnvoll. Allerdings ist mir heute überhaupt nicht nach Umweg zumute.
Nach einer gefühlten Ewigkeit können wir auf der gegenüberliegenden Talseite endlich das Thorong La Basecamp erkennen. Sehr zu meinem Leidwesen erkennt man aber auch sehr gut den Anstieg ins Highcamp.
Als ich den sehe, verlässt mich all meine Willenskraft. Ich bin schon jetzt einfach nur fertig und soll DIESEN Anstieg noch bewältigen? Die Alternative besteht allerdings darin, im Basecamp zu übernachten und den steilen Anstieg am nächsten Morgen noch zusätzlich zur Passüberquerung zu bewältigen. Dafür müssten wir dann um 2 Uhr nachts aufstehen.
Ich beschließe, erstmal in Ruhe im Basecamp mein Mittagessen zu genießen. Vielleicht sieht es nach einer Pause ja wieder anders aus. Ich fühle mich danach zwar nicht wirklich fitter und auch nicht in der Lage, den Aufstieg zu bewältigen. Meine Abneigung, mitten in der Nacht aufstehen und den Weg im Dunkeln laufen zu müssen, ist jedoch größer. Also beiße ich die Zähne zusammen und kämpfe mich die letzten 350 hm über Geröll im Zickzack steil den Berg hinauf.
Trotz der enormen Anstrengung eine gute Entscheidung, denn ein Teil des Weges ist vereist. Niemals hätte ich das im Dunkeln machen wollen! Als wir endlich oben ankommen und das High Camp in Sicht kommt, kann ich es kaum glauben! Gerade rechtzeitig, denn es fängt an zu schneien – und hört den restlichen Tag nicht mehr auf.
Auch hier werde ich von unserem Zimmer wieder positiv überrascht. Ich hatte eigentlich damit gerechnet, dass wir in einem Bettenlager unterkommen. Wir haben aber, wie immer auf dem Annapurna Circuit, unser eigenes Doppelzimmer. Was allerdings absolut grausig ist, ist die Toilettensituation. Im Hof befindet sich ein Plumpsklo – in diesem Fall eine Holzhütte mit Loch im Boden.
Aufgrund der eisigen Temperaturen ist dort drinnen der komplette Boden gefroren (was dort gefroren ist, kannst du dir sicher denken) und so muss man bei jedem Toilettengang äußerste Konzentration aufbringen, um dort nicht auszurutschen. Allein die Vorstellung, dort auf dem Boden zu landen, erfüllt mich mit Schrecken!
Jetzt sollte man meinen, dass der Geruch immerhin zu ertragen ist, wenn doch alles zugefroren ist. Leider weit gefehlt. Du kannst dir den Gestank nicht ausmalen. Ich kann dir sagen, jeder Toilettengang war wirklich der absolute Horror! Aber so ist das auf 4.900 Metern. Hier oben gibt es nicht mehr viele Annehmlichkeiten. Immerhin müsste das hier nicht nur alles hergeschleppt werden, sondern auch entsprechende Leitungen gelegt werden. Und irgendwie ist es doch beruhigend, dass man das hier eben nicht macht.
Eine Dusche gibt es dementsprechend auch nicht. Das würde bei den Temperaturen aber sowieso niemand wollen.
Heute zieht hier keiner seine Klamotten aus.
Ansonsten können wir uns aber nicht beschweren. Erstaunlicherweise haben wir sogar W-Lan. Auf 4.900 Metern! Verrückt. Da kann sich Deutschland noch eine Scheibe abschneiden.
Vor der Übernachtung im High Camp hatte ich übrigens ziemlichen Respekt. Man hört immer wieder Horrorgeschichten. In unserem Fall war die Sorge völlig unbegründet. Ja, ich habe schlecht geschlafen, hatte in der Nacht Kopfschmerzen und mein Puls war ebenfalls höher, als er sein sollte. Am nächsten Morgen ging es mir auch nicht so gut. Das war aber alles noch unbedenklich. Mein Partner Luke hatte gar keine Probleme und tief und fest geschlafen. Macht euch also nicht zu viele Gedanken darüber. Wenn ihr gut akklimatisiert seid, wird es schon passen.
Mir ist schlecht! Nachdem ich schon die Nacht über nicht sehr gut geschlafen hatte und zudem noch von Kopfschmerzen geplagt wurde, hat mich die Höhenkrankheit am Morgen nun doch gepackt. Dank der Übelkeit bin ich kaum in der Lage, meinen Rucksack zu packen. Die Temperaturen von -15 Grad machen es nicht gerade besser. Außerdem ist es erst 4 Uhr in der Früh.
Langsam schlurfe ich zum Frühstücken in den Aufenthaltsraum. Dort herrscht bereits reges Treiben. Alle warten, bis es losgehen kann. Mein Frühstück bekomme ich nicht runter, keine Chance.
Aufgrund des anhaltenden Schneefalls in der Nacht legen wir – zum ersten und einzigen Mal auf dem gesamten Annapurna Circuit – unsere Grödel an. Diese hatten wir uns auf Empfehlung unserer Agentur, über die wir die Tour organisiert haben, in Kathmandu gekauft. Ein Glück, denn der komplette Weg hinauf zum Pass ist verschneit, was mit den Grödeln aber tatsächlich kein Problem darstellt.
Mit geschultertem Rucksack, eingeschalteter Strimlampe und mit Stöcken bewaffnet geht dann der Aufstieg los. Im Dunkeln wandern wir, zusammen mit allen anderen Trekkern aus dem Highcamp, dem Pass entgegen.
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Lustig anzusehen, wie sich die Lichterketten den Hang hinauf schlängeln. Weniger lustig hingegen sind die eisigen Temperaturen. Zusätzlich zu den ohnehin schon frostigen, zweistelligen Minusgraden, kommt nun noch Wind hinzu. Schon nach kurzer Zeit schmerzen unsere Finger trotz Handschuhen wegen der Kälte.
Ganesh nimmt uns die Stöcke ab und fordert uns auf, sofort unsere Hände in den Jackentaschen zu wärmen. Das hilft. Gegen unsere kalten Füße können wir aber leider nichts tun. Davon bekomme ich aber bald nicht mehr viel mit. Ich werde immer noch von schlimmer Übelkeit geplagt und bin kaum in der Lage, zu gehen. So schleppe ich mich, einen Fuß vor den anderen setzend, den Pass hinauf. Nepal Wandern extrem!
Bald schon geht die Sonne über der Annapurna Runde auf und wärmt die frierenden Gliedmaßen. Mit dem Sonnenaufgang bin ich dann auch wieder so einigermaßen anwesend und kann die weiße, unberührte Berglandschaft bewundern, die die ersten Sonnenstrahlen nun zum Vorschein bringen.
Leider hilft das meiner allgemeinen körperlichen Verfassung nicht weiter. Da die Übelkeit nun Überhand nimmt, muss ich alle paar Meter stehen bleiben. Peinlich sein muss mir das immerhin nicht, denn mittlerweile haben uns die meisten Trekker bereits überholt.
Dafür haben wir den Vorteil, dass wir den Pass fast für uns alleine haben.
Nach 5 Stunden haben auch wir es dann endlich auf den 5.400 Meter hohen Thorong La Pass geschafft! Unglaublich!
Das Schild mit den vielen bunten Gebetsfahnen kenne ich bereits von so vielen Fotos, aber nun selbst davor zu stehen und das große Ziel des Annapurna Circuits mit eigenen Augen zu sehen, ist nochmal etwas ganz anderes. Und weil ich nicht schon überwältigt genug bin, bekomme ich hier, auf dem höchsten Punkt, auf dem ich mich jemals befunden habe, auch noch einen Heiratsantrag.
Ich zweifle kurz an meiner geistigen Gesundheit und frage mich, ob ich nun völlig der Höhenkrankheit erlegen bin und Halluzinationen habe. Aber nein, es ist tatsächlich passiert und so machen wir uns, nun frisch verlobt, an den Abstieg nach Muktinath.
So oft schon dachte ich, mit dem Aufstieg das Schlimmste geschafft zu haben und wurde beim Abstieg immer wieder eines Besseren belehrt. In diesem Fall kann ich allerdings sagen: Ich hatte das Schlimmste tatsächlich schon hinter mir. Mit jedem verlorenen Höhenmeter schwindet auch meine Übelkeit. Komplett verschwunden ist sie nicht, aber wenigstens muss ich nicht alle paar Meter stehen bleiben.
Der Abstieg ist zwar lang und mühselig, aber gut machbar und lange nicht so steil, wie angenommen. Wir freuen uns über eine Pause in Phedi, dem letzten Dorf vor Muktinath. Mein Appetit ist auch endlich zurückgekehrt, die Übelkeit ist weg und so lasse ich mir erstmal eine warme Nudelsuppe schmecken. Wie gut das einfach tut!
Mit schmerzenden Füßen machen wir uns an die letzten paar Hundert Höhenmeter hinunter nach Muktinath. Eine lange Hängebrücke trennt uns noch von unserem Tagesziel, dann sind wir endlich dort.
Die Ankunft in unserer Unterkunft fühlt sich fast an wie Luxusurlaub. Wir haben ein großes Zimmer mit zwei Doppelbetten und ein eigenes Badezimmer mit integrierter Dusche. Und das Beste: Das Wasser ist richtig heiß! Ich muss wohl kaum beschreiben, wie gut diese heiße Dusche tut. Mindestens genauso lecker ist dann auch das Dal Bhat zum Abendessen.
Tag 11: Verdienter Ruhetag in Muktinath
Eine der besten Entscheidungen, die wir auf dem Annapurna Circuit getroffen haben: Einen Ruhetag in Muktinath einplanen. Nach dem anstrengenden Tag der Passüberquerung eine absolute Wohltat!
Heute müssen wir uns keinen Wecker stellen und schlafen erstmal aus (was in unserem Fall jetzt auch nicht wirklich lange ist, da wir immer früh im Bett liegen). Da wir uns von nun an auf dem Abstieg befinden, sind keine weiteren Akklimatisierungswanderungen nötig, sodass wir den Tag komplett für uns haben.
Wir nutzen die Zeit, um uns den Shree Muktinath Tempel anzuschauen. Der Tempel ist eine beliebte hinduistische Wallfahrtsstätte, dementsprechend belebt ist es dort. Die meisten Besucher sind indische Pilger. Wer ein bisschen in die Kultur des Hinduismus eintauchen möchte, sollte sich einen Besuch nicht entgehen lassen. Und wenn ich eintauchen sage, dann meine ich das auch so. Auf dem Gelände befinden sich nämlich 108 heilige Wasserspeier, in denen sich die hinduistische Bevölkerung von ihren Sünden reinwaschen kann.
Ich muss an dieser Stelle wohl kaum anmerken, dass es sich dabei nicht um wohlig warmes Wasser handelt. Genauso wenig wie in den Wasserbecken, die ebenfalls zur Reinwaschung dienen. Wenn man nach einer solchen Waschung nicht frei von Sünde ist, dann weiß ich auch nicht!
Nicht nur Hindus besuchen den Tempel in Muktinath, auch ein buddhistischer Tempel befindet sich auf dem Areal. Dort geht es um einiges ruhiger zu, denn der Großteil der nepalesischen Bevölkerung ist hinduistischen Glaubens. Wenn du dem Trubel entfliehen möchtest, schau dir unbedingt auch diesen Teil des Tempels an. Du wirst mit einer grandiosen Aussicht auf den 8.167 Meter hohen Dhaulagiri belohnt, vor dem eine riesige Buddha-Statue thront.
Verlässt du die Tempelanlage und spazierst noch ein kleines bisschen weiter den Berghang entlang, gelangst du zu einer kleinen Stupa. Dort kannst du nochmal etwas für dein Karma tun und ein paar Gebetsmühlen drehen. Außerdem ist es dort wunderbar ruhig, sodass man entspannt das Bergpanorama und die Aussicht auf Muktinath genießen kann.
Danach bietet sich noch ein Besuch im Freedom Café an. Dort kannst du dich dann mit Gebäck und verschiedenen Kaffee-Spezialitäten belohnen.
Uns hat sich heute auch wieder ein perfektes Beispiel dafür gezeigt, wie unfassbar schnell sich das Wetter in den Bergen ändern kann. Hatten wir tagsüber noch strahlenden Sonnenschein und Temperaturen, die es zuließen, unsere Jacken im Hotel zu lassen, hat es am späten Nachmittag angefangen zu schneien – und erstmal nicht mehr aufgehört.
Fun Fact: Muktinath befindet sich im Königreich Mustang, welches ohne vorherige Genehmigung nicht bereist werden darf. Muktinath ist dabei allerdings eine Ausnahme.
Nach Muktinath scheiden sich nicht nur die Wege des Annapurna Circuit, sondern auch die Geister. Entweder geht man zu Fuß weiter und komplettiert so die Annapurna Runde oder man kürzt ab und lässt sich ein gutes Stück mit dem Jeep weiterfahren. Da wir in einigen Beiträgen bereits gelesen hatten, dass die Strecke nach Muktinath nicht wirklich angenehm zu wandern ist, da man hier den Großteil der Strecke auf der staubigen Jeep-Piste läuft und uns Ganesh das ebenfalls bestätigt hat, haben wir uns entschieden, mit dem Jeep nach Tatopani zu fahren.
Andernfalls hätte uns die Zeit ohnehin nicht mehr gereicht, um unsere geplante Route zu vollenden. Ob man an dieser Stelle nun über die Vollständigkeit des Annapurna Circuit streiten will, ist jedem selbst überlassen. Wir haben es jedenfalls nicht bereut, mit dem Jeep gefahren zu sein, denn die Strecke sah in der Tat nicht sonderlich verlockend aus.
Unser Gefährt teilen wir uns mit zwei Australiern, die wir am Vorabend in der Unterkunft kennengelernt haben und das gleiche Ziel haben wie wir. Unterwegs halten wir immer wieder an, um ein paar Fotos von der nun sehr kargen Landschaft zu machen. Unfassbar, wie anders es hier aussieht. Fast, als wären wir in einem anderen Land!
Wir machen einen kurzen Halt in Jomson, von wo aus viele Trekker einen Flug nach Kathmandu nehmen und somit den Annapurna Cicuit vorzeitig beenden. Einen kurzen Stopp in Marpha, um den leckeren Apfelsaft zu kosten, für den die Region bekannt ist, gönnt man uns ebenfalls. Einen Wasserfall gibt’s auch noch zu sehen und nach 4,5 Stunden Fahrt kommen wir dann bereits am frühen Nachmittag in unserer Unterkunft in Tatopani an.
Tipp: Lass dich nicht von den Horrorgeschichten über die Fahrt nach Tatopani verunsichern. Wir hatten hier vorher ziemlich üble Sachen gelesen und wie gefährlich die Fahrt doch sei. Unser Guide Ganesh hat uns unsere Bedenken genommen und uns versichert, dass es nur in der Nebensaison, während des Monsuns, gefährlich sei, diese Strecke zu fahren. Wir haben uns (mal wieder) völlig umsonst Sorgen gemacht, die Strecke war absolut unproblematisch zu fahren (zumindest mit dem Jeep).
Das Klima ist nun ein gänzlich anderes. Es ist warm und schwül, unsere Unterkunft befindet sich mitten im Dschungel und plötzlich fühle ich mich nach Thailand zurück versetzt. Eigentlich fast schon zu warm für die heißen Quellen, für die Tatopani so bekannt ist. Da wir aber nun schon mal hier sind und ich für diese Gelegenheit extra Badeklamotten eingepackt habe, ist das natürlich ein Muss.
Vor Ort bin ich mir dann aber gar nicht so sicher, ob ich mich wirklich in eine dieser Bakterien-Brutstätten setzen möchte. Ich bleibe schlussendlich dabei. Ich bin mit einer Mission her gekommen und die werde ich jetzt auch durchführen. Die Australier haben sich schließlich auch hinein gewagt. Mein Ekelgefühl ignorierend geselle ich mich also dazu. Das Wasser ist wunderbar warm und wohltuend für die vom wochenlangen Nepal Wandern geschundenen Muskeln.
Warme Duschen inklusive Seife gibt’s hier auch. Jackpot!
Oder eben auch nicht. Kleiner Tipp: Verlasse dich immer auf dein Bauchgefühl. Wenn eine Sache keinen guten Eindruck macht, dann lass es bleiben. Hätte ich auch lieber mal machen sollen, am nächsten Morgen durfte ich mich dann nämlich erstmal mit einer Blasenentzündung rumschlagen. Ibu regelt zum Glück…
Wer denkt, dass es nach dem Thorong La Pass nur noch bergab geht, hat sich leider geirrt. Willst du einen Abstecher zum Poon Hill mitnehmen, geht es für dich nochmal nach oben – und zwar ein gutes Stück.
Die am Vortrag verlorenen 2.500 Höhenmeter bekommen wir direkt in Form von warmen Temperaturen zu spüren.
Wir starten den Annapurna Circuit heute sogar ohne Jacken! Geschont werden wir nicht, schließlich hatten wir ja zwei volle Tage Pause.
Die Landschaft ist hier gänzlich anders. Wir befinden uns im Dschungel, das viele Grün fällt nach zwei Wochen im Hochgebirge sichtlich auf. Immer wieder fällt unser Blick auf die vielen Reisterrassen, die nun das Landschaftsbild prägen. Was ebenfalls auffällt, sind die unzähligen Treppen. Der Weg besteht eigentlich nur daraus. Gelegentlich führt uns er ein Stück über die Fahrstraße, ansonsten ist heute aber Beintraining angesagt.
Zwischendurch machen wir eine kurze Teepause. In meinem Fall eine Orangen-Saft-Pause. Ich liebe frisch gepressten Orangensaft! Dieser schmeckt aber gar nicht mal so gut, wenn man die komplette Orange samt Schale in den Mixer wirft. Naja, Vitamine sind Vitamine.
Die Sonne brutzelt mittlerweile ganz schön und ich hätte nie gedacht, dass ich mir die kalten Temperaturen zurück wünschen werde. Gut, -15 Grad müssen es ja nicht sein, aber um ein paar Grad weniger wäre ich heute schon dankbar gewesen.
Wir kommen bereits am frühen Nachmittag in Sikha an, wo wir ein wirklich tolles, großes Zimmer mit eigenem Bad inklusive Dusche beziehen. Den restlichen Tag verbringen wir damit, uns auf der großen Terrasse des Gästehauses auszuruhen. Auch, wenn die Strecke mit etwa 9 km nicht lang war, hatten es die 1.000 Höhenmeter, die wir uns heute wieder den Berg hinauf kämpfen mussten, doch in sich!
Ich hasse Treppen! Ich weiß nicht, wie oft mir dieser Gedanke auf dieser Etappe des Annapurna Circuit durch den Kopf gegangen ist. Auch der heutige Anstieg besteht ausschließlich aus Treppen. Immerhin laufen wir heute überwiegend durch Wälder, sodass uns die Sonne nicht so erbarmungslos auf die Köpfe knallt.
Auch die berühmten Rhododendren zeigen ihre Pracht, die stehen im Frühling nämlich in voller Blüte. Aussicht auf die Berge haben wir seit Tatopani übrigens nicht mehr wirklich. Dafür ist es wegen der hohen Luftfeuchtigkeit einfach zu trüb.
Auf der Hälfte der nur 7 km langen Strecke gibt es natürlich wieder die obligatorische Teepause. Nach der im wahrsten Sinne des Wortes bitteren Orangensaft-Erfahrung gestern bleibe ich nun dem Heißgetränk treu.
Auch, wenn ich sehr gerne einfach weiter in der Sonne Tee schlürfen würde, es hilft ja alles nichts. Die nicht enden wollenden Treppen nach Ghorepani müssen erklommen werden. Nach gut 5 Stunden Plackerei kommen wir dann auch endlich in dem Örtchen an.
Überraschung: Der Ort besteht auch durchweg aus Treppen.
Da es erst früher Nachmittag ist, haben wir den Rest des Tages für uns. Wir spazieren noch ein bisschen durch Ghorepani, allzu viel zu sehen gibt es aber nicht und unsere Lust auf die ganzen Treppenstufen hält sich auch in Grenzen.
Glücklicherweise klart es zwischenzeitlich ein wenig auf, sodass wir direkt von unserer Unterkunft aus einen Blick auf den Annapurna I erhaschen. Somit wäre unsere “Sammlung” dann auch komplett und der Annapurna Circuit hat seinem Namen alle Ehre gemacht.
Unglaublicherweise zieht später dann noch ein Gewitter auf, die Temperaturen fallen rapide und es fängt an zu schneien. Na, da habe ich sie doch, meine kühleren Temperaturen. Manchmal sollte man wohl vorsichtig damit sein, was man sich wünscht.
Wer übrigens nicht so viel Zeit für die Annapurna Runde hat und besonders fit ist, kann sich den Zwischenstopp in Sikha auch sparen und direkt von Tatopani nach Ghorepani wandern. Dabei darfst du aber nicht vergessen, dass du hier gute 1.900 Höhenmeter an einem Tag zurücklegen musst!
Warum haben wir uns eigentlich den Anstieg nach Ghorepani angetan, nachdem wir bereits zwei Wochen auf dem Annapurna Circuit unterwegs waren? Gute Frage, einfache Antwort! Von Ghorepani aus kann man einen Abstecher zum Poon Hill machen.
Von diesem Aussichtspunkt aus hat man eine tolle Aussicht auf die umliegende Bergwelt und nicht selten wird die Aussicht vom Poon Hill als schönste Aussicht Nepals bezeichnet. Das mussten wir natürlich mit eigenen Augen sehen!
Der Poon Hill ist besonders zum Sonnenaufgang beliebt. Was wiederum heißt, dass man früh aufbrechen muss. Wir fallen morgens um 4:30 Uhr aus dem Bett und um 5 Uhr wandern wir direkt los. So wie gefühlt der komplette Ort. Ich kann und will es nicht beschönigen. Meine Erinnerung an die Wanderung zum Poon Hill besteht daraus, noch im Halbschlaf und ohne Frühstück im Dunkeln mit einer unfassbaren Menschenmasse auf Völkerwanderung den Berg hoch zu stapfen. Natürlich wieder Treppen!
Klingt jetzt erstmal nicht sehr reizvoll und ich muss auch gestehen, dass ich mich beim Weg nach oben mehrfach frage, warum genau ich mir das jetzt noch antue. Oben angekommen werden meine Zweifel sogar noch größer. Nach zwei Wochen der Einsamkeit auf dem Annapurna Circuit bin ich einfach nur überfordert von den vielen Menschen. Hier einen geeigneten Platz für den Sonnenaufgang zu finden, gestaltet sich als wirklich schwierig.
Aber dann kommt er, der Sonnenaufgang. Und mit ihm werden die Umrisse der Berglandschaft immer deutlicher. Fast hat man den Eindruck, die Bergspitzen schweben im Nichts. Okay, irgendwie verständlich, dass sich so viele Leute dieses Spektakel anschauen wollen.
Frühstück gibt es dann zurück in unserer Unterkunft, von wo aus wir uns an den Abstieg nach Ullerie machen.
Lohnt sich der Abstecher zum Poon Hill?
Die Landschaft auf dem Weg nach Ghorepani ist allemal sehenswert und hat mir unheimlich gut gefallen! Der lange Aufstieg, den man hauptsächlich über Treppen zurücklegt, ist aber auf alle Fälle eine Herausforderung.
Der Sonnenaufgang auf dem Poon Hill selbst ist definitiv unfassbar schön und die Strapazen wert. Du solltest dir aber darüber im Klaren sein, dass du den Spot mit Massen von Menschen teilen musst. Das liegt daran, dass man den Poonhill auch von der anderen Seite des Annapurna Circuit aus erreicht, was ein verhältnismäßig kurzer Weg ist und von vielen Nepalesen als eintägiger Wanderausflug unternommen wird.
Das hat mir anfangs ein bisschen die Stimmung verdorben. Der wunderschöne Anblick der aufgehenden Sonne über dem Himalaya hat mich aber besänftigt.
Um den Menschenmassen aus dem Weg zu gehen, kannst du auch einfach ein bisschen später losgehen. Ich habe mir sagen lassen, dass die Aussicht trotzdem unschlagbar ist.
Nachdem wir den Aufstieg zum Poon Hill bewältigt und einen wunderschönen Sonnenaufgang betrachten durften, machen wir uns nach dem Frühstück an den Abstieg.
Das Wetter ist mal wieder bestens, der Weg nach unten geprägt von Regenwald und (Überraschung) Treppen. Was uns auffällt, sind die schieren Menschenmassen, die uns unterwegs begegnen. Hier kreuzt sich der Annapurna Circuit mit dem Poon Hill Trek, welcher nur ein paar Tage in Anspruch nimmt und daher viel begangen ist. Nach gut zwei Wochen in der Einsamkeit des Himalayas fällt uns das direkt auf.
Was ebenfalls auffällt, ist die Hitze. Die Mittagssonne brennt hier unten ganz schön und lässt mich eine kurze Hose schmerzlich vermissen.
Eine Teepause darf natürlich auch nicht fehlen. Bereits am Mittag erreichen wir unser Gästehaus in Ulleri, sodass wir ganz in Ruhe den restlichen Tag auf der Dachterrasse entspannen können. Zu Mittag gibt es wieder Dal Bhat. Danach gönne ich mir eine heiße Dusche inklusive Haare waschen und freue mich, diese anschließend in der Sonne trocknen lassen zu können. Herrlich!
Unfassbar, heute ist einfach unser letzter Wandertag auf dem Annapurna Circuit! Grund genug, den Tag nochmal besonders zu genießen. Bei den unendlich vielen Treppenstufen, die unsere Beine auf dem Weg nach unten zittern lassen, ist das gar nicht so einfach.
Dafür gibt es heute ein paar Wasserfälle zu sehen und wir durchqueren einige richtig schöne Dörfer. Kaum zu glauben, dass wir uns immer noch im gleichen Land befinden. Bewegten wir uns vor Kurzem noch zwischen den höchsten Bergen der Welt, befinden wir uns mittlerweile mitten im Dschungel.
Wir könnten genauso gut in Thailand oder Vietnam unterwegs sein. Auch das Klima ist ähnlich, wenn auch nicht ganz so schwül. Wir kommen dennoch ziemlich ins Schwitzen, und das, obwohl es fast nur bergab geht.
Auch unser Gästehaus in Birethanti bietet absolutes Thailand-Flair. Es liegt direkt an einem Fluss, es ist warm und wir werden von Stechmücken attackiert. Dort sitzen wir nun mit Blick ins Grüne und genießen ein letztes Mal die Ruhe auf dem Trek, bevor wir ein ziemlich gutes Dal Bhat serviert bekommen.
Es ist noch recht früh am Tag, daher erkunden wir noch ein bisschen den Ort. Wie so oft gibt es aber nicht viel zu sehen, auch andere Menschen sehen wir kaum. Dafür treffen wir einen süßen Hund, der uns beim Schlendern durch die Gassen begleitet.
Den Abend lassen wir dann gemeinsam mit Ganesh ausklingen. Zur Feier des Tages und des erfolgreichen Abschlusses des Annapurna Circuit stoßen wir zusammen mit einem Bier an.
Tag 18: Birethanti – Pokhara
Abschied vom Himalaya
Ich kann es kaum glauben, aber das war’s! Nach über zwei Wochen auf dem Annapurna Circuit geht es heute zurück in die Zivilisation.
Es trennt uns nur noch eine zweistündige Taxifahrt von Pokhara. Dort werden wir dann eine ganze Woche verbringen, um die vielen Eindrücke der Wanderung zu verarbeiten und uns auszuruhen.
Meine Gefühle sind gemischt. Auf der einen Seite freue ich mich auf eine stets verfügbare heiße Dusche, ein gemütliches Bett und vor allem darauf, nicht mehr in einem Schlafsack schlafen zu müssen. Auf der anderen Seite bin ich traurig, dass unser Abenteuer bereits zu Ende ist. Auch der Abschied von unserem Guide Ganesh fällt schwer. Schließlich haben wir einige Zeit zusammen verbracht und haben seine Gesellschaft wirklich zu schätzen gelernt.
Aber wie alles im Leben hat auch unsere Wanderung auf dem Annapurna Trek ein Ende. Ich bin dankbar für dieses tolle Erlebnis und freue mich nun erstmal auf die entspannte Woche in Pokhara!
Annapurna Circuit Erfahrungsbericht – mein Fazit
Wie soll man ein so großartiges Erlebnis wie diese Wanderung als Fazit zusammenfassen? Ich denke mein Annapurna Circuit Erfahrungsbericht war ziemlich ausführlich, daher möchte ich mich hier kurz fassen.
Die Landschaft war einfach nur beeindruckend! Man muss es einfach selbst erlebt haben und erfahren, wie es sich anfühlt, zwischen den höchsten Bergen der Welt zu wandern. Bilder können das nicht ansatzweise beschreiben. Hinzu kommt, dass ich immer noch erstaunt darüber bin, wie reibungslos alles geklappt hat. Die Unterkünfte waren fast alle super, das Wetter war perfekt, es hat sich niemand verletzt oder wurde ernsthaft krank. Unser Guide, Ganesh, war toll und wir haben immer gut gegessen. Auch solche Annehmlichkeiten wie westliche Toiletten, Duschen oder W-Lan waren häufiger verfügbar, als angenommen. Alles in allem habe ich mir die Annapurna Runde also wesentlich rustikaler vorgestellt, als sie letzten Endes war.
Ich habe gelacht und geweint, konnte meine körperlichen Grenzen höher setzen und habe gelernt, dass man doch mit sehr viel weniger auskommt, als es scheint. Zum Glücklichsein braucht man eben nicht viel.
Nepal, wir kommen auf jeden Fall wieder!
Wenn dir der Artikel Lust gemacht hat, dieses wundervolle Land selbst zu erkunden, dann findest hier alles, was du über die Annapurna Runde und die Vorbereitung darauf wissen solltest.
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CO-BLOGGERIN
Lena Fuchs
Wenn Lena reist, darf eines nicht fehlen: Die Wanderschuhe. Denn Road Trips, Camping und vor allem Mehrtageswanderungen sind ihre Leidenschaft! Ganz nach dem Motto “Am besten entdeckt man ein Land zu Fuß”.
Geht es erstmal in die Natur, darf es für Lena auch gern den einen oder anderen Adrenalinkick geben. Canyoning, Rafting und Klettersteige? Hat sie alles schon gemacht!
Fun Fact: Trotz der großen Bergliebe, ist Lenas absolutes Herzensland Thailand.
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