Vier Wochen lang war ich im Oktober in Nepal. Einige Tage Kathmandu, ein paar in Pokhara und ganz viele in den Bergen auf dem Annapurna Circuit Trek. Dabei hatte ich reichlich Zeit die Augen und Ohren offen zu halten. So dass mir auch die kleinen Feinheiten von Kultur, Land sowie Reisenden auffallen konnten. Und von denen will ich euch heute erzählen. Hier kommen also meine 11 typischen Annapurna Circuit Beobachtungen.
1. Mona Lisa mitten in den Bergen
Wenn man den Annapurna Circuit wandert, kehrt man am Abend in Lodges ein. Der Trek wird auch abwertend „Teehaus Trek“ genannt, weil zelten nicht nötig ist. Wer es sich dabei möglichst leicht machen möchte, kann die Wahl der Unterkunft vom Namen abhängig machen. Denn die wiederholen sich ständig. Die beliebtesten Lodge Namen sind: Annapurna (Überraschung), Mona Lisa (warum verstehe ich überhaupt nicht), Himalayan Lodge, Peak View und Fishtail.
2. Den ganzen Tag Dal Bhat
Wer sich beim Trek darauf einstellt, dass es essenstechnisch mau aussehen könnte, der wird überrascht sein. Denn auch wenn es immer die gleichen 12,5 Gerichte sind, die auf den Karten stehen, sie schmecken gut und man kann sie auch drei Wochen lang locker jeden Tag verdrücken. Die Nepalesen bräuchten allerdings nicht einmal die 12,5 Gerichte. Denn traditionell essen sie sowohl morgens als auch abends Dal Bhat. Das ist ein Gericht mit Reis, Linsensuppe und Gemüse. Mit dabei sein können auch eine kleine Schale Curry oder Spinat. Auch die Soßen wechseln je nach Koch ein wenig. Ich habe es auch öfters gegessen, denn es ist lecker, man bekommt Nachschlag und den Geldbeutel schon es auch noch
3. Nepalese Flat – das, was es nicht gibt
Als ich meine erste Instagram Story zum Auf- und Ab in den Bergen Nepals postete, antwortete eine Followerin direkt: ich hätte soeben „The Nepalese Flat“ entdeckt. Also das Flache in der Landschaft. Doch flach ist dort so gut wie kein Weg, entweder geht es rauf oder runter. Und deshalb ist Nepalese Flat auch pure Ironie. Ein Gag unter Wanderern und Guides, die schnaufend die den Berg hochkraxeln.
4. Der eine Satz
Stehen Wanderer vor einer Lodge und wollen schauen, ob sie dort für die Nacht einchecken, sind die Frage an den Herbergsvater immer die Gleichen: „Do you have Wifi? A hot shower? A western toilette?“
Wahrer Luxus, wenn alle drei Dinge zutreffen. Oft gibt es Wifi, auch eine Dusche kommt vor, aber selten wirklich warm und westliche Toiletten sind sogar seltener als W-Lan.
5. Wer hier so wandert
Auch ohne irgendeine Statistik zu kennen, verrät es einem schon die Sprache: bist du auf dem APC (Annapurna Circuit ) unterwegs, hörst du häufig andere Deutsche. Hinzu gesellen sich sehr viele Franzosen (gern auch älteren Alters), gefolgt von Amerikanern, Australiern und Osteuropäern.
6. So reist man hier
Den Annapurna Circuit auf eigene Faust zu machen, so wie wir es getan haben, ist nicht ungewöhnlich. Doch der Großteil der Wanderer lässt sich sowohl von einem Guide begleiten, als auch ihr Gepäck von einem Porter tragen. Die tragen dann aber nicht etwa nur einen Rucksack, oft sind es drei oder sogar vier Rucksäcke, welche die Porter über Schlaufen am Kopf schleppen.
Wer nicht einmal auf eigenen Füßen laufen möchte, der kann sich abschnittsweise auch vom Pferd tragen lassen. Und kein Scherz, auch Fahrradfahrer sind uns begegnet. Auf den schmalen und steilen Wegen. Sogar bis zum Pass haben sie unter großer Anstrengung ihr Bikes geschoben.
7. Die Sache mit der Toilette
Wie bequem wir es doch haben, wenn wir unsere Wohlstandsärsche auf stabile Klobrillen setzen, um das Geschäft in aller Ruhe zu erledigen und es anschließend mit einer kräftigen Spülung wegzujagen. Wer in Nepal wandert und dieses Bedürfnis verspürt, der kann die Zeitung sowie das Mobiltelefon getrost im Zimmer lassen. Denn so lang wird er es nicht aushalten. Hock-WC ist das Zauberwort. Breitbeinig hockst du über einer flachen Porzellanschüssel direkt im Boden. Bequem ist das für Ungeübte nicht. Auch das „Treffen“ scheint so manchem schwer zu fallen, achtet man auf den Zustand einiger Hock-WCs. Gespült wird mit einem Eimer Wasser. WC-Bürsten gibt es manchmal, WC-Papier hingegen nie. So rennen die Touris einer nach dem anderen mit mitgebrachten WC Papier ins stille Örtchen. Ja, WC Papier gehört auf die Packliste.
8. Daran gewöhne ich mich nicht
Vielleicht gewöhnen sich andere daran, aber mein Wanderfreund und auch ich, wir hatten da so unsere Schwierigkeiten. Das obwohl ich es schon aus China Doch es ist wie es ist, es überkommt mich jedes Mal ein Ekelschauer wenn ich es höre: das Hochgeziehe und Gerotze. Den ganzen Tag lang hört man es, doch besonders morgens tönt es durch die Dörfer. Es scheint Teil der Morgenhygiene zu sein, einmal so richtig schön geräuschvoll hochzuziehen, nicht nur aus der Nase, nein aus dem gesamten Rachen und dann zu Spucken
9. Von Kuh zu Wasserbüffel
So wie sich die Landschaft während unserer 250 Kilometer langen Wanderung änderte, so veränderte sich auch das Vieh. Haben wir zu Beginn noch viele Kühe gesehen, wurden diese erst von langhaarigen Yaks abgelöst, bis wir schließlich beim Abstieg reichlich Wasserbüffel gesehen haben.
10. Der beliebteste Platz
Ich hatte es vorher gelesen und dachte im ersten Drittel des Annapurna Circuit Treks noch, dass ich nicht zu all den anderen gehören würde, doch je näher man dem Pass kommt, desto kälter wird es. Da sämtliche Zimmer unbeheizt sind, versammelt sich wirklich jeder in dem einzigen warmen Ort: dem beheizten Aufenthaltsraum. Und so saßen auch wir dort Abend für Abend, so lang es ging. Ganz nebenbei sind die Aufenthaltsräume oft auch im Gegensatz zu den Zimmern mit Kerzen oder sogar Notstrom versorgt, was bei dem regelmäßigen Stromausfall heißt, dass man dort immerhin noch was sieht.
11. Villa Kunterbunt
Als ich mir vor der Reise die Häuser in den Bergen Nepals vorstellte, sah ich graue steinerne alte Hütten vor meinem inneren Auge. Womit ich jedoch nicht gerechnet hätte, waren kunterbunte Holzhäusschen. In leuchtendem Blau oder auch in Pink oder Gelb – schon aus weiter Entfernung kann man Dank der Farbenpracht das nächste Dorf erkennen.
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GRÜNDERIN
Nicole Bittger
Reisesüchtige Foodie & Coffee Nerd aus Berlin mit großer Fotoleidenschaft, einem Herz für Tiere und die Natur.
Mit Nicoles Neugierde auf die Welt und ihrem ersten Sabbatical erblickte auch PASSENGER X das Licht der Welt. Ein halbes Jahr Abenteuer in China, Japan und Europa führten dazu, dass dieser Blog mit Leben gefüllt wurde. Um ein Jahr später fünf Monate lang solo durch das bunte Südamerika zu touren, kündigte Nicole schließlich ihren sicheren Konzernjob. Seitdem arbeitet sie selbstständig und ist Vollzeitbloggerin.
Ob sie jemals genug vom Reisen haben wird? We doubt it!
Fun Fact: Nicoles Herzensland ist Grönland. Dort hat sie noch das wahre „Weit-Weg-Gefühl“.
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