Nachdem Gastautor Björn während seiner ersten drei USA-Urlaube die Ost- und Westküste schon umfangreich abgegrast hatte, sollte es dieses Mal in den Südwesten der Vereinigten Staaten gehen. Ein Kontrastprogramm zu den Küsten: Zwei Wochen Road Trip durch USA, die Canyontour.
Mit dem Mietwagen von Phoenix, Arizona nach Denver, Colorado. Urlaube mit dem Mietwagen und Tagesstrecken von zum Teil über hunderte von Meilen sind für meine Frau und mich keine Seltenheit, sondern viel eher so etwas wie ein unverzichtbarer Bestandteil des Urlaubs. Abenteuer Baby!
Was wir in unserem Sommerurlaub erwarteten, waren zwei Wochen trockenes, heißes Klima und grandiose Aussichten. Was wir bekamen, war ein äußerst seltenes „Regenjahr“, oft ein ganz und gar nicht wüstenhaftes Klima und Aussichten, die alles übertrafen, was wir uns vorher ausgemalt hatten.
2 Wochen USA Route
Phoenix
Es begann mit unserer Ankunft in der Wüstenstadt Phoenix, kurz vor Mitternacht, nach fast 20 Stunden Reisezeit, bei 38 Grad Außentemperatur. Um eine gute Planung für unseren richtigen ersten Tag zu haben, an dem wir uns den Jetlag aus den Körpern laufen wollten, warfen wir einen ersten Blick in die Stadt. Schnell stellten wir fest, dass unser Vorhaben wenig Erfolg haben würde. Denn das Stadtzentrum der 2-Millionen-Metropole besteht aus vier mittelgroßen Bürogebäuden und einem Baseball-Stadion. Der Rest der Stadt ist ein riesiges zersiedeltes, hässliches Wohngebiet. Da macht das Laufen bei 42 Grad im Schatten nicht ganz so viel Freude.
Ich muss es leider sagen: Phoenix gehört zu den unansehnlichsten Städten, die ich jemals besucht habe.

Glücklicherweise spielten am Abend (bei noch immer knapp 40 Grad) die Arizona Diamondhawks (das örtliche Baseball-Team). Also ab ins Stadion und so die erste aufkommende Müdigkeit bekämpfen. Trotz der mehr als 15.000 Zuschauer, war die Partie nicht sonderlich aufheiternd, aber immerhin: das Stadion war klimatisiert und damit für zwei Stunden der angenehmste Ort der Stadt.
Flagstaff
Am nächsten Tag sparten wir uns also den Stadtspaziergang und stiegen ins Auto. Es ging zwei Stunden Richtung Norden, in das Städtchen Flagstaff im Herzen Arizonas. Hier hatten wir kurzzeitig die Gelegenheit, den Nationalfeiertag der USA, den 4. Juli, mitzuerleben. Eine Straßenparade wie aus einem Hollywood-Film – und zudem purer Zufall. Den 4. Juli hatten wir bei der Buchung des Urlaubs gar nicht bedacht. Um so cooler, ihn jetzt live mitzuerleben.

Grand Canyon
Später am gleichen Tag machten wir einen Abstecher zum Grand Canyon.
Von Flagstaff ist der dieser rund 80 Meilen entfernt. Nicht nur der Canyon selbst (der aufgrund seiner gigantischen Ausmaße mit dem Begriff „Canyon“ eigentlich nicht ganz treffend umschrieben ist), sondern auch die Schluchten in den umliegenden Gegenden außerhalb des Nationalparks sind absolut atemberaubend. Wir besuchten den „South Rim“, also den südlichen Rand des Canyons. Zum nördlichen Teil schafften wir es allein aus Zeitgründen nicht, da dieser rund 150 Meilen entfernt liegt. Soviel zu den Ausmaßen dieses unglaublichen Naturphänomens.


Monument Valley
Vom Grand Canyon ging unser Road Trip durch die USA weiter ins Indianerland, das sagenumwobene „Monument Valley“, welches in unzähligen Western-Filmen bereits als beeindruckende Kulisse gedient hat. Als wir dann diese unbeschreibliche Landschaft mit eigenen Augen sahen, konnten wir die Faszination dieses Ortes verstehen. Unbeschreiblich! Das Gebiet wird von den Diné-Indianern (wie sich die Navajo-Indianer in ihrer eigenen Sprache nennen) selbst verwaltet.
Über hunderte von Meilen haben wir in einem Gebiet, das gefühlt so groß wie Belgien ist, keinen einzigen weißen Amerikaner getroffen – und auch keine US-Flagge gesehen. Das „Monument Valley“ ist ein heiliger Ort der Diné und man wird von der Bedeutsamkeit dieses Tals geradezu erdrückt. Auch ist er einer der sehr wenigen Nationalparks, der fast völlig ohne Verkehrsinfrastruktur auskommt. Es ist erlaubt, den Park auf einem 27-Kilometer-Trail zu durchfahren (oder zu durchreiten). Ohne einen anständigen Geländewagen kann dies allerdings sehr umständlich werden.

Tausende Fotos könnte man von diesem Ort schießen, mit den großartigsten Kameras der Welt, dennoch würde kein einziges Bild der Aura und der Weite dieser einzigartigen Landschaft gerecht werden.
Es gibt so viele Highlights im und um das Valley, so dass man sich schwer damit tut zu selektieren. Großartig waren ebenfalls das „Valley of the Gods“, der spektakuläre Flusslauf des San Juan River durch den „Gooseneck State Park“ (Eintritt fünf Dollar, unbedingt machen!) und die aberwitzige Felsenformation des „Mexican Hat“ (der Name ist wirklich Programm). Ach, und natürlich ganz wichtig: Der „Forrest Gump Point“ (der heißt wirklich so!). Es ist die Stelle, an der Forrest Gump im gleichnamigen Film nach zweieinhalb Jahren aufhört, zu laufen. Mit großartigem Ausblick auf das „Monument Valley“.


Nach den vielen Eindrücken ging es am Abend zur Unterkunft. Übernachtet haben wir im kleinen Örtchen Bluff in einer ebenfalls von Indianern geführten Hotelanlage. Von unserer Zimmerterrasse aus hatten wir einen so spektakulären Ausblick, dass wir unsere Canyontour eigentlich gar nicht fortsetzen, sondern einfach nur an diesem Platz bleiben wollten.
Kanab & Antelope Canyon
Das Monument Valley war zweifelsohne der frühe Höhepunkt unseres USA Roadtrips.
Schweren Herzens ging es weiter. Nächster Halt: Kanab, Utah. Dort wollten wir übernachten, bevor es zum „Zion National Park“ gehen sollte. Auf dem Weg nach Kanab besuchten wir noch den berühmten „Antelope Canyon“, der mir von mehreren Leuten empfohlen worden war. Das Schluchtenerlebnis war jedoch etwas enttäuschend. Denn für die einstündige Tour zahlt man stolze 45 Dollar und wird durch eine mit Asiaten und Kameras vollgestopfte Felsspalte gedrückt. Die ist an sich natürlich spektakulär, wird aber touristisch absolut stil- und würdelos ausgeschlachtet. Ich würde Reisenden dringend davon abraten.

Horseshoe Bend
Ein absolutes Muss hingegen ist das unweit gelegene „Horseshoe Bend“.
Die hufeneisenförmige Schlucht, durch die der Colorado River fließt. Obwohl sie zu den atemberaubendsten Sights auf unserem Road Trip durch die USA gehörte, liegt diese Schlucht unspektakulär an einem Rastplatz und ist kostenfrei zugänglich. Das muss man sich mal vorstellen. Allein diese Tatsache hat uns verdutzt hinterlassen. Beim Anblick der Schlucht wurden wir dann vollständig sprachlos.

Anmerken muss ich aber, dass ich es für ein Wunder halte, dass es dort nicht täglich zu tödlichen Unfällen kommt. Die Leichtsinnigkeit, mit der sich die zahlreichen Touristen an den steilen Felsklippen fotografieren lassen, ist genauso faszinierend, wie die Aussicht selbst.
Zion National Park
Im „Zion National Park“ machten wir uns auf einen der zahlreichen Wanderpfade, die diesen spektakulären Park durchziehen. Die Shuttle-Busse fahren ganztägig rund 15 Anlaufpunkte im Park an, von wo aus man dann loswandern kann. Die Schwierigkeit der Routen variiert stark, daher ist für jeden etwas dabei.
Und für die ganz Harten gibt es auch eine Route, bei der die Challenge heißt: Meilen lange Flussdurchquerung.
Für uns war der Zion Nationalpark keine atemberaubende Erfahrung, aber ein Tag im Park lohnt sich definitiv wenngleich er recht überlaufen ist. Vielleicht waren wir aber auch einfach schon viel zu geflasht von den vorhergehenden Sights. Gut möglich.

Unweit des „Zion National Parks“ liegt das kleine Städtchen Bryce, in dem sich die Touristenströme sammeln, die es zum berühmten „Bryce Canyon“ zieht.
Bryce Canyon
Auch wir kamen hier in einem sagenhaft hässlichen Motel unter.

Wir gönnten uns eine Tagestour durch den Park und wurden zum wiederholten Male auf dieser Reise Zeuge von unglaublichen Naturschauspielen und Wetterumbrüchen, die mitunter wirklich bedrohlich wirkten. Doch was soll es. Die spektakulären Felsformationen, Schluchten und Wälder dieses Parks waren aber jedes eingegangene Wagnis wert!
Grand Junction
Letzte Zwischenstation auf unserem Road Trip durch die USA nach Denver war das Städtchen Grand Junction, am Fuße der Rocky Mountains. Eine entspannte, kleine Studentenstadt, die etwas mehr Kultur bot als das farblose „Kanab“ oder die Touristenabsteige „Bryce“. Die Fahrten auf den Highways durch Schluchten, Gebirge, Canyons und unendliche Weiten (das musste irgendwo noch rein, aber es ist tatsächlich kein Klischee) ließen uns mehrfach rätseln, warum nun dieses Fleckchen Erde nicht zum Nationalpark gemacht worden war, ein anderes aber schon. Die Vielfältigkeit der Landschaft, die urplötzlichen Veränderungen von Klima, Vegetation und Bevölkerung ließen uns immer wieder spüren, was für ein gewaltiges, kaum zu greifendes Land die USA doch sind – und dabei fuhren wir nur durch einen winzigen Teil dieser riesigen Nation.

Unser letzter Weg führte uns mitten durch die Rocky Mountains, so dass wir uns noch einen Starbucks-Kaffee mitten im Ski-Urlaubsort Vail erlauben konnten. Eine weitere, wunderschöne Fahrt durch großartige Landschaften, bei der uns allerdings das massive Baumsterben auffiel, das weite Teile des Baumbestands der Rocky Mountains befallen hat. Ein Schädlingsbefall der sich sogar bis hoch nach Kanada zieht.
Unsere Zielstadt Denver präsentierte sich völlig anders als Phoenix: Warmes, aber angenehmes Klima und eine wunderschön angelegte Innenstadt mit Parks, Einkaufsstraßen und Universitäten. Eine typisch nordamerikanische Stadt, wie wir sie schon oft auf vorhergegangenen USA-Reisen gesehen hatten. Ein angenehmer Kontrast zur blutleeren Wüstenkolonie Phoenix, die der Ausgangspunkt für unsere Tour war.
Zwei Wochen Road Trip durch den Südwesten der USA – ein Fazit
Eine völlig menschenleere Landschaft kann und sollte man nicht erwarten, wenn man sich auf die Tour durch die Canyons dieser einzigartigen Region im Südwesten der USA macht. Zu spektakulär ist das, was die Landschafen zu bieten haben, als dass man der einzige Tourist sein könnte. Doch die Eindrücke mit denen man dafür entschädigt wird, sein Glück mit anderen Touristen zu teilen, sind unverzichtbar. Unsere Route führte uns über eine Strecke von 1.300 Meilen von der kargen Wüste Arizonas und Utahs bis in die bewaldeten Rocky Mountains von Colorado. Für uns ist klar: eines Tages werden wir zurückkehren und diesen Roadtrip durch die USA wiederholen. The Road is calling!

GAST-BLOGGER
Björn Leffler
Björn ist seit erster Stunde Gastautor bei PASSENGER X und nicht nur reisebegeistert, sondern auch großer Berlin-Fan. Mit diesen Schwerpunkten schreibt er für PASSENGER X und auch für seinen eigenen Blog ENTWICKLUNGSSTADT.

Schreibe einen Kommentar