Wenn aus einem fast abgebrochenem Sabbatical die beste Zeit des Lebens wird.
Laura und Matthias, leben aktuell in Berlin und wenn sie nicht gerade reisen, arbeiten sie als Social Media-Beraterin/Content-Managerin und Lehrer für Sport und Geografie. Seit 2017 betreiben sie ihren Reiseblog YOURneys und Anfang 2022 haben sie sich mit ihrer kleinen Social Media-Agentur selbstständig gemacht. Ab Sommer 2022 werden sie gemeinsam – ermutigt vor allem durch ihr Sabbatical – den Sprung in die Fulltime-Selbstständigkeit wagen. Wie es zu ihrem Sabbaticalwunsch kam, warum sie mittendrin kurz davor waren abzubrechen und wie ihnen ihr Trip ein neues Familienmitglied beschert hat, das verraten sie jetzt im Interview.
Wie kam es zu der Idee ein Sabbatical zu machen?
Seit unserem ersten USA-Roadtrip 2011 ist das Reisen unsere gemeinsame Leidenschaft. Eigentlich haben wir auch seitdem davon geträumt, irgendwann mal “länger raus zu gehen”. Nachdem wir diesen Traum 2020 mal wieder aufgeschoben hatten, wollten wir 2021, trotz Pandemie, nicht mehr länger warten.
Statt einer ursprünglich angedachten Backpacking-Reise in die Ferne wurde es dann situationsbedingt ein Van-Trip durch Europa – eine Entscheidung, die wir nicht bereut haben 🙂
Fiel euch die Entscheidung schwer?
Anfangs schon! So schwer, dass wir 2020 kurz vor knapp noch mal einen Rückzieher gemacht und das Sabbatical aufgeschoben haben. Zum Glück, wie sich herausstellte – denn drei Wochen später kam Corona und die Welt stand erst mal für viele Wochen still…
Wie lange vorher hattet ihr das Sabbatical bei euren Arbeitgebern angekündigt? Und wie hat man dort reagiert?
Da Matthias als Lehrer arbeitet, musste er das Sabbatical sechs Monate vorher anmelden. Wir sind im Juli 2021 losgereist; eingereicht hat er den Antrag also im Januar 2021.
Die Reaktion beim Arbeitgeber war entspannt. Das Sabbatical ist bei Lehrkräften ein anerkanntes Teilzeitmodell; Matthias war also nicht der Erste.
In Lauras Fall war es noch unkomplizierter: Als Freelancerin musste sie das Sabbatical nirgendwo anmelden. Ihre Kunden konnte sie “mitnehmen” und die haben ihr glücklicherweise auch alle während der Reise weiter vertraut.
Welche Regelung hat Matthias mit seinem Arbeitgeber für das Sabbatical gefunden?
Wie gesagt: Das Sabbatical ist bei Lehrkräften ein anerkanntes Teilzeitmodell. Es besteht immer aus einer “Ansparphase” und einer Freistellung. Je nachdem, wie lange man die Ansparphase zieht, bekommt man in dieser Zeit weniger Bezüge und in der Freistellung dafür dann einen anteiligen Lohn. Das reduzierte Gehalt wird also quasi auf Ansparphase und Freistellung aufgeteilt.
Als eines von wenigen Bundesländern bietet Berlin das Sabbatical bereits ausgelegt auf ein Jahr an: sechs Monate Ansparphase, sechs Monate Freistellung; in der kompletten Zeit gibt es 50% des Gehalts. Genau so hat Matthias es auch gemacht.
Die meisten anderen Bundesländer bieten nur einjährige (oder längere) Freistellungen und entsprechend längere Ansparphasen an. Man muss das Sabbatical also deutlich früher anmelden.
Übrigens gilt als Lehrkraft “erst die Arbeit, dann das Vergnügen” – die Ansparphase muss also vor der Freistellung stehen.
Wann war euer Sabbatical und wo wart ihr überall unterwegs?
Unser Sabbatical begann im Juli 2021 und endete im Februar 2022. Insgesamt sind wir also sieben Monate mit unserem Van durch Europa gereist – genauer gesagt waren wir in Frankreich, Südtirol, Italien, Sardinien, Griechenland, Spanien und Portugal.
Was waren eure Highlights während dieser Auszeit?
Die schönste Zeit hatten wir von Juli bis Anfang Oktober, weil Laura in diesen Monaten sehr wenig gearbeitet hat und wir so sehr viel gemeinsame Zeit genießen konnten. Gleichzeitig waren wir in unserem Herzensland Griechenland unterwegs, wo uns neben den gastfreundlichen Griechen, den tollen Begegnungen mit anderen Campern und der leckeren Küche vor allem die Traumstrände der Ionischen Inseln umgehauen haben.
Wir haben uns in dieser Zeit zwei große Träume erfüllt: einen Segelkurs im Ionischen Meer und ein Reiseführer für Marco Polo, den wir während der Reise geschrieben haben.
Außerdem haben wir im Oktober dort einen kleinen Streuner-Kater gefunden und aufgenommen – Ion, unser wohl schönstes “Reisemitbringsel”, lebt jetzt bei uns in Berlin.
Was war der schlimmste Moment?
Wirklich “schlimme” Momente blieben uns zum Glück erspart. Aber es gab diesen einen Moment auf der Fähre nach Sardinien (ziemlich zu Beginn des Sabbaticals), als wir eigentlich entschieden haben, abzubrechen. Die Umstellung auf das Fulltime Leben im Van fiel uns anfangs schwerer als gedacht und zu diesem Zeitpunkt hatten sich so viele Kleinigkeiten hochgeschaukelt, dass wir einfach nur nach Hause wollten.
Auf der Insel angekommen, wollten wir ihr dann aber doch erst mal eine Chance geben – und Sardinien war SO gut zu uns, dass die drei Wochen dort der Beginn der vielleicht schönsten Zeit unseres Lebens waren.
Nach diesem Tag auf der Fähre haben wir übrigens nie mehr darüber nachgedacht, abzubrechen…
Was hat euch eurer Sabbatical all in all gekostet?
Das haben wir nie ausgerechnet. Da wir im selbst ausgebauten Van gereist sind, hatten wir vorab recht hohe Kosten (insgesamt rund 12.000 Euro für Fahrzeug und Ausbau).
Unterwegs hielten sich die Kosten durch häufiges Freistehen und viel “Selbstversorgung” in Grenzen. Auf jeden Fall haben wir günstiger gelebt als in unserer Wohnung in Berlin. Die hatten wir während der Zeit übrigens auch untervermietet.
Hat sich nach dem Sabbatical etwas für euch verändert?
Definitiv! Wir haben im Sabbatical den Mut gefasst, den Schritt in die gemeinsame Selbstständigkeit zu wagen – etwas, wovon wir schon viele Jahre träumen, uns aber nie so recht getraut haben, es in Angriff zu nehmen.
Ab Sommer 2022 arbeiten wir also gemeinsam, sind weitestgehend ortsunabhängig und verlegen unsere “Homebase” zurück in unsere Heimat; die Pfalz. Damit endet das Kapitel Berlin nach sieben Jahren. Warum? Weil wir im Sabbatical gemerkt haben, wie sehr uns im Alltag Ruhe und Natur fehlen.
Habt ihr einen Tipp für diejenigen, die auch über ein Sabbatical nachdenken, sich aber noch nicht trauen?
Lasst euch nicht von Zweifeln abhalten! Gefühlt gibt es nie “den perfekten Moment” für ein Sabbatical. Aber wir glauben, in Wirklichkeit gibt es nie den falschen 🙂
Wer gern mehr von den beiden Weltenbummlern Laura und Matthias lesen und sehen will, der sollte auf ihrem Blog YOURneys vorbeischauen und ihnen vor allem auch auf Instagram folgen. Dort zeigen sie euch nicht nur wunderschöne Reiseerinnerungen sondern auch Einblicke in ihren Arbeitsalltag und ihr Leben inkl. Gastauftritten von Kater Ion.
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