Wenn man an einen Urlaub in Vietnam denkt, hat man automatisch Reisfelder, Kegelhüte und bunte Laternen vor Augen. Aber dass man dort auch zu einer der größten natürlichen Höhlen der Welt wandern kann, wissen die wenigsten. Wir haben uns auf das Abenteuer Hang En gewagt und hatten zwei unvergessliche Tage!
Reisetipps für die Hang Eng Höhlen Tour
Wissenswertes über Hang En
Hang En befindet sich tief im Phong Nha – Ke Bang Nationalpark in Zentralvietnam. Entdeckt wurde die Höhle 1994. Es gibt drei Eingänge, die bis zu 110m hoch sind. Hang En liegt auf einer Höhe von 180m über dem Meeresspiegel. Sie hat eine Länge von über 1,6km und ist durch unterirdische Flüsse und Gänge mit Hang Son Doong verbunden, der größten bekannten Höhle der Welt.
„Hang“ ist das vietnamesische Wort für „Höhle“. Der Name „En“ kommt daher, dass die Höhle ein Nistplatz für tausende von Mauerseglern ist, weshalb die Einheimischen die Höhle nach ihnen benannten. Schon vor hunderten Jahren war Hang En dem Arem Volk bekannt, die dort drin lebten. Dank ihres kleinen und beweglichen Körpers verfügte das Arem-Volk über erstaunliche Kletterfähigkeiten. Sie nutzen kleine, starke Äste, die sie in Felslöcher steckten oder Ranken, um natürliche Leitern zu schaffen. Dadurch konnten sie zur Höhlendecke klettern, um die Vögel zu fangen. Mittlerweile wohnt das Arem Volk in richtigen Dörfern und bestellt Felder, wie andere Einheimische.
Die Temperaturen in der Höhle variieren zwischen 20-25°C. An den Eingängen kann man Eichhörnchen und Affen sehen, in der Höhle vor allem Fledermäuse und Insektenarten.

Organisation Wanderung
Hang En erreicht man ausschließlich mit einer geführten 2-Tages-Wanderung. Anbieter dieser Touren ist Oxalis Adventures – die einzige Organisation, die überhaupt Touren dorthin anbieten darf. Auf der Website von Oxalis erhält man alle wichtigen Informationen zur Wanderung: was für Ausrüstung benötigt wird, welche Ausrüstung gestellt wird, wie fit man sein muss, wie genau die Wanderung abläuft und natürlich den Preis.
Oxalis hat für jede seiner angebotenen Wanderungen das entsprechende „Adventure Level“ ausgearbeitet. Anhand dieses Levels kann man seine eigene Fitness vorab einstufen. Hang En wird auf Level 3 eingestuft, was ein moderates Fitnesslevel voraussetzt.

Folgendes ist für die Wanderung zu beachten:
- Die Wanderung beläuft sich auf insgesamt 25km, wobei 3km der Wanderung mit Sepzialausrüstung in der Höhle stattfinden.
- Es werden einige Bachläufe und Flüsse durchquert.
- Höhenunterschied: 650m auf steilen Wegen
- Touren können von Mitte Dezember bis Mitte September gebucht werden, wobei die Touren unterschiedlich häufig angeboten werden
- Teilnehmeranzahl: bis zu 16 Personen
- Alter: 16-70 Jahre
- Kosten: umgerechnet ca. 300€ pP
- Wichtig: Während der kompletten Tour hat man keinen Handyempfang!
Um eine Buchung für die Tour abzuschließen, muss man einen sehr ausführlichen Fragebogen ausfüllen. Unter anderem wird dort gefragt, ob man Medikamente nimmt, ob man operative Eingriffe hatte, welche Wanderungen man im vergangenen Jahr gemacht hat – inklusive Angabe der Länge, der Höhenmeter und „Beweisfotos“, damit die Mitarbeiter sehen, dass man fit genug ist.

Hat man diese Fragen alle beantwortet, folgt noch ein Telefonat mit einem Mitarbeiter von Oxalis, der noch einmal im persönlichen Gespräch überprüfen möchte, dass alle Angaben der Wahrheit entsprechen. Es ist extrem wichtig, dass man seine Fähigkeiten nicht überschätzt, da Unfälle und dadurch entstehende Bergungsmissionen im Phong Nha – Ke Bang Nationalpark nur extrem schwierig durchzuführen sind!
Welche Ausrüstung wird für die Wanderung benötigt?
Oxalis stellt eine Liste bereit, auf der alle Dinge stehen, die man auf die Wanderung mitbringen soll. Hier mal eine kleine Auswahl:
- 1-2 schnelltrocknende, helle, langärmelige Shirts
- 1-2 Paar schnelltrocknende, lange Wanderhosen
- Wasserdurchlässige Wanderschuhe; KEINE wasserdichten/Gore Tex Schuhe!
- 20-25l großer Rucksack
- Schwimmsachen
- Mückenschutz, Sonnenbrille, Sonnencreme, Sonnenhut
- ein Fächer (meiner Meinung nach der wichtigste Ausrüstungsgegenstand!)
Schlafsäcke, Isomatten und Zelte werden von Oxalis gestellt.

Ablauf der Wanderung
Die Wanderung ist auf zwei Tage aufgeteilt.
Am ersten Tag bekommt man zunächst eine gründliche Einweisung zum Verhalten in der Höhle und der grobe Ablauf wird besprochen. Danach packt jeder Teilnehmer die Sachen, die nur vor Ort in der Höhle benötigt werden, in von Oxalis bereitgestellte Packsäcke. Diese werden von Mitarbeitern zur Höhle gebracht. Man selbst hat nur einen kleinen Rucksack, um vor allem ausreichend Wasser mitzunehmen – und natürlich seine Kamera!
Anschließend wird man mit einem Shuttlebus zum Start der Wanderung gefahren. Es geht ca. 1 Stunde über kurvige und teils enge Straßen tief hinein in den Phong Nha – Ke Bang Nationalpark.
Am Start angekommen beginnt auch direkt der steile Abstieg ins Tal. Dort geht es flach weiter bis zum Höhleneingang, allerdings überquert man einige Flüsse, die mal mehr, mal weniger starke Strömungen haben. Auch die Wasserhöhe variiert.
Dann betritt man über einen der drei Eingänge die riesige Höhle! Das Camp für die Nacht ist bereits aufgebaut und man kann im klaren Wasser baden oder sich einfach von der Wanderung erholen. Am Abend gibt es noch ein gemeinsames Abendessen, ehe man sich in sein Zelt zurückzieht.
Tag 2 beginnt mit einem gemeinsamen Frühstück und einer anschließenden Erkundung der Hang En Höhle. Dafür bekommt man Handschuhe und Helme, da man einige Kletterpassagen vor sich hat. Im Anschluss gibt es Mittagessen, ehe es auf demselben Weg zurück geht, den man am Vortag gewandert ist.
Am Ende erwarten einen die knapp 650 Höhenmeter bergauf. Und dann geht es mit dem Shuttlebus zurück zum Hauptquartier von Oxalis.
Erfahrungsbericht zur Wanderung zur Hang En Höhle in Vietnam
Tag 1 – Wandern zur Hang En Höhle
Der Tag begann um 8 Uhr morgens. Ein Shuttlebus hat uns an unserer Unterkunft in Phong Nha abgeholt und zum Hauptquartier von Oxalis gefahren. Dort haben wir die anderen Teilnehmer der Wanderung getroffen und zu unserer großen Freude bestand unsere Gruppe nur noch aus vier weiteren Teilnehmern. Insgesamt waren wir nun also zu sechst: Vier Männer und zwei Frauen.
Durch die kleine Gruppengröße hatte man das Gefühl, eine private Tour gebucht zu haben.
Nachdem wir die Einweisung bekommen hatten, verstauten wir die Campsachen in die dafür vorgesehenen Beutel. Diese wurden von den Mitarbeitern vorab ins Camp getragen. Wir packten noch unsere Wanderrucksäcke, bekamen jeder eine riesige Trinkflasche mit Elektrolyttabletten und wer wollte, konnte sich für die zwei Tage Schuhe von Oxalis ausleihen, die auch dafür geeignet waren durch Flüsse zu laufen. Da ich meine eigenen Schuhe nicht unbedingt nass machen wollte – schließlich stand für uns noch über eine Woche Vietnam nach der Wanderung an – entschied ich mich für die anderen Schuhe. Bequem waren sie nicht, aber für die zwei Tage absolut in Ordnung.

Dann ging es endlich los! Der Shuttlebus brachte uns zum Start der Wanderung, wo natürlich erst einmal ein obligatorisches Gruppenfoto gemacht wurde. Nachdem jeder ein paar Handschuhe und einen Helm bekommen hatte, begann der Abstieg ins Tal.
Wir hatten zwei Guides, deren Namen ich leider vergessen habe. Der Guide, der Englisch sprechen konnte, lief voran und erklärte uns unterwegs alles Mögliche über Flora und Fauna. Der andere Guide konnte nur Vietnamesisch und lief als Letzter, sodass niemand zurückbleiben konnte. Wenn nötig, reichte er auch eine helfende Hand.

Der Abstieg ins Tal erwies sich als lang und steil. Immer wieder mussten wir über rutschige Steine klettern – ein Glück hatten wir vorab die Handschuhe für mehr Griff bekommen – oder nah am Abgrund vorbeigehen. Glücklicherweise verlief dieser Teil der Wanderung unter dem Schutz der Bäume, allerdings war im Juni Regenzeit und so waren die Luftfeuchtigkeit und Hitze trotzdem nicht zu unterschätzen.
Unten angekommen erreichten wir Doong Village, einen kleinen Ort, in dem nur wenige Leute leben. Unser Mittagessen dort bestand aus frischen Früchten, Brot, Reis, Gemüse und Fleisch.
Nach dieser Stärkung ging es weiter. Die Sonne brannte vom Himmel und wir waren froh, uns gegenüber vom Oxalis Hauptquartier noch Fächer besorgt zu haben. Immer wieder mussten wir durch Flüsse und Bachläufe waten.
Auf der ganzen Wanderung war man umgeben von so vielen Schmetterlingen, wie ich es noch nie erlebt habe.
Ein Highlight war aber die Pause an einem Flussbett, wo einfach hunderte – und das ist nicht übertrieben – Schmetterlinge waren!


Schon bald sahen wir dann zum ersten Mal den Eingang nach Hang En!
Durchgeschwitzt und in meinem Fall mit einer startenden Migräne standen wir also vor einer der größten Höhle der Welt, ganz gespannt darauf endlich hineinzugehen. Also hieß es: Helme auf, Stirnlampen an und auf geht’s!
Wir mussten ein wenig klettern und es ging zunächst stetig bergauf, bis wir endlich einen Blick auf unser Camp für die Nacht werfen konnten. Und was für ein Anblick das war!

Nachdem alle genügend Fotos gemacht hatten, kletterten wir hinunter zum Wasser, um dort auf einem Floß, das mit einem Seilzug versehen war, auf die andere Seite über zu setzen.
Es folgte ein kurzer Rundgang im Camp: Küche, Wäscheleinen, zwei Trockentrenntoiletten und natürlich die Zelte. Letztere wurden auch sofort verteilt und bezogen, ehe es für eine Abkühlung in den Bach ging, der durch die Hang En Höhle fließt.
Nach einem üppigen Abendessen mit Suppen, Brot, frischem Obst und Gemüse machten wir es uns auf Campingstühlen vor der Höhlenöffnung an unserem Camp gemütlich und lauschten den Dschungelgeräuschen – vorrangig dem Summen der Insekten und dem Flügelschlagen der Fledermäuse. Alles wurde nur von unseren Stirnlampen beleuchtet, was wir auch noch für ein cooles Foto nutzten.


Damit neigte sich der Tag auch dem Ende zu und nach und nach verschwanden alle in ihren Zelten, schließlich mussten wir für Tag 2 ausgeruht sein, der deutlich anstrengender sein sollte!
Tag 2 durch die Höhle und zurück
Der Tag begann früh, da einiges auf dem Programm stand. Zunächst stärkten wir uns beim Frühstück, ehe wir uns wieder mit Helmen und Stirnlampen ausgestattet zum Höhleneingang auf der anderen Seite wanderten. „Wandern“ heißt in diesem Fall hauptsächlich klettern.
Von unserem Guide gab es immer wieder interessante Informationen rund um die Hang En Höhle.

Schließlich erreichten wir einen weiteren Eingang der Höhle und der war einfach riesig.


Wahnsinn, oder?
Nachdem wir uns alles genau angeschaut und die Atmosphäre genossen hatten, ging es wieder zurück zum Camp. Ein Großteil der Strecke folgte dem Weg vom Vortag.
Unterwegs kam uns dann die nächste Höhlengruppe entgegen – und diese Tour war scheinbar ausgebucht. Was für ein Glück wir mit unseren 6 Teilnehmern doch hatten!
Kurz nach der Begegnung mit der anderen Gruppe, folgten wir schließlich einem anderen Pfad als dem am Vortag, und dann begann der anstrengendste Teil der kompletten Wanderung: 650 Höhenmeter steil bergauf bei einer gefühlten Luftfeuchtigkeit von 100 Prozent. Aber immerhin im Schatten der dichten Bäume.
Ich bin zwar einigermaßen fit, aber hier kam ich tatsächlich an meine Grenzen und war irgendwann mit meinem Freund und dem englischsprachigen Guide weit abgeschlagen. Dieser trug zwischendurch sogar meinen Rucksack, weil ich durch die hohe Luftfeuchtigkeit und Hitze kaum noch konnte.

Um das ein wenig zu verbildlichen: Als wir irgendwann oben ankamen, war kein Kleidungsstück und kein bisschen Haut oder Haar an unseren Körpern trocken. Belohnt wurden wir mit einem kühlen Bier, einer Urkunde und einer Medaille.

Nach einer kurzen Rast ging es mit dem Shuttlebus zurück nach Phong Nha und das Abenteuer Hang En war geschafft.
Fazit zur Hang En Höhlen Wanderung
Durch die hohe Luftfeuchtigkeit und die hohen Temperaturen ist gerade der letzte Abschnitt vom Rückweg definitiv eine Herausforderung, aber um eine Nacht in dieser Höhle zu verbringen, würde ich es immer wieder machen! Es ist definitiv ein unvergessliches Erlebnis im Zelt in einer der größten Höhlen der Welt zu verbringen. Außerdem: Wie oft wird man auf seinen Wanderungen von hunderten Schmetterlingen begleitet? Ich glaube, das hat die Wanderung noch einmal um ein Vielfaches schöner gemacht.

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GAST-BLOGGERIN
Sabrina Wolf
Am liebsten ist Sabrina gemeinsam mit ihrem Freund im selbst ausgebauten Van Ragnar in Europa unterwegs oder geht im Harz auf Stempeljagd beim Wandern. Dabei immer im Gepäck: Das Bedürfnis, Adrenalin zu verspüren.
Sei es beim Ziplining, Quad- und Mountaincart fahren oder beim Canyoning. Ihr absolutes Herzensland ist und bleibt aber Irland. Schon 26 mal ist sie auf die grüne Insel gereist.
Fun Fact: Sabrina kauft nur noch selten Souvenirs, stattdessen versucht sie aus jedem Land einen Tannenzapfen mitzubringen. So hat sich inzwischen eine hübsche Sammlung ergeben.

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