Kirgistan ist ein noch völlig unterschätztes Reiseziel und hält als solches viele geheime Schätze bereit. Darunter auch eine der schönsten Wanderungen in Kirgistan: Der Ala-Kul-Trek. Hier erfährst du alles, was du zur Organisation, dem Buchen von Unterkünften und dem Thema Sicherheit beim wandern in Kirgistan wissen musst. Außerdem erzähle ich dir von meiner ganz persönlichen Erfahrung.
Schon mal vom Ala-Kul Trek in Kirgistan gehört? Nein? Ich kannte ihn lange Zeit auch nicht, denn er ist noch ein echter Geheimtipp. Gemeinsam mit meinem Freund bin ich im Juli 2023 für zwei Wochen durch Kirgistan gereist. Als große Wander-Fans wollten wir es uns natürlich nicht nehmen lassen, intensiver in die Natur des Landes einzutauchen und sind dabei auf den mehrtägigen Ala-Kul Trek im Tian-Shan Gebirge gestoßen. Schon seit Beginn der Planungen habe ich voller Spannung darauf hin gefiebert. Neugierig, was mich erwartet, war ich überzeugt davon, dass diese mehrtägige Wanderung das Highlight unserer Kirgistan-Reise wird. Ob meine Erwartungen erfüllt wurden und was wir unterwegs alles erlebt haben, erfahrt ihr im nachfolgenden Beitrag.
Fakten über den Ala-Kul Trek zum Wandern in Kirgistan
Damit ihr überhaupt eine Vorstellung davon bekommt, was wir hier eigentlich gemacht haben, vorab erstmal ein paar Fakten zum Ala-Kul Trek. Das eigentliche Highlight der Wanderung und der Namensgeber der Mehrtages-Tour sind der Ala Kul Lake und der Ala Kul Pass auf fast 3.900 Meter. Man kann die Wanderung in verschiedenen Etappen laufen, wir haben uns für eine 3-Tages Tour entschieden. Ob das im Nachhinein die beste Entscheidung war, werde ich am Ende nochmal genauer erläutern.
- Höchster Punkt: 3.860 Meter
- Niedrigster Punkt: 1.900
- Höhenmeter gesamt: 2.050 Meter
- Gesamtstrecke: ca. 53 km, abhängig vom Startpunkt
Der Ala-Kul Trek gehört zu den beliebtesten Mehrtageswanderungen in Kirgistan. Als überlaufen empfunden habe ich ihn trotzdem nicht. Bis vor einigen Jahren schien der Trek noch recht kompliziert zu organisieren gewesen zu sein, gerade was die Übernachtungsmöglichkeiten und den Transport betraf. Mittlerweile hat sich der Tourismus aber gut etabliert. Unterwegs gibt es mehrere Camps und an Transportmöglichkeiten zum und vom Trek mangelt es nicht.
Eine Permit für die Wanderung benötigt ihr nicht, am Eingang zum Nationalpark wird lediglich eine kleine Gebühr von 250 Som (ca. 2,50 €) fällig. Auch ein Guide ist nicht zwingend nötig, der Weg ist gut ersichtlich und verlaufen kaum möglich. Was ihr allerdings mitbringen solltet, ist eine gewisse alpine Wandererfahrung. Für Wander-Anfänger kann ich diesen Trek nicht empfehlen.

Wandertag 1: Karakol bis Sirrota Camp – 16 km, 960 hm
Endlich, unser Trekking-Abenteuer beginnt! Dass wir gerade heute beide mit Magen-Darm-Beschwerden in den Tag starten, ist zwar nicht gerade die optimale Ausgangssituation, einen Rückzieher machen kommt für uns aber nicht in Frage. So werden wir, wie geplant, um 9:30 Uhr mit dem Taxi von unserem Guest House in Karakol abgeholt und zum Ausgangspunkt der Wanderung gebracht.
Als Startpunkt der Wanderung gibt es mehrere Möglichkeiten. Entweder, ihr wandert direkt am Eingang des Nationalparks los, der sich am Ortsrand von Karakol auf 1.900 Meter befindet, (vorher Tickets lösen) oder ihr lasst euch an eine der beiden Brücken fahren. Die Brücken werden tatsächlich nur als „first bridge“ und „second bridge“ bezeichnet, die Taxifahrer wissen aber Bescheid. Wir entscheiden uns für die erste Brücke und können somit die recht unspektakulären ersten vier Kilometer sparen.
Insider Tipp: Im Nachhinein muss ich sagen, dass wir uns auch locker bis zur zweiten Brücke hätten fahren lassen können. Das hätte uns nochmal ein paar Kilometer gespart, auf denen wir ebenfalls nicht viel verpasst hätten. Vielleicht entscheidet ihr euch daher für diese Option beim Wandern in Kirgistan.

An der zweiten Brücke hat man sogar nochmal die Möglichkeit, sich mit einem Geländefahrzeug bis zur dritten und letzten Brücke, von der aus der Aufstieg zum Sirrota Camp beginnt (dort wollen wir heute übernachten), fahren zu lassen. Wir entscheiden uns dagegen, da das eine Strecke von gut 10 km ist und somit fast die komplette Wanderung wegfallen würde.
Im Nachhinein sind wir auch froh, darauf verzichtet zu haben, denn die Fahrt auf einem solchen Schotterweg wäre sicher nicht sehr angenehm geworden.
Aber zurück zur Wanderung. Direkt nach der zweiten Brücke beginnt ein leichter Anstieg, der Weg führt durch Wald und über Wiesen, hin und wieder erhaschen wir einen Blick auf die umliegende Bergwelt, Kühe und Pferde kreuzen immer wieder den Pfad. Irgendwann treffen wir auf das Flussbett, dem wir von nun an folgen. Ab jetzt wird es landschaftlich immer interessanter. Bald schon öffnet sich das Tal und wir werden mit einem wunderschönen Anblick belohnt: Der Fluss, der sich durch eine weite, grüne Fläche zieht, im Hintergrund die teils noch schneebedeckten Berge. Wow!
Mehr Klischee-Naturschönheit geht wohl kaum und so bestaune ich für einen Moment die Landschaft um mich herum, bevor der Marsch weitergeht.

Doch spätestens hier merken wir, dass wir gesundheitlich nicht auf der Höhe sind. Die Wanderung gleicht bisher eher einem Spaziergang, strengt uns jedoch ungewöhnlich stark an. Doch Jammern hilft auch nichts, also geht es weiter.
Ein kurzes Highlight folgt nochmal etwas weiter flussaufwärts, als wir einen tosenden Wasserfall passieren.
Noch ein kurzer Aufstieg und da ist sie endlich: die letzte Brücke vor dem Camp. Hier kontrolliert ein Park Ranger unsere Eintrittskarten, Wasser können wir ebenfalls kaufen. Das nutzen wir, um eine Pause zu machen, etwas zu snacken und unseren Füßen eine Auszeit zu gönnen. Das tut gut! Vor allem angesichts dessen, was als Nächstes kommt.

Es folgt ein elend langer und steiler Anstieg. Ab hier sind es zwar nur noch drei Kilometer bis ins Camp, allerdings legen wir auf dieser kurzen Strecke einen Großteil der Höhenmeter zurück. Der Weg führt zunächst über einen sanft ansteigenden Waldweg.
Kaum kommen wir aus dem Waldstück heraus, haben wir eine wunderbare Aussicht auf die Bergwelt um uns herum. Nun geht es immer steil nach oben, es ist unfassbar anstrengend, die Sonne brennt und der Anstieg will einfach nicht enden. Als wir endlich das obere Ende erreicht haben, müssen wir noch über ein Geröllfeld stolpern. Als ich voller Verzweiflung denke, diese Qual würde nie enden, erscheinen endlich die ersten Zelte in Sichtweite. Geschafft!
Im Camp angekommen, gibt es erstmal Verwirrung darüber, ob wir uns am richtigen Ort befinden. Auf unserer Karte ist das Sirrota Camp ein paar Hundert Meter weiter im Wald eingezeichnet. Dort soll es aber angeblich nur einen Platz für eigene Zelte geben. Wirklich weiterhelfen kann uns niemand, auch auf unsere Reservierung hin reagiert man eher unbeholfen. Macht aber alles nichts, wir bekommen schlussendlich ein Zelt für die Nacht, das ist alles, was zählt.

Fragst du dich, wie so ein Camp beim Wandern in Kirgistan aussieht?
Es besteht aus ein paar Zelten und Yurten sowie einem großen Gemeinschaftszelt, in dem die Mahlzeiten eingenommen werden. Auch eine Toilette gibt es, wobei diese eigentlich nur ein Loch im Boden mit einem Wellblechverschlag als Sichtschutz ist. Ein Camp ist also eine sehr simple Unterbringung, etwas anderes habe ich aber auch nicht erwartet.

Direkt am Camp führt ein Bachlauf entlang, der in einen kleinen See mündet. Das sieht nicht nur traumhaft aus, sondern eignet sich auch perfekt für eine kurze Katzenwäsche. Ein paar mutige Baden im See, uns ist es allerdings viel zu kalt.
Das Abendessen besteht aus Rohkost in Form von Gurken und Tomaten, Brot, einer leckeren Buchweizen-Gemüse-Suppe und Tee. Dabei kommen wir auch ins Gespräch mit anderen Wanderern.


Dank meiner schwachen Blase bekomme ich nachts noch den wohl schönsten Sternenhimmel zu Gesicht, den ich bisher gesehen habe. Mega!
Sobald die Sonne dann allerdings weg ist, wird es direkt frisch und wir verziehen uns ins Zelt. Frieren müssen wir nicht. Zusätzlich zum Schlafsack, den Decken und Kissen, die man hier bekommt, haben wir noch unsere eigenen Schlafsäcke dabei. Ziemlich kuschelig! So schlafen wir selbst auf einer Höhe von 2.860 Metern gut ein.
Wandertag 2: Sirrota Camp bis Altyn Arashan – 17 km, 1090 hm hoch, 1470 hm runter
Nach einer erholsamen Nacht und einem Frühstück geht es direkt los mit Tag zwei des Treks. Hätte ich mal gewusst, dass das der wahrscheinlich anstrengendste Tag meines Lebens wird! Vermutlich wäre ich auf direktem Weg wieder umgekehrt (und hätte mich danach furchtbar geärgert).
Heute steht der Ala-Kul See und die Überquerung des Passes mit einer Höhe von ca. 3.900 Metern auf dem Plan. Ich würde wirklich gern mit mehr Euphorie an diese Etappe herangehen, nur fühle ich mich leider nach wie vor nicht fit. Zu ändern ist das aber leider nicht, also Augen zu und durch.

Der Wanderweg startet direkt steil bergauf, immer am Wasser entlang. Es ist heiß und ich würde mich am liebsten wieder hinlegen. Die Tatsache, dass die Wanderung landschaftlich von Beginn an ein Traum ist, entschädigt etwas. Hinter uns können wir erkennen, wie das Camp immer kleiner und kleiner wird, je höher wir aufsteigen. Vor uns sehen wir eine gigantische Bergwelt, in die wir nun immer mehr und mehr eintauchen. Wir werden von diversen Wasserfällen begleitet und entscheiden uns, am bisher größten und schönsten eine Pause einzulegen.

Anschließend heißt es nochmal alle Kraft zusammenkratzen und den letzten Aufstieg zum See in Angriff nehmen. Der hat es wirklich in sich! Die kommenden zwei Stunden verbringen wir damit, mühsam über ein steiles Geröllfeld nach oben zu kraxeln. Das macht schon fit wenig Spaß, aber geschwächt von der Magen-Darm-Infektion wünscht man das wirklich niemanden.
Irgendwann dann die Erlösung: nach drei unfassbar anstrengenden Stunden erreichen wir den Ala-Kul See!


Richtige Freude kommt bei mir allerdings nicht auf, denn der Aufstieg ist damit noch lange nicht vorbei. Wir müssen schließlich noch weiter zum Pass. Den Gedanken verdränge ich aber erst einmal und konzentriere mich auf unsere Pause am See. Diesen einmaligen Anblick versuche ich so gut wie möglich bis ins Detail zu genießen. Das satte Blau des Wassers sieht fast unwirklich aus. Am liebsten würde ich hier einfach für immer sitzen bleiben.

Doch das war nicht die Abmachung, immerhin wollen wir die gesamte Strecke einer der schönsten Wanderungen in Kirgistan laufen. Der weitere Weg führt nun direkt oberhalb des Sees entlang. Zu meiner Freude bekommen wir einige Murmeltiere zu sehen und sogar ein Wiesel kreuzt unseren Weg.
Kurze Zeit später erscheint das Zeltlager des Ala-Kul. Dort hat man die Möglichkeit, zu übernachten. Die Kulisse ist wunderbar, denn von hier aus kann man den mächtigen Gletscher sehen, der den Ala-Kul See speist.

Auch unseren weiteren Weg, der hinauf zum Pass führt, erkennen wir links vom Gletscher. Was ich sehe, gefällt mir jedoch überhaupt nicht. Wenn das genauso steil ist, wie es aussieht, wird es wirklich kein Spaß. Ich hatte gehofft, das Schlimmste läge hinter mir.
In diesem Moment wünsche ich mir nichts sehnlicher, als den Tag im Zeltlager am See beenden zu können und einfach hier oben zu übernachten. Aus meiner Wunschvorstellung wird aber nichts, wir müssen weiter.
Es kommt wie oder sogar schlimmer als befürchtet: Dieser Aufstieg zum Pass wird die größte Tortur meines bisherigen Lebens. Schritt für Schritt, am Ende meiner Kräfte, quäle ich mich im Schneckentempo senkrecht den Berg hinauf. Egal, wie sehr ich mich anstrenge, meine Oberschenkel brennen, wollen einfach nicht mehr weiter. Für jeden Schritt nach vorne geht es zwei zurück, da der Boden nur noch aus losem Schotter besteht. Ich versuche, meine Beine synchron zu meinem Atem zu bewegen. Aber dieser geht viel zu schnell, denn die Luft ist dünn. Zu meiner großen Schande gebe ich meinen Rucksack an meinen Freund ab. Er kommt mit der Steigung besser zurecht, als ich. Tränen fließen, in diesem Moment ist das für mich die einzige Möglichkeit, irgendwie weiter zu kommen.

Ich weiß wirklich nicht, wie ich es schlussendlich geschafft habe, den Pass zu erreichen. Doch nach weiteren unmenschlichen drei Stunden ist auch diese Hürde überwunden und wir befinden uns auf fast 3.900 Meter Höhe!
Der höchste Punkt, an dem ich mich jemals befunden habe.
Eigentlich müsste ich jetzt vor Stolz und Freude platzen. Ich sollte das Gefühl haben, dass sich die Mühe gelohnt hat und dass der Anblick es wert war. Denn dieser kann sich sehen lassen: Zu unserer Linken der Gletscher, unter uns der strahlend blaue Ala-Kul See, im Hintergrund die majestätischen Berge.

Doch leider bleiben all diese positiven Gefühle aus, ich bin einfach nur ausgebrannt. Noch nie hatte ich das Gefühl, so wenig Energie im Körper übrig zu haben.
Außer der quälenden Vorstellung, hier auch irgendwie wieder runterkommen zu müssen und dann auch noch den ganzen Weg nach Altyn Arashan vor uns zu haben, ist mein Hirn vollkommen leer.
Trotzdem reicht meine Aufmerksamkeit noch, um die dunkle Wolkenfront wahrzunehmen, die direkt auf uns zukommt. Für uns heißt das: nicht lange verweilen, sondern schnell weiter.
Die nächste Schwierigkeit besteht darin, auf der anderen Seite des Passes einen Weg nach unten zu finden.
Insider Tipp: Nehmt auf gar keinen Fall den Pfad, der direkt nach dem Pass nach unten führt. Der ist so unfassbar steil, dass man da kaum sicher runterkommen kann.
Ca. 200 Meter weiter rechts dem Grat folgend gibt es einen weiteren Weg, der zumindest begehbar aussieht. Trotzdem würde ich den Abstieg eher als (un)kontrolliertes Schlittern bezeichnen. Die Wanderer, die uns entgegenkommen, kriechen teilweise auf allen Vieren, um hinauf zu gelangen. Wie schon befürchtet, fängt es jetzt auch noch an zu regnen. Unser Glück: wir sind schon fast unten. Ich würde am liebsten den Boden küssen, als wir das Ende des Abstiegs erreichen und der Weg wieder flacher wird.

Doch auch diese Erleichterung hält nicht lange an. Die Odyssee geht weiter, denn der Weg nach Altyn Arasahn ist noch weit. Immerhin hört es nach kurzer Zeit schon wieder auf zu regnen, sodass wir wenigstens nicht durchnässt werden. Nicht viel später passieren wir ein Yurt Camp. Auch hier wäre es wieder ein Traum gewesen, einfach bleiben zu können. Doch wir haben uns für die Nacht woanders eingebucht.

Was nun folgt, ist stundenlanges, stures geradeaus Laufen. Mal mehr, mal weniger sanft bergab, immer am Bächlein entlang. Je mehr Höhe man verliert, desto grüner wird es. Die Landschaft erinnert teilweise ans Auenland. Mittlerweile hat sich die Sonne wieder durchgesetzt und das Abendlicht verleiht dem ganzen nochmal eine besondere Atmosphäre.
Der Bach ist zwischenzeitlich eher zum Fluss geworden, welchen wir queren müssen. Hier ist Konzentration gefragt, um nicht im Wasser zu landen, denn die auf der Karte eingezeichnete „Brücke“ stellt sich als kleines, marodes Boot heraus, das irgendwann mal jemand zurückgelassen hat. Nichts mit Brücke also.

Seinen Zweck erfüllt es trotzdem. Während wir versuchen mit Hilfe der Behilfsbrücke aka marodes Boot über den Fluss zu kommen, verhöhnt uns eine blökende Schafherde. Die wolligen Vierbeiner stapfen ohne mit der Wimper zu zucken durch’s Wasser. Fast schon könnte ich meinen, schiefe Blicke von ihnen zu erhaschen – kann aber auch an der Erschöpfung liegen!

Den Fluss müssen wir im weiteren Verlauf noch zweimal queren. Beide Male dienen aneinander gereihte Baumstämme als Brücken. Eigentlich ein Wunder, dass ich an diesem Tag nicht im Wasser lande. Wie auch schon am Vortag bin ich mir fast schon sicher, dass wir heute nicht mehr ankommen und Altyn Arashan nur ein Mythos ist, um müden Wanderern Hoffnung zu schenken.
Doch dann erscheinen wie eine Fata Morgana die ersten Häuser. Nach fast 12 Stunden sind wir in Altyn Arashan angekommen! 12 Stunden, 17 Kilometer und 1.090 Höhenmeter im Aufstieg, 1.470 im Abstieg!
Ich bin wirklich froh, dass wir unsere Unterkunft für die Nacht bereits im Voraus gebucht haben und uns nicht noch auf die Suche nach einem Schlafplatz begeben müssen.

Es ist mittlerweile 20 Uhr. Außer Abendessen und einer Katzenwäsche (Duschen gibt’s hier leider keine), steht nichts mehr auf dem Plan. Eigentlich hatten wir uns auf ein Bad in den heißen Quellen im Gästehaus gefreut, aber wir sind so spät angekommen, dass es keine Zeitslots mehr für heute gibt. Was es dafür aber gibt, ist ein richtiges Klo! Und ein eigenes Zimmer mit Betten. Es sind eben doch die kleinen Dinge, die einen nach solch einem Tag glücklich machen!
Wandertag 3: Altyn Arashan bis Karakol – 16 km, 750 hm
Heute stehen uns ganze 16 km bis Ak-Suu bevor, von wo aus wir mit dem Taxi zurück nach Karakol weiterfahren können. Theoretisch könnte man auch abkürzen und direkt einen Transfer von Altyn Arashan mit einem Geländefahrzeug zurück nach Karakol buchen. Das soll allerdings sehr teuer sein: 70 Euro sind mein letzter Stand, wir haben uns vor Ort aber nicht erkundigt. Für uns ist das daher keine Option, wir wollen den Trek aus eigener Kraft schaffen. So starten wir auf ca. 2.500 Meter Höhe in den dritten Wandertag
Zu Beginn des Weges hat man nochmal einen schönen Ausblick zurück auf Altyn Arashan und die dahinter liegenden Berge, danach geht es immer weiter am Fluss entlang. Wir machen unterwegs zweimal Pause und können unsere geschundenen Füße im eiskalten Wasser abkühlen. Was für eine Wohltat!

Auf dem Weg hat man nochmal die Möglichkeit, in heißen Quellen zu baden. Wir verzichten allerdings darauf. Zum einen ist es uns zu voll und zum anderen ist es ohnehin schon warm genug. Je mehr wir an Höhe verlieren, desto heißer wird es und die Sonne brennt heute wieder ziemlich. Das macht die letzten paar Kilometer besonders anstrengend.
Im Vergleich zu den vergangenen Tagen ist dieser Weg jedoch geradezu ein Kinderspiel. Schließlich geht es heute nur bergab. Heute habe ich also endlich Zeit und Kraft, die Landschaft ausgiebig zu bewundern. Viel gibt es von Bergwelt allerdings leider nicht mehr zu bestaunen, bewegen wir uns nun schließlich von den Bergen weg. Dafür ist es aber sehr grün und der Fluss gibt dem Ganzen einen idyllischen Touch.

Was weniger schön ist, ist die Straße, auf der man sich die komplette Wanderung bewegt. Leicht ausgetretene Pfade sind mir persönlich lieber, aber das ist Meckern auf hohem Niveau. Da es heute kaum noch Steigungen zu bewältigen gibt, läuft es sich recht flüssig. Was will man mehr?
Der Endpunkt der Wanderung ist das Dorf Ak-Suu auf ca. 1.800 Meter Höhe, wo ihr entweder mit dem Taxi oder Marshrutka (Sammeltaxi) zurück nach Karakol fahren könnt. Wir entscheiden uns für ein Taxi und sind einfach nur froh, als wir wieder zurück im Gästehaus in Karakol sind.
Nach drei Tagen Wandern mit enormer Anstrengung, könnt ihr euch sicher vorstellen, dass es nichts Schöneres geben könnte, als sich unter eine richtige Dusche zu stellen. Eindeutig die beste Dusche meines Lebens! Willkommen zurück in der Zivilisation!
Mein Fazit zum Ala-Kul-Trek ohne Guide
Dass mein Fazit zu dieser Mehrtageswanderung durchwachsen ausfällt, war an meinem Bericht sicher nicht schwer zu erkennen. Ich habe den Trek als wirklich sehr anstrengend empfunden. Um es direkt zu sagen: Das war die größte körperliche Herausforderung, der ich mich bisher gestellt habe. Es mag wohl teilweise daran gelegen haben, dass ich gesundheitlich nicht auf der Höhe war und möglicherweise wäre es weniger qualvoll (ein passenderes Wort fällt mir nicht ein) für mich gewesen, wäre ich fit gewesen. Doch darüber kann ich nur spekulieren.
Dies war bei weitem nicht meine erste Mehrtages-Wanderung. Auch einige Gipfelbesteigungen in den Alpen habe ich bereits hinter mir, eine davon mit einem leichten Klettersteig. Die Höhe war allerdings eine neue Erfahrung für mich, auf über 3.000 Meter bin ich vor unserer Kirgistan-Reise nie hinausgekommen.
Nach solchen Touren stelle ich mir selbst gerne die Frage: würde ich es nochmal machen? Nur selten verneine ich diese Frage, in diesem Fall war ich mir aber schon während der Wanderung ziemlich sicher, dass mir keine Aussicht dieser Welt es wert ist, mir so etwas nochmal anzutun.

Nun, wo ich wieder zurück in Deutschland bin und nochmal Zeit zum Reflektieren hatte, habe ich zwar immer noch nicht das Bedürfnis, dieses Erlebnis bald zu wiederholen, doch bin ich zum Schluss gekommen, dass die Tour sicher angenehmer gewesen wäre, hätten wir sie auf vier Tage aufgeteilt, anstatt sie in drei durchzuziehen.
Würde ich den Trek also nochmal machen müssen, so würde ich entweder im Zeltlager am Ala-Kul See übernachten, sodass man den anstrengenden Aufstieg zum Pass erst am nächsten Tag bewältigen kann oder man übernachtet in einem der kleinen Yurt-Camps, an denen wir nach dem Abstieg vom Pass vorbeigelaufen sind. So kann man den ewig langen Marsch nach Altyn Arasahn ausgeruht am nächsten Tag angehen. Auf diese Weise hat man bestimmt auch eher die Möglichkeit, die unfassbar faszinierende Natur wahrzunehmen. Das hat mir persönlich ein wenig gefehlt, da ich irgendwann einfach zu ausgelaugt war, um die Wanderung noch genießen zu können.

Anmerkung: Wer den Artikel aufmerksam gelesen hat, dem wird vielleicht aufgefallen sein, dass die Angaben der Höhenmeter in leichter Diskrepanz zu den Höhenangaben der jeweiligen Orte liegen. Das liegt mitunter daran, dass die Wege natürlich alles andere als eben sind und durch das stetige bergauf und bergab laufen oft mehr Höhenmeter zusammen kommen, als man beim Blick auf die Höhenangaben vermuten würde.

So organisierst du deine Wanderung auf dem Ala-Kul Trek
Falls ihr jetzt trotz meiner persönlichen Erfahrung Lust auf dieses Abenteuer bekommen habt, erwartet euch auf jeden Fall wunderschöne und vergleichsweise noch unberührte Natur. Packt eure Rucksäcke und bildet euch am besten eure eigene Meinung zum Trek! Aber bevor es losgeht, kommen hier noch ein paar nützliche Hinweise zur Organisation eurer Wanderung in Kirgistan.
Ala-Kul Trek mit Guide oder ohne
Wie bereits erwähnt, haben wir die komplette Wanderung ohne Guide gemacht. Meiner Meinung nach ist auch kein Guide nötig. Der Weg ist gut ersichtlich, verlaufen kann man sich eigentlich nicht. Komplett einsam ist man auch nicht, es sind genug andere Wanderer unterwegs (keine Sorge, überfüllt ist es deswegen lange nicht). Auch die eigenständige Planung war kein Problem.
Übernachtungsmöglichkeiten
Der Startpunkt des Ala-Kul Treks liegt in Karakol. Daher ist es ratsam, dort eine Nacht vor Beginn der Wanderung zu verbringen. Karakol ist die größte Stadt am Issyk-Kul See, dementsprechend gibt es viele Gästehäuser. Wir waren im Riverside Guesthouse*, welches wir über Booking.com gebucht haben und waren sehr zufrieden. Die Betreiber, Andre und Gulzhan, sprechen sogar Deutsch.
Ihr könnt die Gästehäuser übrigens auch direkt anschreiben. Dort ist man euch gerne bei der weiteren Planung des Treks behilflich (Buchung der Camps, Gepäckaufbewahrung, Taxi usw).
Auf dem Trek habt ihr mehrere Übernachtungsmöglichkeiten.
Für die erste Nacht bietet sich das Sirrota Camp bzw. eines der mittlerweile neuen Camps dort an. Wir haben das Camp über unser Guest House im Voraus reserviert, damit wir sicher sein konnten, noch einen Schlafplatz zu bekommen. Eine weitere Möglichkeit ist das Zeltlager oben am Ala-Kul See. Wir haben dort nicht übernachtet, ich bin mir aber sicher, dass man auch dieses über sein Guest House buchen kann. Nach dem Pass sind wir an zwei kleinen Yurt-Camps vorbeigelaufen, die ebenfalls Schlafplätze anbieten. Hier sind wir uns aber nicht sicher, ob und wie man diese reservieren kann und ob sie immer vorhanden sind. Da sie auf keiner Karte eingezeichnet sind.
Die letzte Nacht des Treks verbringen die meisten Wanderer in Altyn Arashan. Hierbei handelt es sich mehr um eine Ansammlung von Gästehäusern als um einen richtigen Ort. Wir haben im Gästehaus Elza übernachtet, welches wir ebenfalls im Voraus per Mail gebucht haben. Spontan vor Ort noch einen Schlafplatz zu finden sollte aber auch kein Problem sein. Wir wurden bei Ankunft direkt von zwei Damen gefragt, ob wir noch auf der Suche nach einem Gästehaus sind. Auswahl gibt es dort auf jeden Fall genug.


Kostenübersicht für den Ala-Kul Trek in Kirgistan ohne Guide
Damit ihr eine ungefähre Vorstellung davon habt, wieviel so eine Mehrtagestour in Kirgistan kostet und wie viel Bargeld ihr mitnehmen solltet, habe ich euch die Kosten kurz zusammengefasst. Da wir zu zweit unterwegs waren, beziehen sich die Kosten im Allgemeinen auf zwei Personen.
- Eintritt für den Nationalpark: 250 Som p. P. (ca. 2,50 Euro)
- Taxi zur ersten Brücke: 800 Som (ca. 8 Euro)
- Übernachtung inkl. Abendessen und Frühstück im Sirrota Camp: 2500 Som (ca. 25 Euro)
- Übernachtung inkl. Abendessen und Frühstück in Altyn Arashan: 6000 Som (ca. 60 Euro)
- Taxi von Ak-Suu nach Karakol: 600 Som (ca. 6 Euro)
Die Kosten können variieren. Solltet ihr euch für die Fahrt bis zur zweiten oder sogar letzten Brücke entscheiden, müsst ihr natürlich mit mehr rechnen. Genauso, wenn ihr euch von Altyn Arasahn mit einem Geländefahrzeug zurück nach Karakol fahren lasst.
Ihr könnt die Kosten auf ein Minimum reduzieren, indem ihr anstatt eines Taxis die Marshrutka nehmt und euer eigenes Zelt sowie Verpflegung mitnehmt. Da wir das Gewicht unserer Rucksäcke so gering wie möglich halten wollten, kam das für uns allerdings nicht in Frage.
Generell empfehle ich, einen kleinen Puffer für weitere Ausgaben einzuplanen. Vielleicht wollt ihr ja noch in den heißen Quellen baden oder euch in eurem Gästehaus in Alyn Arashan noch Wasser und Snacks kaufen.

Tipps für die Wanderung
Während der Wanderung und auch im Nachhinein sind mir einige Punkte aufgefallen, die ich für sehr wissenswert halte. Ein paar dieser Infos hätte auch ich mir vor der Reise gewünscht, deshalb teile ich noch ein paar praktische Tipps zum Wandern in Kirgistan mit euch:
Akklimatisierung
Denkt an die Höhe! Die Übernachtung im Camp erfolgt auf ca. 2.900 Metern, der Pass befindet sich auf fast 3.900 Metern. Das sind Höhen, bei denen man bereits mit Höhenkrankheit zu kämpfen haben kann. Ich empfehle, vorher ein paar Tage zur Akklimatisierung einzuplanen. Am besten, ihr unternehmt schon mal die ein oder andere Wanderung. Wir waren vorher im Ala Archa Nationalpark nahe Bishkek wandern und hatten während des Ala-Kul Treks überhaupt keine Probleme mit der Höhe.
Bargeld
Unterwegs gibt es keine Möglichkeit, Geld abzuheben. Kreditkartenzahlung ist ebenfalls nicht möglich. Achtet also darauf, dass ihr genug Bargeld mit auf die Wanderung nehmt.
Etappenaufteilung
Wie bereits erwähnt, würde ich empfehlen, die Wanderung eher auf vier Tage aufzuteilen. Natürlich immer abhängig von der eigenen körperlichen Fitness!
Gepäckaufbewahrung
Alles, was ihr nicht für die Wanderung braucht, könnt ihr in eurem Gästehaus in Karakol aufbewahren. Fragt einfach vorher nach. Auch unser Mietauto konnten wir dort stehen lassen.
Schlafsack
Ihr bekommt im Camp zwar einen Schlafsack inklusive Decken und Kissen gestellt, ich persönlich finde die Vorstellung, in einem fremden Schlafsack zu schlafen, allerdings etwas unangenehm. Nehmt daher euren eigenen Schlafsack oder wenigstens einen Hüttenschlafsack* mit.
Sicherheit
In Kirgistan gibt es keine Bergrettung. Lasst euch davon nicht abschrecken, seid euch dessen aber trotzdem bewusst. Nehmt unbedingt ein Erste-Hilfe-Set* mit (wie auf jeder Bergwanderung) und ganz wichtig: Wisst, wie ihr es im Notfall anwenden könnt!
Sirrota Camp
Nachdem es bei uns Verwirrung bezüglich des Camps gab, noch ein Hinweis dazu: Wie ich im Nachhinein erfahren habe, gibt es mittlerweile zwei neue Camps. In einem der beiden haben wir übernachtet. Das ursprüngliche Sirrota Camp liegt ein paar hundert Meter weiter im Wald. Dort gibt es aber keine Zelte/Yurten zum Mieten, sondern nur Platz, um sein eigenes Zelt aufzustellen. Wir waren also im richtigen Camp.
Sonnencreme
Wir hatten LSF 50+ dabei und haben trotzdem Sonnenbrand bekommen. Cremt euch also unbedingt regelmäßig ein! Pralle Sonne noch dazu in Höhenlage sollte man nicht unterschätzen!
Startpunkt der Wanderung
Lasst euch am besten bis zur zweiten Brücke fahren. Ihr verpasst wirklich nichts und spart euch die ersten Kilometer. Laufen werdet ihr auch so noch genug.
Toilettenpapier
Nehmt auf jeden Fall eine Rolle Toilettenpapier mit, im Camp gibt es keins.
Wasserfilter und Entkeimungstabletten
Die Brücke zu Beginn der Wanderung ist der letzte Ort, an dem es Wasser zu kaufen gibt. Ansonsten gibt es bis Altyn Arashan keine Möglichkeit, Wasser zu erwerben. Dafür gibt es natürliche Quellen. Wir haben vor Ort das Wasser mit Filter* und Entkeimungstabletten* aufbereitet, das hat wunderbar funktioniert.
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CO-BLOGGERIN
Lena Fuchs
Wenn Lena reist, darf eines nicht fehlen: Die Wanderschuhe. Denn Road Trips, Camping und vor allem Mehrtageswanderungen sind ihre Leidenschaft! Ganz nach dem Motto “Am besten entdeckt man ein Land zu Fuß”.
Geht es erstmal in die Natur, darf es für Lena auch gern den einen oder anderen Adrenalinkick geben. Canyoning, Rafting und Klettersteige? Hat sie alles schon gemacht!
Fun Fact: Trotz der großen Bergliebe, ist Lenas absolutes Herzensland Thailand.
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