Das Skandinavische Viertel ist ein Teil Berlins, der oft übersehen wird. Der Kiez liegt im Stadtteil Prenzlauer Berg, ist deutlich weniger bekannt als beispielsweise der Kollwitz- oder auch Bötzowkiez. Dabei ist er nicht weniger charmant. Ich verrate dir, welche Spots das Viertel ausmachen und wo es am besten schmeckt.
Woher kommt der Begriff Skandinavisches Viertel?
Der Name „Skandinavisches Viertel“ oder auch “Nordisches Viertel” stammt von den zahlreichen Straßen und Plätzen in dieser Gegend, die nach Städten und Persönlichkeiten aus Skandinavien benannt sind.
Die meisten dieser Straßennamen wurden Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts vergeben, als der damalige Arbeiterbezirk entstand und sich entwickelte. Dazu gehören zum Beispiel die Dänenstraße, die Schwedter Straße und die Norwegerstraße. Und selbst in der Bornholm Kleingartenanlage gibt es nordisch anmutende Bezeichnungen wie den Nordkappweg.
Wie groß ist das Skandinavische Viertel?
Das Skandinavische Viertel erstreckt sich über ein relativ kleines Gebiet im Nordosten Berlins. Es ist Teil des größeren Bezirks Pankow und wird im Allgemeinen als das Gebiet zwischen der Schönhauser Allee, der Gleimstraße, der Esplanade sowie der Norweger Straße definiert.
Interessant: Das Skandinavische Viertel ist kein offizieller Kiez, die Bezeichnung hat sich jedoch bei Anwohnern und auch Maklern durchgesetzt. Trotz oder vielleicht auch genau wegen seiner relativ kleinen Größe und dem Fehlen von touristischen Sehenswürdigkeiten, ist dieses Viertel voller Charme und Charakter.
Was ist charakteristisch für das Skandinavische Viertel?
Das Skandinavische Viertel ist bekannt für seine von Bäumen gesäumten Straßen und seine gut erhaltene Altbausubstanz. Viele der Gebäude hier stammen aus der Gründerzeit und verleihen dem Viertel einen einzigartigen historischen Charme. Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl von Cafés, individuellen Shops und Restaurants, was zur einzigartigen Atmosphäre dieses Viertels beiträgt. Abseits der Straßennamen hat der Kiez jedoch nichts, was auf eine Verbindung zu den nordischen Ländern hinweist.
Ich habe selbst acht Jahre in der Bornholmer Str. und damit im Skandinavischen Viertel gewohnt und auch heute, einige Jahre nachdem ich nun schon weggezogen bin, bin ich immer mal wieder in der Gegend. Also lass dich von mir mit in den Kiez nehmen, der mir schon seit vielen Jahren ans Herz gewachsen ist.
Die belebtesten Spots im Skandinavischen Viertel
Auch wenn wir uns hier in einer reinen Wohngegend befinden, gibt es doch einige Ecken, an denen immer etwas los ist.
Der Arnimplatz
Am denkmalgeschützten Arnimplatz treffen sich Familien zum Toben auf Fußball- und Spielplatz. Auch von Hundebesitzern und deren Vierbeinern wird der Platz für Spaziergänge genutzt. Je nach Jahreszeit verändert sich das Treiben ein wenig auf dem Arnimplatz. Eines ist jedoch sicher: Beim allerersten Sonnenstrahl wird die einzige Liegewiese im Kiez zum Reich der Sonnenanbeter.
Rund um den denkmalgeschützten Arnimplatz befinden sich im Erdgeschoss vieler Altbauten, Cafés und Restaurants. Zu meinen Lieblingen unter ihnen kommen wir aber gleich noch.
Die Bösebrücke
Sicher nicht so bekannt und beliebt wie die Oberbaumbrücke, aber dennoch ein beliebter Sonnenuntergangs- und auch Silversterspot ist die Bösebrücke. Die unter ihr fahrenden Züge verbinden den Prenzlauer Berg mit dem Wedding.
Historisch gesehen hat die Brücke eine ganz besondere Bedeutung, denn genau hier wurde am 9. November 1989 der erste Grenzübergang geöffnet. So kommt es auch, dass der kleine Platz direkt an der Brücke zum „Platz des 9. November 1989“ benannt wurde. Hier werden auf plakatgroßen Fotodrucken und Infotafeln Ereignisse während der Mauerzeit dargestellt.
Schönfließer Brücke
Deutlich kleiner, aber nicht weniger stark genutzt ist die Schönfließer Brücke. Auch sie führt Fußgänger über die Bahngleise und erschließt so die Kopenhagener Straße, welche auch schon das Ende des Nordischen Viertels markiert. Nicht zuletzt durch die beiden an den Brückenenden liegenden Cafés – Unser Café und die Kohlenquelle – sowie die schnellste Route Richtung Mauerpark wird die Brücke rege genutzt.
13 Tipps für das Skandinavische Viertel, die du in dene Kieztour einplanen solltest
Alles da, nur etwas kleiner – so könnte man das Angebot an Cafés, Restaurants und Shops im Skandinavischen Viertel wohl bezeichnen. Super hippe Bars und Clubs, gibt es hier nicht. Dafür aber gemütliche Cafés und einige sehr schöne individuelle Shops. Meine liebsten Orte stelle ich dir jetzt vor, dabei arbeite ich mich vom Arnimplatz Richtung Kopenhagener Straße vor. Ganz am Ende des Artikels findest du sie dann alle auch nochmal in einer Karte übersichtlich dargestellt. So kannst du deine Kieztour durch das Skandinavische Viertel direkt angehen.
Die beste Zeit für das Skandinavische Viertel
Im Frühjahr blüht es im Skandinavischen Viertel im zarten Rosa. Denn über 200 Kirschbäume stehen entlang des ehemaligen Mauerstreifengebiets, parallel zur S-Bahn. Schon hinter dem S-Bahnhof Bornholmer Straße, neben den Bornholm Gärten geht es los. Von hier aus kannst du bis zum Mauerpark unter den Kirschbäumen entlang spazieren.
Siebert – Berlins wohl älteste Bäckerei
Auch wenn das Skandinavische Viertel bisher vielen Hypes widerstehen konnte, gibt es vor einem Geschäft doch täglich eine Schlange. Das liegt jedoch nicht etwa an irgendeinem Social Media Trend, sondern schlicht und einfach an Brötchen und Broten.
Die Bäckerei und Konditorei Siebert backt im Kiez schon seit 1906 nach traditionellem Rezept von Hand. Und das braucht mitunter viel Zeit, denn gerade Sauerteigbrot wird erst gut, wenn er viele Stunden gehen kann. Gefrorene Rohlinge, wie sie in den meisten Bäckereien heute verwendet werden, kommen bei Siebert nicht in Frage. Für den Unterschied steht man im Kiez gern an.
Die familiengeführte Bäckerei ist mitunter für ihr Krustenbrot und die Pfannkuchen (außerhalb Berlins auch Berliner genannt) bekannt. Auch ein wenig Berlin typisch: Die manchmal doch eher harsche Ansprache der Verkäuferinnen. Aber das nimmt man als Kunde in Kauf, um sich seine geliebten Backwaren zu ergattern.
Bäckerei Siebert
Schönfließer Str. 10
Di – Fr 6.15 – 18.30 Uhr
Sa 6 – 12:30 Uhr
So & Mo geschlossen
Second Bäck – günstiges Brot vom Vortag
Deutlich weniger traditionell dafür von einer nachhaltigen Idee geprägt ist ein weiteres Backwarengeschäft direkt um die Ecke: Second Bäck. Das Konzept: Brote und Backwaren, die am Vortag in diversen Bäckereien der Stadt nicht verkauft wurden, gibt es hier zum halben Preis. Das Sortiment ist daher nie gleichbleibend, die Preise jedoch immer fair.
Paul-Robeson-Straße 40, 10439 Berlin
Mo – Fr 12–18 Uhr
Sa 10–15 Uhr
La Lupa e l’Orso – Die beste Pizza im Kiez
Der Arnimplatz mag nicht besonders groß sein, doch rund um ihn befinden sich direkt mehrere Cafés und gute Restaurants. Darunter auch die meiner Meinung nach beste Pizzeria im Skandinavischen Viertel. Ganz gleich ob du lieber Pizze Rosse (mit Tomatensauce) oder Bianchi (ohne Tomatensauce präferierst – die Auswahl ist jeweils riesig.
Frische italienische Wurst trifft dabei schon mal auf Walnüsse oder Kartoffeln und auch für Vegetarier gibt es mit der Rosmarin & Kartoffel “Pizza Patate” oder der klassischen Vegetariana schmackhafte Optionen.
La Lupa e l’Orso
Schönfließer Straße 14
Mo – So 17.30 – 22 Uhr
Georgische Küche im Tbilisi
Direkt zwei Türen weiter vom La Lupe e l’Orso reisen wir von Italien nach Georgien.
Was eine ausgefallene Küche vermuten lässt, ist so beliebt, dass eine Reservierung dringend zu empfehlen ist. Auch rate ich dazu, nur mit großem Hunger ins Tbilisi zu gehen, denn dem Imeruli Khatschapuri – eine Art georgisches Käse-Pizza-Brot – kann kaum jemand widerstehen und das ist dann meist nur die Vorspeise. Unbedingt solltest du auch den typisch georgischen Tee oder eben Wein probieren.
Tbilisi
Di – Sa 17-23 Uhr
So 14 – 23 Uhr
Ecofashion bei DearGoods
Auch wenn die Schönhauser Allee Arkaden mit den allseits bekannten Bekleidungsgeschäften nur wenige Meter entfernt sind, gehe ich offline am liebsten bei DearGoods in der Schivelbeiner Straße shoppen. Bekannte nachhaltige Fashion Brands wie Armedangels findest du bei DearGoods ebenso wie kleine Schmucklabels. Auf mittlerweile 230qm bekommst du sowohl die schwarze Jeans, die du eh noch brauchst, als auch jede Menge Inspiration für schöne Mode, die vorher noch nicht auf deinem Wunschzettel stand.
DearGoods
Schievelbeiner Str. 34
Mo – Fr 11 – 20 Uhr
Sa 11 -18 Uhr
Das analoge Foto Mekka Safelight
Für alle Freunde der analogen Fotografie ist dieser Spot ein kleines Paradies. Safelight wurde von den beiden Analagofans Alessandro Lotti und Chris Morgan gegründet. In dem kleinen, gut sortierten Geschäft könnt ihr Kodak und auch Polaroid Filme, ebenso wie gebrauchte Analogfilm Kameras kaufen oder aber eure Fotos entwickeln lassen.
Safelight
Schivelbeiner Str. 9
Di – Sa 11 -19 Uhr
Handgemachte Kinderschuhe von Lieblinge
Einer der ersten Läden, die mir nach meinem Umzug in das Skandinavische Viertel direkt ins Auge gefallen ist, ist die Schuhwerkstatt “Lieblinge”. Die Barfußschüchen aus Leder sind einfach zu niedlich! Ich habe sie direkt mehrfach verschenkt.
Denn Lieblinge sind nicht nur handgemacht, sondern auch individualisierbar. Ob das mokassinartige Modell “Knots” für Laufstarter, welches Dank eines eingenähten Gummibandes und des nachgebenden Materials sogar ein wenig mitwächst oder die saucoolen Lammfell Boots – dieses Geschäft lässt sicher alle Eltern, Tanten und Patenonkel stehenbleiben.
Lieblinge
Schönfließer Str. 1, 10439 Berlin
Mo & Di 14 – 18
Mi, Do & Fr 10 – 13 Uhr und 14 – 18 Uhr
Sa 12 – 16 Uhr
Leckere Frühstücksgerichte bei Unser Café
Ich weiß noch, wie es war, als 2017 ein neues Café im Kiez eröffnet wurde. Schon vorher befand sich in den Räumlichkeiten an der Ecke Dänenstraße / Schönfließer Straße Gastronomie, die war allerdings nicht besonders ansprechend und daher auch nicht sonderlich erfolgreich. Das sollte sich ab Juli 2017 ändern.
Seitdem ist das Eckcafé mit dem einladenden Namen “Unser Café” immer gut besucht. Hausgebackene portugiesische Brötchen, schmackhafte Frühstücksgerichte, frische Smoothies und guter Kaffee ziehen die Nachbarschaft regelmäßig an.
Mittlerweile wurde das tägliche Menü um einige Mittagsgerichte ergänzt, darunter auch immer eine “Bowl of the Month” in der ich beispielsweise Kombinationen wie Grünkohl-Tomatensalsa, rotem Linsentopf, Kochbananen, Champignon-Tomateneintopf und Reis verbergen.
Unser Café
Dänenstraße 14
Mo – Fr 7-18 Uhr
Sa & So 9 – 18 Uhr
Küchenschluss 16 Uhr
Der beste Kaffee im Kiezkaffee Kraft
Schon recht weit am Rand des Skandinavischen Viertel befindet sich noch eine wirklich gute Adresse für alle Kaffee Fans: das Kiezkaffee Kraft. Ähnlich wie auch Unser Café haben sich die Gründer des Kiezkaffee Kraft nicht nur vorgenommen, dich mit köstlichen Kaffee glücklich zu machen, sondern auch ein Ort der Begegnung für Freunde und Nachbarn zu sein.
Kiezkaffee Kraft
tgl. 8.30 – 18 Uhr
Schivelbener Straße 23
Nach vielen Jahren im Skandinavischen Viertel, gibt es das Kiezkaffee Kraft 2021 auch in Pankow. Das freut mich – die eben genau dorthin gezogen ist – wirklich sehr. Also warum nicht nach deiner Kieztour durch das Skandinavische Viertel direkt noch eine Runde durch Pankow drehen?
Eine Institution – die Kohlenquelle
Überqueren wir die Schönfließer Brücke von Unser Café aus, sind wir auch schon beim nächsten Spot im Skandinavischen Viertel: Der Kohlenquelle.
In einer Stadt, in der sich ständig alles ändert, ist ein Lokal, welches es bereits seit über 23 Jahren gibt, eine wahre Institution. Was als Klub startete, ist heute Bio-Restaurant und Bar. Der Name “Kohlenquelle” stammt vom ersten Leben des Eckladens, denn damals kaufte man hier eben seine Kohlen ein.
Heute ist die Kohlenquelle ein beliebter Treffpunkt. Besonders stolz ist man auf das frisch gezapfte tschechische Pils, welches nur wenige Stunden nach dem Brauen im Nachbarland hier in Berlin aus dem Zapfhahn läuft.
In den Sommermonaten sind die Sitzplätze an der kleinen Sackgasse vorm Lokal immer schnell besetzt, im Winter macht man es sich eben drinnen zwischen den DDR Möbeln gemütlich. Wer nur kurz die eigenen vier Wände verlassen will, stoppt dann eher an der Pizzahütte gegenüber, welche ebenso zur Kohlenquelle gehört.
Kohlenquelle
Kopenhagener Str. 16
Mo – Do 11 – 0 Uhr, Fr 11 – 3 Uhr
Sa 14 – 3 Uhr, So 12 – 0 Uhr
Italienische Leckereien in der Bar Salumeria Sigismondo
Lust auf ein belegtes Panini und einen guten starken neapolitanischen Kaffee? Dann ist die Bar Salumeria Sgismondo genau deine Adresse. Hier bekommst du sowohl italienische Feinkost, klassische süße Frühstückssnacks wie Cornetti als auch ein kleines Mittagsangebot. Letzteres wechselt täglich, beinhaltet aber immer Suppen und Pastagerichte. Bon Appetit!
Bar Salumeria Sigismondo
Kopenhagener Straße 6
Mo – Fr 8.30 – 16.30 Uhr
Sa 9.30 – 16.0 Uhr
Die Karte mit allen Tipps zum Skandinavischen Viertel
Na, Lust bekommen, durch meinen Ex-Kiez zu bummeln? Dann speicher dir die nachfolgende Karte am besten ab.
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