Die vielen Radwege am Neusiedler See bieten abwechslungsreiche Touren durch eine einzigartige Landschaft. Ob gemütliche Familienausflüge oder sportliche Herausforderungen – hier findet jeder Radfahrer seine perfekte Strecke. In diesem Artikel stelle ich dir meine liebsten Neusiedler See Radwege vor – Einkehrmöglichkeiten natürlich inklusive.
Neusiedler See Radwege: Podersdorf – Breitenbrunnen
Von Podersdorf am Neusiedler See geht es für uns zu allererst zum Leuchtturm, denn auch wenn heute früh Nebelstimmung herrscht, der Leuchtturm ist einfach ein toller Spot.

Nach diesem kurzen Halt geht es zum Fahrradverleih, denn dieses Mal habe nur ich mein Gravelbike dabei, der Held braucht noch ein Fahrrad. Das ist gar kein Problem, denn beim Radverleih Waldherr können wir uns schnell ein sportlichen Drahtesel für den Tag leihen.
Und schon kann es losgehen.
Rund 50 Kilometer wollen wir heute auf den Neusiedler See Radwegen zurücklegen, mit insgesamt drei Zielen entlang der Route.
Ein paar Meter durch Podersdorf, und schon biegen wir auf den Radweg ab, der uns an verblühten Sonnenblumenfeldern vorbeiführt, die noch im Herbstdunst liegen. Da müssen wir direkt anhalten und ein paar Fotos schießen.


Wieder auf’s Rad geschwungen radeln wir an Feldern und Beerenbüschen vorbei.
Wir kreuzen die Städte Weiden am See und Neusiedl am See und fahren weiter auf Landwegen entlang von Weinhängen. Ach ja, die Region um den Neusiedler See ist schon schön, vor allem jetzt, da die ersten Herbstfarben auftauchen.


Wander Bertoni Freilichtmuseum
Unser erstes Ziel auf der Radtour ist das Wander Bertoni Freilichtmuseum.
Wander Bertoni, gebürtiger Italiener, verbrachte den Großteil seines Lebens in Österreich. Ende der 60er Jahre erwarb er in Winden am See ein Grundstück, das heute als Freilichtmuseum viele der Großplastiken des 2020 verstorbenen Künstlers ausstellt.
Wir betreten den grünen Hof des Museums und sind erst einmal irritiert. Hier kommt man einfach so rein – kein Ticket, keine Kontrolle. Das ist für mich als Berliner mehr als ungewohnt.
Den Besuchern wird vertraut: Das Freilichtmuseum ist rund um die Uhr geöffnet.



Und wir sind direkt ein bisschen verliebt. Nicht nur in die Kunst, sondern auch in das Anwesen. Mit seinem Teich, dem alten Apfelbaum und den großen Wiesen, die direkt in die Landschaft überzugehen scheinen. Wohin das Auge auch schaut, überall gibt es Skulpturen zu entdecken.
Kirschbäume in Breitenbrunnen
Nach diesem kurzen kulturellen Zwischenstopp radeln wir weiter, immerhin wollen wir noch nach Breitenbrunnen. In der rund 5.000 Einwohner zählenden Stadt angekommen, finden wir unseren Weg zum historischen Kellerviertel. Die aus Sandstein erbauten Erdkeller, die einst der Lagerung von Wein dienten, wirken wie Hobbit-Häuser.


Kirschgenussquelle
Doch wegen der Keller sind wir heute gar nicht hier – wir sind wegen der Kirschen gekommen. Denn bis in die 70er Jahre war die Region neben dem Wein auch durch Kirschbäume geprägt. Zu Spitzenzeiten waren hier rund 50.000 Kirschbäume gepflanzt. Diese hatten einen praktischen Vorteil: Pflanzte man einen Kirschbaum in eine Weinreihe, konnte man an diesem beobachten, ob sich Schädlinge einschlichen. Denn die Kirschbäume wurden immer vor dem Wein befallen und dienten so als natürliches Frühwarnsystem.

Auch kulinarisch waren die Kirschbäume ein Highlight. Die knackigen, dunklen, süßen Kirschen, die sogenannten Leithaberger Edelkirschen, wurden geerntet. So viele, dass man selbst in Wien auf den Märkten zumeist die Kirschen aus der Region um den Neusiedler See fand.
Leider ist der Großteil der Bäume nicht mehr vorhanden, doch einige gibt es noch. Um den Erhalt, die Führungen sowie die Verarbeitung der Edelkirschen kümmert sich mit viel Herzblut Andrea Strohmayer. Die Burgenländlerin, die selbst keine Bäume besitzt, ist gut vernetzt und weiß genau, wo die edlen Kirschen wachsen. Wer es selbst aus Zeit- oder Ressourcengründen nicht schafft zu ernten, überlässt ihr die Arbeit und den Ertrag.
Verarbeitet werden die knackigen Früchte unter anderem zu Aufstrichen, Säften, Likör und sogar Nudeln. All diese Köstlichkeiten kann man im Online-Shop oder auch auf einem der vielen Märkte erwerben, an denen Andrea in der Region teilnimmt.


Wer mehr über die Geschichte und den Geschmack der Leithaberger Edelkirsche erfahren möchte, nimmt am besten an einer Führung (14 Euro) teil. Diese beinhaltet auch eine Verkostung- so lecker!
Der Kirschblütenweg
Besonders schön ist es in der Region Ende März/ Anfang April (je nach Wetter), wenn die Kirschbäume weiß blühen und in ihrer ganzen Schönheit erstrahlen. Jetzt ist die ideale Zeit für eine Wanderung oder auch eine Radtour auf dem Kirschblütenweg.
Entlang der rund 45 Kilometer kannst du rund 2.000 Bäume bestaunen. Ich muss wohl nicht erwähnen, dass das auch ein entzückendes Fotomotiv ist. Zwischendurch lässt sich hervorragend bei verschiedenen Heurigen einkehren – was könnte einen Frühlingstag schöner machen?

Zurück zum Ausgangspunkt
Mit der Kirschgenussquelle haben wir unseren Endpunkt erreicht. Nun heißt es also auf den Neusiedler See Radwegen zurückradeln. Zu unserer Freude hat sich die Herbstsonne all ihre Energie für den Nachmittag aufgehoben, und so können wir mit ihr im Gesicht den Weg an den Weinhängen entlang starten.


Nur wenige andere Radfahrer kreuzen unseren Weg, die meiste Zeit sind wir allein in der Idylle unterwegs. Auch als wir uns wieder dem Ausgangspunkt nähern, strahlt die Sonne noch. Und so hat sich mittlerweile der Asphalt erhitzt. Das nutzen einige der hier lebenden Schlangen, um sich aufzuwärmen. Dreimal müssen wir ausweichen, um ihren Weg nicht aus Versehen zu blockieren.
Was für eine herrliche Tour! Morgennebel, Kultur, Kulinarik, tolle Gespräche, wilde Natur – alles war dabei.
Neusiedler See Radwege: Nationalpark Neusiedler See Seewinkel
Der Nationalpark Neusiedler See Seewinkel ist ein Naturparadies, das sich perfekt für Radtouren eignet. Mit einer Gesamtfläche von 10.000 Hektar bietet er eine einzigartige Landschaft, die zwischen den letzten Ausläufern der Alpen und der Kleinen Ungarischen Tiefebene liegt. Hier findest du ein beeindruckendes Mosaik aus Wiesen, Salzlacken und dem Neusiedler See mit seinem charakteristischen Schilfgürtel.


Der Nationalpark beherbergt eine erstaunliche Artenvielfalt, darunter 348 verschiedene Vogelarten, was ihn zu einem Eldorado für Vogelbeobachter macht. Ob du auf eigene Faust oder mit einem Guide unterwegs bist, die gut ausgebauten Radwege bieten die Möglichkeit, die unendliche Weite der Landschaft zu genießen. Besonders im Herbst kannst du hier ein spektakuläres Naturschauspiel erleben, wenn Tausende von Zugvögeln am See Zwischenstopp machen.
Von Illmitz über Frauenkirchen
Für Touren in den Nationalpark bietet sich Illmitz als Startpunkt an. Kommst du von der gegenüberliegenden Uferseite, bringt dich die Radfähre von Mörbisch in ca. 30 Minuten nach Illmitz. Mit der Fährfahrt erlebst du schon ein Highlight, bevor du überhaupt die Radtour so richtig gestartet hast. Diverse Radwege führen einen durch den Park. Wenn du, wie ich auch, zwischendurch gern einkehrst, bietet sich eine wunderschöne Strecke von etwa 50 km über Frauenkirchen an.
Auf der Route fahren wir zunächst an zahlreichen Seen im Nationalpark vorbei, immer wieder mit der Gelegenheit, die große Vogelvielfalt zu beobachten. Es ist einfach beeindruckend, wie viel Leben hier im Einklang mit der Natur existiert.
Einkehren in Frauenkirchen
Nach etwa der Hälfte der Strecke erreichen wir die Stadt Frauenkirchen. Der Magen knurrt schon ein wenig, Zeit einzukehren.

Im Alten Brauhaus werden wir fündig, hier gibt es typisch österreichische Küche. Besonders empfehlen kann ich die Spinatknödel (vegetarisch), und der Held fand den Röstzwiebelbraten einfach hervorragend. Die Küche ist bodenständig im besten Sinne. Es schmeckt so, wie man es sich wünscht. Als hätte Oma für einen gekocht.

Gestärkt und nach einem Foto auf dem Regenbogen-Zebrastreifen, der mich an Island erinnert hat, geht es weiter.


Seltene Fabelwesen im Nationalpark
Schnell lassen wir die Stadt hinter uns und kommen dem Zicksee näher. Spätestens als die Lange Lacke (See) rechts von uns auftaucht ist klar: Wir sind wieder mitten im Nationalpark-Gebiet.


Doch es kommen noch zwei Städte, bevor mein persönliches Highlight der Tour erreicht wird. Zunächst fahren wir durch Apetlon und kurze Zeit später durch Illmitz. Solltest du in Frauenkirchen nicht eingekehrt sein, gibt es hier noch eine gute Gelegenheit – Illmitz hat einige tolle gastronomische Betriebe zu bieten, darunter auch eine Eismanufaktur.
Nur wenige Pedalumdrehungen später bin ich wieder im Nationalpark Neusiedler See Seewinkel. Gerademal vier Kilometer auf dem Radweg und dann erreiche ich meinen Lieblingsspot der Tour. Direkt am Aussichtsturm am Sandeck habe ich ein echtes Highlight gefunden: Die Barock-Esel.

Ihr Erscheinungsbild ist einfach märchenhaft. Mit ihrem weißen Fell und den blauen Augen wirken sie fast magisch. Sofort kommt mir eine Kindheitserinnerung hoch und der Zeichentrickfilm „Das letzte Einhorn“ spielt vor meinem inneren Auge ab. Na gut, den Eseln fehlt das Horn, aber sonst… Sie sind einfach zauberhaft.

Diese hübschen Huftiere sind übrigens keine Albinos, wie man vielleicht denken könnte. Es handelt sich um eine alte Rasse, deren Ursprung mindestens bis in die Barockzeit zurückreicht. Ich könnte stundenlang zusehen, wie sie sich im Wald verstecken und hin und wieder neugierig aus dem Dickicht blicken.
Nachdem wir den sanften Tieren eine Weile zugeschaut und auch die Stufen zum Aussichtsturm erklommen haben, satteln wir unsere Fahrräder ein letztes Mal für heute und radlen zurück zur Fähre.
Rennradtour rund um den Neusiedler See
Für alle, die nach einer sportlichen Herausforderung suchen, bieten die perfekt ausgebauten Neusiedler See Radwege auch die Möglichkeit, ihn komplett zu umrunden. Dabei fährt man sogar 45 Kilometer durch Ungarn, da der Neusiedler See direkt an der Grenze liegt.
Die gesamte Strecke ist 117,5 Kilometer lang und recht flach – ideal für Rennradfahrer, die mal so richtig die Pedalen quälen und ihr Geschwindigkeitsmaximum testen wollen.
Du hast die Radtouren am Neusiedler See genossen und möchtest noch mehr Tipps zur Region? Dann lese meinen zweiten Artikel über das Nord-Burgenland! Entdecke die Vielfalt der Weinkultur, erkunde malerische Orte und merke dir meine Foodie-Tipps.
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GRÜNDERIN
Nicole Bittger
Reisesüchtige Foodie & Coffee Nerd aus Berlin mit großer Fotoleidenschaft, einem Herz für Tiere und die Natur.
Mit Nicoles Neugierde auf die Welt und ihrem ersten Sabbatical erblickte auch PASSENGER X das Licht der Welt. Ein halbes Jahr Abenteuer in China, Japan und Europa führten dazu, dass dieser Blog mit Leben gefüllt wurde. Um ein Jahr später fünf Monate lang solo durch das bunte Südamerika zu touren, kündigte Nicole schließlich ihren sicheren Konzernjob. Seitdem arbeitet sie selbstständig und ist Vollzeitbloggerin.
Ob sie jemals genug vom Reisen haben wird? We doubt it!
Fun Fact: Nicoles Herzensland ist Grönland. Dort hat sie noch das wahre „Weit-Weg-Gefühl“.
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