In den vergangenen Jahren führte Björn Leffler, dem Gastautor auf PASSENGER X, sein Weg insgesamt fünfmal über den großen Teich. Ob ausgedehnter Road Trip, einfache Städtereise oder rekordverdächtiger Konzerttrip, es war so einiges dabei. Während dieser Reisen hat er die großartigen Landschaften der USA sowie Kanadas und auch deren Großstädte kennengelernt. So unterschiedlich die Geografie dieser Erdregion ist, so konform scheinen die dort erwachsenen Städte – aber nur auf den ersten Blick.
Heute verrate ich dir meine Top 5 Städte in Nordamerika und die Orte, die man lieber meiden sollte.
Während nordamerikanische Städte beim ersten Eindruck im Vergleich mit der Diversität europäischer Großstädte nicht mithalten können – oftmals bestehen sie aus einer Ansammlung von Hochhäusern im Stadtzentrum und dem USA-typischen, rasterartigen Straßenverlauf – tun sich auf den zweiten Blick durchaus einige bemerkenswerte Unterschiede auf.
Das ist eigentlich nicht verwunderlich, immerhin ist allein die Fläche der USA annähernd so groß wie der gesamte europäische Kontinent. Was alle Städte des Landes aber eint, ist die Sprache: man spricht überall englisch, in den Mexiko-nahen Gebieten auch spanisch.
Nordamerikanische Städte: Breite Straßen, große Autos, To-Go-Gastronomie
Nordamerikanische Städte sind für Autos gebaut, haben breite Straßen, raumgreifende City-Highways und die unverzichtbaren Wolkenkratzer in einem bestimmten Areal der Stadt, meist „Downtown“ genannt. Grundsätzlich wird alles groß gedacht; enge Gassen, verschachtelte Innenstädte oder gemütliche Cafés sind nur schwer auszumachen. Die Gastronomie ist auf To Go ausgerichtet und Fahrradfahrer sind bis auf wenige Ausnahmen eine exotische Erscheinung. Dennoch verbreiten viele dieser Städte eine große Anziehungskraft auf Menschen aus aller Welt und haben ihre eigene, spannende Identität entwickelt.
In der Folge stelle ich meine ganz persönliche Top 5 nordamerikanischer Großstädte vor und erzähle dir, warum es sich lohnt, dort Zeit zu verbringen. Was dann natürlich nicht fehlen darf, ist eine kleine Aufzählung der Städte, die ich nicht noch ein zweites Mal ansteuern würde.
Top Stadt in Nordamerika No 1 – Washington
Die Hauptstadt der USA hat es mir vermutlich deshalb so angetan, weil sie die europäischste aller Städte ist, die ich besucht habe. Wie an vielen Orten der Ostküste ist der europäische Einfluss in Architektur, Kultur und Gastronomie unverkennbar. Die Stadt ist zudem angenehm dimensioniert (mit rund 600.000 Einwohnern ist sie etwa so groß wie Frankfurt) und die wohl einzige Großstadt der USA, die ohne Hochhaus-Skyline auskommt.
Meine 3 Tipps für Washington:
1. Washington Tipp: DieNational Mall
Washingtons 5 Kilometer langes Herzstück zwischen Kapitol und Lincoln Memorial führt nicht nur am Weißen Haus oder dem Washington Memorial (der riesige Obelisk, der als Kulisse in keinem Polit-Thriller der 90er Jahre fehlen durfte) vorbei, sondern auch an unzähligen, riesigen Museen vorbei, die sich intensiv und überraschend reflektiert mit der amerikanischen Geschichte auseinandersetzen. Und der Clou ist: der Eintritt ist grundsätzlich frei.
2. Washington Tipp: Georgetown
Georgetown ist ein historisches Viertel im Nordwesten der Stadt mit vielen kleinen Läden und Cafés. Ein wunderschönes Areal zum Flanieren, und auch frühstücken lässt es sich dort hervorragend. Empfehlung: Im Café Bonaparte gibt es hervorragende Pancakes und genauso guten Kaffee
3. Washington Tipp:Das Thomas Jefferson Memorial
Unweit vom Washington Memorial am Tidal Basin gelegen, ist dieses wunderschön angelegte Areal ideal für abendliche Spaziergänge. Und, natürlich auch das, eine wunderschöne Filmkulisse, unter anderem zu sehen in Forrest Gump.
Top Stadt in Nordamerika No 2 – San Francisco
San Francisco genießt in den USA einen Ausnahmestatus allein aufgrund der Tatsache, dass es die großen Restaurant-Ketten Amerikas schwer hatten und haben, sich im Stadtbild breit zu machen. San Francisco besticht daher mit einer außergewöhnlichen Vielfalt an individueller Gastronomie, Einzelhandel und beheimatet eine beeindruckende Künstlerszene. Die Lage der Stadt an der San Francisco Bay ist zudem nur schwer zu toppen. Allerdings habe ich auch kaum eine Stadt mit mehr Obdachlosen besucht als San Francisco – das ist wohl die traurige Seite der Medaille.
Meine 3 Tipps für San Francisco (neben der Golden Gate Bridge):
1. San Francisco Tipp: Die Haight Street
Sie liegt im Herzen vom Haight-Ashbury-District, bietet eine Vielzahl spannender Kunst-Galerien, Gastronomie, kreativen Shops und vor allem großartige Musik- und Plattenläden (absolut unschlagbar: der Rasputin Record Store).
2. San Francisco Tipp: Der Golden State Park
Dieser Park ist mit dem de Yong Museum und der California Academy of Science eine ideale Option für Regentage (die in San Francisco häufiger sind, als man denkt). Wer einmal erleben möchte, wie es ist, ein Erdbeben am eigenen Leib zu erfahren, kann dies im Science Center tatsächlich tun, denn es gibt hier einen Erdbeben-Simulator, der einem wirklich die Knie weich werden lässt.
3. San Francisco Tipp: Die Cafés
San Francisco bietet – im Vergleich mit anderen nordamerikanischen Städten – meiner Meinung nach die größte Dichte an charmanten und vor allem leckeren Frühstücks-Cafés. Es ist eigentlich unmöglich, hier ein Café herauszuheben, ich tue es trotzdem. Wenn man gerade auf dem Weg zur Golden State Bridge ist und eine Wegzehrung braucht, kann man mit dem Transit Café am Lincoln Boulevard (mit fantastischem Blick auf die Brücke) wirklich nichts falsch machen.
Top Stadt in Nordamerika No 3 – New York City
Über New York City muss man wohl nur wenige Worte verlieren, denn keine US-Stadt ist populärer als der Gigant an der Ostküste und Nicole hat dir ja auch schon reichlich Tipps zu New York zusammengeschrieben. Was für mich die Stadt ausmacht, ist seine enorme Multikulturalität und die unverwüstliche Mentalität seiner Einwohner, die New York zu einem faszinierenden Melting Pot kultureller sowie ethnischer Einflüsse machen. Und natürlich ist die schiere Dimension des Big Apple eine atemberaubende Erfahrung für jeden Besucher.
Meine 3 Tipps für New York City:
1. New York City Tipp: Frühstück
Garant für ein entspanntes, französisch angehauchtes Frühstück in dieser überhektischen Mega-City ist die Bistro-Kette Le Pain Quotidien. In Manhattan gibt es mehrere Filialen, besonders attraktiv gelegen ist das Restaurant in der 58. Straße, Ecke 7th Avenue, in Fußnähe zu Carnegie Hall, zum südlichen Central Park und dem Columbus Circle. Und für all jene, die während ihres New-York-Urlaubs ihr gutes, dunkles (deutsches) Brot vermissen, empfiehlt sich ein Besuch im „Maison Kayser“. Auch davon gibt es in Manhattan mehrere Filialen.
2. New York City Tipp: Harlem Heights
Das Stadtviertel Harlem Heights, nördlich an den Central Park angrenzend, ein großartiges Ausflugsziel für einen sonnigen Sonntagmorgen. Vom noch immer schlechten Image des multikulturell geprägten Stadtviertels sollte man sich nicht abschrecken lassen, denn es warten viele spannende und auch legendäre Orte, die es zu entdecken gibt, wie etwa das weltberühmte Apollo Theatre.
3. New York City Tipp: Washington Square Park
Der Washington Square Park, im Süden Manhattans, ist ein großartiger Ort, um etwas durchzuatmen. Denn üblicherweise ist Manhattan, wie schon erwähnt, ein sehr hektischer Ort. Für Liebhaber von Platten (also für Leute wie mich) lohnt sich der Besuch doppelt, denn in der direkt angrenzenden Thompson Street gibt es mit „Generation Records“ einen der besten Plattenläden der Stadt. Und wer es auf das Schachspiel abgesehen hat, findet hier gleich mehrere sehr spannende Läden, die sich einzig und allein dem berühmten Brettspiel verschrieben haben.
Top Stadt in Nordamerika No 4 – Toronto
Der Stadt im Südosten Kanadas gelingt es auf angenehme Art und Weise, der am Hafen angesiedelten, typischen Hochhaus-Architektur eine vielfältige Mischung aus Kultur, abwechslungsreichem Einzelhandel, Gastronomie und Kunst gegenüberzustellen. Die exponierte Lage am Lake Ontario machen die Stadt zudem zu einem attraktiven Wohn- und Urlaubsort.
Meine 3 Tipps für Toronto:
1. Toronto Tipp: Ein Ort, viele Sehenswürdigkeiten
Toronto liegt am Hafen, und damit auch viele Sehenswürdigkeiten der Stadt, wie etwa der 553 Meter hohe CN-Tower, das weltberühmte Rogers-Center oder aber die ruhig gelegene Harbourfront, die viele Parks, Wanderwege, Galerien und Theater beheimatet.
2. Toronto Tipp: Berlin Flair
Dass sich in und um Toronto herum während der europäischen Migrationswellen im 18. und 19. Jahrhundert viele deutsche Siedler niedergelassen haben, zeigt sich besonders in der Gastronomie der Stadt. Es finden sich viele Restaurants mit deutschen Speisen in der Stadt und es wird darüber hinaus das offiziell zweitgrößte Oktoberfest der Welt in Toronto veranstaltet. Hier wird also eine Menge heimischer Gastronomie geboten. Wer aber eher die moderne (türkisch-)deutsche Küche genießen möchte, wird sich im „ZIBA Berlin Done“ unweit der Harbourfront sehr wohl fühlen. In Toronto muss mal also nicht mal auf seinen Döner verzichten.
3. Toronto Tipp: Roy Thompson Hall
Einer der angenehmsten Orte der Stadt ist das Areal um die Roy Thompson Hall, in der auch das Toronto Symphony Orchestra beheimatet ist. Neben dem Besuch eines klassischen Konzerts, in der auch von außen eindrucksvollen Konzerthalle, laden der Vorplatz und die umliegenden Gassen mit ihren charmanten Cafés und Bars zum Verweilen ein.
Top Stadt in Nordamerika No 5 – Denver
Eine Stadt, von der ich wenig erwartet hatte, aber umso positiver überrascht wurde. Denver liegt am östlichen Rand der Rocky Mountains und hat neben dieser reizvollen Lage einige architektonische Highlights und ein erfreulich grünes Stadtbild zu bieten. Nicht umsonst wurde die Stadt 2016 als lebenswertester Ort der USA ausgezeichnet.
Meine 3 Tipps für Denver:
1. Tipp für Denver: Der City Park
Der raumgreifende City Park im Herzen der Stadt, mit Ferril Lake, Planetarium und dem Denver Museum of Nature & Science, ist eine entspannte Abwechslung vom hektischen Treiben in Downtown. Vor allem mit Kindern lohnt sich der Besuch im Park, da viele Spielplätze und spannende Natur-Areale geschaffen wurden.
2. Tipp für Denver: Die City Hall
Die Denver City Hall liegt unweit des Zentrums und wartet mit großartigen, historischen Gebäuden und einem wunderschön angelegten Park auf. Auf westlicher Seite wird der Park durch die die prachtvolle City Hall begrenzt, auf der östlichen Seite durch das nicht weniger beeindruckende Colorado State Capitol. Ein architektonisch absolut lohnendes Ausflugsziel.
3. Tipp für Denver: Flanieren
Im Zentrum von Denver lässt sich sehr entspannt flanieren, einkaufen oder etwas essen, wenn man es denn möchte. Die Stadt hat in der 16th Street Mall sogar eine ca. eine Meile lange Fußgängerzone eingerichtet, durch die ausschließlich die Busse des öffentlichen Nahverkehrs fahren (die man kostenlos nutzen kann).
Das kannst du dir sparen: meine Nordamerika Flops
Flop No 1: Phoenix
Die Stadt Phoenix liegt mitten in der Wüste Arizonas und ist vor allem eines: heiß. Sehr heiß. Und leider auch nicht viel mehr. Phoenix verfügt eigentlich kaum über etwas, was man Stadtzentrum nennen könnte, selbst die „Skyline“ aus Hochhäusern wirkt wenig beeindruckend. Daher gibt es bis auf eine Shopping Mall und das örtliche Baseball-Stadion wenig, was meiner Meinung nach einen Besuch wert wäre.
Das Baseball-Stadion ist aber tatsächlich ein lohnendes Ziel. Denn wenn die Arizona Diamondbacks, das örtliche, recht erfolglose Baseball-Team, ein Heimspiel austragen, ist die geschlossene und klimatisierte Arena der angenehmste Ort der Stadt. Denn ansonsten kühlt sich in dem Glutofen Phoenix kaum einmal richtig ab, vor allem in den Sommermonaten. Temperaturen von über 40 Grad am Tag und über 30 Grad in der Nacht sind keine Seltenheit. Da erträgt man dann auch gern mal ein Spiel eines mittelmäßigen Major League Baseball Vereins, wenn’s da schon kühl ist.
Flop No 2: Los Angeles
Von Los Angeles ist mir vor allem eines in prägender Erinnerung geblieben: Der ewige Stau. In den vier Tagen, die ich in der Stadt verbracht habe, habe ich die gefühlt längste Zeit meines Lebens im Auto gesessen (während eines Städtetrips, wohlgemerkt). Ganz egal, welches Ziel ich angesteuert habe, es musste stets durch den zähfließenden und kaum in Worte zu fassenden Autoverkehr dieses gigantischen Metropolbereiches erreicht werden. Denn: aufgrund der tektonischen Gegebenheiten gibt es im Großraum L.A. kaum öffentlichen Nahverkehr, nur einige wenige U-Bahn-Linien verkehren in der Stadt. Oder eben Busse, die sich allerdings genauso durch die Straßen quälen müssen wie die besagten Autos, die ein Viertel der gesamten Stadtfläche für sich beanspruchen.
So bleibt den Einwohnern und Besuchern also nicht viel mehr, als die verstopften Highways und Straßen zu nutzen. So schön Malibu, L.A. Downtown oder das Getty Museum sind, so verstörend ist die enorme Verstopfung dieser Stadt, die stets präsente Smogdecke über ihr und leider auch die Trostlosigkeit in vielen heruntergekommenen, beängstigend wirkenden Vierteln der Stadt. Wenn ich nicht muss, werde ich kein zweites Mal nach Los Angeles kommen.
Mein Nordamerika Fazit: Viele Highlights, aber auch bestätigte Klischees
Von unrühmlichen Ausnahmen mal abgesehen, hat die Nordamerika wirklich großartige Reiseziele und tatsächlich auch sehr reizvolle Städte zu bieten. Natürlich fehlen hier einige Kandidaten, die so mancher Leser sicher zu den Top 5 gezählt hätte. Chicago zum Beispiel, New Orleans oder vielleicht auch Minneapolis. Dazu kann ich nur sagen, dass dies eine rein subjektiv erstellte Liste ist, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit hat. Und außerdem habe ich die soeben genannten Städte einfach noch nicht besucht. Boston allerdings, das wird sicher einige verstören, habe ich besucht, für schön befunden, aber nicht als eine meiner Top 5 Städte der U.S.A. auserwählt.
So ist das eben, mit der subjektiven Sichtweise. Ich hoffe dennoch, dass der Artikel für den ein oder anderen ein paar hilfreiche Tipps enthält.
GAST-BLOGGER
Björn Leffler
Björn ist seit erster Stunde Gastautor bei PASSENGER X und nicht nur reisebegeistert, sondern auch großer Berlin-Fan. Mit diesen Schwerpunkten schreibt er für PASSENGER X und auch für seinen eigenen Blog ENTWICKLUNGSSTADT.
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