Wie in Kangerlussuaq mein Traum von Nordlichtern wahr wurde

Einmal im Leben wollte ich die Nordlichter kräftig leuchten sehen! In Kangerlussuaq ist dieser für mich emotionale Traum wahr geworden! Unfassbar schön!

Nordlichter in Grönland - in Kangerlussuaq ist mein Traum wahr geworden. Foto: Ulrik Amdi

Tränen liefen mir über das Gesicht, ich konnte mein Glück gar nicht fassen. Endlich war mein Traum wahr geworden.

Nordlichter, Aurora Borealis oder auch Polarlichter – die farbigen wolkenartigen Schleier, welche im arktischen Kreis von Zeit zu Zeit über den Himmel ziehen haben viele Namen und erzeugen eine große Faszination.

So zumindest bei mir. Nordlichter stehen daher seit Anbeginn meiner Bucket List ganz oben. Doch anders als die Länder und Orte, die dort stehen, lassen sie sich leider nicht so leicht planen.

So war ich bereits mit meinem Helden in Finnland und auch in Island, jeweils zur perfekten Nordlichter Zeit und haben sie sogar gesehen, aber nur super leicht. So, dass man sich gar nicht immer so richtig sicher war, ob es denn überhaupt eines war.

Nordlichter in Rovaniemi, finnisches Lappland - PASSENGER X

Für alle, die noch nie Nordlichter gesehen haben, möchte ich das kurz einmal erklären. Die Nordlichterfotos, die man von Fotografen gezeigt bekommt, entstehen unter besonderen Kameraeinstellungen. Eine erhöhte Isozahl und vor allem verlängerte Aufnahmezeiten spielen die größte Rolle. Denn würde man einfach nur so ein Foto machen, würde die Kamera für gewöhnlich so gut wie nichts außer schwarzer Nacht einfangen. Das Licht der Nordlichter in der dunklen Nacht ist zumeist schlichtweg zu schwach. Deshalb gelingt es auch nur schwer mit dem Handy Fotos zu schießen, dazu müssen die Lichter schon sehr stark sein. Und selbst dann ist das Ergebnis nicht besonders befriedigend, weil Mobiltelefone mit ihrer Kameraleistung bei dunklem Himmel an ihre Grenzen kommen.

Dieser kleine Ausflug zum Thema Nordlichterfotografie soll nur zeigen, dass die Lichter wie man sie auf Fotos sieht, meist deutlich stärker ausfallen, als man sie selbst mit den Augen gesehen hat.

Stell dir mal vor du schaust an den dunklen Nachthimmel und du erkennst eine Wolke, die ein wenig weißlich zu leuchten scheint und umso länger du hinschaust, meinst du da ein minimales Grün zu sehen. Diese fast unscheinbare Wolke kann sich mit einer entsprechenden Kameraaufnahme als Nordlicht entpuppen.

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So ging es uns in Finnland und Island eigentlich fast immer, wenn der Nordlichter-Alarm meiner App läutete. Und das war dann meist auch irgendwie enttäuschend. Schließlich denkt man bei Nordlichtern an diese stark farbigen, meist grünen Lichter, die wie ein Schleier über den Himmel tanzen.

Ich hatte also offiziell schon Nordlichter gesehen, aber nach meinem Maßstab – wirklich farbige eindeutig erkennbare Nordlichter – eben irgendwie auch nicht.

Einmal Nordlichter sehen, so stark, dass auch das Auge sich zu 100% sicher ist: das sind Polarlichter! Einmal Nordlichter sehen, welche wie es mir so oft erzählt wurde, richtig über den Himmel tanzen und nicht nur wie eine Mini-Schleierwolke erscheinen.

Einen richtigen Polarlichter-Popcorn-Moment, den wollte ich erleben.

Nun gilt Grönland als eine sehr Nordlichter reiche Destination. Klar, dass meine Hoffnung also mit mir reiste. Immerhin hatte ich mir einen der allerbesten Polarlichter Spots weltweit ausgesucht. Denn nicht nur, dass das Land praktisch ständig von Nordlichtern überzogen wird, auch ist Kangerlussuaq, jener Ort, für den ich mich für mein grönländisches Winterabenteuer entschieden hatte, geradezu perfekt. Denn hier gibt es reichlich Nächte mit klarem Himmel.

Tauchen Nordlichter nämlich an einem bewölkten Himmel auf, hat man nichts gewonnen. Sie verschwinden hinter den normalen Wolken, man sieht für gewöhnlich absolut nichts und kann sich wieder schlafen legen.

In Kangerlussuaq hingegen, gibt es reichlich Nächte mit sternenklarem Himmel. Zudem ist es einfach, den 500-Seelen-Ort und seine Stadtlichter hinter sich zu lassen und sich in die tiefschwarze Nacht zu stellen, um wirklich die besten Bedingungen zur Sichtung zu haben.

Die Bedingungen waren also perfekt. Aber es braucht auch ein wenig Glück.

Dick eingepackt – und ich meine so richtig dick eingepackt – und damit gewappnet für die grönländische Winter-Nacht habe ich mich gemeinsam mit einer Gruppe liebenswerter Dänen und unserem Guide eines Nachts auf die Nordlichter Tour (**Werbung)  begeben und versucht dem Leben die Chance zu bieten, meinen Traum wahr werden zu lassen.

So standen wir abseits der Stadt in der schneebedeckten Landschaft und warteten. Der Himmel relativ klar, schienen unsere Chancen gut. Und dann eine von diesen verdächtigen Wolken. Eine Aufnahme zeigt: ja, das ist ein sehr sehr schwaches Polarlicht. Ein fast nicht Wahrnehmbares. Also eigentlich nichts.

Nordlichter in Grönland - in Kangerlussuaq ist mein Traum wahr geworden. Foto: Nicole Bittger, Reiseblog PASSENGER X

Weiter warten. So langsam wurde es wirklich verdammt kalt. So eine grönländische Winternacht hat es schon in sich.

Wir warteten und versuchten die Füße in Bewegung zu halten, damit die Zehen nicht so schnell den heftigen Minusgraden unterlagen. Vergebens. Die Füße wurden trotzdem schweinekalt und Nordlicher gab es auch nicht. Ein weiterer trauriger Abschnitt in meiner Nordlichter-Träumer-Karriere. Tröstlich war da nur der grönländische Kaffee, der uns bei einer kleinen Polarlichter-Lehrstunde kredenzt wurde. Dieser wärmte dank seines Verhältnisses aus 2/3 Alkohol zu 1/3 Kaffee auch ordentlich von Innen.

Am nächsten Abend dachte ich noch: heute Nacht hältst du selbst Ausschau. Doch mein Körper und die vier Stunden Zeitunterschied zu Deutschland machten mir einen Strich durch die Rechnung. Um 21 Uhr lag ich im Bett und konnte die Augen nicht mehr aufhalten. 10 Stunden später wachte ich wieder auf. Beim Frühstück dann die bittere Überraschung: in der letzten Nacht gab es Nordlichter. Die dänische Gruppe hatte sich wachgehalten und schwärmte von ihrer Sichtung.

Toll Nicole. Du hast deine Chance verschlafen.

Ich fand mich mit der Enttäuschung ab und dachte mir, es sollte halt einfach noch nicht sein. Eines Tages würden irgendwo Nordlichter auf mich warten. Vielleicht im Norwegischen Tromsø oder auf den Lofoten? Ein paar Spots hatte ich schließlich noch im Kopf.

Anstatt mich also weiter zu ärgern, genoss ich meinen letzten Tag in Kangerlussuaq, an dem wir zum Russel Glacier fuhren und auch den Secret Spot erkundeten. Was soll’s, Grönland ist so oder so einmalig und alle Touren, die ich hier mit Albatros Arctic Circle(**Werbung) machen durfte, hatten mich so glücklich gemacht, wer brauchte da schon Nordlichter?

Am letzten Abend ging es dann zur Feier des Tages ins abseits der Stadt gelegene Roklubben Restaurant zum grönländischen Buffet. Von Moschusochse über Rentier bis hin zu Walhaut wurden hier alle grönländischen Spezialitäten aufgetischt. Ich probierte das Moschusochsen Tartar und etwas Heilbutt und hielt mich ansonsten an die vegetarischen Beilagen. Wal zu essen brachte ich nicht über‘s Herz.

Es herrschte eine ausgelassene Stimmung, so viel interessante Leckereien und dann all die Erlebnisse der letzten Tage – es gab nicht nur keinen Grund glücklich zu sein, es gab jede Menge Gründe, um vor Freude nur so zu strahlen.

Doch dann!

Am Nebentisch wurde es mit einem Mal unruhig, immer mehr Gäste standen auf uns gingen raus. Ich dachte erst noch, die wollten vor dem Dessert eine Raucherpause einlegen, erinnerte mich dann aber, dass meine dänischen Reisefreunde in den letzten Tagen doch überhaupt nie geraucht hatten. Also fragte ich nach: „was ist denn bei euch los, dass ihr alle rausgeht?“ Und dann die Antwort mit einem sehr breiten Grinsen: Nordlichter, jetzt!

Nordlichter in Grönland - in Kangerlussuaq ist mein Traum wahr geworden. Foto: Ulrik Amdi
Foto von meinem Guide Ulrik Amdi zur Verfügung gestellt – danke!

Das gibt es doch nicht.

Also zog auch ich mir die Jacke an, umwickelte mich mit meinem riesigen Schal, noch schnell die Mütze drüber und raus.

Tatsächlich: Nordlichter!

Ganz eindeutig, vollkommen ohne Frage, für das bloße Auge zu erkennen, leuchtend grün und tanzend!

Ich flippte aus! In meinem Magen machte sich eine riesige Freude breit und auf meinem vom Schal ummantelten Gesicht ein fettes Grinsen. Das gab es doch nicht. Wie geil ist das denn jetzt bitte?

Die einzige bittere Nuance: genau jetzt lag mein Stativ im wohlig warmen Hotelzimmer, weit weit weg von mir. Keine Chance für mich ein vernünftiges Foto zu machen. Doch da kam auch schon unser Guide Ulrik raus und der hatte natürlich Kamera und Stativ dabei. Klar, solch Anfängerfehler passieren dem grönlanderfahrenen Guide nicht.

Also stand ich neben ihm und bewunderte dieses gigantische Schauspiel um und über uns, welches mehr Fläche einnahm, als ich mit einer Blickrichtung wahrnehmen konnte. Zwischendurch schmulte ich immer wieder auf sein Display, um die fertigen Fotos zu bestaunen.

Nordlichter in Grönland - in Kangerlussuaq ist mein Traum wahr geworden. Foto: Ulrik Amdi
Foto von meinem Guide Ulrik Amdi zur Verfügung gestellt – danke!

Wow! Einfach nur wow!

So sehen also richtige Nordlichter aus. Das ist gemeint, wenn man sagt, sie würden tanzen. Es ist als würde ein grün und leicht lila leuchtender Rauchschwaden gekonnt über den Himmel balancieren und eine Performance hinlegen. Besser als jede Lichtershow, die der Mensch je künstlich erzeugen könnte. Die eisige grönländische Nacht und ihr absolut sternenklarer Himmel schenkten uns eine Vorführung, die vollkommen unvergleichbar war.

Die Dänen verrieten mir, ich hätte am Abend zuvor gar nichts verpasst, angesichts dessen, was jetzt zu sehen war. Und auch unser Guide Ulrik musste zugeben, so schön wie in dieser Nacht sei es nur selten.

Ich war geflasht und konnte gar nicht genug bekommen.

Nordlichter in Grönland - in Kangerlussuaq ist mein Traum wahr geworden. Foto: Ulrik Amdi
Foto von meinem Guide Ulrik Amdi zur Verfügung gestellt – danke!

Als alle anderen bereits zu frieren anfingen und rein gingen, blieb ich noch einen Moment draußen und genoss die nun leicht abflauenden Lichter nur für mich.

Mir kamen Tränen, stand diese Reise doch in einem traurigen privaten Zusammenhang. Hatte sie sich doch nur ergeben, weil ich am Tag, an dem meine Mama starb und ich sie auf ihrem letzten Weg begleitete, die Einladung der dänischen Botschaft zum Grönland Tag bekommen hatte. Hatte ich mich doch nur aufgrund meines Besuches dort eine Woche später, zu dieser Reise in mein Herzensland entschlossen. Ich hatte das Gefühl, dass es genau das war, was ich nach dieser unendlich traurigen Zeit für mich brauchte. Weite, Kälte, Grönland. Ich konnte nicht anders, als zu denken, dass es ein Geschenk meiner Mama aus dem Himmel war, dass ich nun auch noch die Polarlichter in solch einer Pracht sehen durfte.
Ein liebevoller Gruß an mich von weit oben über den Wolken.

Danke, Grönland, danke Albatros Arctic Circle** für die Einladung, danke Ulrik Amdi für die Fotos und vor allem danke Mama!!

Nordlichter Tour Daten:
Anbieter: Albatros Arctic Circle**
Kosten: ca. 53 Euro (inkl. grönländischem Kaffee)

Infos grönländisches Buffet:
Immer sonntags im Restaurant Roklubben**
Kosten: ca. 44 Euro exkl. Getränke

Meine Buchempfehlungen für Grönland:

**Albatros Arctic Circle war so nett mich auf die Touren in Kangerlussuaq einzuladen. Dafür wurde keine konkrete Gegenleistung verlangt. Ich bin jedoch so begeistert von dem Erlebten und dem Wissen unseres Tour Guides Ulrik, dass ich dir gern und auch voller Überzeugung davon schreiben möchte und dir den Tourenanbieter Albatros Arctic Circle auch sehr gern empfehle.

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