Seit Isabelle vom Blog lustloszugehen nach ihrem Studium das erste Mal ihren Rucksack für einen mehrmonatigen Trip packte, ist sie dem Fernweh verfallen. Seither ist sie jedes Jahr mehrmals für 3-4 Wochen unterwegs. Und weil ihr das noch nicht reicht, plant sie gerade ein neues Sabbatical. Ob Kitesurfen an den schönsten Spots weltweit, tauchen mit Haien oder Inselhopping zwischen 7.000 philippinischen Inseln: Sie liebt das Unbekannte und Neue. Im Interview verrät sie dir, wo sie ihr erstes Sabbatical verbracht hat, wie sie es sich leisten konnte, obwohl sie gerade erst von der Uni kam und wieso man manchmal auch einen Alltag auf Reisen braucht.
Wann fiel die Entscheidung für deine Auszeit und was hat dir den Anstoß gegeben?
Die Entscheidung fiel ca. 1 Jahr vorher. Da ich es leider während des Studiums nicht geschafft habe ein Auslandssemester zu machen war aber schon länger klar, dass ich, bevor ich in einen Job starte noch ins Ausland wollte.
Wie hat man auf Arbeit und in deinem privaten Umfeld auf den Wunsch einer Auszeit reagiert?
Arbeit gab es zu der Zeit noch nicht bzw. nur einen Teilzeitjob. Dort wurde es positiv aufgenommen. Auch wenn die Kollegen nicht verstehen konnten, dass man nach dem Studium nicht „endlich“ anfangen möchte Vollzeit zu arbeiten. Für Freunde und Familie war es ungewohnt, denn vor ein paar Jahren war es noch seltener, dass sich jemand für mehrere Monate auf die Reise macht.
Wann bist du in dein Sabbatical gestartet, wie lang ging es und wo warst du unterwegs?
Im Mai 2012 habe ich mich aufgemacht nach Portland, Oregon (USA). Von hier ging es über Seattle nach Miami und die Ostküste hoch bis New York. Da man mit dem Touristen Visum nur 3 Monate in den USA bleiben darf, bin ich anschließend mit meinem Work & Travel Visum weiter nach Toronto und Montreal. Hier war die Luft etwas draußen, ich war müde vom Reisen, ständig unterwegs und nie länger als 3-4 Nächte an einem Ort zu sein strengte mich an. Ich sehnte mich nach einem eigenen Bett, wollte meinen Rucksack auspacken und irgendwie ankommen. So kam es, dass ich für mehrere Monate in eine WG in Montreal zog und einen Job auf dem Markt „Jean-Jalon“ annahm. An den Wochenenden arbeitete ich und die restliche Zeit genoss ich Montreal, lernte Französisch und machte Kurztrips in die Umgebung wie z.B. Ottawa und Quebec.
Was waren die Highlights deiner Reise?
Wenn ich heute daran denke wie ich das erste Mal auf den Central Park von oben geschaut habe, bekomme ich immer noch Gänsehaut und das nicht unbedingt wegen der grandiosen Aussicht. Nein, dieser eine Moment hat so vieles verändert und lässt sich kaum in Worte fassen.
Nach den Wochen in den USA wurde mir bewusst, dass diese Reise alles ändern wird.
Eines meiner Highlights war die Arbeit auf dem Markt in Montreal. Dadurch habe ich nicht nur ein bisschen Geld verdient, sondern habe auch viele tolle, hilfsbereite Menschen kennengelernt. Zudem konnte ich meine Sprachkenntnisse verbessern. Ich weiß jetzt auch warum die Kanadier zig verschiedene Sorten Äpfel brauchen. Außerdem hat mir die Arbeit dort auch eine Art „Alltag“ gegeben.
Was hat dich dein Sabbatical gekostet und wie hast du dafür gespart?
Ich habe vor der Reise ca. 2.500 Euro gespart. Mit Mitte 20 und während des Studiums war das schon eine wirkliche Herausforderung. Außerdem habe ich mein Auto verkauft, welches ich mir wirklich hart erarbeitet hatte. Der Verkauf tat damals tatsächlich ein bisschen weh. Die sechsmonatige Reise hat mich schlussendlich rund 8.000 Euro gekostet, wobei ich sagen würde, dass ich heute wahrscheinlich für maximal 2/3 die gleiche Reise machen würde. Allerdings sind die USA und Kanada natürlich auch nicht unbedingt kostengünstige Länder.
Ach, ich habe übrigens bis heute kein Auto mehr.
Was hat sich nach dem Reisen für dich verändert?
Alles! Ja diese Frage habe ich mir schon oft selbst gestellt und die Antwort ist schwierig in ein paar Sätze zu packen.
Davon abgesehen, dass ich seither dem Fernweh verfallen bin und jeden Urlaubstag taktisch gut verplane um möglichst viel unterwegs sein zu können, habe ich mich als Person stark verändert. Ich habe gelernt alleine zu sein und bin es auch heute noch gerne ab und an. Wusste aber auch, wenn ich Gesellschaft möchte, muss ich über meinen Schatten springen und auf Menschen zuzugehen.
Ich bin offener geworden, habe gelernt andere Meinungen zu akzeptieren und wertzuschätzen. Außerdem lebe ich seitdem sehr viel minimalistischer und schätze das, was ich habe.
Aber meine allerschönste „Errungenschaft“, die ich in meinem Monaten unterwegs war, gewonnen habe, ist die Liebe zum Reisen!
Hast du einen Tipp für diejenigen, die insgeheim auch von einem Sabbatical träumen, sich aber noch nicht trauen?
Losgehen, nicht zu viele Pläne schmieden oder gar über eventuelle Probleme und Schwierigkeiten nachdenken. Es öffnet sich immer ein Türchen. Und in jeder Situation in der es vielleicht mal brenzlig wird, findet sich eine Lösung.
Reisen heißt mit offenen Augen durch die Welt gehen, die kleinen Wunder entdecken, fremde Kulturen kennenlernen und Geschichten schreiben.
Geschichten die wir später gern erzählen, wie es Julia Engels so schön sagt.
Isabelles Sabbatical in Kurzform
Dauer: 6 Monate
Regelung mit dem Arbeitgeber:
Isabelle ist direkt nach dem Studium auf Reisen gegangen.
Budget pro Person: 8.000 Euro.
Sie hat während des Studiums diszipliniert das Gehalt vom Nebenjob gespart, ihr geliebtes Auto verkauft und auch auf Reisen gearbeitet.
Reiseziele: USA & Kanada
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Meine Empfehlungen für dein nächstes Abenteuer:
Gepäck & Ausrüstung für Langzeitreisen:
Lass dich auf meiner Equipment- & Toolseite inspirieren. Dort verrate ich dir, auf welchen Rucksack ich schwöre, welche Kamera ich auf Reisen nutze und welche Produkte sich für mich sonst noch auf Reisen bewährt haben.
Wenn die nächste Reise noch in weiter Ferne scheint und du die Zeit gern ein wenig überbrücken möchtest, dann helfen dir vielleicht meine Lieblingsbücher – und Film mit „Abenteurtouch“:
Filme:
- Into the Wild*
- One Week – Das Abenteuer seines Lebens*
- Das erstaunliche Leben des Walter Mitty*
- Der große Trip – Wild*
Bücher:
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