Wie naiv von mir zu glauben, man könne in einem dermaßen angesagten Laden zur besten Zeit am Wochenende reservieren – keine Chance. Wer zur klassischen Frühstückszeit ins angesagte Benedict in der Uhlandstraße möchtet, der sollte geduldig sein. Es ist Sonntag, 10 Uhr als wir uns zu dritt am Empfangspult anmelden. Charmant erklärt man uns dort, dass wir eine Weile warten werden müssen. Man könne uns aber auf die Warteliste schreiben. 10 Tische wären vor uns dran, also müssten wir wohl rund 40 Minuten warten. Eigentlich wäre das der Moment für mich gewesen, umzudrehen und woanders hinzugehen. Aber nun haben wir uns hier, weit weg von meinem Heimatkiez, getroffen und da mir gerade auch keine vernünftige naheliegende Alternative einfällt, warten wir eben.
Im Foyer, da wo auch all die anderen wartenden Gäste auf den Sofas Platz genommen haben. Tröstlich: ich kann mir bei dem hauseigenen Bäcker schon einmal ein kleines Gebäck und einen Kaffee holen. Außerdem sind die Angestellten super nett, bieten den Wartenden sogar Sekt an. So verquatschen wir die 40 Minuten einfach, bis ein Tisch frei und unser Name aufgerufen wird.
Mitten im Restaurant können wir nun Platz nehmen. Irgendwie erinnert mich alles an alte Sex and the City Folgen. In denen freiwillig gewartet wurde, weil man einfach unbedingt in diesen einen angesagten Laden wollte. Die waren auch immer alle super cool eingerichtet und hatten irgendwas „Einmaliges“. Im Benedict sind es wohl die weißen Fiesen, der riesige Porzellanflamingo, die New York Meatpacking District Style Tür- und Fensterrahmen, lederne Sitzecken, die Spiegelbanderole rundherum und vor allem die florale Tapete, was den optischen Charme ausmacht. Noch viel mehr als das, locken jedoch zwei Versprechen jeden, der sich für einen Frühstücksfan hält:
- „Kein anderes Restaurant bietet solch eine große Auswahl für internationale Frühstücksgerichte á la Carte.“
- Im Benedict kann man die „wichtigste Mahlzeit des Tages, rund um die Uhr, an jedem Tag der Woche genießen.“ Also 24/7 Frühstück!
Es gibt also gute Gründe für all die Pilger.
Wir verlieren uns eine Weile in der Karte. Hätten wir die doch nur schon gehabt, als wir noch warten mussten. Nimmt man jetzt besser die Eisbeinstulle, den Avocado Bagel, die Egg Balls mit Spinat, French Toast oder die ganz große Versuchung: die Benedict Pancakes mit Kondensmilch und geröstetem Kokos? Hilfe! Ich weiß nicht, was ich essen möchte.
Ich entscheide ich mich für das Shakshuka. Eine afrikanische Schmorpfanne mit Tomaten, Paprika und zwei Eiern, dazu extra Feta (15.50 Euro). Mein Held wählt die Eisbeinstulle (Pulled Pork mit Sauerkraut und pochiertem Ei auf Brot für schlappe 23.50 Euro) und unser Kumpel entscheidet sich für das klassische deutsche Frühstück (17 Euro). Vorab gibt es die gegrillten Portobello (4.5 Euro).
Keine Frage, wer die Preise sieht, der dürfte erst einmal schlucken. Günstig ist das Benedict Breakfast nicht, eher gehoben. Dafür ist immerhin ein Heißgetränk bereits inklusive. Also kann man die 3.50 Euro für einen Latte Macchiato gedanklich abziehen.
Was soll ich sagen, die Qualität ist super. Das Shakshuka ist würzig und kräftig tomatig. Die Tahini und auch Auberginen-Aufstrich passen toll dazu und der dazu servierte knackige Gurken-Tomaten-Salat liefert die nötige Frische. Die Eisbeinstulle ist dank des Sauerkrauts saftig und trotzdem geht das zarte Pulled Pork nicht unter. Und auch das klassische deutsche Frühstück erfüllt die Erwartungen. Und dann muss ich sie einfach loben: die Kellern/innen sind wirklich klasse. Schnell, freundlich, charmant – das sorgt für eine Wohlfühlatmosphäre und das obwohl hier so viel los ist.
Fazit:
Ich bin immer noch nicht ganz über den Hype des Benedicts hinweg, auch wenn ich durchaus verstehe, wieso der Laden so angesagt ist. Dennoch: ich möchte eigentlich keine 23.50 Euro für eine Pulled Pork Stulle bezahlen. Und 40 Minuten warten zu müssen, bis ich dann einen Tisch beziehen darf, steht auch nicht auf der Liste der Dinge, die ich an Wochenende gern tue. Deshalb meine Empfehlung: steuere das Benedict nur an, wenn du es dir „gönnen“ möchtest und dann auch lieber zum Nachmittag oder Abend. Denn ab 16 Uhr werden auch wieder Reservierungen angenommen und die Speisekarte bietet eh viele Gerichte, die so sehr von einem klassischen Frühstück abweichen, dass man sie auch super später am Tag essen kann.
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