Gute Lederwaren, handgeschnitzte Holzmöbel, schöne Teppiche, orientalische Lampen, Körbe, Arganöl, Gewürze – ach Marrakech ist einfach ein Shoppingparadies für Interiorfans, Shoppingqueens und Schnäppchenjäger. Zumindest wenn man weiß, wie Verhandeln in Marrakesch funktioniert.
Unzählige kleine Shops laden in der Medina zum Stöbern ein. Doch dabei bleibst du nicht ungestört. Sobald du dein Lauftempo in der Nähe eines Shops verlangsamst, um dich umzuschauen, spricht dich mindestens ein Verkäufer an. Natürlich bietet er dir die schönsten Produkte zu den besten Preisen, „good price my friend“.
Der unvorbereitete Tourist könnte dieses Versprechen glatt glauben. Das wäre aber ein großer Fehler. Denn anders als bei uns in Deutschland gibt es in Marrakech im Prinzip keine Festpreise. Die Händler werden, ganz egal in welchen Shop du bist, immer mit für marokkanische Verhältnisse horrenden Preisen einsteigen. Wenige Ausnahme bilden in Marrakech das Ensemle Artisanal und ein paar edlere Boutiquen. Diese schreiben tatsächlich Festpreise aus.
Doch das authentische Shoppingerlebnis erwartet dich eben in den Souks. Wenn du dort nicht abgezockt werden willst, solltest du wissen wie Verhandeln in Marrakesch funktioniert. Deshalb verrate ich dir erst neun unschlagbare Tipps, mit denen du zum echten Verhandlungsprofi wirst und sag dir dann auch noch, zu welchen Preisen ich meine Mitbringsel gekauft habe.
Meine Tipps für deine Marokko Reise Organisation
Günstige Flüge nach Marrakech
Gute Nachrichten: inzwischen kann man schon für gute 100 Euro nach Marrakech und zurück fliegen. Als Flugsuchmaschine finde ich Opodo* am besten, dort kannst du dir auch einen Preisalarm setzten und so eine Info bekommen, wenn die Preise fallen.
Schöne Unterkünfte in Marrakech
Wer so richtig typisch und schön in Marrakech unterkommen will, der übernachtet am besten in einem der bezaubernden Riads. Diese sind meist von außen vollkommen unscheinbar, doch kaum tritt man durch die Tür befindet man sich regelrecht in einer Oase der Ruhe. Hübsch gestaltete Zimmer, ein begrünter Innenhof und of auch ein kleines Basin warten dort auf dich. Für mich gehört die Übernachtung in einem Riad einfach zum Marrakech Erlebnis dazu. Bei Booking.com* findest du über 500 Riads*, die zentral liegen, über WLAN verfügen und super bewertet wurden.
Touren in Marrakech:
Wer beim Entdecken der wuseligen Stadt nicht ganz auf sich allein gestellt sein möchte, der bucht sich am besten in eine lernen, wie man traditionelle Tajine* ein. Wie wäre es zum Beispiel zu lernen, wie man traditionelle Tajine* kocht?
Neun Tipps für das Verhandeln in Marrakech
Schaue dich an deinem ersten Tag in Marrakech nur um und kaufe noch nichts
In Reiseführern heißt es oft, man solle gleich kaufen, weil man den Laden später sicher nicht wiederfindet. In den sogenannten Souks, den Marktgassen, wäre das tatsächlich nicht wunderlich. Das ist aber nicht schlimm. Denn eigentlich bekommt man die gleichen Produkte in einer Vielzahl von Geschäften angeboten. Du brauchst dich also nicht sorgen, dein Mitbringsel nicht mehr zu bekommen.
Für eine gelungene Verhandlung ist es wichtig, erst einmal eine Idee davon zu bekommen, wie unterschiedlich die Qualität sein kann und sich auch schon einmal die Erstangebote der Händler anzuhören. Diese werden direkt versuchen mit dir zu verhandeln. Selbst wenn du dankend ablehnst, werden sie dir im Gehen einen bedeutend niedrigeren Preis hinterherrufen, als sie dir noch beim Betreten des Geschäftes genannt haben. Diese Preise solltest du dir merken.
Erst an deinem letzten Tag gehst du gezielt los und zwar morgens gegen 10.30 Uhr
Viele Geschäfte haben bis spät in den Abend offen, morgens hingegen startet das Geschäft gemächlich. Gegen 10/10.30 Uhr ist es in den Souks noch ruhig, einige Händler bauen noch auf, es sind kaum Touristen unterwegs und so ist die Stimmung perfekt, um in Ruhe zu schauen und ins Gespräch mit den Verkäufern zu kommen. Du bist entspannt, sie genauso.
Bleibe immer freundlich
Der Tipp klingt zwar super banal, aber glaube mir, dass kann man schon einmal vergessen, wenn der X-te Händler sein Glück an dir versucht. Ganz egal, wie genervt du bist, bleibe bei einem freundlichen Lächeln, einem Kopf schütteln und dem Wort „Schukran“, was nichts anderes heißt als „danke“. Dann bleiben auch die Händler freundlich.
Du solltest genau wissen was du willst
Den Überblick hast du ja schon in den ersten Tagen gewonnen, so wirst du angesichts der Auswahl nicht mehr schwach. Damit kannst du Spontankäufen zu viel zu hohen Preise entgehen. Auch bei angeblich großzügig angebotenen Mengenrabatt wirst du nicht mehr schwach. Ganz egal, wie sehr der Verkäufer dir versucht das Produkt schmackhaft zu machen, lass dir Zeit und weiche nicht von deinen Farb-, Form und Qualitätsansprüchen ab.
Good Cop, bad cop funktioniert auch beim Verhandeln in Marrakech
Am besten bist du nicht allein, wenn du was kaufen willst. Denn zu zweit verhandelt es sich besser. Einer von euch zeigt Interesse. Der Andere schüttelt den Kopf und wirkt weniger begeistert. Wenn der Verkäufer den Preis nennt, lehnt der „bad cop“ ab. Viel zu teuer. Good Cop bleibt interessiert und setzt den Dackelblick ein. Der Händler wird etwas weiter runtergehen und Bad Cop steigt ins Verhandeln ein. Wer zu große Euphorie zeigt und zu schnell zuschlägt, wird zu hohe Preise bezahlen.
Denk an die 1/3 bis ½ – Regel
Erst wenn der Verkäufer seinen „last price“ bei einem Drittel bis allerhöchstens der Hälfte seines Erstgebots ansetzt, stimmst du zu und kaufst.
Ein Argument, das auf jeden Fall wirkt
Behaupte genau dieses Produkt schon vor ein paar Tagen bei einem anderen Händler gekauft zu haben und dort Summe X bezahlt zu haben. Die Preise kennst du ja inzwischen. Vielleicht kommt man dir jetzt noch mit dem Argument, dass hier natürlich hervorragenden Qualität angeboten würde, dann bleibst du trotzdem bei deiner Forderung. Für gewöhnlich kommst du so dem „echten“ Preis in großen Schritten deutlich näher.
Du musst nichts kaufen, du kannst auch gehen
Wenn du das Gefühl hast, dass man dich abzockt, dann geh. Du musst nichts kaufen, auch nicht, wenn du schon in Verhandlung warst. Du hast keine Verpflichtung.
„Last price my friend“
Du kommst bei der Verhandlung nicht so weit, wie du gern würdest? Dann geh, aber höre gut hin. Es kommt nicht selten vor, dass kaum, dass der Kunde geht, doch noch ein besserer Preis hinterhergerufen wird und dann kann man immer noch zurück und einschlagen.
Verhandeln in Marrakech – was kosten Mitbringsel wirklich?
Um dir ein ungefähres Gefühl für Mitbringsel Preise zu geben, will ich dir ein paar Beispiele von meinen Einkäufen geben. Natürlich ohne zu wissen, ob ich nicht doch noch einen etwas besseren Preis hätte raushandeln können.
Körbe
Wenn du auf dem Gewürzmarkt, dem Place des Épices bist, dann wirst du sie sehen: zig Körbe und Korbtaschen. Auch in den Souks gibt es immer mal wieder einzelne Läden, die dir die geflochtenen Behälter in diversen Formen und Farben anbieten. Ich wollte sowohl mir als auch meiner Mom einen mitbringen. Dabei hatte ich genaue Farbvorstellungen. Also schaute ich mich die ersten Tage um, prüfte immer mal wieder die Qualität und fragte nach Preisen. Meinen pinkfarbenen Korb kaufte ich schon am dritten Tag. Mit meinem jetzigen Wissen, kann ich sagen, dass der Preis auf jeden Fall zu hoch war. 120 Dirham, ca. 12 Euro habe ich ausgegeben.
Daraus lernte ich und machte es später besser. Der Korb für meine Mom war eine größere Herausforderung. Denn ich suchte einen naturfarbenen Korb, mit türkisen Fäden und das in einer ganz bestimmten Größe. Schwierig. Doch in einem Shop wurde ich fündig und zu meinem Glück war die Qualität auch noch viel besser, als von allen die ich zuvor in den Händen hatte. Viel fester und besser gearbeitet.
Mein Freund handelte auf 80 Dirham runter. Weiter wollte der Verkäufer nicht gehen. Wir dachten, das wäre noch zu viel und gingen. Er blieb dabei, 80 Dirham oder kein Deal. Nachdem ich noch einmal in anderen Korbgeschäften gestöbert hatte, aber alternativlos blieb, suchten wir den Laden erneut auf und kauften doch für 80 Dirham, ca. 8 Euro. Verhandeln in Marrakech heisst halt auch, Qualität zu schätzen wissen und die Preisgrenze erkennen.
Tücher
Vermutlich verlässt keine Frau Marrakech ohne nicht mindestens ein Tuch gekauft zu haben. Männer, die eine Wüstentour geplant haben werden sicher auch eines kaufen. Schließlich gehört es zum Marokko Abenteuer dazu, mit gebundenen Turban auf einem Kamel zu sitzen.
Die klassischste Variante ist der dünne Baumwohlschal im leuchtenden Blau. Den hat jeder Händler parat. Ich verfiel dem Kauf bereits am zweiten Tag und kaufte für 50 Dirham, ca. fünf Euro. Klingt günstig, war aber für örtliche Verhältnisse zu viel. Als ich am letzten Tag den gleichen Schal noch als Mitbringsel für Freundinnen kaufte, handelte mein Freund auf 40 Dirham runter und das für einen Schal mit einer besser genähten Kante. Denn das ist tatsächlich der einzige Qualitätsunterschied, den ich unter den tausenden Tüchern in Marrakech ausmachen konnte: die Nähte.
Lederne Sitzkissen
Eigentlich wollte ich sie nicht. So schön, die marokkanischen Sitzkissen auch sind, in unserer Wohnung ist aktuell eigentlich kein Platz. Außerdem dachte ich, bekämen wir so ein riesiges Teil gar nicht in unser Gepäck. Doch dann wurde mir klar, dass man ja nur die Hülle kauft, ohne Füllung und die kann man natürlich einfach zusammenfalten. Als ich dann online recherchierte und sah, dass die gleichen Kissen, die auch in Marrakech angeboten werden, via Amazon* ca. 90 – 112 Euro kosten, änderte ich meine Meinung.
In den Souks liegt das Erstgebot bei 600 Dirham, ca. 60 Euro.
Bei einem so hohen Preisunterschied, na da musste ich doch zuschlagen. Irgendwo würde sich schon noch Platz in der Wohnung finden. Also gingen wir los und hielten nach meinem Wunschmodell in Silber Ausschau. In einem ganz kleinen Laden wurden wir fündig, der Verkäufer erinnerte sich an uns von den Vortagen, er hatte uns im Vorbeigehen gesehen. Dass das nicht nur ein Spruch war, bewies er, als er mir sagte, was ich am Vortag angehabt hatte. Das erstaunte mich dann doch sehr. So fingen wir in einer sehr freundlichen Atmosphäre zu handeln an. Von seinen 600 Dirham war er ganz schnell runter auf 400. Das war der Preis, den uns schon andere Läden als Einstieg genannt hatten. Er bezeichnete das natürlich als „good price“.
Na gut das kannten wir schon und blieben wenig beeindruckt. Mein Freund warf sich richtig ins Zeug den bad cop zu spielen, während ich kaufwillig die Ware bestaunte. Ich schwankte noch zwischen zwei Farben. Als ich mich dann dafür entschied doch zwei von den Sitzkissen zu kaufen, ging der Preis noch einmal runter, so dass wir schlussendlich bei 250 Dirham das Stück landeten, also ca. 25 Euro. Nochmal im Vergleich: auf Amazon hätte ich für das gleiche Produkt um die 100 Euro bezahlt. Der Deal war für uns also richtig gut und der Händler war auch glücklich.
Mit all diesen Tipps und Beispielen sollte Verhandeln in Marrakech nun keine Hürde mehr für dich sein. Wenn du trotzdem doch mal mit dem Gefühl gehst, vielleicht etwas zu viel bezahlt zu haben, ärgere dich nicht. Die Händler sind Profis, du bist wahrscheinlich eher ungeübt im Verhandeln. Außerdem sind die meisten Produkte bei uns in Deutschland viel teurer, so dass jeder Deal ab 50% unter Erstpreis eigentlich ein „günstiger“ Kauf ist. Am Ende soll es ja vor allem ein Urlaubserlebnis und kein verbissener Business Deal sein.
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