Franzi und ihr Freund sind seit Oktober 2017 stolze Eltern. Für ihre Elternzeit haben sie sich ein ganz besonderes Abenteuer vorgenommen: Australien. Ja, die beiden sind mit Baby gereist, seitdem der kleine Mann vier Monate alt war. Ist das irre oder die beste Idee, die man haben kann? Wie ist es mit einem Baby durch Western Australia zu reisen, vor allem wenn noch alles neu ist und sich der Schlaf-Wachrhythmus ständig ändert? Welche Orte sind nicht nur schön, sondern eignen sich auch besonders gut, um sie mit einem Baby zu bereisen? Ich war neugierig und habe Franzi gefragt, ob sie für PASSENGER X mal auspacken würde. Sie hat ja gesagt und verrät dir nun, was ihre Highlights in Western Australia waren und wie es mit dem Reisen mit Baby geklappt hat.
Gastbeitrag von Franziska Dost
Ja, das Reisen mit Baby ist anders, als das Reisen ohne Baby
Und die klassische Backpackertour oder die Abenteuerwanderung durch den Dschungel des Amazonas sind wohl nur noch etwas für die ganz Mutigen. Aber wieso sollte die erste Zeit zu dritt, verbunden mit einem grandiosen Trip nicht zu einem ganz besonderen Familienerlebnis werden? Wir haben es ausprobiert und uns mit unserem vier Monate alten Sohn auf eine viermonatige Tour mit dem Camper Van an die Küste Australiens begeben. Die ersten vier Wochen haben wir in Western Australia verbracht. Hier hatte ich fünf persönliche Highlights, die auch locker mit Baby machbar sind.
Deshalb reisen wir mit Baby durch Australien
Bei uns gab es zuerst das Reiseziel und dann schummelte sich unser Baby in die Planungen. Kurzerhand haben wir unser nächstes Abenteuer so angepasst, dass dieses auch mit unserem Kleinen machbar wurde. Australien stand auf unserer Liste – zum Glück, denn mit seinen westlichen Standards und seinem nahezu europäischen Charakter machte ich mir keine Sorgen, dass ich mein Baby hier an irgendeiner Stelle nicht vernünftig versorgen könnte. Mir gab das die nötige Sicherheit, um mich mit dicker werdendem Bauch auf die Gedankenspiele einzulassen, Flüge bereits vor der Geburt zu buchen und Routen auszutüfteln.
So funktioniert reisen mit Baby
So viel sei vorab verraten: mein Schlüssel für einen gelungenen Trip heißt: Flexibilität. Bei den Kleinsten steht vom fünften bis neunten Lebensmonat enorm viel auf dem Programm: Die ersten Zähnchen kommen (unser Baby begrüßte uns direkt in der ersten Woche damit), Beikoststart, Wachstumsschübe, Impfungen, Sprünge in der motorischen Entwicklung, es gibt viel zu tun. Umso flexibler wir blieben, umso entspannter konnten wir allen Themen begegnen und die Freude am Reisen blieb auch erhalten.
Die Vorteile eines Camper Vans
Wir mieteten für unseren Trip einen Camper Van. Das war für uns die perfekte Wahl. Das „Zuhause“ immer mit dabei konnten wir allen Abenteuern entgegentreten. Kein ständiges Ein- und Auschecken, jegliches Equipment immer parat, flexibel in der Routenplanung und zeitlich fast ungebunden – die Vorteile davon wurden mir erst während unserer Tour wirklich bewusst, doch die Liste ist endlos. Wurde der Kleine beim Einkauf im Supermarkt wach und hatte Hunger, bin ich eben schnell auf den Parkplatz gegangen – Still- und Wickelplatz waren jederzeit vorhanden. Als die Hitze an der Hamelin Bay für unser Baby zu anstrengend wurde, haben wir eben im Camper Van erstmal unser Mittagessen zubereitet. Es gab Tortellini mit grünem Pesto. Unseren Ausflug mussten wir deshalb nicht abbrechen, sondern konnten am Nachmittag einfach fortfahren. Schlief unser Sohn auf der Fahrt nicht so lange, wie wir hofften, kochten wir uns eben mitten in der Walachei einen Kaffee. Mit dem Camper Van ist das alles kein Problem. Das machte vieles leichter.
Reisen mit Baby: der erste Langstreckenflug
Doch zurück zum Anfang. Die erste Hürde, die uns bevorstand war der Langstreckenflug. Australien ist ja nicht gerade um die Ecke und so begann alles mit einer langen Anreise inklusive Umsteigen. Mein Freund schob schon Wochen zuvor Panik. Ich hielt es eher mit dem Motto „Augen zu und durch“, dieser Tag gehört eben dazu und würde schon irgendwie vorbeigehen. Im Nachhinein kann ich sagen, es war halb so schlimm. Die erste Erleichterung durchströmte mich schon bei der Gepäckaufgabe. Der Typ am Schalter erzählte uns, dass 27 Babys auf diesem Flug sein würden. Innerlich machte ich kleine Luftsprünge. Irgendwer würde also immer brüllen und es würde kaum auffallen, wenn sich unser Baby dazugesellt.
Foto von Nils Nedel
Der Start war wirklich ziemlich anstrengend
Unser Sohn war während des gesamten Check-Ins wach und ein Schläfchen längst überfällig. Allerdings müssen die Kleinen bei Start und Landung auf dem Schoß sitzen. Unser Baby schlief tagsüber nur in der Trage. Es zog sich also noch eine ganze Weile hin, bis wir ihn zum Schlafen bringen konnten und währenddessen sank natürlich die Laune unseres Sprösslings. Nach dieser Phase wurde es deutlich besser. Wir schlossen während der Flüge enge Freundschaften mit den Stewardessen, die uns in ihren Bereichen die Möglichkeit gaben, auf und ab zu laufen. Ich bekam dabei sogar den ein oder anderen Schokoriegel außer der Reihe. Von den Fluggesellschaften gibt es zudem immer ein kleines Spielzeug, dass erstmal für Ablenkung sorgt. Insgesamt waren die Flüge gar nicht so schwierig. Mein Freund und ich wechselten uns ab und unser Baby verschlief die meiste Zeit.
In der Apotheke gibt es Beruhigungsmittel auf Pflanzenbasis, die ich für den Notfall dabei hatte. Wir brauchten sie aber nicht. Empfehlen kann ich, sich einen der Sitzplätze mit Kinderbettchen in der ersten Reihe zu reservieren. Unser Sohn hat zwar nicht darin geschlafen, aber wir hatten hier deutlich mehr Beinfreiheit und wenigstens noch eine Ablagefläche für all den Babykram. Die Toiletten in den Flugzeugen haben auch einen Wickelplatz. Das ist zwar sehr eng, aber irgendwie machbar. Alles in allem waren die Flüge also halb so wild.
Wir landeten am 9. Februar in Perth und hatten uns dort für die erste Woche in einem Apartment einquartiert. Auch das war ganz gut so. Nach 22 Stunden von Flughafen zu Flughafen hatten wir keine Lust mehr, erst noch einen Camper Van abzuholen, den Campingplatz anzusteuern und uns dort einzurichten. Wir nutzten die erste Woche dafür, erstmal anzukommen. Immerhin mussten wir drei zunächst die sieben Stunden Zeitunterschied verkraften. Unserem Baby gelang das noch am besten und das obwohl er bereits zu diesem Zeitpunkt einen ausgeprägten Tag- und Nachtrhythmus hatte. Ich hatte schon befürchtet, dass für mich die Nächte zum Tage werden würden, aber die Zeitumstellung verlief recht unspektakulär. Die bereits erwähnten ersten Zähnchen brachten unseren Kleinen eher aus dem Konzept.
Die coolsten Road Trips durch Australien in einem Reiseführer*:
Etwas länger dauerte es hingegen bis wir drei einen guten Rhythmus miteinander gefunden hatten. Perth ist wie ein zu groß geratenes Dorf. Viele Geschäfte und Attraktionen schließen zwischen 16 und 18 Uhr (außer die großen Supermärkte). Mehrfach standen wir irgendwo vor verschlossenen Türen, weil wir eine halbe Stunde zu spät dran waren, da wir den Vormittag komplett vertrödelt hatten. Es dauerte ein paar Tage bis wir uns etwas besser eingespielt hatten.
Die ersten Tage gingen hauptsächlich für Erledigungen drauf
Wir besorgten SIM-Karten, wühlten uns das erste Mal durch die Supermärkte, insbesondere durch das Babyregal und unser Baby benötigte noch seine zweite Impfung, die unser Kinderarzt in Berlin aufgrund von Krankheit nicht mehr machen konnte. In Australien übernimmt das jeder Allgemeinmediziner (GP) und das Impfsystem ist dem unseren sehr ähnlich. Also alles kein Thema. Doch nach einer Woche fragten wir uns, ob wir eigentlich schon im Urlaub seien, denn nach Entspannung fühlte sich das bisher nicht an. In der zweiten Woche wurde es schnell besser. Die wichtigsten To Dos waren abgehakt. Wir hatten unseren Camper Van abgeholt und ließen uns am Coogee Beach das erste Mal auf einem Campingplatz nieder.
Coogee Beach, Foto von Josh Spires
Natürlich folgte auch hier noch der ein oder andere Einkauf, um es sich im Camper Van richtig gemütlich zu machen. Doch morgens am weißen Sandstrand mit türkisblauem Meer aufzuwachen, steigerte unseren Urlaubsfaktor enorm. Von hieraus wagten wir uns auch auf unsere ersten Ausflüge. Unser Trip startete…
Kingspark – wenn es dunkel wird, fängt die Skyline von Perth an zu leuchten
Der Kingspark in Perth ist eine riesige Grünanlage, die so sauber herausgeputzt ist, dass es einem schon fast unangenehm ist, dort entlang zu spazieren. Nirgends haben wir auch nur einen Zigarettenstummel rumliegen sehen. Sitzbänke, Schilder, Wasserläufe, Wege und Wiesen, wirklich alles war in einem makellosen Zustand. Es gibt vielfältige Wanderpfade, die für jeden Geschmack etwas bereithalten. Etwas Küstenflair kann man an den Wasserrouten tanken, für Wissbegierige gibt es allerlei Informationen zur Flora Australiens und wer lieber chillig auf einer großen grünen Wiese abhängt, wird ebenfalls auf seine Kosten kommen. Wer im Timing etwas besser liegt als wir, kann den Blick von einer wunderschönen Glasbrücke auf Perth und den Swan River genießen, diese schließt allerdings um 17 Uhr. Kinderwagen und Babyequipment finden ebenfalls überall Platz und an ruhigen Ecken zum ungestörten Stillen und Wickeln mangelt es auch nicht. Den Camper Van konnten wir ganz bequem auf dem großen Parkplatz vor der Tür abstellen. Ein Eintrittsgeld wird nicht verlangt. Café und Imbiss bieten die Möglichkeit zur schnellen Verpflegung zwischendurch, wenn auch recht teuer. Es gibt hier also alles, was es braucht, um sich einen schönen Tag inmitten der Großstadt zu machen.
Besonders schön wird es hier noch einmal am Abend. Wenn es dunkel wird und die Nacht hereinbricht, kann man zuschauen, wie die Lichter der Stadt angehen und die Skyline von Perth anfängt, zu leuchten. Dann füllt sich auch die Hauptpromenade am Wasser mit deutlich mehr Menschen, die sich ein gemütliches Fleckchen suchen, um das Schauspiel zu beobachten. Die Kamera immer am Anschlag, versuchte ich quasi minütlich das sich wechselnde Bild einzufangen. Die Atmosphäre ändert sich innerhalb einer Stunde von einer geschäftigen Tagesroutine hin zu einer beschaulichen Nachtszene. Der Feierabendverkehr ist in vollem Gange, die Abendzeit wird mit Familie und Freunden vorzugsweise draußen verbracht. Die Geschäfte sind bereits alle geschlossen, dafür genießen die Menschen etwas Urlaubsfeeling an den Stränden, am Wasser und in den Parkanlagen. Man kann förmlich spüren, wie die Stadt zur Ruhe kommt. Ob am Tage oder am Abend, der Kingspark ist auf jeden Fall ein Highlight.
Perth, Foto von Franziska Dost
Hamelin Bay – auf Tuchfühlung mit den Stachelrochen
Unsere erste Autofahrt führte uns in die circa 270 Kilometer entfernte Margaret River Region. Ein australisches Pärchen hatte uns dies empfohlen. Im Laufe der Zeit kristallisierte sich für uns heraus, dass Strecken mit etwa 300 Kilometern gut machbar waren. Alles darüber hinaus wurde mit dem Kleinen schnell etwas anstrengend und stressig. Die Margaret River Region ist bekannt für ihren Wein (da war ich als stillende Mutter ja leider raus), ihre Käseherstellung (mein Freund freute sich) und für ihre Schokoladenfabrik (jetzt fingen auch meine Augen an zu leuchten). Es ist eine wirklich hübsche Gegend, die auf jeden Fall einen Besuch wert ist.
Mein eigentlicher Tipp liegt jedoch noch einmal eine Stunde entfernt. Die Hamelin Bay ist an sich schon ein absolutes Highlight. Strahlend weißer Sandstrand und türkisblaues Wasser bieten einen wunderschönen Anblick. Ein wirklicher Clou sind jedoch die Stachelrochen, die sich hier in der Bucht tummeln. In der Hoffnung, einen übrig gebliebenen Happen von den vorbeifahrenden Fischerbooten zu ergattern, warten sie geduldig in Strandnähe und interagieren freiwillig mit Menschen. Wenn man im knöcheltiefen Wasser steht und mit der Hand an der Wasseroberfläche plätschert, kommen sie direkt auf einen zu und schwimmen einem über die Füße. Auch ein kurzes Tätscheln ist erlaubt. Sie fühlen sich ziemlich glitschig an, eben wie Fische. Etwas mulmig war mir bei der Kontaktaufnahme schon, da es sich immer noch um wilde Tiere handelt und ihre Schwanzspitze giftig ist. Um mich herum gab es einige deutlich furchtlosere Besucher.
Stachelrochen in der Hamelin Bay, Foto Franziska Dost
Begeistert war ich davon, wie entspannt wir dieses Erlebnis genießen konnten. Denn man teilt das Ereignis zwar mit circa 20 anderen Menschen, von Menschenmassen, Warteschlangen oder gar Eintrittsgeldern fehlt jedoch jede Spur. Auch die Tiere sind weder eingezäunt, noch sonst irgendwie in ihrem Freiraum eingeschränkt. Dennoch ist hier alles sauber und gepflegt. In Europa würde das mit Sicherheit anders aussehen. Wie erwähnt, haben wir uns mittags, als es recht heiß wurde, einfach in den Camper Van zurückgezogen. Am Nachmittag konnten wir Strand und Stachelrochen dann weiter erkunden.
Ein kleines Manko mit Baby gab es für uns hier: während der eine das Baby auf dem Arm hielt und der andere todesmutig versuchte, einen Stachelrochen zu streicheln, fehlte uns eine dritte Person, die von beidem ein vernünftiges Foto machte. Naja, einige Fehl- und Schnappschüsse sowie ein paar wackelige Videos gibt es, die die Erinnerung aufrechterhalten. Die Hamelin Bay ist für mich definitiv ein Must See von Western Australia.
Top Tree Walk im Valley of the Giants – über den Bäumen
Unsere Route führte uns anschließend langsam an der Küste entlang Richtung Westen. Direkt auf dem Weg liegt der Walepole Nationalpark. Hier haben wir an einer wunderschönen Meeresbucht übernachtet, die über einen kleinen Kanal sieben Kilometer entfernt mit dem offenen Meer verbunden ist. Wir hatten eher das Gefühl an einem großen See zu sein und die Atmosphäre war so friedlich und ruhig, dass sich augenblicklich tiefe Entspannung ausbreitete. Mit etwas Glück kann man Delfine und Stachelrochen beobachten sowie etlichen Pelikanen beim Watscheln am Ufer zuschauen. Jedem Angler geht hier sofort das Herz auf, findet er hier doch reichlich Möglichkeiten für einen guten Fang.
Doch wer auch einfach nur etwas ausspannen möchte und auf direktes Beachfeeling verzichten kann, kann es sich hier für ein paar Tage gemütlich machen. Circa 20 Minuten mit dem Auto entfernt, gibt es im Valley oft the Giants einen Top Tree Walk, einen Rundgang zwischen den Baumkronen. Bis auf 40 Meter geht es rauf und dann zwischen den Wipfeln entlang. Beim Blick durchs Gatter unter den Füßen ist Höhenangst fehl am Platz und man sollte besser auch schwindelfrei sein, da die Konstruktion durchaus etwas schaukelt. Die gesamte Anlage wirkt brandneu und ist super gepflegt und sauber, so wie alles in Western Australia. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass diese sogar mit dem Kinderwagen befahrbar ist. Ohne Eintrittsgeld funktioniert es hier leider nicht und mit 20 AUD (rund 13,50€) pro Erwachsenem für einen circa 40minütigen Rundgang ist es auch nicht super günstig. Gelohnt hat es sich für uns trotzdem. Menschenmassen und Warteschlangen gab es auch hier keine. Das war sehr angenehm und mitunter hatten wir das Gefühl, ganz allein unterwegs zu sein. Wir konnten jederzeit so langsam vorangehen, wie wir wollten, in Ruhe Fotos schießen und den Ausblick ausgiebig genießen. Die hohen Baumriesen zu bewundern, brachte uns der Natur wieder näher. Hier ist es Zeit, inne zu halten, die Wunder der Erde zu bemerken und die frische Luft den gesamten Körper durchströmen zu lassen. Zurück am Boden gibt es noch einen Ancient Tree Walk mit uralten Bäumen mit immensem Durchmesser. Wer etwas Erdung braucht, wird hier fündig werden.
Top Tree Walk, Foto Franziska Dost
Esperance – Strände und Buchten wie aus dem Bilderbuch
Bis auf Perth gibt es in Western Australia keine vergleichbaren Großstädte. Die letzte größere Stadt vor der Grenze zu South Australia ist Esperance mit circa 15.000 Einwohnern. Doch Esperance hat es in sich und ist mein favourite place to be. Die City selbst ist niedlich und recht schnell erkundet. Es gibt einen großen Hafen, in dem riesige Containerschiffe verladen werden. Kreuzfahrtschiffe verdoppeln zwischenzeitlich gefühlt die Menschenmenge der Stadt. Nach ein paar Stunden werden die Touristen dann aber wieder eingesammelt und die Normalität kehrt zurück. Die Strandpromenade von Esperance ist wunderschön und ellenlang. Großzügige Parkanlagen, ein Miniaturdorf und etliche Spielplätze geben Kindern hier vielfältige Beschäftigungsmöglichkeiten. Von Esperance aus hat man die Möglichkeit, einige Ausflüge zu den umliegenden Stränden und Buchten zu machen. Und genau hier stockte mir der Atem.
So etwas Schönes habe ich zuvor noch nicht gesehen.
Kilometerweiter, schneeweißer Sandstrand, der so fein ist, dass er sich wie Puder unter den Füßen anfühlt und nicht einmal richtig heiß wird. Dazu gibt es glasklares türkisblaues Wasser, das für die entsprechende Erfrischung sorgt. In der ein oder anderen Bucht wird das Bild durch spektakuläre Gesteinsformationen ergänzt. Die Natur zeigt hier, was sie kann in Perfektion. Und zur Krönung sind die Strände so gut wie menschenleer, obwohl sie durchaus in den Reiseführern Australiens vermerkt sind. Das eigene Baby bei Sonnenuntergang am einsamen Strand zu stillen, ist ein Augenblick, den sich jede frisch gebackene Mutter einmal gönnen sollte. Balsam für die Seele. Meine persönlichen Favoriten unter diesen zahlreichen Stränden sind die Twighlight Cove, die Hellfire Bay und der Eleven Mile Beach. An der Lucky Bay trifft man mitunter auf herumhüpfende Kängurus. Das Glück hatten wir jedoch leider nicht. Die Parkplätze und Zugänge zu den Stränden sind wie immer top gepflegt. Fast alle Strände sind ohne Allradfahrzeug und damit auch mit dem Camper Van erreichbar. Überraschend fand ich, dass es hier nicht ein einziges Café oder Hotel am Strand gibt. Wahrscheinlich hilft aber genau das dabei, die Strände so sauber und leer zu halten. Wer in Western Australia unterwegs ist, darf Esperance auf keinen Fall verpassen.
Esperance, Foto von Franziska Dost
Nullarbor Plain – nicht ins Outback aber doch ins Nirgendwo
Zwischen Western Australia und South Australia liegt die Nullarbor Plain, eine riesige weite Ebene voller Nichts. Absolut Nichts. Esperance ist die letzte größere Stadt davor. Bis zur nächsten Großstadt Adelaide sind es über 2.000 Kilometer und selbst bis zum nächsten nennenswerten Örtchen Ceduna sind es 1.400 Kilometer. Dazwischen übertrumpfen sich die Ortschaften an Menschenlosigkeit. Auch wenn auf der Karte alle Orte namentlich aufgeführt sind, verdienen sie diese Bezeichnung eigentlich gar nicht mehr. Mal sind es 20 Einwohner, mal elf, mal nur noch acht. Was man in diesen Orten findet? Ein Roadhouse und eine Tankstelle. Die Einwohner sind die Betreiber und Mitarbeiter, die hier tätig sind. Immerhin gibt es überall auch einen Campingplatz oder besser gesagt, einige Stromkästen auf einer breiten ebenen Fläche und ein Toilettenhäuschen. Warum für mich die Nullarbor Plain trotzdem zu meinen Highlights zählt?
Mit Baby hatten wir uns vorgenommen, auf Touren ins Outback und abseits der Zivilisation zu verzichten.
Für den Fall der Fälle wollten wir immer die Möglichkeit zur medizinischen Versorgung haben. Um nach South Australia zu kommen, mussten wir allerdings die Nullarbor Plain durchqueren. Das es hier über mehrere hundert Kilometer absolut nichts gibt, hatten wir gar nicht so auf dem Schirm. Und so packte uns ein wenig der Abenteuergeist. Denn wir hatten nun keine andere Wahl, als eben doch für ein paar Tage die Zivilisation ein kleinwenig hinter uns zu lassen. Alle Roadhäuser haben perfekten Netzzugang und sind meist mit einem kleinen Shop und Restaurant ausgestattet. Für mitten im Nirgendwo ist die Versorgung also immer noch recht gut. Das Nullarbor Roadhouse ist sogar ziemlich berühmt und ich habe irgendwo einmal gelesen (Achtung: nicht selbst geprüft!), das AC/DC auf der Strecke ihren Song „Highway to hell“ geschrieben haben sollen. Außerdem kann man hier die längste Straße ohne Kurve von Australien befahren. 146 Kilometer nur geradeaus, das ist auch mal etwas anderes. Die Straße ist zum Teil so gut ausgebaut, dass die „Flying Doctors“ sie als Landebahn benutzen. Somit war also auch ärztliche Hilfe im Notfall erreichbar. Die Nullarbor Plain brachte uns also ein wenig Outback-Gefühl ohne komplettes Risiko. Und so konnten wir die immer karger werdende Landschaft genießen, die es einem ermöglicht, den Blick weiter und weiter werden zulassen. Im Sonnenuntergang bekommt dann auch eine einfache Tankstelle im Nirgendwo einen ziemlich charmanten Charakter, der mir auf jeden Fall in Erinnerung bleibt.
Jedem, der es in Erwägung zieht, eine Reise mit Baby zu starten, kann ich nur sagen: Tu es!
Auch wenn euer Baby daran keine Erinnerung haben wird, wird es für euch als Familie ein fantastisches Erlebnis werden. Und was kann für ein Baby besser sein, als Mama und Papa 24 Stunden am Tag um sich zu haben? Das ist doch das Einzige, was die Kleinen am Anfang wirklich brauchen. Klar kann es passieren, dass euer Baby mal den ein oder anderen Sightseeing Plan durchkreuzt. Wir haben uns etwas Anlaufzeit gegeben und dadurch recht schnell herausgefunden, was für uns gut funktioniert und was wir lieber bleiben lassen sollten. Und nach einer durchwachten Nacht, wenn die Zähne durchbrechen, ist doch ein Spaziergang am Strand bei Sonnenaufgang um einiges Kraftgebender als bei -7° Grad durch den Schneematsch von Berlin zu stapfen. Für mich zumindest. Nun blicke ich auf unendlich viele schöne Fotos, denke an viele beeindruckende Orte, etliche tolle Erlebnisse und vor allen Dingen an eine unvergessliche Zeit mit meiner Familie.
Es war vielmehr möglich, als ich zuvor erwartet hatte. Nehmt euch nicht zu viel vor und bleibt flexibel. Aber nutzt die Zeit, die so schnell vergeht…
Reisen in der Elternzeit – Franzis Facts in der Übersicht:
Zeitraum der Reise: 8. Februar 2018 bis 14. Juni 2018
Alter des Kindes: 4-8 Monate
Route: Start in Perth, dann an der Küste entlang Richtung Osten über Adelaide & Melbourne und dann Richtung Norden über Sydney, Brisbane bis nach Cairns
Dauer des Flugs: Ca. 22 Stunden, 1x Umsteigen (zumindest beim Hinflug)
Kosten der Reise: Oha, wenn man es sich so gut gehen lässt wie wir und auf nichts verzichtet ca. 35.000€
Camper Van + Flüge waren schon ca. 18.000 €
Vorteile vom Reisen während der Elternzeit:
die Reise jetzt zu machen, also in der Elternzeit, ist deshalb gut, weil der Job sicher ist und beide Elternteile zeitgleich Elternzeit nehmen können, der Arbeitgeber hat kaum eine Chance, die Pläne zu durchkreuzen. Anders als beim Sabbatical muss man nicht schon vorher auf Geld verzichten und ansparen. Zusätzlic bekommt man auch noch das Elterngeld während der Elternzeit, auch über die Sozialversicherungen muss man sich kaum Gedanken machen. Und darüber hinaus ist eine solche Reise unglaublich gut fürs Bonding zum Baby und als intensive Familienzeit.
Schreibe einen Kommentar