Wieso ich jetzt Prinzessin bin oder wenn Abenteuer beginnen…

Es ist der 1. September 2006 – Gott ist das lange her – ich stehe am U Bahnhof Leopoldplatz und bin mir auf einmal zu 100% sicher, dass die beiden, die ich da hinten stehen sehe, das gleiche Ziel haben wie ich. Für mich vollkommen untypisch gehe ich hin und spreche sie an. Irre, ich…

Es ist der 1. September 2006

– Gott ist das lange her – ich stehe am U Bahnhof Leopoldplatz und bin mir auf einmal zu 100% sicher, dass die beiden, die ich da hinten stehen sehe, das gleiche Ziel haben wie ich. Für mich vollkommen untypisch gehe ich hin und spreche sie an. Irre, ich lag richtig. Es ist der erste Tag meiner Ausbildung und die beiden sind genau wie ich auf dem Weg zu meinem zukünftigen Arbeitgeber. Einer von beiden ist Philip, wird mein Sitznachbar in der Berufsschule und meine Donnerstagslunchverabredung in den kommenden neun einhalb Jahren.

Januar 2009

– es ist vollbracht, ich habe die letzte Prüfung der Ausbildung geschafft und darf mich nun offiziell „Medienkauffrau“ schimpfen und als solche auch direkt in den Job einsteigen. In der Mitarbeiterentwicklung lerne ich, was es heißt sich gut zu organisieren und egal wie stressig es gerade sein mag,  eine freundliche Beratung anzubieten.

Oktober 2011

– ich bekomme ein Jobangebot vom Leiter des Personalbereichs Berlin und Hamburg und nehme an. Man will mich, weil ich einen guten Job mache und kein Blatt vor den Mund nehme. Wer hätte es gedacht, meine direkte ehrliche und dennoch freundliche Art ist gefragt. Sich treu bleiben zahlt sich eben doch aus.

September 2012

– ich starte neben meinem Vollzeitjob ein Fernstudium „Wirtschaftspsychologie“ soll es sein. Wie das Leben manchmal so spielt… Zu Abizeiten hatte ich schon mit einem Psychologiestudium geliebäugelt, aber hatte dann beschlossen, dass ich unbedingt ausziehen wollte und mir daher ein Studium nicht leisten konnte. Sechs Jahre später läuft mir das Thema wieder über den Weg und dieses Mal nehme ich die Challenge an. Wuppe Job und Studium, nehme so viele Projekte mit, wie möglich und lerne so Einiges dazu.

Dezember 2014

– die Kollegin vom Employer Branding ist schwanger, eine Elternzeitvertretung wird gesucht. Mein Chef spricht aus, was ich mich nur zu denken getraut habe „das ist IHR Job“. Bähm, er hat recht. Zeit die nächste Herausforderung anzutreten. Endlich meine kreative Seite ausleben und meiner Social Media Sucht einen guten Grund bieten.

Oktober 2015

– den Job als Referentin Employer Branding habe ich und könnte mir nichts Cooleres vorstellen. Mein Studium neigt sich dem Ende, die Bachelorarbeit steht bevor. Die letzten Jahre der Doppelbelastung hinterlassen ihre Spuren – Hallo schlaflose Nächte, hallo eingeklemmte Nerven, hallo Stress. Ich entscheide mich: nach dem Studium brauche ich eine Pause, eine Auszeit, Zeit für mich, Zeit Freunde und Familie zu sehen, Zeit zu Reisen.

27. Februar 2015

– es ist vollbracht. Meine Bachelorarbeit ist geschrieben, gedruckt, gebunden und abgeschickt.

28. Februar 2015: Backtag.

Heute:

es war mein letzter Arbeitstag vor einer sechsmonatigen Auszeit, unbezahlter Urlaub, Sabbatical. Neun einhalb Jahre war ich nie mehr als sechs Wochen zur Berufsschulzeit oder drei Wochen Urlaub, nicht auf Arbeit. Jeden Tag den gleichen Weg. Ein toller Weg. Durch den Prenzlauerberg, Mitte, vorbei an allen Sightseeinghighlights (Fernsehturm, Lustgarten, neues Schloss) kurz über die riesen Kreuzung an der Leipziger Straße. Meist mit dem Fahrrad, selten mit der Bahn.

Weg zur Arbeit

Heute erst einmal zum letzten Mal. Morgens schon den Kuchen hingestellt, große Abschiede sind nicht meins. Es war ein entspannter Tag, ich hatte mich vorbereitet, nur noch ein paar winzige letzte To Dos. Alles erledigt. Ein vorerst letztes Mal mit Björn lunchen, einem Kollegen, der im Laufe der Jahre zu meinem besten Kumpel geworden ist. Einen letzten Sojalatte an der Kaffeebar.

Lunch

Und dann komme ich doch nicht um einen offiziellen Abschied drumherum, so einfach machen es mir die Kollegen dann doch nicht. Während der vielen lieben Abschiedsworte atme ich die hochkochenden Emotionen weg – heulen wollt ich heute ja nicht.

16:00 Uhr: Alles ist erledigt, alle wurden gedrückt, es ist soweit. Sachen packen und „Bis bald“.

18:00 Uhr: Ich bin zu Hause. Habe die vielen vielen Blumen auf alle möglichen Vasen verteilt, mir die Geschenke noch einmal in Ruhe angeschaut und die Karte mit den unzähligen kleinen Nachrichten gelesen – nun rollen doch noch die Tränen.

Das war’s. Ab morgen geht es los. Sabbatical. Sechs Monate. Viele viele Reisen stehen an. Und wenn ich im September wieder komme, dann kommt auch ein neuer Job, im gleichen Unternehmen, aber in einer neuen Abteilung oder in einer Tochtergesellschaft. Wer weiß. Heute ist das nicht wichtig. Heute bin ich Prinzessin.

Wie ich darauf komme? Tja, die Karte hatte mir eine Freundin geschenkt, als ich noch am Anfang meines Studiums war. Jetzt bin ich fertig mit dem Studium. Habe sechs Monate Freizeit vor mir, viele Abenteuer sind geplant, viele wird mir das Leben spontan zuspielen. Ich wurde heute von so vielen lieben Menschen gedrückt, mir wurde so viel Gutes gewünscht. Ich wurde mit so kreativen, lieben und lustigen Geschenken verabschiedet. Ich habe ein tolles Zuhause in der besten Stadt der Welt mit jemanden der mich liebt, unterstützt und auf mich warten wird. Am 19. März steige ich in den Flieger und mache mich auf den Weg nach Japan. Ich kann erkunden, was auch immer ich möchte. Immer wieder werde ich heimkehren und meine Liebsten sehen können. Ich glaube, so kann es nur einer Prinzessin gehen!

Das Abenteuer kann beginnen.

Abenteuer

Unfassbar wie unwirklich das alles noch ist.

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