Kurz vor der chinesischen Grenze verzaubert Sapa ( auch Sa Pa geschrieben) mit Reisterrassen, spannenden ethnischen Gruppen und authentischen Erfahrungen. Alles, was du für deine Reise wissen musst und die spannendsten Nordvietnam Sehenswürdigkeiten, verrate ich dir in diesem Artikel.
Sapa FAQs – Alles, was du für deine Reise wissen musst
Wieviel Zeit sollte man für Sapa einplanen?
Wir finden zwei Tage für das Trekking in den Bergen Sa Pas inklusive der Übernachtung in einem der Dörfer plus einen Tag für den Markt in Sa Pa und einer Flussfahrt perfekt. Aus unserer Sicht sind 3 volle Tage also ideal. Mehr geht natürlich immer, so kannst du beispielsweise auch längere Trekkings in den Bergen Sa Pas unternehmen, die Stadt selbst gibt aber bis auf einen Park mit Aussichtspunkt nicht super viel her.
Welches Hotel ist in Sapa zu empfehlen?
Wir haben in der Stadt im Botanic Sapa Hotel übernachtet.
Dieses wird von einer super netten Familie betrieben. Versprochen, hier wirst du immer mit einem breiten Lächeln begrüßt. Die Zimmer sind sehr sauber und super hell. Wir hatten im Zimmer C außerdem ein Fenster mit Terrasse und Bergblick, das würde ich so auf jeden Fall wieder buchen. Das Hotel liegt fußläufig zu Restaurants und Sehenswürdigkeiten in der Stadt, einziges Manko: Frühstück wird in diesem Homestay nicht angeboten, dafür musst du dir ein Restaurant in der Nähe suchen.
Wie kommt man nach Sa Pa?
Nach Sa Pa selbst verkehrt kein Zug, der nächste Bahnhof befindet sich im 36 Kilometer entfernten Lao Cai. Die Stadt liegt fast direkt an der Grenze zu China und wird täglich von zwei bequemen Nachtzügen aus Hanoi angefahren. Von hier kommst du anschließend mit dem Taxi oder Bus bis nach Sa Pa.
Nachtzug von Hanoi nach Lao Cai
Nachtzüge von Hanoi nach Lao Cai verfügen über Schlafwagen der Soft Sleeper Kategorie. So richtig soft fand ich diese zwar nicht, aber es ist eben schon die beste Option, die du bekommen kannst. Ein Abteil besteht aus vier Betten, zwei im unteren und zwei weitere im oberen Bereich. Aus eigener Erfahrung rate ich dir ein Bett im oberen Bereich zu buchen, da man um in die oberen Betten zu kommen auf die unteren draufsteigen muss und die Passagiere mitunter mitten in der Nacht wechseln. Man wird im unteren Bett also immer mal wieder gestört.
Wenn dir das Schlafen mit Fremden in einem Abteil missfällt, kannst du auch ein ganzes Abteil für dich reservieren. Dafür musst du Tickets für 4 Personen buchen.
Bus von Hanoi nach Sa Pa
Regelmäßig fahren Busse von Hanoi nach Sa Pa, für die 6,5 Stunden Fahrt zahlst du ca. 11 – 15 Euro.
Kleinbus-Limousine
Es gibt auch richtig bequeme Kleinbusse mit Limousinencharakter, die einen in gut 6 Stunden von Hanoi nach Sa Pa fahren.
Wer also wie ich nicht in Zügen schlafen kann, hat da eine gute Alternative. Für die Fahrt in einer Neunsitzer-Limousine zahlt man 20€. Buchen kann man diese in den diversen Reisebüros in Hanoi. Oder du buchst deine Vietnam Reise, so wie wir komplett bei FairAway, dann übernehmen sie die ganze Orga und Buchung der Busse.
Mein Insider Tipp für die Kleinbus-Limousine: sicher dir einen der vier Mittelsitze, denn da hat man am meisten Platz. Das entspricht schon beinahe einer First Class im Flugzeug. Super bequem und aus meiner Sicht die beste Art und von Sa Pa aus zu reisen.
Ist Sa Pa eine Reise wert?
Sa Pa kennzeichnet sich durch die Nähe zu China, das merkt man landschaftlich und kulturell.
Hier leben die Black Hmongs, eine der größten ethnischen Minderheiten Vietnams. Rund 900.000 Menschen gehören zu diesem Stamm. Optisch erkennt man sie vor allem an den in aufwändiger Handarbeit hergestellten Gewändern. Aus Hansfasern wird der Stoff gewebt, welcher anschließend in geschickter Malkunst mit Mustern verziert und in Indigo gefärbt wird. Die Black Hmongs leben in einfachen funktionalen Häusern in den Bergen, wo sie Reis anbauen.
Die Landschaft ist von Bergen, besagten Reisfeldern und in höheren Lagen auch von Maisfeldern geprägt. Je nach Jahreszeit ist alles leuchtend grün oder man sieht die Wasserbüffel die Felder aufbereiten, dann sind diese matschig und nass. Zu dieser Zeit hängen die Wolken in den Bergen oft tief und zeichnen ein mystisches Bild.
Wer tief in Vietnam eintauchen will, mehr als nur das gehypte Hanoi und Hoi An erleben und das authentische Leben in den Bergen kennenlernen möchte, ist hier, kurz vor der chinesischen Grenze, genau richtig.
Wann ist die beste Reisezeit für Sapa?
Solltest du vor allem nach Sapa wollen, um die Reisterrassen bei voller “Blüte” zu sehen, also wenn der Reise hochgewachsen und noch nicht geerntet ist. Dann ist Mai – September die beste Reisezeit.
Wir selbst waren im Februar in Sapa und damit etwas außerhalb der zweitbesten Reisesaison (März – Mai). Zu dieser Zeit ist es mitunter sehr frisch, lange Kleidung inkl. Jacke sind empfehlenswert. Die Reisterrassen waren zu dieser Zeit matschig, doch auch das hat ein interessantes Landschaftsbild ergeben.
Da Vietnam in so vielen verschiedenen Klimazonen liegt, ist es unmöglich bei einer Reise quer durch das Land überall die perfekte Reisezeit zu erwischen.
Nordvietnam – Tipps & Unternehmungen in Sa Pa
Sapa – oder “The city in the fog”, wie man sie nennen könnte, liegt auf ca. 1.600 Metern, umgeben vom Hoàng Liên Sơn-Gebirge. Das hier herrschende Klima hüllt die Stadt außerhalb des Sommers oft in Wolken, das gibt ihr einen mystischen Look.
Tatsächlich lieben die Vietnamesen Sa Pa für das Klima, denn wenn es im restlichen Land brütend heiß ist, lässt es sich hier im Sommer gut aushalten. Der Tourismus prägt die Stadt, so gibt es ein großes Angebot an Hotels und Restaurants in der gerade mal rund 9.400 Einwohner starken Stadt.
Sehenswürdigkeiten in Sapa Stadt
Die Stadt Sapa selbst hat wenig Sehenswürdigkeiten. Ein halber Tag reicht aus meiner Sicht auf jeden Fall, um alles gesehen zu haben.
Die zwei interessantesten Spots sind:
- Die katholische Steinkirche, welche 1895 von den Franzosen erbaut wurde, ist eines der bekanntesten Sehenswürdigkeiten Sapas.
- Die schönste Aussicht auf Sapa und die Umgebung hast du zweifelsfrei vom Ham Rong Mountain (Khu Du Lịch Sinh Thái Hàm Rồng ka) – das ist ein sehr langer komplizierter Name. Auf diesem Berg mitten in der Stadt sind Gärten und sowas wie Märchenwege angelegt. Wer den Weg ganz nach oben findet, hat eine tolle Ausssicht. Achtung: Prüfe die Öffnungszeiten bevor du losstiefelst und bedenke, dass du ca. 1 Stunde brauchst um hochzugehen. Die Öffnungszeiten beziehen sich jedoch immer auf den letzten Einlass, nicht auf die Zeit zu der du wieder raus musst.
Restaurantempfehlungen in Sapa Stadt
Es gibt viele Restaurants in Sapa, manche sind super, manche weniger gut. Das hier sind unsere Favoriten.
Western Breakfast
Üblicherweise essen Vietnamesen Pho zum Frühstück. Solltest du das zwar gut finden, aber gern eine vegetarische Version bestellen oder aber doch mal westlich frühstücken wollen, bist du im Petit Gecko richtig. Das hat übrigens auch früh genug offen, um vor dem Bac Ha Sunday Market frühstücken zu gehen.
Moderne vietnamesisches Dinner
Im Tims Restaurant darfst du dich nicht nur auf richtig herzlichen Service freuen, sondern auch auf ein Menü mit einer großen Auswahl an modernen Gerichten. Maronen Suppe, Ofenauberginen mit Kartoffelpüree und einige weitere Gerichte haben wir hier bei unseren zwei Besuchen probiert und waren von allem restlos begeistert!
Die beste vietnamesische Hühnersuppe
Du willst es authentisch, dann solltest du bei Loc Rung in der Dong Loi Str. Hühnersuppe (Pho Ga) probieren.
Der Koffeeindealer in Sapa Town
Auf der Suche nach gutem Kaffee in Sapa? Dann solltest du der Kette Cong Ca Phe, die man auch in größeren Städten wie Hanoi sieht, einen Besuch abstatten. Hier bekommst die neben schwarzem Kaffee auch vietnamesischen Kaffeespezialitäten wie Coconut Coffee und auch Kaffee mit gesalzener Sahne.
Wandern in den Bergen Sapas
Wer nach Sapa reist, tut dies für gewöhnlich nicht wegen der Stadt selbst, sondern wegen der Landschaft, den Bergen und den Reisfeldern. Diese sind die wahren Nordvietnam Sehenswürdigkeiten.
Man reist nach Sapa, weil man hier in den Bergen das authentische Leben der Hmongs kennenlernen, sogar in einem ihrer Homestays übernachten und ihren Alltag hautnah miterleben kann.
Genau deshalb haben auch wir Sapa in unsere Vietnam Reiseplanung eingeschlossen.
Sapa Trekking Buchen
Es gibt viele Optionen ein Trekking durch die Bergregion Sapas zu buchen. Wir wollten uns den Stress und das Verhandeln vor Ort ersparen. Vor allem, weil wir vor Vietnam bereits in Sri Lanka unterwegs waren und so viele Wochen des Reisen, dann in der Organisation schnell sehr anstrengend werden.
Deshalb haben wir uns schon daheim entschieden, diesen Teil unserer Vietnamreise über FairAway zu buchen.
Das Konzept des Reiseanbieters lieben wir, seitdem wir über sie unsere individuelle Tansania Safari gebucht haben. Denn Fairway legt großen Wert auf authentische Erlebnisse. Dafür arbeitet der deutsche Reiseanbieter mit lokalen Organisationen in dem jeweiligen Land zusammen.
Auch für Vietnam haben Sie eine Expertin vor Ort, die einem eine Reise ganz nach individuellen Vorlieben zusammenstellt.
So wurde uns für Sapa ein Ablauf vorgeschlagen, der unseren Wunsch zu Wandern, die Black Hmongs kennenzulernen und vor allem auch ihre Batik Kunst zu erleben, ermöglichte.
Unser Trekking ging zwei Tage, du kannst dich aber auch für eine längere Wanderung entscheiden.
Wie das Sapa Trekking war, erzähle ich dir weiter unten in meinem Erfahrungsbericht, jetzt geht es aber erst einmal um weitere Nordvietnam Sehenswürdigkeiten.
Unsere liebsten Reise Gadgets
Das brauchst du!
Von uns selbst dem Härtetest unterzogen und deshalb von Herzen empfohlen – in unserem Amazon Shop* findest du alles, was du auf Reisen brauchst. Von praktischer Wäscheleine, Kameraequipment und Reiseapotheke bis zu den besten Rucksäcken. Ohne diese Gadgets reisen wir nicht mehr!
Bac Ha – Sunday Market
Eine Nordvietnam Sehenswürdigkeit, die du bei deinem Sapa Besuch auf jeden Fall einplanen solltest, ist der Bac Ha Market, der größte Markt der Gegend. Hier treffen sich die Einheimischen zum Essen und Austauschen.
Du kannst dich durch die typische Küche Nordvietnams testen und beispielsweise gegrillte Wachteln oder Pferdeinnereien probieren. Vegetarier halten sich dann besser an die Süßspeisen, wie Süßkartoffelpuffer und die berühmten Maronenkuchen (unbedingt noch warm essen).
Neben den kulinarischen Entdeckungen ist der Bac Ha Markt aber auch wegen seiner Besucher ein interessantes Erlebnis. Hier wirst du die vielen bunten Trachten unterschiedlichster ethnischer Gruppen aus Nordvietnam sehen.
Anfahrt zum Bac Ha Sunday Market
Die Fahrt von Sapa Stadt zum Bac Ha Markt (findet nur Sonntags statt) dauert ca. 2,5 Stunden. Idealerweise verbindest du sie daher mit einer weiteren Unternehmung. Auch diesen Ausflug hatten wir bereits in Deutschland über FairAway gebucht und so führte uns Guide Thuy nicht nur über den Markt, sondern fuhr mit uns anschließend auch noch zum Chay Fluss.
Verhandeln auf dem Markt
Du willst auf dem Bac Ha Markt bunte Stoffe oder Handgemachtes kaufen? Unser Guide verriet uns, dass man locker um 30% bis 40% vom erstgenannten Preis runterhandeln sollte. Ich habe für ein kleines buntes Band, welches ich später selbst für ein Nähprojekt nutzen wollte statt 110.000 (ca. 4 Euro) beispielsweise 80.000 Dong (ca. 2,90€) bezahlt.
Bootstour auf dem Chay Fluss
Der 319km lange Chay Fluss (Sông Chảy) schlängelt sich durch den Norden des Landes und ermöglicht dir einen besonderen Blick auf die idyllische Landschaft.
Dank FairAway bekamen wir in die Gelegenheit eine private Bootstour auf dem strahlend blaue Gewässer zu unternehmen. Während wir auf dem Fluss fahren, können wir die dschungelartig bewachsenen Klippen bestaunen. Später halten wir am Kieselufer, um eine Runde im kalten klaren Wasser baden zu gehen.
Ein schönes, entspanntes Erlebnis, welches ich genau so wiederholen würde.
Erfahrungsbericht Sapa Trekking
Von Hanoi haben wir wie in den FAQs beschrieben den Nachtzug nach Lao Chai genommen. Hier holt uns unser Guide Thuy ab. Wie immer während unserer Vietnam Reise, ist er mehr als pünktlich. Gut eine Stunde dauert die Fahrt zur Stadt Sapa, wo wir den Tag erst einmal mit einem Frühstück starten.
Trekking nach Lao Chai
Gestärkt brechen wir gemeinsam mit Thuy zur Wanderung auf und lassen die Stadt hinter uns.
Auf durch den Regen aufgeschwemmten Pfaden durchqueren wir eine Landschaft aus Bambuswäldern. Mal ist es sehr rutschig, dann wieder laufen wir auf fast schon straßenartigen Wegen. Ich jedenfalls bin froh meine Trekkingschuhe mit ordentlich Grip anzuhaben, sonst wäre es wohl eine einzige Rutschpartie.
Kleine Ortschaften tauchen nach und nach auf, in einer halten wir für eine Pause an.
Nebenan sitzt eine H’Mong Frau mit ihrem Enkelkindern. Unser Guide – Thuy – begabter Fotograf – schnappt sich meine Kamera und fängt die Szene ein.
Das Leben mag hier simpel sein, doch die Gewänder der Hmong Frauen sind mit Liebe zum Detail gefertigt.
Nachdem wir unsere Gläser geleert haben, setzten wir unseren Weg fort.
Nach gut 10 Kilometern Auf und Ab, kommen wir in unserem Ziel für heute an: Dem Lao Chai Village. Guide Thuy führt uns zu unserer Unterkunft, einem Home Stay einer Hmong Familie, welches authentischer nicht sein könnte.
Batik Techniken der Black Hmong lernen
Schon bevor wir unsere Unterkunft erreicht hatten, haben wir im Dorf eine Art Minimuseum zum Thema Batik Technik besucht. Denn genau dafür sind die Black H’Mongs bekannt.
Sie spinnen Hanffasern und weben sie anschließend. Auf die entstehenden Tücher tragen sie mit Wachs wunderschöne Muster auf. Anschließend werden diese eingefärbt, in Indigo. Teilweise über mehrere Tage. Je länger der Stoff im Fass mit der färbenden Flüssigkeit verbringt, desto dunkler wird er.
An den Stellen des Wachses verfärbt sich der Stoff hingegen nicht und so entstehen die typischen Muster.
Aus den gemusterten Stoffen werden nach dem Trocknen Kleidungsstücke genäht, die abschließend aufwändig verziert werden. Ein Prozess der für eine komplette Tracht mitunter ein ganzes Jahr dauert und ausschließlich in Handarbeit stattfindet. Beeindruckend!
Die Mutter unserer Gastfamilie ist geübt in dieser Technik und so haben wir die Chance diese von ihr zu lernen und uns selbst im Malen mit dem heißen Wachs zu probieren.
Obwohl ich schon in meiner Kindheit gern und viel gemalt habe und mich auch mit filigranen Mustern nie schwer getan habe, braucht das Auftragen des Wachses mit einem Holzstab samt Metallfeder viel Übung.
Das Wachs rinnt nicht gleichmäßig, immer wieder entgleiten mir große Tropfen und “ruinieren” mein Muster. Mit der Zeit funktioniert es dann immer besser. So gut, dass ich sogar ein Lob von unserer Gastmutter bekomme. Laut ihr hätte ich H’Mong Qualitäten.
Unsere Kunstwerke taucht sie anschließend in ein riesiges Fass mit Indigo, dem Färbemitteln, welches die H’Mong aus Pflanzen herstellen. Nach mehrfachen Eintauchen färben sich die schweren Stoffe bereits im kräftigen blau.
Zeit sie rauszunehmen und zum Trocknen zu bringen. Morgen dürfen wir sie mit auf unsere weitere Reise nehmen.
Übernachten im Home Stay
Nach unserer Batik-Stunde zeigt uns unsere Gastmutter unsere Unterkunft.
Ich muss mich ganz ehrlich outen: Als ich unser “Zimmer” gezeigt bekomme, versuche ich mir nichts anmerken zu lassen, aber ich bin geschockt. Denn unser “Zimmer” ist gar kein Zimmer, sondern ein Bett in eine Ecke des sehr schlichten Wohnzimmers der Familie, abgetrennt durch zwei Vorhänge.
Über uns eine hölzerne Ebene mit einem weiteren Bett. Dort schlafen unsere Gastgeber.
Ich hatte damit gerechnet, dass Home Stays in den Dörfern sehr schlicht werden würde, aber ehrlicherweise hatte ich zumindest mit eigenen Wänden und ein wenig Privatsphäre gerechnet.
In manch anderen Home Stays gibt es Einzelzimmer, doch wir hatten ja gesagt, wir wollen es authentisch.
So ist das mit der Authentizität. Man wünscht sie sich als echte Reiseerfahrung und wenn sie dann so schamlos vor einen steht und die Komfortzone komplett wegreißt, taumelt man ein wenig und muss sich erst einmal an die Situation gewöhnen.
Ich realisiere, wie bequem wir es Zuhause haben, wieviel Platz, wie warm und auch wie isoliert wir eigentlich leben. Denn für die Familien hier ist es das normalste der Welt in einem Raum zu schlafe – mit der Familie, mit den Guides und auch mit Gästen.
Dinner & Drinks
Am Abend wird gemeinsam im Wohnzimmer, also einen Meter neben unserem Bett, gespeist. Die Familie hat fleißig gekocht, tischt verschiedene Gerichte auf und geht dabei sogar auf die Tatsache ein, dass ich kein Fleisch esse. Super lieb!
Während die Schüsseln gereicht werden und die Gespräche starten, landet noch etwas anderes auf dem Tisch: Der selbstgemachter Reiswein. Fröhlich werden die Becher befüllt, immer und immer wieder. Bis die Stimmung ausgelassen ist und alle mit hochroten Wangen ihren Weg in die Betten suchen.
Von Lao Chai zurück nach Sapa
Am nächsten Morgen hängen die Wolken tief über dem Dorf. Die Nacht war kalt und regnerisch. Das haben die meisten dank des Reisweins nicht mitbekommen. Trotz der feuchtfröhlichen Nacht ist die Familie früh auf den Beinen und bereitet das Frühstück zu: Frische Panecakes und Tee.
Verschlafen gesellt sich ein Gast nach dem anderen an den Frühstückstisch und kommt langsam in die Gänge.
Teein und Zucker helfen wach zu werden. Dann heißt es Rucksack packen, Wanderschuhe schnüren und losmarschieren.
Unser Weg führt uns durch eine ähnliche Landschaft wie am Vortag wieder zurück zur Stadt.
Wie schon am ersten Tag werden wir auch heute mehrfach von H’Mong Verkäuferinnen angesprochen.
Begleitung der Hmong Frauen
Schon kurz nach dem Start unseres Trekkings schlossen sich uns zwei Damen in bunten Gewändern an. Später lernten wir, dass sie zu den Hmongs gehören.
Außerhalb der Reisernte-Saison verdienen sie ihr Geld, indem sie Touristen beim Wandern begleiten und Taschen sowie andere Kleinigkeiten verkaufen.
Ganz freundlich und unaufdringlich sprechen sie dich an, der Gesprächseinstieg erfolgt immer mit der gleichen Frage:
“Where are you from?”
So beginnt ein oberflächiger Small Talk während man weiterläuft.
Wenn es dann irgendwann Zeit für eine Pause ist, kommen sie auf einen zu und versuchen ihre selbstgemachten Stoffutensilien wie bunte Portemonnaies zu verkaufen. Beim ersten Mal haben wir uns mit einigen Mitbringseln für die Lieben daheim eingedeckt und damit die Verkäuferinnen und Ihre Familien unterstützt.
Leider wurden auch häufiger Kleinkinder vorgeschickt, um uns Armbänder anzubieten. Während unser Guide respektvoll und gelassen mit den erwachsenen Verkäuferinnen umging und uns eher überzeugte zumindest bei ein zweien etwas zu kaufen, war er dem Verkauf durch Kinder extrem kritisch und bat uns nichts zu kaufen, damit die Kinderarbeit nicht unterstützt wird.
Nachdem uns im Laufe unseres Trekkings immer wieder Hmong Damen begleiteten und auf die gleiche Art versuchten uns Ihre Ware zu verkaufen, lehnten wir ab.
Daraufhin zeigen sie sich hartnäckig, breiten die Ware immer weiter aus, erklären, dass sie mit dem Verkauf ihre Familie ernähren.
“You happy, me happy”.
Will man nichts kaufen, wird es mitunter schwer, sie wieder “loszuwerden”. Wir fanden im Laufe der Zeit heraus, dass einzig das direkte Ablehnen von Anfang an sowie die Aussage, dass man kein Bargeld dabei hat, helfen.
“No money, no cash.”
GRÜNDERIN
Nicole Bittger
Reisesüchtige Foodie & Coffee Nerd aus Berlin mit großer Fotoleidenschaft, einem Herz für Tiere und die Natur.
Mit Nicoles Neugierde auf die Welt und ihrem ersten Sabbatical erblickte auch PASSENGER X das Licht der Welt. Ein halbes Jahr Abenteuer in China, Japan und Europa führten dazu, dass dieser Blog mit Leben gefüllt wurde. Um ein Jahr später fünf Monate lang solo durch das bunte Südamerika zu touren, kündigte Nicole schließlich ihren sicheren Konzernjob. Seitdem arbeitet sie selbstständig und ist Vollzeitbloggerin.
Ob sie jemals genug vom Reisen haben wird? We doubt it!
Fun Fact: Nicoles Herzensland ist Grönland. Dort hat sie noch das wahre „Weit-Weg-Gefühl“.
Schreibe einen Kommentar