Du gehörst zu den ganz Verrückten? Zu den Musikfans, denen ein Konzert in der eigenen Stadt nicht reicht? Die ihren Lieblingskünstler nicht nur einmal, sondern am liebsten gleich fünfmal pro Tour live sehen wollen? Oder du reist einfach gern zu Konzerten in aller Welt? Dann geht es dir wie Gastautor Björn.
Willkommen im Club und hereinspaziert zu einer kurzen, knackigen Top-List zum Thema Konzertreise!
In meinem Fall hat vor ziemlich genau 20 Jahren eine musikalische Leidenschaft für Bruce Springsteen begonnen, die bis heute anhält und mich unter anderem zu Konzerten nach London, Mailand, Barcelona oder Dublin geführt hat, und kürzlich sogar mal auf einen 48h Kurztrip nach Kanada. Über 30 Mal habe ich den „Boss“ inzwischen live gesehen. Dabei habe ich reichlich Erfahrungen gesammelt. So und nun Schluss mit der Angeberei, legen wir endlich los, mit meinen konkreten Überlebenstipps.
10 Überlebenstipps für deine nächste Konzertreise
Tipp 1: Nie ohne Sonnencreme
Du lachst? Nur so lang, bis du das erste Mal einen richtig fiesen Sonnenbrand vom Open-Air-Konzert hast. Denn die Sonne wird viel zu häufig unterschätzt. Die lange Warterei vor dem Konzert – ob vor dem Stadion oder im Innenraum der Arena – kann einen kräftigen Sonnenbrand mit sich bringen. Vom Open-Air-Sommer will ich gar nicht erst reden. Also Sonnenschutzfaktor 30 draufgeschmiert und du bist auf der sicheren Seite.
Tipp 2: Sitzfleisch hilft(für die Ehrgeizigen)
Für diejenigen, die es in die erste Reihe beim Konzert ihres Lieblingsstars schaffen wollen, heißt es: hartnäckig sein. Da kann man schon mal locker einen Tag auf dem Boden verbringen, während man auf den Einlass in den Innenraum wartet. Ja, das kann wirklich einen Tag lang dauern. Deshalb sollte man entweder robust genug oder mit den entsprechenden Utensilien ausgestattet sein. Camping-Stuhl, Yoga-Matte oder auch ein Kopfkissen helfen. Diese Utensilien kann man auch noch nach dem Konzert weiterverwenden, wenn man in übermütiger Vorfreude auf die Buchung einer Unterkunft verzichtet hat. Kein Scherz: 2003 habe ich die Nacht nach einem Bruce-Konzert auf der Wiese im Münchner Olympiapark verbracht, inklusive Wildlife-Erlebnis (es war ein Igel, der mich in tiefer Nacht anschnüffelte).
Tipp 3: Ein Zelt im Gepäck (für die ganz besonders Hardcorefans)
Apropos erste Reihe. Für einige Fans gibt es nur ein Ziel: so nah wie möglich an die Bühne (und ihren Lieblingsstar) heranzukommen. Für die verlängert sich die Wartezeit sogar noch. Es ist keine Seltenheit, dass vor bestimmten Konzerten schon drei Tage vor dem Auftritt in Front der Konzert-Arena gecampt wird. Hierfür sollte man zumindest ein einfaches Ein-Mann-Zelt parat haben. Besonders gut geeignet ist die sogenannte „Dackelgarage“. Ein enges Ein-Mann-Zelt aus alten Bundeswehr-Beständen. Das militärische Design verschafft einem zusätzlich noch etwas Respekt unter den Mitwartenden, die gleichzeitig ja auch potenzielle Konkurrenten um die besten Plätze an der Bühne sind.
Tipp 4: Ganz wichtig: Wissen, was man will
Das charmante an einer Konzertreise ist natürlich, dass man neben dem Konzert auch eine tolle Stadt besuchen und besichtigen kann. Um nicht in einen inneren Konflikt zu geraten, sollte man bereits bei der Kartenbestellung sehr genau wissen, was man eigentlich möchte: Stehplatzkarte und langes Warten vor der Arena oder Sitzplatzkarte und entspanntes Sightseeing in der Stadt? Insbesondere wenn man zu zweit oder in einer Gruppe unterwegs ist, sollte dieses Thema ganz am Anfang geklärt werden, um unnötige Konflikte zu vermeiden.
Tipp 5: Die passende Unterkunft
Je nach Geldbeutel kann man natürlich entweder im Hostel oder im komfortablen Hotel übernachten. Vor allem wenn die Warterei auf’s Konzert strapaziös war, sollte man vielleicht ein paar Euro mehr für ein Einzelzimmer (also etwas Privatsphäre) investieren.
Viel wichtiger jedoch ist, dass die Unterkunft in direkter Nähe zur Konzert-Location liegt. Denn nichts ist nerviger, als sich nach einem mehrstündigen Konzert durch den Nachtverkehr einer fremden Stadt zu kämpfen. 2015 sah ich Springsteen zweimal in Paris Bercy (im Südwesten der Stadt) und musste mich nach zwei ausufernden Shows (3:45 Stunden) mit der Bahn bis nach Clichy (im Norden von Paris) kämpfen. Ohne meine letzten Rest Schul-Französisch wäre ich ganz sicher verloren gewesen. Denn Englisch sprach der Pariser Busfahrer nicht. Doch nach so einem Tag fällt es schon schwer auch noch auf Französisch zu kommunizieren und ganz ehrlich: jede weitere 10 Minuten, die es braucht, um zur Unterkunft zu kommen, sind nur noch furchtbar anstrengend.
Tipp 6: Kann den Tag retten: Kopfschmerztabletten
Noch so eine Sache, die gern vergessen wird. Insbesondere wichtig, wenn man erst am Tag des Konzerts per Flugzeug anreist und zu Kopfschmerzen oder Migräne-Anfällen neigt. Die unterschiedlichen Luftdruck-Verhältnisse können schnell zu bohrenden Kopfschmerzen führen, wie bei einem London-Konzerttrip im Jahr 2008, bei dem mich die Schmerzen im Kopf erst kurz vor Konzertbeginn in Frieden ließen – also gerade noch rechtzeitig. Tabletten sei Dank. Also gehe auf Nummer sicher, pack ein paar von den Helfern ein. Nicht, dass du im Konzertgenuss eingeschränkt bist.
Tipp 7: Die passende Lektüre
Nichts ist schlimmer, als sich während der langen Warterei auf’s Konzert zu langweilen. Man sollte also entweder ein kleines, kompaktes Buch (Taschenbuch – keine Hardcover-Ausgaben!) dabeihaben oder die lokalen Tageszeitungen kaufen, bevor man zur Konzert-Location aufbricht. Meist berichten die Tageszeitungen auch noch über das Konzert. Dafür muss man allerdings die Landessprache beherrschen.
Tipp 8: „Richtig“ Trinken
Klingt komisch, kann aber entscheidend für ein erfolgreiches Konzert-Erlebnis sein. Vor allem, wenn man ganz vorn stehen möchte und über eine Konfirmandenblase verfügt. Man sollte vor der Show nicht zu viel trinken, um nicht durch häufige Toilettengänge den hartnäckig erkämpften Platz in der ersten Reihe aufgeben zu müssen. Dehydrieren sollte man natürlich auch nicht. Das richtige Mittelmaß macht’s aus. Und auch hier ist natürlich das Wetter entscheidend.
Tipp 9: Die ideale Kleidung
Klingt erstmal trivial, ist es aber nicht. Die richtige Bekleidung ist bequem, hält alle Wertsachen sicher am Körper und ist für sämtliche Wetter-Kapriolen geeignet. Vor allem bei Konzerten auf der königlichen Insel ist dies nicht zu vernachlässigen – irgendwo in Great Britain regnet es schließlich immer.
Man sollte auf jeden Fall vermeiden, eine Tasche oder einen Rucksack mitzunehmen, da der Verlust der Wertsachen vor allem im Ausland zu großen Problemen führen kann und eine Tasche beim Konzert eh hinderlich ist. Wer keine Lust hat, mit einem Brustbeutel vor der Bühne zu stehen, sollte Kleidungsstücke mit Knopf- oder Reißverschlusstaschen wählen und zum Konzert wirklich nur das Nötigste mitnehmen (also die Eintrittskarte!). Auf jeden Fall ist bei der Planung des Trips zu berücksichtigen, dass man vor dem Besuch des Konzerts noch einen kurzen Abstecher ins Hostel / Hotel schafft, um sich dort umzuziehen und alles dort zu lassen, was man während der Show nicht zwingend benötigt.
Tipp 10: Unverzichtbar (Trommelwirbel): der analoge Stadtplan, jawohl!
Da hat man sich vorgenommen, nicht wieder das gesamte Konzert mit dem Smartphone abzufilmen, aber während der Show war die Begeisterung dann doch zu groß. Und am Ende ist plötzlich der komplette Akku aufgebraucht. Das ist kein Problem, wenn es in der Veranstaltungsstadt einen funktionierenden, nächtlichen ÖPNV gibt. In Barcelona und Mailand allerdings habe ich es schon erlebt – und das sind wahrlich keine kleinen Städte – dass nach der Show gar keine Busse oder Bahnen mehr im Einsatz waren und die Konzertbesucher sich selbst überlassen wurden. Bei bis zu 80.000 Konzertbesuchern ein Taxi zu ergattern, ist dann auch reichlich aussichtslos.
Da steht man dann also da, in einer Stadt, in der man erst vor ein paar Stunden gelandet ist, ohne Handy-Akku und ohne Ahnung, wo man sich eigentlich befindet. Hier kann der „klassische“ Stadtplan Gold wert sein, und sei es nur eine kleine Tourist-Guide-Map, die einem grob den Weg in Richtung Hotel weist – oder in die Innenstadt, wo die Chance auf Taxis oder einen nächtlichen Bahnverkehr wieder größer ist. Als nach einem Springsteen-Konzert 2008 im Camp Nou keine Bahnen mehr fuhren, war das Chaos unter den 85.000 Konzertbesuchern im Anschluss groß. Nie war ein analoger Stadtplan wertvoller als in dieser Nacht. Andere hatten weniger Glück und irrten ziellos durch das nächtliche Barcelona.
Wenn du diese zehn Punkte bedenkst, steht dem Konzertgenuss im Ausland nichts mehr im Wege. Also Let it Rock!
Über den Gastautor:
Björn Leffler ist seit erster Stunde Gastautor auf PASSENGER X und nicht nur reisebegeistert, sondern auch großer Berlin-Fan. Das bringt er regelmäßig in seinem Berlin-Blog ENTWICKLUNGSSTADT zum Ausdruck. Wer Lust auf noch mehr Tipps von Björn hat, findet hier alle seine Artikel.
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