Bevor wir unsere Tansania-Reise gebucht haben, habe ich viel gelesen. Von Reiseführern bis zu diversen Blogbeiträgen. Ich wollte wissen, welche Ecken man nicht verpassen darf, welche Safari die beste ist und wo die Strände auf Sansibar am schönsten sind. Sobald es um Sansibar ging, fiel das Wort “Paradies”. Türkisblaues Wasser, weiße Korallenstrände, karibisches Feeling mit frischen Kokosnüssen – welch ein Traum. Doch es gibt eine Seite der Medaille, von der ich während meiner Recherche nichts gelesen habe und die mich dann vor Ort wie der Schlag getroffen hat. Damit es dir nicht genauso geht, schreibe ich diesen ehrlichen Sansibar Erfahrungsbericht.
Sansibar hat ein Müllproblem
Ja, Sansibar ist ein Paradies, naja zumindest teilweise. Die Schattenseite einer Insel, die von Touristen gern besucht wird und denen man einen gewissen Standard bieten will: Es fällt viel Müll an und der ist in diesem Fall sichtbar. Zumindest für jene, die genauer hinschauen. Genau das habe ich getan als wir vor Ort waren und was ich sah überraschte und schockierte mich. Kaum verlässt man die gesäuberten Strände vor den Luxushotels und begibt sich auf die Straßen hinter den Hotels sieht man eine Müllhalde nach der anderen.
Und auch an den weniger besuchten Stränden liegen alte Plastikflaschen neben Turnschuhen und Plastikresten, die schon nicht mehr identifizierbar sind.

Niemand redet darüber
Klar wird wohl kaum ein Hotel auf seiner Website schreiben “Wir haben die schönsten Pools und SPAs der Insel, aber vor unseren Toren liegen Müllberge.”, doch zumindest bei anderen Bloggern hätte ich mir einen Hinweis in ihren Berichten vom Traumurlaub gewünscht. Gefunden habe ich ihn aber nur in einem kleinen Absatz bei einer einzigen anderen Bloggerin nachdem ich nun noch einmal gezielt gesucht habe.
Deshalb schreibe ich diesen Artikel. Damit du bei mir nicht nur die Tipps für die besten Strände findest (und ja, Traumstrände gibt es hier wirklich), sondern auch für das Problem “Müll” sensibilisiert wirst. Denn wir als Touristen tragen allerhand dazu bei.
Kein Einzelfall
Zum ersten Mal hatte mich das Thema kalt auf Bali erwischt. Auch dort meinen ja viele das Paradies auf Erden gefunden zu haben. Doch während wir unsere Sonnenaufgangstour durch die Reisfelder gemacht haben, sind wir über Plastiktüten von Chips und Co gelaufen. Und auch an den Stränden lag reichlich Müll rum, obwohl sogar Flut war. Als ich das damals auf Instagram postete, wurden mir noch deutlich schlimmere Bilder geschickt. Nur vorab davon gelesen, hatte ich nichts.
Es scheint die Trauminseln dieser Welt versinken allesamt im Müll, denn nachdem ich nun weiter recherchiert habe, bin ich auch auf alarmierende Infos zu den Malediven gestoßen.
Doch zurück zu Sansibar und dem lokalen Müllproblem.

Wieso ist der Müll auf Sansibar zu einem Problem geworden?
Es stellt sich die Frage, was da los ist. Warum liegt so viel Müll am Strand und warum türmen sich die Müllhalden. Wieso macht da keiner was?
NWZonline hat es gut zusammengefasst: Zum einen wird deutlich mehr Müll produziert, als überhaupt gehändelt werden kann, zum anderen dringt die örtliche Müllabfuhr gar nicht überall hin vor. Denn die wenigen vorhandenen Müllfahrzeuge können nur auf befestigten Straßen fahren. Doch auf Sansibar sind die meisten Wege sandig-schlammige Schlaglöcher-Katastrophen. Keine Chance, dass das Müllfahrzeug hier ankommen würde. Und das gilt nicht nur für weit entlegene Dörfer, nein selbst die Straßen direkt hinter den Luxusanlagen sehen bisweilen genau so aus.
Überhaupt zahlen wohl nur 10% der Einwohner die Abgaben für die Müllentsorgung. 10% ! Ich verstehe gar nicht wie das möglich ist. Müsste dann nicht auf die Produkte eine entsprechende Steuer veranschlagt werden, damit überhaupt eine Chance besteht, das Problem finanziell bewältigen zu können? Immerhin wird dennoch bis zu 45% eingesammelt, das heißt die Regierung tut schon etwas dazu. Aber eben noch nicht genug.

Was heißt das dann konkret für das Paradies Sansibar?
Der Müll wird auf Bergen hinter den Anlagen gesammelt (siehe Titelbild, welches direkt hinter einem 5-Sterne Ressort entstanden ist), vergraben oder verbrannt. Von den Anwohnern und auch einigen Touristen aber auch einfach dort fallen gelassen, wo man eben gerade geht und steht. So läuft man dann über eine Plastikflasche nach der anderen.
Plastikflaschen brauchen 450 Jahre, um sich zu zersetzen.
450 Jahre! Denk daran, wenn du das nächste Mal eine Plastikflasche in der Hand hältst. Bei uns kann man sie zumindest noch in den richtigen Container werfen und darauf hoffen, dass sie recycelt wird. Aber stell dir das mal für die Insel Sansibar vor. Wie viele Plastikflaschen verbraucht ein Mensch am Tag? Davon werden nur max. 45% eingesammelt und recycelt, der Rest wird 450 Jahre lang vor sich hinrotten oder ins Meer gespült. Das stinkt doch nach einem riesigen Problem, oder nicht?

Doch auch wenn Plastik dann irgendwann immer kleiner wird, ist das Problem nicht gelöst. Denn das Mikroplastik ist dann zwar zumeist mehr oder weniger aus dem Sichtfeld und so existiert scheinbar kein Problem, doch der Schein trügt. Mikroplastik gelangt überall hin, auch ins Meer. Sansibar lebt vom Meeresreichtum. Auf sämtlichen Speisekarten der Insel stehen die tollsten frischen Fischgerichte. Doch all dieser Fisch wird früher oder später vom Mikroplastik durchzogen sein. Lecker! Und extrem ungesund zudem.
Nie wieder nach Sansibar oder was soll ich jetzt tun?
Soll man die Inseln mit Plastikmüll-Problemen nun gänzlich meiden? Vielleicht, vielleicht auch nicht. Sansibar ist mehr als nur sein Müllproblem. Auf der Insel gibt es schöne gepflegte Strände, strahlend blaues Wasser, Gewürzfarmen, das beeindruckende Stone Town – es lohnt sich durchaus das alles zu sehen.
Doch auf jeden Fall sollte man seinen eigenen Aufenthalt so nachhaltig wie möglich gestalten. Gerade für uns Touristen werden viele Einmalprodukte angeschafft, die in Plastik eingepackt sind. Doch du kannst versuchen Plastikmüll zu vermeiden. Das gilt für zu Hause und noch mehr für Inseln und Länder, die keine vollumfängliches Müllentsorgungssystem haben.

Ideen, wie du Plastikmüll (auf Sansibar) vermeiden kannst:
- Nehme so wenig Plastik wie möglich mit. Statt Shampoo und Duschgel in Plastikflaschen, nehme feste Seifen mit. Die halten nicht nur viel länger, sie sind meist auch in Pappe eingepackt. Ich selbst schwöre da auf die Marke Klar Seifen, eine kleine Manufaktur in Heidelberg. Deren Seifen und festen Shampoos werden nicht erst um die ganze Welt geschippert, ehe sie bei mir ankommen, zudem sind sie palmölfrei und auch noch in Pappe verpackt.
- Nehme deinen Plastikmüll wieder mit: Manchmal lässt sich der Müll nicht vermeiden, beispielsweise bei meiner Sonnencreme LSF 50. Doch wenn die Packung im Urlaub alle sein sollte, nehme ich sie wieder mit nach Hause und entsorge sie dort.
- Reinigungsservice im Hotelzimmer kann man ebenso reduzieren und so den Verbrauch von Wasser und Reinigungsmittel reduzieren. Zuhause putze ich ja auch nicht jeden Tag meine Wohnung oder wechsle die Handtücher täglich. Bei ein paar Tagen Hotelaufenthalt verzichte ich daher meist komplett auf den Reinigungsservice. Dafür einfach die Nicht stören Karte an die Tür hängen oder der Rezeption bescheid geben.
- Nehme nachhaltige wieder verwendbare Trinkflaschen mit und vermeide es vor Ort Wasser in Plastikflaschen zu kaufen. Informiere dich zuvor, ob dein Hotel einen Auffüllservice anbietet. Dann nutzen sie meist wenigstens große Wasserkanister mit 10 oder mehr Litern. Alternativ (so mache ich es) kannst du auch Wasserreinigungstabletten kaufen und mit ihnen das Wasser aus dem Hahn verwenden. So war ich schon in Nepals Bergen und auch in Tansania unterwegs. Aber Vorsicht, im Normalzustand solltest du das Wasser aus dem Hahn auf Sansibar und auch dem Rest von Tansania auf keinen Fall trinken, das werden Magen und Darm unbehandelt nämlich nicht vertragen.
- Beim Bestellen von Getränken sage gleich an, dass du keine Strohhalme im Getränk haben möchtest. Teils bekommst du von diesen Plastikdingern sonst sogar zwei pro Glas.
- Die gemeinnützige Organisation Ozeankind hat mir noch den Hinweis gegeben, dass man in den Hotels auch nachfragen sollte, wie sie ihren Müll entsorgen, bevor man seine Unterkunft bucht. Da wohl nur ca. 70 von 300 Hotels (Stand 2019) auf Sansibar ihren Müll vernünftig abholen und auch recyceln lassen. Das muss man sich mal vorstellen! Die Chance, dass ein Hotel seinen Müll vernünftig entsorgt liegt bei weniger als 25%.
- Unterstütze die, die es richtig machen. Der Verein Ozeankind engagiert sich vor Ort umfangreich. Hier kannst du bei Beach Clean Ups mitmachen oder durch Spenden lokale Aufklärungsaktionen unterstützten. Ich habe nach meinem Schock direkt gespendet.
Sansibar Fazit
Ja, Sansibar lohnt sich. Es ist in der Tat eine Art Paradies. Aber es hat eben auch seine Probleme, wie mein Sansibar Erfahrungsbericht wohl zeigt. Deshalb muss man sich von einer Reise jedoch nicht abschrecken lassen. Allerdings kann sich darauf einstellen und auch sein eigenes Verhalten anpassen.
Wenn man schon das Paradies besucht, sollte man sein Bestes dafür tun, dass es den Titel “Paradies” auch weiterhin verdient hat, so zumindest meine Meinung. Denn sich nur darüber aufzuregen, dass man vor Ort mit dem Müll nicht richtig umgeht, nützt niemanden.
Selbst was tun, umdenken oder sogar mit anpacken, das ist der einzige sinnvolle Weg. Schließlich sind unsere Weisheiten auch nicht vom Himmel gefallen. Der Flaschenpfand, die Gebühr auf Plastiktüten, das Reduzieren von Dosen und all diese Dinge sind ja auch bei uns nicht vollkommen aus einem selbst heraus entstanden, sondern wurden durch neue Gesetzte eingeleitet. Nur so sind ja viele von uns überhaupt auf das Platikmüll-Problem aufmerksam gemacht worden.
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GRÜNDERIN
Nicole Bittger
Reisesüchtige Foodie & Coffee Nerd aus Berlin mit großer Fotoleidenschaft, einem Herz für Tiere und die Natur.
Mit Nicoles Neugierde auf die Welt und ihrem ersten Sabbatical erblickte auch PASSENGER X das Licht der Welt. Ein halbes Jahr Abenteuer in China, Japan und Europa führten dazu, dass dieser Blog mit Leben gefüllt wurde. Um ein Jahr später fünf Monate lang solo durch das bunte Südamerika zu touren, kündigte Nicole schließlich ihren sicheren Konzernjob. Seitdem arbeitet sie selbstständig und ist Vollzeitbloggerin.
Ob sie jemals genug vom Reisen haben wird? We doubt it!
Fun Fact: Nicoles Herzensland ist Grönland. Dort hat sie noch das wahre „Weit-Weg-Gefühl“.
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