Europa, Frankreich, Reisen

Vom glitzernden Eiffelturm und Terroranschlägen

Letzte Aktualisierung: 29.12.2022

Was ist nur alles passiert in den letzten sechs Monaten? Erdbeben in Japan, ein Irrer fährt mit einem LKW durch die feiernden Menschen in Nizza, Leute flüchten vor Kriegen, die AFD bekommt viel zu viele Stimmen und auch noch Trump.

All das habe ich nur zeitverzögert mitbekommen, da ich keine Nachrichten geschaut oder gelesen habe, während ich reiste. Freunde fragten, ob es mir gut gehe, da wo ich gerade sei. Denn an vielen dieser Orte des Schreckens war ich unterwegs. Ich habe meine sechs Monate Freizeit genossen und das schöne Leben gelebt. Als in Nizza zum französischen Nationalfeiertag viele Menschen umkamen, habe ich die Stadt gerade zwei Tage zuvor verlassen gehabt, stand in Paris auf einer Brücke und schaute mir das Feuerwerk an. Ich habe den großen Festplatz gemieden, weil ich nach all den kürzlichen Geschehnissen in Paris ein mulmiges Gefühl hatte. Und dann war es nicht Paris, sondern Nizza.

Ich möchte aber nicht über Terror und Angst schreiben. Das machen schon viel zu viele. Ich möchte darüber schreiben, dass wir alle versuchen sollten, die Angst in uns zu kontrollieren. Warum? Weil, sie uns nicht nach vorn bringt und die Welt nicht besser macht. Wer sich von der Angst auffressen lässt, der wird im Geiste immer noch mehr Schubladen aufmachen und Menschen hineinstecken. Der wird nur noch misstrauischer. So entstehen Missverständnisse und soziale Distanzen. Es entsteht Ausländerfeindlichkeit und wir bauen wieder Grenzen auf, deren Abriss vor vielen Jahren zwar anstrengend aber erstrebenswert war, für den vergangene Generationen kämpften.

Ich habe in den letzten sechs Monaten auf meinen Reisen durch die Welt vor allem gelernt, dass die Menschen viel netter sind, als man oft glaubt. Mir wurde so oft von Unbekannten geholfen, wenn ich mal wieder den Weg nicht fand. Ich habe bei Fremden auf der Couch übernachtet und durfte für eine kurze Zeit Teil ihres Alltages werden. Ich konnte frei reisen.

Und immer wenn ich mich unwohl gefühlt habe, dann habe ich durchgeatmet und mich gefragt, woher das kommt? Meist lag es schlichtweg an unterschiedlichen Sprachen und verschiedenen Kulturen. Immer wenn mir das wieder bewusst wurde, habe ich mir vorgenommen, Kulturen einfach zu akzeptieren, die anders sind als meine eigene. Keine Bewertungen wie richtig, falsch, besser oder schlechter zu vergeben. Sondern offen zu bleiben und mir zu sagen, dass auch meine Kultur für manche befremdlich sein mag, dass auch meine Sprache für viele furchtbar schwierig ist.

Ich habe mir vorgenommen weiterhin mit einem Lächeln zu Reisen.

An das Gute im Menschen zu glauben und mich nicht durch Medien und hetzende Berichterstattung verunsichern zu lassen. Nicht alles ist Terror, was als Terror bezeichnet wird. Die Anschläge waren furchtbar und jedes Leben, das sie gekostet haben, war eines zu viel. Doch daraus Angst und Vorurteile wachsen zu lassen, dass ist für mich nicht der richtige Weg. Ich glaube an eine offene Welt und daran, dass wir alle von einander profitieren können. Menschlich.

Schlechte Menschen gibt es, keine Frage. Sicher auch zu viele. Aber die gibt es woanders genau so wie hier. Wer ängstlich wird, der beschränkt sich in seiner Lebensqualität. Wer auf Hass mit Hass und Misstrauen reagiert, der löst keinen Frieden aus.

Wir leben auf so einem großartigen Planeten, es gibt so viel Schönes und so viele nette Menschen, die, egal welche Sprache sie sprechen, dir viel ähnlicher sind, als du denkst. Das kann ich voller Überzeugung sagen, denn genau das habe ich erlebt: ich wurde willkommen geheißen, mir wurde geholfen und ich habe so viele tolle Menschen getroffen.

Für mich gibt es daher nur eine Option: Der Glaube an eine gute Welt. Nur so möchte ich leben und das kann ich, auch ohne die Augen vor der Realität zu verschließen. Denn die Realität ist nicht nur Terror und Angst, die Realität ist auch Reisefreiheit, Menschlichkeit und Freude.

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10 Kommentare

  1. Chris

    17. Oktober 2016 at 20:03

    Hallo Nicole,

    beim Lesen deines Artikels habe ich gerade Gänsehaut bekommen! Seit einiger Zeit beunruhigt es mich, dass rechte Parteien fast überall in Europa auf dem Vormarsch sind und dementsprechende Stammtischparolen zum Alltag gehören.

    Umso wichtiger empfinde ich das Reisen, um Vorurteile abzubauen und insgesamt ein offeneres Weltbild zu haben. Meiner Erfahrung nach sind die meisten Menschen nämlich ziemlich nett – und das ganz gleich welcher Herkunft, Religion, Geschlecht, usw.

    Liebe Grüße aus Nicaragua
    Chris

    1. cicoberlin

      17. Oktober 2016 at 20:49

      Darauf stoße ich gedanklich mit dir an:)

  2. Sandra

    12. Oktober 2016 at 9:33

    Ich schließe mich dir absolut an, obwohl ich ehrlich zugeben muss, dass ich schon mit einem sehr mulmigen Gefühl zum EM Endspiel nach Frankreich gefahren bin. Doch ich habe mich nicht abschrecken lassen und einen wundervollen Tag und ein unvergessliches Erlebnis gehabt.

    1. cicoberlin

      12. Oktober 2016 at 23:36

      Hey Sandra,
      ja das mulmige Gefühl hatte ich auch kurz und das darf man ja auch haben. Schade finde ich nur die Panikmache und der Fremdenhass, der aus sowas viel zu schnell entsteht.
      Liebe Grüße
      Nicole

  3. Agnes

    12. Oktober 2016 at 9:10

    Ich muss gestehen, dass mir manchmal die Nachrichten wirklich die Freude am Leben nehmen, daher habe ich auch angefangen, weniger Nachrichten anzuschauen und mich mehr auf die positiven Geschehnisse um mich zu konzentrieren, Dinge wahrzunehmen, die andere schon übersehen etc. Denn Änderungen fangen ja doch im Kleinen an und ich versuche auf den Reisen, wirklich all die schönen Momente in mich aufzusaugen und wenn es dann mal weniger gut läuft, mich genau an diese Erlebnisse zu erinnern und das klappt inzwischen recht gut und da bin ich echt froh drum … Schöner Artikel, danke dafür.

  4. Daniela

    11. Oktober 2016 at 23:42

    Das nenne ich mal ein gelungenes Plädoyer an die Welt in der wir leben. Du Hastings Reisen verstanden.
    Offen und angstfei loszuziehen und Menschen als Geschenk zu sehen…. Toll!

    Deine Einstellungen gefällt mir. Das in die Welt zu tragen ist ne harte Aufgabe. Aber ich bin dabei.

    Lieben Dank für diesen Artikel.
    Daniela

  5. Monika and Petar Fuchs

    11. Oktober 2016 at 21:09

    Ich gebe Dir vollkommen Recht, wenn Du sagst, man sollte „keine Bewertungen wie richtig, falsch, besser oder schlechter vergeben“. Das setzt immer den Vergleich mit der eigenen Kultur und Lebensweise voraus. Ein solcher Vergleich ist in anderen Ländern oder gar Kontinenten einfach nicht angebracht. Dort herrschen völlig andere Lebensbedingungen. Die Entwicklungsgeschichte der Menschen in anderen Ländern ist anders als die eigene. Aber ist sie deswegen schlechter? Ich denke doch nicht. Leider ist es so, dass viele mit einer ethnozentrischen Brille die Welt bereisen und alles nur aus ihrer persönlichen Sicht sehen. Sich dem Fremden zu öffnen, ist nicht immer einfach. Es bedarf einer bewußten Beschäftigung mit diesem Fremden. Manche tun dies, andere nicht. Es ist immer leichter, von den eigenen Werten auszugehen, statt sich denen in anderen Ländern zu öffnen oder sich einfach dafür zu interessieren. Ich finde Deinen Beitrag hochinteressant.

    1. cicoberlin

      12. Oktober 2016 at 23:44

      Hey Monika!
      Du hast recht, man muss sich eben auch mal bewusst auseinander setzen und reflektieren und das machen viel zu wenige. Wenn wir damit anfangen und unser Umfeld ein wenig beeinflussen, dann könnten wir vielleicht zumindest eine kleine Welle starten:)

  6. Janet

    11. Oktober 2016 at 21:07

    Wow, das hast du wirklich wunderschön geschrieben. Das berührt mich unglaublich! Genau dieselben Gedankengänge habe ich auch, seit diese Terroranschläge uns vermehrt treffen. Leider gibt es viele schlechte und auch dumme Menschen auf unserer schönen Erde. Aber wir sollten uns davon nicht runterziehen lassen!
    Liebe Grüße,
    Janet

    1. cicoberlin

      12. Oktober 2016 at 23:48

      Liebe Janet,
      es freut mich, dass dich mein Artikel berührt und du genauso denkst:) Das ist immer wieder schön zu hören, dass es von uns doch ein paar mehr gibt und man kein Sonderfall zwischen den ganzen Panikmachetn ist:) Daher danke für deinen lieben Kommentar!
      Liebe Grüße
      Nicole

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