Rebekka war 2016 für vier Monate in Südamerika, das hat ihr aber nicht gereicht. In diesem Jahr ist sie also wieder los und ist dann irgendwie in Peru hängengeblieben. Warum ausgerechnet in Peru, was sie am meisten aus Deutschland vermisst und wie sie sich die lange Reisen leisten kann, das verrät sie dir im folgenden Interview.
Frage 1: Wieso hast du gekündigt und nicht normalen Urlaub oder ein Sabbatical genommen?
Mein Arbeitgeber musste meine Stelle abbauen und so stand ich vor der Wahl, mir intern eine andere Stelle zu suchen oder das Unternehmen zu verlassen. Da ich mich schon länger beruflich verändern wollte, habe ich mich mit meinem Arbeitgeber auf eine Beendigung des Arbeitsverhältnisses geeinigt.
Frage 2: Wie haben Freunde, Familie und Arbeitgeber reagiert?
Durchweg positiv, da alle wussten, dass ich eine neue Herausforderung suche und schon immer reiselustig war. Ich denke, Viele haben diesen Wunsch nach einem Neuanfang, Reisen, sich selbst und die Welt zu entdecken in sich, wagen den Schritt jedoch nicht.
Frage 3: Wann warst du das erste Mal in Südamerika? Wieso wolltest du noch einmal hin?
Letztes Jahr, von Juli bis Oktober 2016. In der Zeit bin ich von Kuba nach Kolumbien, Ecuador, Peru, Bolivien, Buenos Aires, Iguazu und Rio de Janeiro gereist. Im Nachhinein ein zu straffes Programm.
Aufgrund der Hochzeit meines Bruders im Oktober war mein Rückreisedatum gesetzt. Doch ich hatte das Gefühl, die Reise noch nicht abgeschlossen zu haben. Außerdem habe ich mich auf Anhieb in die südamerikanische Kultur, die Leute und die Vielfalt der Länder hier verliebt. Am Ende ist mir die Zeit ausgegangen. So hatte ich beispielsweise nur noch zwei Wochen, um Peru zu bereisen. Viel zu wenig für dieses große Land. Daher war direkt der Wunsch da, wieder zu kommen. Es gab schließlich noch so viel zu entdecken.
Frage 4: Wann ging deine jetzige Reise los und wieviel Vorbereitungszeit hast du gebraucht?
Ich bin aktuell seit Ende Februar unterwegs. Ehrlich gesagt bin ich niemand, der vorab viel plant. Insofern hatte ich außer Hin- und Rückflug sowie einem Hostel für die ersten Nächte nichts gebucht. Mein Plan für diese Reise: nicht viel reisen, sondern länger an einzelnen Orten bleiben, um Land, Leute, die Kultur und die Sprache (kennenzu)lernen.
Frage 5: Wie lange soll die Reise gehen?
Eigentlich war der ursprüngliche Plan, dass ich Ende Juni nach vier Monaten reisen, nach Deutschland fliege. Meine Eltern waren nach Quito gekommen, um mich zu besuchen und mit nach Hause zu nehmen. Allerdings hatte ich mich zwischenzeitlich entschieden, meinen Aufenthalt zu verlängern und bis Ende September in Peru zu bleiben. Ich habe hier die Möglichkeit, für dieselbe Organisation zu arbeiten für die ich schon als Volunteer in einem Heim für Mädchen tätig war. Es ist eine unglaublich bereichernde und erfüllende Erfahrung mit den Mädchen zu arbeiten. Sie leben in einem Heim, da sie aus finanziellen Gründen oder aufgrund von familiären Problemen nicht bei den Eltern leben können. Definitiv eine lehrreiche und anspruchsvolle Aufgabe, vor allem da ich noch nie zuvor etwas Vergleichbares gemacht habe. Es zeigt mir, dass wir in Deutschland, bei all dem Gejammer, ein absolut behütetes, luxuriöses Leben führen. Die Mädchen sind so herzlich, bescheiden und geben mir sehr viel zurück, so dass sich meine Prioritäten durch die Arbeit hier sehr verändert haben. Die Arbeit zeigt mir, dass Geld verdienen eben nicht Alles ist.
Frage 6: Wie kannst du dir das Reisen leisten?
Ich hatte ein finanzielles Polster. Da ich eigentlich schon immer all mein Geld für das Reisen gespart habe und auf andere Dinge wie beispielsweie ein Auto verzichtet habe. Meine Wohnung habe ich für die Zeit der Reise untervermietet und meine Krankenversicherung ist so zusagen „eingefroren“, somit sind die Fixkosten zu Hause relativ gering.
Hier in Peru lebe ich recht bescheiden und auch wenn es natürlich auf die persönlichen Ansprüche ankommt, kann man wohl sagen, dass es sich hier doch recht preiswert leben lässt. Wenn man zum Beispiel dort isst, wo die Locals essen. Also auf dem Markt oder in kleinen Restaurants. Insbesondere Mittags gibt es gerade hier in Peru sehr günstige Mittagsmenüs, so dass man für 6 – 8 Soles (umgerechnet um die 2 Euro) wirklich gut essen kann. Die Nacht im Schlafsaal kostet ca 8 – 15€. Da ich nun einige Monate am gleichen Ort bin und ein Mini-Appartment gemietet habe, bezahle ich noch weniger.
Frage 7: Wie ist es so lange so weit weg von Familie und Freunde zu sein?
Ehrlich gesagt war ich immer jemand, der eher Fern- als Heimweh hat. Aber natürlich denke ich an Freunde und Familie und insbesondere wenn ich Fotos von meinem kleinen Neffen geschickt bekomme, merke ich, dass ich zu Hause Einiges verpasse. Aber es ist ja für einen absehbaren Zeitraum und dank Facetime, WhatsApp & Co bin ich auch eigentlich immer auf dem Laufenden. Dafür lernt man, insbesondere wenn man allein reist, sehr schnell neue, spannende Leute kennen.
Frage 8: Vermisst du etwas?
Deutsches Brot! Und leckeren Käse. Ach und Grünflächen. Ich liebe es, in München an der Isar Laufen zu gehen. Das fehlt hier, denn die Gegend um Arequipa ist zwar landschaftlich toll und auch sehr grün, in der Stadt selbst gibt es aber keinen Park in dem ich Sport machen könnte. Das vermisse ich. Hauptsächlich sind es tatsächlich Kleinigkeiten wie diese. Und natürlich Freunde und Familie.
Frage 9: Gibt es Routinen, die du dir auf Reisen angeeignet hast?
Wenn ich in einer neuen Stadt ankomme, informiere ich mich immer zuerst, ob es eine Stadtführung gibt. Und eigentlich in jeder Stadt hier in Südamerika gibt es Walking Tour, die einen zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten führt und bei der man auch ein paar Insider Tipps bekommt. Nebenbei ist das auch eine super Möglichkeit, um neue Leute kennen zu lernen! Zudem gehe ich eigentlich in jeder Stadt auf den Markt. Toll um die Locals in ihrem Alltag zu erleben, günstig einzukaufen und gut zu essen.
Frage 10: Hast du einen Tipp, für die, die insgeheim auch von einer großen Reise träumen, sich das aber nicht trauen?
Einfach machen! Klingt vielleicht blöd, aber es ist so! Wenn man davon träumt, muss man es wagen und wird es sicher nicht bereuen! Man muss ja nicht zwangsläufig den Job aufgeben. Ich habe einige Freunde, die ein Sabbatical genommen haben. Wenn man Angst vor dem Alleinreisen hat, kann man ja auch erstmal mit ein paar Wochen reisen anfangen. Ich war auch erst öfter allein auf kürzeren Reisen, bevor ich mich dann an die große Reise gewagt habe.
Frage 11: Blogs, Filme – was kannst du empfehlen?
Ich liebe Reise Blogs, um mir neue Ideen und Anregungen zu holen und natürlich, um das Fernweh zu pflegen, wenn ich selbsts nicht unterwegs bin.
Diese Blogs besuche ich regelmäßig:
- Wonderful Wild – die beeindruckende Geschichte einer jungen Berlinerin, die ihr Leben in Deutschland aufgegeben hat, um eine Ranger-Ausbildung im südlichen Afrika zu machen. Mittlerweile lebt sie dort, „im Busch“ und postet nicht nur tolle Tier-und Landschaftsaufnahmen sondern immer auch ein paar Tipps und Ratschläge zum Thema Selbstfindung und Träume wahr werden lassen. Sehr inspirierend!
- Wolkenweit – noch eine junge Deutsche, die ihr Leben für ihren Traum aufgegeben hat. Sie ist auf die Seychellen ausgewandert. Fernweh garantiert.
- Info-Peru – absolutes Muss für Peru-Liebhaber und Interessierte. Tolle Reise- und Hostaltipps auch abseits der Touristen-Pfade.
- BackPacker Steve – tolle Fotos und Berichte von Reisen weltweit.
- Southtraveler – Viele interessante Tipps, Berichte und Fotos über Lateinamerika.
- 22 places – ein deutsches Fotografen-Paar, welches tolle Fotos und Fotografie-Tipps teilt.
- WE travel the world – ebenfalls ein deutsches reiseverrücktes Paar.
- Off the path – abenteuerlustiger, deutscher Reiseblogger mit allen möglichen Tipps und Berichten rund ums Thema Reisen, Bloggen und Neues wagen, außerdem schöne Fotos.
- World of Wanderlust – Blog einer Australierin mit schönen Fernweh-Fotos.
- – Blog von Frauen hauptsächlich für Frauen; immer interessante Artikel und Reisetipps.
- Passion Passport – Tolle Fernweh-Fotos von allen Ecken dieser Erde.
- Bravebird – Mehr off the beaten path mit interessanten Artikeln.
Frage 12: Was kommt nach der Reise?
Wenn ich zurück bin, muss ich mir einen neuen Job suchen. Ich denke daran, aber nicht zuviel. Ein Ziel dieser Reise war es, für mich herauszufinden in welche Richtung es gehen soll. Ich denke, da bin ich auf einem guten Weg. Die Arbeit für die Organisation und mit den Mädchen hat mich darin bestärkt, mich beruflich neu zu orientieren. Ich denke, diese Erfahrung wird mir auf jeden Fall bei der Jobsuche helfen.
Letzte Frage: Meinst du, für dich wird sich sonst noch was nach der Reise ändern?
Absolut! Da ich hier jetzt schon mehrere Monate an einem Ort lebe, bekomme ich doch Einiges vom tatsächlichen Leben hier mit. Insbesondere die Arbeit in dem Heim für Mädchen hat meine Perspektive und Ansprüche doch sehr zurecht gerückt. Ich bin definitiv genügsamer, zufriedener und weiß, was für ein glückliches und behütetes Leben wir in Deutschland so führen. Was scheinbar Vielen nicht bewusst ist. Viele kleine Probleme, die mich sonst zu Hause belastet haben, kommen mir hier eher unwichtig vor. Ich hoffe, dass ich mir dieses Bewusstsein zu Hause bewahren und vielleicht Andere damit anstecken kann. Auf jeden Fall habe ich mir vorgenommen, auch in Deutschland ehrenamtlich tätig zu sein. Ich habe erst kürzlich ein sehr passendes Zitat von Muhammed Ali dazu gelesen, das mir im Gedächtnis geblieben ist:
„Service to others is the rent you pay for your room here on earth“.
Schreibe einen Kommentar