Mehrtageswanderung auf dem South West Coast Path – „Der Salzpfad“

Unzählige Strände, Robben & Scones – diese Highlights warten auf dem South West Coast Path – der schönsten Wanderung Englands – auf dich!

SWCP von Portreath nach Gwithian

Großbritannien fällt einem nicht sofort ein, wenn es darum geht, sich der Herausforderung einer mehrtägigen Wanderung mit dem Zelt zu stellen. Trotzdem eignet sich der  South West Coast Path in Südengland für eine erste Erfahrung auf einem Fernwanderweg sehr gut. Auf über 1.000 Kilometer Seite an Seite mit dem wilden Ozean, ist es zum einen fast unmöglich sich zu verlaufen und zum anderen ist eine atemberaubende Aussicht garantiert. Außerdem ist durch eine dichte Infrastruktur immer ein Supermarkt oder Restaurant in der Nähe, was die Verpflegung als zusätzliches Gepäck erspart. 

Wandern ist als Wanderführerin ein absolutes Hobby von mir, doch mehrere Tage allein auf einem Fernwanderweg hatte ich noch nicht unternommen. Nachdem ich das Buch ´Der Salzpfad*´ gelesen hatte, war das Feuer entfacht. So kam es, dass ich mich im Oktober 2022 dem ´Abenteuer South West Coast Path´ in Südengland stellte. In meiner Vorstellung bestand die Reise aus viel Regen und körperlicher Anstrengung, schließlich musste ich die ganze Zeit meinen 12 Kilo schweren Backpack mit mir herumtragen und einiges an Höhenmetern schaffen. Kleiner Spoiler – meine Vorstellungen bewahrheiteten sich! Vorab kann ich aber schon verraten, dass es jede Anstrengung wert war und ich mit großartigen Ausblicken, überraschend lieben Menschen und jeder Menge ´Scones´ belohnt wurde. Erfahrt in meinem Reisebericht alles über die Planung für den South West Coast Path vorab und meine Erfahrungen auf dem beliebten Küstenpfad in Großbritannien. 

Fakten zum SWCP – South West Coast Path

Der ´South West Coast Path ́ (oft auch nur Coast Path genannt oder als SWCP abgekürzt) ist Englands längster Fernwanderweg mit 1.014km – von Minehead in Somerset nach Poole Harbour in Dorset. Die Strecke führt an der Küste von Devon & Cornwall entlang. Der gesamte Path ist mit einer weißen Eichel markiert, obwohl man sich wirklich nur schwer – immer an der Küste – entlang verlaufen kann. 

Die Höhenmeter variieren. Insgesamt wurde der Langstreckenweg jedoch auf 35.031 Höhenmeter berechnet – quasi das Elffache der Zugspitze. Die Landschaft ist so einmalig, dass es nicht wundert, dass er durch zwei UNESCO-Welterbe Stätten führt – einmal die Küste von Dorset und East Devon, bekannt als die Jurassic Coast, und die Bergbaulandschaft von Cornwall und West Devon. 

Der Ursprung des Küstenweges galt der Schmugglerabwehr und wurde für die ´Coast Guards´ angelegt. Der Weg liegt so nah an der Küste, dass die Küstenwache damals problemlos einen Blick auf die Bucht haben und im Falle von Schmugglern zum nächsten Leuchtturm eilen konnte. 

Heute wird er ausschließlich für Freizeitwanderungen genutzt und ist öffentlich begehbar, auch wenn einige Teile als privat gelten. Ein Team der South West Coast Path Association betreut den Weg und seine Wanderer. 

Tipp: Zum 50 – jährigen Jubiläum entwickelte die SWCP Association einen ´Passport´ mit dem du alle Stationen auf dem SWCP abstempeln kannst. 

Entlang der Strecke gibt es eine Vielzahl an Cafés, Restaurants, Bed & Breakfasts, Surfer- und Outdoor Shops sowie Campingplätzen – die Infrastruktur ist je nach Jahreszeit auf jeden Fall gegeben. Die Art der Unterkunft auf dem Weg kann vom Hotel bis zum „Toleranzcampen“ direkt auf dem Weg variieren. 

Die beste Reisezeit ist zwischen Frühling und Herbst. Wer entspannt wandern und den Ferienansturm umgehen möchte, für den eignet sich besonders der Herbst mit seinen anhaltenden Sonnenstunden und milden Temperaturen. 

Meine Reise sollte sich auf das vielseitige und wunderschöne Cornwall spezialisieren. Cornwall gilt als eines der schönsten Teile Großbritanniens mit 300 Stränden und mit 697 Kilometern der längsten Küstenstrecke Englands. Cornwall gilt als eines der beliebtesten Surfspots Europas, was kaum jemand auf dem Schirm hat. Die Anzahl an Stränden lässt dies aber schon vermuten. Da die Südwestküste am Golfstrom liegt, ist das Klima sehr mild und ähnlich wie in der Bretagne oder den Kanalinseln – es gibt in Cornwall sogar Palmen!

Reiseplanung für den South West Coast Path

Ich habe mich erst einmal gefragt: Wie plant man denn mehrere Tage auf einem Fernwanderweg? Lieber entspannt und einfach vor Ort schauen? Oder doch alles komplett durchplanen? 

Etappenplanung & Übernachtung

Ich startete zur Beantwortung meiner Fragen mit einer ausgiebigen Recherche zum SWCP. Dabei fiel schnell auf, dass es nicht sonderlich viele Bücher oder Reiseführer gibt. Neben den Reisegeschichten ´Der Salzpfad*´ und ´Schritt für Schritt – Unterwegs am South West Coast Path´, fand ich folgende Literatur

Zusätzlich nutzte ich die Webseite von ´Hiking Navigator´ und natürlich die Seite der ´SWCP Association´. 

Tipp: Es gibt bei Facebook eine Gruppe ´South West Coast Path´, in der die Mitglieder, die derzeit auf dem SWCP sind, ihre Updates oder Erfahrungen teilen. Besonders da ich allein losziehen wollte, beruhigte es mich zu wissen, dass einige Menschen auf dem Weg unterwegs sind und ich auf Gleichgesinnte treffen konnte. (Auch wenn das Durchschnittsalter etwas über meinen lag. 😊)

Nachdem ich die Strecke studiert hatte, stellte sich die Frage – Wo übernachten? Wildcampen ist nicht erlaubt, jedoch gibt es eine hohe Toleranzgrenze entlang des Weges unter folgender Regel: „Möglichst spät das Camp aufschlagen & am besten so früh wie möglich wieder zusammenpacken“. Ich denke, dass es einen ganz besonderen Zauber hat, sein Zelt einfach irgendwo, wo man es gerade schön findet, aufzustellen. Ich traute es mich jedoch allein nicht. Womit die Variante „Ganz entspannt und einfach vor Ort schauen“ wegfiel. Ich entschied mich für eine Planung mit Campingplätzen, auch wenn sich im Oktober schon einige in der Winterpause befanden. 

Nach Recherche und Einschätzung meiner Fitness (liegt ungefähr im mittleren Bereich, sollte als Wanderführerin sicher besser sein 😊) erstellte ich mir meine vier Etappen wie folgt:

  1. Etappe 1: Newquay – Trevellas (21,3km | +530,- 463)
  2. Etappe 2: Trevellas – Portreath (22,9km | +624, – 661)
  3. Etappe 3: Portreath – Gwithian (16,3km | +261,-286) 
  4. Etappe 4: Gwithian – St Ives (17,2km | +112,-134) 

Ausrüstung für den South West Coast Path

Die Frage der Ausrüstung konnte ich aufgrund meines bisherigen Abenteuer zum Glück gut einschätzen. Mehrtagestouren auf dem Bike oder mit dem Kayak waren mir nicht fremd. Die Schwierigkeit lag eher darin, so wenig und so leicht wie möglich zu packen – schließlich muss ich alles auf dem Rücken schleppen. 

Hier meine finale Packliste: 

  • Basics: Zelt, Isomatte, drei Jahreszeiten Schlafsack, 65 liter Backpack mit Regenabdeckung
  • Küche: Gaskocher mit Campingtopf (Kartusche habe ich erst in England gekauft), Göffel, Tasse, 1l Flasche, 1,5l Flasche
  • Verpflegung: Teebeutel, Suppen, Müsliriegel, Kaffee (alles weitere wird Tag für Tag unterwegs gekauft)
  • Klamotten: Wanderschuhe, Latschen, Leggings, Wanderhose, Regenjacke, Daunenjacke, Fließjacke, Langarmshirt, 2x Shirts, 3x Unterwäsche
  • Hygienebeutel: Duschseife, Zahnbürste, Zahnpasta, Haargummis, Creme, Haarwäsche, Waschmittel
  • Für den Notfall: 1. Hilfe Set, Taschenmesser (legal oder nicht), Pfeife für den Rucksackgurt, Flachmann bei Kälte
  • Persönliches: Tagebuch & Songbook 

Je nachdem ob du fliegst, kannst du dir die Gaskartusche auch in England kaufen. Neben zahlreichen Surfshops gibt es auch Outdoorläden. Zusätzlich würde ich meiner Packliste im Nachhinein ein Dry Bag oder einen wasserdichten Beutel hinzufügen, worin deine Klamotten in jedem Fall trocken bleiben. In England kommt, wie man weiß, Regen nicht selten vor und da kann es schon mal sein, dass das Zelt nass eingepackt werden muss. Damit die Klamotten dann nicht nass werden, ist das eine gute Alternative. 

Kosten

An Kosten fallen lediglich die An- und Abreise, die Campingplätze (variieren zwischen 10 und 25 Pfund die Nacht) & deine persönliche Verpflegung an. Eine Gebühr für die Begehung des Weges gibt es nicht. 

An- & Abreise

Es gibt die Möglichkeit, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nach London zu reisen. Um den Abenteuerfaktor etwas zu erhöhen, habe ich den Bus nach London genommen. Das ist zudem günstig und nachhaltig. Von London ging es nach Newquay – wo ich einen entscheidenden Fehler machte. Der Zug in England ist wahnsinnig teuer. Ich habe 165 Pfund für die Fahrt nach Newquay bezahlen müssen, weil ich am Morgen zu müde war und nicht genügend recherchiert hatte. Der Bus vom National Express ab der Victoria Station ist um Weiten günstiger und ganz easy online buchbar. Diesem Hinweis bin ich auf meinem Rückweg gefolgt und anschließend mit dem Flieger zurück nach Berlin. 

Meine Erfahrungen auf dem `South West Coast Path` – die Etappen von Newquay bis St Ives

Etappe 1: Von Newquay nach Trevellas, 21,3km,  530HM hoch und 463HM runter

Newquay ist allein schon eine Reise wert, zwar sehr belebt, aber auch Surfer Hotspot mit dem beliebten ´Fistral Beach.´

Die Nacht vorm Start der Wanderung verbrachte ich im  Hostel ´St Christophers Inn*´. Dort traf ich am Abend ein Mädchen, das 10 Tage auf dem South West Coast Path war. Ich quetschte sie über alles Mögliche aus – Wie lang waren die  Etappen? Wo hat sie geschlafen? Ihre Reisegeschichten ließen meine Euphorie auf jeden Fall steigen und einen Satz von ihr habe ich mir für die nächsten Tage sehr gut gemerkt: „Wenn du nicht mehr kannst, dann hörst du halt auf oder nimmst den Bus. Den Druck, alles zu Fuß zu schaffen, macht man sich selbst.“ Das beruhigte mich ein wenig und sie hatte recht. Am Ende stehen für mich das Abenteuer und die Geschichten im Fokus, weniger die geschafften Kilometer. 

Voller Vorfreude und Aufregung startete ich am nächsten Morgen in Newquay meine 4 Tage auf dem South West Coast Path. Der Rucksack war geschnürt, doch egal wie fest ich ihn auf die Hüften spannte – er wurde nicht leichter. 

Noch nicht mal aus Newquay raus, stand schon die erste Hürde an – Ebbe & Flut. Auf der Route gibt es die Option, mit der Fähre oder über eine Brücke das Wasser zu überqueren. Ich kam zu einem so ungünstigen Zeitpunkt an, dass ich weder das eine noch das andere nutzen konnte. Ich fragte mich zu den frühen Morgenstunden durch Gassi gehende Menschen und Bäckereibesitzer. Das Ende vom Lied war die Entscheidung, entweder zu warten, bis die Brücke vom Wasser frei sein würde oder mit dem Bus auf die andere Seite zu fahren. Da ich kein geduldiger Mensch bin, entschied ich mich für den Bus. In Crantock, einem wirklich niedlichen Ort, ging es dann schnurstracks Richtung South West Coast Path. Am Küstenweg angekommen, pustete mir die frische, aber noch relativ warme Brise um die Ohren. Es war traumhaft und ich konnte kaum glauben, dass ich nun wirklich hier war und es losging. 

Der Weg entpuppte sich als sehr schmal, so dass ich oftmals mit dem schweren Rucksack Probleme hatte, in der Spur zu bleiben, schließlich gab es so viel zu bestaunen. Ganz glückselig sah ich von Weitem ein älteres Paar an den Klippen herunterschauen und auch Ranger waren vor Ort. Neugierig steuerte ich auch die Klippen an und wurde mit dem Highlight der ganzen Wanderung schon innerhalb weniger Kilometer auf dem Path belohnt – Robben!

Nachdem es mir schwer fiel mich von den Robben zu trennen, ging es weiter in Richtung Holywell. Die Beschilderung der kleinen weißen Eichel, auch wenn der Ozean als Richtung direkt vor deiner Nase liegt, war wirklich easy zu folgen. In Holywell legte ich eine Rast ein. Da die Höhenmeter und das Gewicht des Backpacks durchaus jetzt schon ihren Tribut der Anstrengung zollten, gönnte ich mir direkt zwei Müsliriegel. 

Vom Regen begleitet, lief ich entlang einer Pferdekoppel, der Klippen, immer mal wieder runter in eine Bucht und wieder hoch auf den Küstenweg. 

In Perranporth war das Wetter dann leider so durchwachsen, dass ich entschied, auf dem direkten Weg zum Campingplatz zu gehen. Für die erste Nacht war es schwer einen geeigneten Campingplatz zu finden, ich konnte aber noch auf dem ´Spit Firepark´ unterkommen, der direkt neben einem Flugplatz lag. Dieser ist bescheiden, aber mit den Nötigsten ausgerüstet. 

Mein Problem galt eher dem nicht stoppenden Regen und keiner Unterstellmöglichkeit auf dem Platz, außer durch ein Brett, welches von 2 Containern verbunden war und darunter die „Küche“ darstellen sollte. Doch wie stellt man ein Zelt bei Regen auf? Ich brachte meinen Backpack halbwegs in Sicherheit und nahm nur das Zelt raus, um es aufzubauen. Danach kam der Rest in das Zelt. Die erste Nacht war zugegeben sehr aufregend und auch ein wenig gruselig. Es standen nicht sonderlich viele Camper auf dem Platz, schon gar keine Zelte. Inmitten der Nacht landete dann auch noch neben dem Platz ein Flugzeug zum Tanken. Mit einem Schluck aus dem Whiskey-Flachmann schlief ich schließlich am Ende meines ersten Tages auf dem South West Coast Path ein.

Strecke: 21,3km,  530HM hoch und 463HM runter
Campingplatz ´Spit Firepark´
Highlight: Robben an der Küste
Die Tour auf Outdoor Active

Etappe 2: Von Trevellas nach Portreath, 22,9km, 624HM hoch, 661HM runter

Der erste Morgen im Zelt startet, im Gegensatz zur Nacht, sehr viel friedlicher. Die Nacht hatte es zwar durchweg geregnet, aber nach einer ersten Kontrolle im Zelt, ob es dicht gehalten hatte, war ich ziemlich glücklich, dass alles trocken geblieben war. Die Dusche am Morgen ersparte ich mir – es war einfach zu kalt. Ich packte alles wieder zusammen und begann meine 2. Etappe nach Portreath. Um wieder auf den SWCP zu kommen, durchquerte ich ein wild verwachsenes Wohnviertel und fühlte mich wie in einem Rosamunde Pilcher Film. Das Gefühl hatte ich ständig auf dem Path und genau das sogar auch erhofft.  

Der stärker werdende Wind verriet mir, dass ich nicht mehr weit vom Küstenpfad und dem heute besonders wilden Ozean entfernt war. Angekommen in der ´Trevellas Cove` musste ich gleich zu Beginn einige Höhenmeter hinunter, um dieselben Höhenmeter dann wieder hinaufzusteigen. Das Spiel mit dem Auf und Ab in die Coves & Beaches sollte sich auf dem gesamten Weg so weiterführen. 

Dann ging es immer an der St. Agnes Coast entlang. Die erste Rast legte ich einige Kilometer später an einer Ruine ein, wo ich den Wind und das Meer genoss. Ich wusste, dass heute die längste und anstrengendste Etappe bevorstand. Entsprechend stark, saß mir der zeitliche Druck im Nacken. Das ist eben der Nachteil, wenn man einen genauen Plan verfolgt. Trotzdem nahm ich mir die Zeit, mich mit einem waschechten Bewohner aus Cornwall zu unterhalten, der mit seinem Hund Gassi ging, bevor ich weiterzog. 

Das Wetter war wunderschön sonnig, weshalb ich umso mehr Menschen auf dem Weg traf. Die Einheimischen sind ohnehin super „lovely“ und gesprächig. Es kam selten vor, dass mich jemand nicht ansprach. Ein älteres Ehepaar empfiehl mir den Imbiss am ´Chapel Porth´ und ich solle ´Fudge´ (= ein Konfekt aus Zucker, Butter & Milch) probieren. Schon aus dem Buch  ́Der Salzpfad` kannte ich den Begriff und war natürlich mehr als dabei die Süßigkeit zu verkosten. 

Der ´Chapel Porth ́ war echt ein schöner Ort, um eine zweite und letzte Rast einzulegen. Ich kaufte mir einen Kaffee und den ersten Fudge – das Resultat war süß, sehr süß und nicht mein Geschmack. So episch es auch war, die berühmten  ́Fudge ́ aus dem Buch in meinen Händen zu halten, so ernüchternd war das Ergebnis für mich. Das machte aber nichts, ich setzte mich an die Hauswand und beobachtete noch eine Weile die Menschen. 

Hier wurde mir nochmal bewusst, dass Surfen ein absolutes Highlight der Region ist. Die Bucht ist überwiegend mit Surfern gefüllt, die gerade ins Wasser gehen oder aus dem Wasser kommen. Der Ruf, dass Cornwall einer der beliebtesten Surfspots Europas ist, aber wohl immer noch als Geheimtipp gilt, wurde am ´Chapel Porth´ bestätigt. 

Das Wetter wurde leider schlechter und ich konnte dem Porthtowan Beach auf meiner Strecke nicht sonderlich viel Beachtung schenken, auch aufgrund der Zeit und der einbrechenden Dunkelheit. 

In Portreath angekommen, musste ich erstmal einkaufen. Mein Hunger war riesig und nur Müsliriegel machten mich heute nicht glücklich. Ich kaufte mir Abendessen & Frühstück für den nächsten Tag ein – Tomatensuppe, Banane, Joghurt, Müslikekse & Tee. Auf dem Weg zu meinem Campingplatz kam ich am ´The Atlantic Cafe Bar` vorbei, welches mich einfach hinein zog. Der Plan, Tomatensuppe am Abend zu essen, war also dahin und ich ergab mich dem Hunger und  der Schwäche für schöne Cafés. Einige Minuten und Smalltalk mit der Kellnerin, die mich auf meine Tattoos ansprach, später fand ich mich auf der Terrasse mit einem Teller Hummus, Grillgemüse, Brot und Schwarztee wieder. Das waren genau die 10 Minuten Erholung von der anstrengenden Etappe, die ich gebraucht hatte.

Satt und zufrieden wollte ich Richtung Campingplatz starten. Den Weg von 30 Minuten und der eintretenden Dämmerung hatte ich aber leider unterschätzt. So musste ich dann doch auf den Bus umsteigen, was jedoch schwerer war, als es klingt. Die erste Verbindung wollte mich nicht mitnehmen, da es anscheinend nicht auf seiner Route lag. Der zweite Bus fuhr einfach an mir und der Haltestelle vorbei. Als ich bereits etwas verzweifelt war, sprach mich eine ältere Dame an, die gerade mit ihrem Hund spazieren ging. Sie fragte mich deutlich amüsiert, ob der Bus eben einfach an mir vorbeigefahren sei. Ich antwortete mit getrübter Stimme: „Ja!“.

Daraufhin bot mir an, mich zu fahren. Überfordert mit der Nettigkeit & Selbstverständlichkeit der Frau, zögerte ich erst mit der Antwort, willigte dann aber dankend ein. Wir hieften ihren Hund und meinen Backpack ins Auto und stiegen, nachdem ich den klassischen deutschen Fehler begann und rechts einsteigen wollte, ins Auto. Auf dem Weg erzählte sie mir alles über ihre Tochter, die in Australien lebt, und dass sie zuvor einige Jahre in Frankreich gelebt hatte. Ich liebe solche Begegnungen!

Das Reisen und die Länder bekommen erst mit den Menschen und Geschichten ein richtiges Gesicht und lassen einen das Land authentisch kennenlernen. 

Sie setzte mich am Campingplatz ab, lehnte bestimmt und deutlich die 5 Pfund ab, die ich ihr geben wollte und verabschiedete sich von mir. Am `Tehidy Holiday Park´ wurde ich mit derselben Freundlichkeit vom Besitzer begrüßt, der von Weitem rief, dass er schon auf mich gewartet hatte. Er bot mir auch an, mich am nächsten Morgen wieder mit zur Küste zu nehmen und direkt am Wanderweg abzusetzen. 

Ich bekam ein schönes Fleckchen auf dem Campingplatz, auch wenn es viel zu groß für mein kleines Zelt war. Ich bemerkte schnell, dass ich mein Essen für den nächsten Tag im Auto der Dame vergessen hatte – ärgerlich. Nachdem ich den Platz erkundete und wieder auf dem Weg zu meinem Zelt war, sah ich von weitem die Dame winken und rufen, dass sie mir mein Essen ins Zelt gelegt hätte. Diese liebe Geste eroberte mein Herz für die Menschen in Cornwall endgültig. 

Strecke: 22,9km, 624HM hoch, 661HM runter
Campingplatz Tehidy Holiday Park
Highlight: die Menschen in Cornwall
Die Tour auf Outdoor Active

Tag 3: Von Portreath nach Gwithian, 16,3km (+261 HM, -286 HM)

In der zweiten Nacht war ich deutlich entspannter, auch wenn es wieder die ganze Nacht durchgeregnet hatte. Ich kam an diesem Morgen nicht sonderlich früh los, da ich vergebens versuchte, mein Zelt noch irgendwie von außen trocken zu bekommen, bevor ich es nass in den Rucksack packen musste. Ich machte mir gedanklich die Notiz, für den nächsten Trip einen Dry Bag oder wasserfesten Beutel einzupacken, um wenigstens meine Klamotten vor der Nässe zu schützen. 

Zurück auf dem Küstenweg in Portreath, war ich, trotz der anstrengenden Etappe am Vortag, voller Vorfreude für den Tag. Das mag vielleicht an dem Sonnenschein gelegen haben, der eintrat, sobald ich die ersten Meter auf dem SWCP machte.

Ich freute mich sehr, wieder Seite an Seite mit dem wilden Ozean zu wandern und steckte mir mein Headset an, um ´Wild Grey Ocean´ von Sam Fender zu hören. Der Wind war heute besonders stark, weshalb ich mir schnell eine Mütze überzog und teilweise hin und her wippte auf den schmalen Pfad. 

Die Kilometer und Höhenmeter waren im Vergleich zu den Tagen davor leichter, dennoch hatte ich eine Herausforderung für den Tag – einen Campingplatz vor Ort zu finden. Ich konnte online nicht ausfindig machen, ob die umliegenden Campingplätze noch geöffnet hatten und telefonisch war auch niemand zu erreichen. Also beschloss ich mutig zu sein und einfach vor Ort zu schauen. Am Mittag nicht zu wissen, wo man am Abend schläft, war eine neue Erfahrung und meine Stimmung wechselte zwischen Panik und Abenteuerlust. Ich hielt auf meinem Weg in der ´Hells Mouth Kitchen Bar ́ für einen Kaffee und meinem Lieblingsessen in England – Scones. Diese hier waren wirklich besonders lecker. 

Mit der Zeit im Nacken, noch vor Dunkelheit an meinem Etappenziel zu sein, machte ich mich weiter auf dem Weg zum ´Godrevy Point & Lighthouse´. Die Aussicht von dort war superschön und die Sonne hielt sich weiter tapfer am Horizont. Zwischen den Dünen schlängelte ich mich nach Gwithin. Mein Ziel war eigentlich Hayle, aber auf der Karte stand, dass es in Gwithin auch schon einen Campingplatz gäbe. Also begann ich dort meine Suche. Ich konnte in den Dünen schon leicht mehrere Wohnmobile & Trailer erblicken, was mich aufatmen ließ. Das bedeutete zumindest, dass dieser Campingplatz keine Winterpause hatte. 

Ich spazierte also in den ´TC James & Sons Churchtown Farm Caravan & Camping site´. Zu meinem Erstaunen war der Campingplatz wirklich groß und es gab sogar eine Rezeption mit Supermarkt. Das gab es in den beiden anderen, auf denen ich zuvor war, nicht. Schon begrüßte mich der Mann am Tresen super freundlich und da ich als Backpackerin galt, zahlte ich auch nur 10 Pfund für die Nacht. Er zeigte mir das ganze Areal und meinen mal wieder zu großen Platz für mich und mein Zelt. Außerdem erzählte er mir, dass um 18 Uhr ein Fish & Chips Wagen kommen würde, falls ich Hunger hätte. 

Hunger hatte ich, jedoch auf nichts Frittiertes. Ich schlug mein Zelt auf und machte mir zu später Abendstunde noch einen Kaffee. Danach zog ich mit meiner Kamera bewaffnet durch den kleinen Ort auf der Suche nach Essen. Ich kam an einem Friedhof mit Kirche vorbei, der genauso aussah wie ich es mir in England vorstellte. Die Kirche war sogar offen und ich wagte einen Blick hinein. 

Einige Schritte weiter kam das ´Red River Inn´. Mein Magen schrie „Ja!“ , mein Verstand war etwas unwohl dabei, sich allein in dieses total überfüllte Restaurant zu setzen. Der Magen siegte. 

Sie boten mir einen kleinen Tisch in der Ecke an, an dem ich ein gutes Curry aß und 2 Gläser Wein trank. Die waren nötig, aber auch genug. Leicht angeschwipst ging ich zu meinem Zelt zurück. Es war nun 20 Uhr und es regnete. Das Negative an der Nebensaison ist, dass es sehr zeitig dunkel wird. Da bleibt einem nur das Lesen im Zelt und zeitig schlafen gehen. Diese Nacht sollte etwas kälter werden als die davor. Also kam mein Flachmann mit Whiskey zum Einsatz, der wenigstens für einen Moment von Innen wärmte. 

Strecke: 16,3km (+261 HM, -286 HM)
Campingplatz ´TC James & Sons Churchtown Farm Caravan & Camping site´
Highlight: Scones und Aussichten
Die Tour auf Outdoor Active

Tag 4: Von Gwithian nach St Ives, 17,2km (+112 HM, – 134 HM)

Der nächste Tag startete wieder sonnig und so hatte ich genug Zeit mein Zelt nach der dritten Regennacht in Folge zu trocknen, bevor ich es in den Rucksack verstaute. Durch die Dünen ging es weiter nach Hayle. Ich lief barfuß am Strand entlang und durchquerte knietiefes Wasser, bevor ich Hayle erreichte. 

Hayle ist ein süßer Ort und so entschied ich, eine Kaffeepause am ´Iced on the Quay´ zu machen. 

In Hayle passierte dann das, was einem Wanderer, der eine Mehrtagestour bestreiten will, nicht passieren sollte – mein Wanderschuh verlor seine Sohle. Es kündigte sich schon am Vortag an, dass meine Wanderschuhe, die zugegeben schon einige Kilometer durchgestanden hatten, nicht mehr lange machen würden. Aber am letzten Tag? Hätte das nicht in St. Ives passieren können? 

Ich lief die Straßen von Hayle nach Shops ab, in denen ich vielleicht einen günstigen Schuh bekommen könnte – vergebens. Ich musste einsehen, dass meine Tour hier vorbei ist. Barfuß war leider keine Option. Den Bus nach St. Ives zu nehmen fühlte sich fast wie aufgeben an, aber da fiel mir wieder der Satz von dem Mädchen am Abend in Newquay ein: „Wenn du nicht mehr kannst, dann hörst du halt auf oder nimmst den Bus. Den Druck, alles zu Fuß zu schaffen, macht man selbst.“  

Mit diesen Worten im Kopf stieg ich in den Bus nach St Ives. Dort erwartete mich nach 3 Nächten im Zelt, ein Bett im ´Cohort Hostel´ und eine warme Dusche. Ich verbrachte noch 2 weitere Tage in St Ives und wanderte am nächsten Tag den SWCP von dort aus ein Stück weiter. St Ives ist ein schöner Ort und, wie einige Orte in Cornwall, ein Surfer Hotspot.  

Strecke: 17,2km (+112 HM, – 134 HM)
Unterkunft ´Cohort Hostel´
Die Tour auf Outdoor Active

Meine persönlichen Highs & Lows 

Zusammenfassend war die Reise nach Cornwall auf dem South West Coast Path, auch mit einigen Hürden, ein wundervolles Abenteuer. Ich hätte mir für den ersten Fernwanderweg, den ich alleine machte, keinen besseren Path vorstellen können. Die Temperaturen waren auch im Oktober angenehm zwischen 12 & 17 Grad und die Nächte kühlten sich nur wenig ab. Mit meinem 3 Jahreszeiten Schlafsack und Zelt, auch bei Dauerregen in der Nacht, war ich sehr zufrieden. Ich hatte nassere und kältere Nächte befürchtet. 

Hier meine High´s & Low´s der Reise: 

Highs 

  • Robben!
  • unzählige Strände & Buchten
  • ´The Atlantic Cafe Bar` in Portreath
  • die Menschen in Cornwall (besonders die ältere Dame bleibt für ewig in meinen Erinnerungen)
  • Scones 

Lows

  • viel zu teure Zugreise 
  • Zu wenig Auswahl der Campingplätze im Oktober
  • die erste Nacht im Zelt 
  • Schlechte Wanderschuhe

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