Gastartikel von Dana Schmelzer
Im Sommer war es soweit: das Abenteuer „Camping Norwegen“ stand an. Unsere Tour führte von Berlin bis zum Nordkap und wieder zurück. Vier Leute, ein Wohnmobil und drei Wochen in denen wir ca. 7.000 Kilometer zurücklegten. Los ging es direkt in Berlin. Wir mieteten uns ein Wohnmobil bei einem kleinen Verleih in Tiergarten einen Tag bevor die Reise begann. So hatten wir genug Zeit, alle kleinen und großen Sachen ordentlich zu verstauen. Da Norwegen ein ziemlich teures Land ist, kauften wir in Berlin einen Großteil an nicht verderblichen Lebensmitteln sowie Getränken ein.
Tipp: Alkohol darf nur in eingeschränkten Mengen nach Norwegen eingeführt werden. Die genauen Liter findest du leicht auf der Homepage des Auswärtigen Amtes.
Zum ersten Mal Wohnmobil fahren
Dann endlich ging es los. Auf dem ersten Abschnitt von Berlin nach Hirtshals in Dänemark konnten wir uns fahrtechnisch mit dem doch sehr breiten und langen Wohnmobil vertraut machen. Falls du Bedenken haben solltest, kann ich dir diese jedoch getrost nehmen. In einem Wohnmobil zu sitzen, verschafft einen tollen Überblick und so viel anders, als ein normales Auto zu fahren ist es dann auch nicht.
Nach einer langen Fahrt stand uns am Ende des Tages die erste Überraschung bevor. Unser Ziel war ein Campingplatz in unmittelbarer Nähe der Colorline, die uns am nächsten Tag nach Norwegen bringen sollte. Angekommen staunten wir nicht schlecht, der Campingplatz lag direkt auf den Klippen am Meer. Im Hintergrund ein einsamer Leuchtturm auf einem kleinen Hügel. Ein wahnsinnig schöner Anblick und eine gute Entschädigung für die lange Fahrt und die recht teure Übernachtung.
Am nächsten Morgen erreichten wir voller Vorfreude die Fähre, welche wir bereits von zu Hause aus gebucht hatten. Diese setzte uns im Eiltempo nach Kristiansand über.
Tipp: An alle mit nervösem Magen: denkt unbedingt an Reisetabletten. Es herrschte schlimmer Seegang auf der Nordsee.
Norwegen Roadtrip: was für eine Aussicht
Der nächste Halt auf unserer Route war der Preikestolen, eine spektakuläre Felsplattform mit Blick auf den Lysefjord. Ein Campingplatz lag direkt am Wanderweg zum Felsplateau. Der Aufstieg hatte es ganz schön in sich und so brauchten wir, mit kleineren Pausen, gut die doppelte Zeit, als angegeben. Unser Glück: im Sommer geht die Sonne sehr spät unter und so mussten wir nicht hetzen.
Am Ende der Klettertour wurden wir mit einer tollen Aussicht belohnt.
Tipp: Die schwindelfreien unter euch, können hier auf jeden Fall ein paar spektakuläre Fotos schießen.
Norwegen Roadtrip: Stopp im hübschen Bergen
Vom Preikestolen fuhren wir weiter nach Bergen. Hier suchten wir uns einen Campingplatz in der Nähe der Stadt mit Busshuttle nach Bergen. Dort lohnt es sich mit der Floybahn zu fahren. So bekommt man eine tolle Aussicht auf die Stadt und das Meer.
Leider mussten wir feststellen, dass das Wohnmobil aufgrund seiner Größe für Städtetrips leider nicht so geeignet war. Das brachte unsere weitere Planung durcheinander. Bis auf Oslo fuhren wir an den großen Städten meist nur vorbei und konzentrierten uns auf die landschaftlichen Highlights.
Tipp: Für die Städte sollte man im Vorfeld mindestens eine, um Stress zu vermeiden besser zwei, Übernachtungen, mit öffentlicher Anbindung einplanen.
Von Bergen ging die Reise zur nächsten Touristenattraktion, dem Geirangerfjord, weiter. Soweit es möglich war, fuhren wir an der Küste entlang. Denn die Landschaft ist wirklich einmalig. Wer Fährverbindungen aus Kostengründen meiden möchte, der wird, so wie wir, häufiger mal mehrere Stunden einem Fjord folgen müssen. Da gerade Straßen in Norwegen eher selten sind, kann man auch nur selten die erlaubte Höchstgeschwindigkeit fahren. So mussten wir auf jede geplante Strecke locker eine Stunde Fahrtzeit drauf packen. Auf dem Hinweg war das alles nicht so problematisch. Die Rückfahrt allerdings bestand aus ziemlich langen Abschnitten. Rückblickend waren drei Wochen für diese Strecke sehr sportlich.
Tipp: Plane Pufferzeit für deinen Road Trip durch Norwegen ein. Du wirst selten die angegebene Höchstgeschwindigkeit fahren können und sicher häufig über deiner angedachten Fahrtzeit liegen.
Camping Norwegen: der vielleicht schönste Stellplatz
Nach einer spektakulären Fahrt über die Trollstigen, die das Wohnmobil tapfer gemeistert hat, landeten wir auf einem Campingplatz direkt am Geirangerfjord. Wenn man einmal dort war, wird klar, warum dieser Fjord eine Touristenattraktion ist: Ringsherum von Bergen umgeben, im Hintergrund ein riesiger Wasserfall und mitten drin lag unser Campingplatz. Das Wetter war uns auch gewogen. An den zwei Tagen dort, kletterte das Thermometer auf 28 Grad mit strahlendem Sonnenschein.
Camping Norwegen: ab nach Trondheim
Am Tag der Abreise schaute ich am Morgen aus dem Fenster des Wohnmobils und bekam einen riesigen Schreck. Direkt vor uns im Fjord, relativ nah am Ufer, lag die riesige MeinSchiff 2 vor Anker. Das Kreuzfahrtschiff musste in der Nacht angelegt haben. Wollte man aus dem Tal heraus, führte der Weg unweigerlich über ziemlich steile und enge Serpentinen. Leider wollten die Ausflugsbusse vom Schiff ebenfalls in unsere Richtung. Ich erspare dir die Einzelheiten dieser Fahrt. Sagen wir: es war spannend!
Für mich ausgemachten Fan des Skispringens hielt der Tag noch eine besondere Überraschung bereit: Trondheim. Die Stadt ist eine der Stationen der „Raw Air“, sowas wie die Vier-Schanzen-Tournee des Nordens, die im März zum Ende des Weltcup-Winters stattfindet. Wir machten an den hiesigen Skisprungschanzen Halt. Die Anlagen waren frei zugänglich und vom Schanzenkopf hatten wir eine großartige Sicht auf Trondheim.
Camping Norwegen: von Trondheim auf die Lofoten
Auf dem Weg von Trondheim auf die Lofoten besuchten wir noch Freunde, die vor einigen Jahren nach Norwegen ausgewandert waren. Aufgetischt wurden allerlei Spezialitäten, von Fisch bis zu norwegischen Erdbeeren, die aufgrund der langen Sonnenstunden besonders süß schmeckten. Welch schöne Abwechslung zu unserer Eigenversorgung im Camper.
An diesem Punkt unserer Reise wurde es über eine Woche lang nachts nicht mehr dunkel. So nutzen wir die hellen Stunden für ausgiebige Wanderungen (bis 2 Uhr nachts) oder auch für Nachtfahrten. Man konnte während dieser Zeit besonders viele Tiere beobachten, u.a. Elche und jede Menge Rentiere. So kam es auch, dass wir gegen 3 Uhr früh den nördlichen Polarkreis überquerten.
Nach einer langen Nachtfahrt verbrachten wir mehrere Tage auf den Lofoten, landschaftlich ein absolutes Highlight. Teilweise hatte man aufgrund des golfstrombedingten Wetters und des Türkis leuchtenden Wassers den Eindruck, man sei irgendwo im Süden Europas.
Das nutzen wir für Wanderungen. Die waren aufgrund von schlecht oder auch gar nicht ausgeschilderten Wegen etwas schwierig, haben sich dank der Aussichten von den Berggipfeln aber definitiv gelohnt. Übernachtet haben wir recht preiswert auf einem Campingplatz direkt in einer kleinen Bucht am Wasser in Nähe von Svolvear.
Tipp: Auf den Lofoten kann man im Winter besonders gut die Polarlichter beobachten.
Norwegen Roadtrip: Einmal zum Nordkap bitte
Die nächste Etappe unserer Reise führte uns über Alta durch eine mosige, karge Felslandschaft. Allmählich näherten wir uns dem Nordkap. Dieses befindet sich auf einer dem Festland vorgelagerten Insel, die man über den riesigen Nordkaptunnel (6,8 km) erreicht. Es ging also einmal unter dem Meer durch. Ziel: der nördlichsten Campingplatz Europas (in Skarsvag). Eine Nacht blieben wir dort, bevor wir am nächsten Tag endlich unser Ziel erreichten: das Nordkap.
Sogar die Sonne traute sich an diesem Vormittag heraus. Um zum Aussichtspunkt zu gelangen, zahlt man Eintritt. Das Ticket ist 24 Stunden gültig und beinhaltet auch gleich den Parkplatz für Auto bzw. Wohnmobil. Im angeschlossenen Informationszentrum gibt es mehrere Ausstellungen zu sehen und der angeschlossene Souvenirladen lud zum Shoppen ein.
Tipp: Wenn du Zeit mitbringst, kannst du auf dem Plateau wandern und die karge, weite Landschaft sowie den tollen Blick aufs Meer genießen.
Camping Norwegen: Zeit die Heimfahrt anzutreten
Jede Reise geht leider einmal zu Ende. Wir hatten unser Ziel erreicht und so machten wir uns auf den Rückweg. Um noch möglichst viel zu sehen, hatten wir uns für die Heimfahrt eine andere Route rausgesucht. Der Rückweg führte uns ein Stück durch das wesentlich flachere Inland von Norwegen sowie durch Finnland und Schweden. Endlich gab es gerade Straßen, wenn auch nicht immer gut ausgebaut, auf denen man etwas schneller vorankam. Und auch die Wildnis war auf unserer Seite. So machten wir unterwegs einige Begegnungen mit Rentieren, die gern mal eine Weile vor dem Wohnmobil her rannten.
Bevor unsere Tour endgültig ihr Ende fand, verbrachten wir noch zwei Tage in Oslo. Wir mieteten einen Stellplatz auf dem Ekeberg Campingplatz. Dieser war schön weitläufig und lockte mit einer tollen Aussicht auf Norwegens Hauptstadt.
Ich musste in Oslo natürlich zum Holmenkollen(-bakken) und stellte fest, dass dieser schon alleine aufgrund seiner Architektur, eine der größten Attraktionen in Oslo ist. Von der Schanze hatte man, ähnlich wie in Trondheim, einen schönen Blick auf die Stadt. Das Opernhaus von Oslo ist ebenfalls einen Besuch wert. Vom Dach des Hauses kann man kostenlos die Stadt noch einmal aus einem anderen Blickwinkel betrachten.
Der Zwischenstopp in Oslo war ein schöner Abschluss, bevor wir von Trelleborg die Fähre nach Sassnitz nahmen. Die Ostsee war zum Glück wesentlich ruhiger als die Nordsee und vom Wasser aus konnten wir sogar die Kreidefelsen von Rügen bewundern.
Zufrieden, aber auch traurig, dass das Abenteuer schon vorbei war, kamen wir nach mehr als 7.000 Kilometern Road Trip wieder in Berlin an. Die Köpfe voller neuer Eindrücke.
Camping Norwegen – Infos & Tipps für deine Reiseplanung
Wohnmobil: Fähren und Stellplätze werden nach Länge des Wohnmobils bezahlt, bei einer Länge über 6 Meter zahlt man oft zwei Stellplätze. Außerdem solltest du auf die vorhandene Ausrüstung achten bzw. auch was dazu buchen: Kabeltrommel, Auffahrkeile, Campingtisch und Geschirrpaket sind unerlässlich. Unser Wohnmobil war ein Sunlight T 65 von Neels Rent GmbH. Günstige Mietwagen bekommst du grundsätzlich super durch den Vergleich bei Check24*.
Und solltest du den Trip mit einem Campervan machen wollen, aber keinen haben, such dir doch ein passendes Modell bei Paulcamper* und miete es für die Zeit. Die sympathische Vermietungsplattform vermittelt zwischen privaten Anbieter, die einen Camper besitzen und ihn nicht die ganze Zeit nutzen und jenen, wie dich, die gern das Camper-Abenteuer erleben wollen, ohne sich selbst einen Van zuzulegen.
Maut: In Norwegen sind viele Straßen mautpflichtig. Mit dem „BroBizz“ kein Problem! Das Gerät kann man über das Internet mieten, die Gebühr wird automatisch beim Passieren der Mautstellen von der Kreditkarte abgebucht.
Fähren: Schaue im Vorfeld nach Strecken, bei denen ihr möglichst keine Fähren nutzen müsst. Diese sind ziemlich teuer und auch dort bezahlt ihr nach Länge des Wohnmobils sowie nach Personen. Achte auf die Abfahrtzeiten, denn manche Fähren fahren nur 2x am Tag. Sowie solltest du alle Hauptfähren im Vorfeld buchen.
Campingplätze: Norwegen ist ein Campingland, es gibt überall Plätze, deren Rezeptionen in den Sommermonaten teilweise bis 24 Uhr offen haben. Schaue im Voraus, ob Duschen und WLAN umsonst sind, das ist nicht immer der Fall. Kleine Plätze sind meist preisgünstiger. Außerdem lohnt es sich eine Campingcard zu kaufen. Wir profitierten auf fast allen Plätzen von den Rabattvorteilen. Gültig für viele europäische Länder (Anbieter z.B. ADAC, CampingKey, CCI).
Campingausrüstung: Wenn ihr ein Geschirrpaket dazu mietet, packt genügend Geschirrhandtücher, Lappen und vor allem eine Abwaschschüssel* auf den Campingplätzen ein, sonst muss man erfinderisch werden, wie man das Wasser in den Spülbecken hält. Bei mehreren Leuten bieten sich kleine Verlängerungskabel* für den Innenraum an. Für alle mit leichtem Schlaf – ein Hoch auf OHROPAX*!
Unsere Route: Von Berlin bis zum Nordkapp und zurück waren es genau. 7.180 Kilometer, die wir in drei Wochen (Juni/Juli) zurück gelegt haben.
Reiseführer: Du willst dich vor deiner Reiseplanung noch ein bisschen einlesen? Dann hilft dir der Norwegen mit dem Wohnmobil Reiseführer* (23 Euro) und für die Reise selbst ist die Norwegen Autokarte hilfreich (10,90 Euro). Wenn du auch noch ein paar Städte einbeziehen willst, schau ruhig mal in den MARCO POLO Reiseführer (12,99 Euro).
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