THE ONE Grand Show – meine ganz persönliche Meinung
Letzte Aktualisierung: 17.02.2017
Die 11 Millionen Euro Inszenierung mit 500 schrillen Jean-Paul-Gaultier-Kostümen spielt derzeit im Friedrichstadt-Palast in Berlin. Es heißt, sie sei ein Must-See. Aber stimmt das auch wirklich oder kann man sich die teuren Tickets und die harten Stühle sparen?
Mittlerweile haben meine längste Freundin und ich eine kleine Tradition: Statt sich irgendetwas zum Geburtstag zu schenken – was der andere sowieso nicht wirklich braucht – schenken wir uns einen gemeinsamen Abend.
Wir besuchen dann ein tolles Event, wie beispielsweise ein Konzert, um diese Zeit ganz besonders für uns zu machen. Dieses Jahr waren wir bei der Revue THE ONE Grand Show im Friedrichstadt-Palast.
Story – um was geht es bei THE ONE Gand Show?
Ein junger Mann findet sich, in einem alten, geschlossenen Revuetheater mitten auf einer schrillen Technoparty, wieder. „Die Gegenwart und der Glanz und Glamour vergangener Zeiten verschwimmen in einem euphorischen Wachtraum.“ Und wie sollte es anders sein, natürlich begibt er sich dort auf die Suche nach THE ONE. Also der einen Frau für’s Leben. Das ist auch im Prinzip schon die ganze Geschichte. Denn eine Revue hat keinen durchgehenden Handlungsstrang. Eher zeigt sie eine Aneinanderreihung einzelner Darstellungen, im Mix aus Soloauftritten und Gruppentanz. So auch bei THE ONE Grand Show.
Das Bühnenbild wurde mit massig vielen Darstellern in den ausgefallensten Kostümen eröffnet und überforderte mich direkt. Wo soll man nur hinschauen, wenn vor einem an die 60 abgefahrene Jean-Paul-Gaultier-Kreationen wild durcheinander tanzen?
Bei der optischen Überforderung blieb es die gesamte Show über. Hat der Meister aus der Pariser Haute-Couture-Szene doch ganze 500 Kostüme designt, die wie eine große Rückschau seines Lebenswerkes wirken.
Der Hauptdarsteller selbst trägt Gaultiers Lieblingslook: Schottenrock, Boots, weißes Shirt und Lederjacke. Die restlichen Akteure wechseln ihre Gewänder laufend. Vom spitzbusigen Madonnaoutfit, zum Lack und Leder Sadomaso-Look, über neonfarbene Taucherkostüme hin zu glitzernden Roben.
Etwas Erholung für die Augen sind da die Solo- und Duo-Akrobaten. Da wird sich an roten Tüchern von der Decke gehangelt, in atemberaubender Höhe auf Trapezen geturnt und in menschengroßen Reifen über die Bühne gewirbelt. Das Auge kann sich dann endlich mal auf ein bis zwei Punkte konzentrieren, dafür sorgen die teils risikohaften Stücke für Atemstillstand.
So vergeht die erste Stunde schnell und die Pause bricht an. Zeit um sich von den extrem harten Stühlen zu lösen und das bisher Geschehene zu verarbeiten.
Kaum ist die kleine Auszeit rum, geht es mit der optischen Extravaganz auch schon wieder weiter. Noch mehr schrille Kostüme und noch mehr Akrobatik.
Leider auch noch mehr Gesang, der so gar nicht meinen Geschmack trifft. Die männliche Hauptrolle sehen wir leider nur in der Drittbesetzung. Stimmlich empfinde ich diese ganz persönlich als eher schwach. Auch die Mischung aus rockigen Parts und Helene-Fischer-artigen Schalgerelementen ist mir zu inkonsequent. Schon klar, dass man möglichst ein breites Publikum ansprechen möchte, irgendwie müssen die hohen Investitionen ja auch wieder reingespielt werden. Doch eine musikalische Wiedererkennbarkeit oder gar ein Ohrwurm – darauf braucht man nicht hoffen.
Auch wurde mir im Laufe der Show mehr und mehr klar, dass ich dann doch gern eine stärkere Hauptrolle gehabt hätte. Der Schottenrockträger wirkt fast nebensächlich, was dem Format der Revue geschuldet sein mag, mich aber eben nicht ausreichend fesselt.
Und so geht die Show nach zwei Stunden Spieldauer zu Ende, wie sie begonnen hat: mit Partymusik und einer unfassbaren Vielfalt an den buntesten Kostümen.
Mein persönliches Fazit:
Ich habe mich an vielen ausgefallenen Kostümen erfreut und war von den akrobatischen Leistungen, genauso wie von den Line-Girls wirklich beeindruckt. Die Musik und die stimmliche Leistung des drittbesetzten Hauptdarstellers haben mir aber nicht gefallen. Wodurch ich in Summe nicht wirklich mitgerissen wurde. Es war ok, das mal gesehen zu haben, aber noch einmal würde ich nicht hingehen.
THE ONE Grand Show ist was für dich, wenn du gern viele ausgefallen Kostüme sehen möchtest oder vorhast, mit der ganzen Familie in den Friedrichstadt-Palast zu gehen. Denn die Musik könnte es möglich machen, dass sowohl deine Oma, als auch dein Vater angetan sind.
Solltest du dahingegen auf eine mitreißende Story oder ohrwurmtauglichen Gesang hoffen, gehe besser in ein Musical, denn dann wird THE ONE Grand Show nichts für dich sein.
Infos:
Adresse: Friedrichstadt-Palast, Friedrichstraße 107, 10117 Berlin
Spielzeiten: Dienstag bis Samstag 19.30 Uhr und Samstag + Sonntag 15.30 Uhr
Tickets: zwischen 19,80 – 255,79 Euro
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