Reisen, Sabbatical

Ein Zwischenbericht vom Aussteigen

Letzte Aktualisierung: 23.04.2019

Seit März reise ich nun Vollzeit. (Klingt das nicht wunderbar?) Zwei Monate bleiben mir noch, bis mein Sabbatical zu Ende geht. Zeit für einen Zwischenbericht.

Klar, der Ausstieg war schon ein wenig merkwürdig. Nach neun Jahren mit dem immer gleichen Arbeitsweg, wache ich auf und weiß, es gibt nur noch eine Aufgabe: Backpack packen. Und das ist ein enorm gutes Gefühl.

In den vergangenen Wochen habe ich unheimlich viele tolle Momente erlebt und genauso auch ein paar schräge und unangenehme. Von atemberaubenden Aussichten auf die Schweizer Berge, dem frühmorgendlichen Fischmarkt in Tokio, den Blumenfeldern in Holland, unzähligen belgischen Pralinen, die in meinen Mund wanderten, über eine Touristenfalle in China bis hin zu dem freiwilligen Schlafen in fremden Betten und dem unfreiwilligen Einstieg eines Fremden in mein Bett.

Aussteigen. Diese vier Monate waren super aufregend.

Sicher hast du die meisten Posts zu den Reisen schon gelesen, wenn nicht, einfach jetzt rein klicken. Alles in allem kann ich sagen, dass Japan mich extrem positiv überrascht hat, Europa aber auch unheimlich schön ist. Man muss also nicht immer gleich super weit weg, um sich wieder daran zu erinnern, dass diese Welt großartige Ecken zu bieten hat.

Sabbatical, Aussteigen in Japan Miyjima

Einmal im Leben…

Für meine Reisen hatte ich mir so einiges vorgenommen, was ich zum ersten mal machen wollte. Wenn ich schon einmal so lange frei habe, dachte ich mir, will ich auch gleich mal ein paar kleine und große Abenteuer angehen. Jeder hat ja so Dinge, die er unbedingt einmal gemacht haben will oder die ihm normalerweise eigentlich eher nicht so liegen. Also A**backen zusammen kneifen und los gehts!

Alleine Reisen

Ich hatte immer mächtig Respekt vor Menschen, die sich ganz allein auf die Reise begeben haben. Ich befürchtete man würde sich einsam fühlen, zu Hause vermissen, unsicher sein oder schlichtweg verzweifelte Momente haben. Und trotzdem habe ich es gemacht. Meine allererste Soloreise ging nach China. Eine wahre Herausforderung, vor allem als Frau. Und ja, das war nicht unbedingt meine beste Erfahrung und dennoch folgten weitere Soloreisen. Belgien, Niederlande, Schweiz.

Und jetzt kann ich sagen: alleine Reisen ist super.

Denn eigentlich ist man nie lang wirklich allein. In Hostels trifft man schnell auf andere Reisende. Und selbst wenn man mal allein ist, ist das auch ok. Man gewöhnt sich daran und ein paar Vorteile hat es auch. Ich zum Beispiel bin allein mutiger. Weil da niemand ist, der einen fragt, ob man das wirklich machen will oder der einen und seine Ängste kennt und diesen liebevollen beschützenden Blick zuwirft. Man entscheidet allein: ja oder nein. Und ich entscheide mich allein häufiger für „machen!“. Es kostet einen großen Schritt Überwindung beim ersten Mal und dann ist es total einfach.

Aussteigen und Alleine Reisen

In gemischten Mehrbettzimmern schlafen

Klingt vielleicht harmlos, war für mich immer eine Horrorvorstellung und hat sich bis auf eine sehr schräge Erfahrung als super, wenn auch von kurzen Nächten geprägt, herausgestellt. Die schlechte Erfahrung? Ach ja, ich sagte schon, dass jemand in mein Bett wollte? Sagen wir mal so:

junger Amerikaner + Prag + viel billiges Bier + gemischter Schlafsaal = keine gute Idee

Wer so besoffen ist, dass er weder die Toilette findet, bzw. glaubt die wäre direkt im Zimmer vor den Schränken und danach auch nicht mehr die zwei Meter ins eigene Bett zurück findet, der sucht sich eben den kürzesten Weg. Das war dann leider mein Bett. „Hey Dude, get out of here, this is not your bed!“. Nach dem dritten mal, hat er es dann verstanden und ich hatte meine 90er Matratze wieder für mich. Naja, immerhin ist diese Erfahrung nun eine nette Geschichte. Ansonsten ist das Hostelleben nicht besonders bequem aber dafür unkompliziert, günstig und gesellig.

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Per Anhalter fahren

Ok, es war nur eine kurze Strecke und allein war ich auch nicht, aber ich habe doch tatsächlich den Daumen rausgestreckt und wurde per Anhalter in einem Truck bis nach Gent mitgenommen. Was soll ich sagen, ich war stolz wie Bolle und würde mich das jetzt in einigen Ländern auch allein trauen.

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Couchsurfing

Bei vollkommen Fremden übernachten und dafür gar nichts zahlen? Das ist Couchsurfing. Und schon in Belgien habe ich es ausprobiert. Mulmiges Gefühl zu Beginn, aber ein voller Erfolg. Nicht nur, dass  ich so günstig reisen konnte, ich habe auch super coole Leute kennengelernt, die mir nützliche Insidertipps gegeben haben. Neugierig auf mehr Details? Wer waren meine Hosts, was haben wir unternommen und würde ich es wieder machen? Das verrate ich dir im Artikel zum Couchsurfen.

Paragliding

Hatte ich schon erwähnt, dass ich Höhenangst habe? Vielleicht ist es bekloppt, aber trotzdem habe ich mir schon seit Jugendjahren immer gesagt, dass ich eines Tages paragliden würde. Und wenn ich mir was vornehme, dann mach ich es auch. Selbst mit Angst. Klingt super mutig, oder? Na wenn ich ehrlich bin, dann kann ich es selber gar nicht fassen, dass ich das jetzt echt gemacht habe. In 1.100 Metern habe ich den Ausblick auf den Grindelwald in der Schweiz genossen und zugegeben vor Glück und Angst zeitgleich geschrien. Und für alle, die zu neugierig sind, um auf den Artikel zu warten, gibt es auch schon ein 30-Sekunden-pure-Emotionen-Video.

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Wie läuft es mit CicoBerlin

Während des Reisens habe ich viel Zeit in CicoBerlin investiert. Unzählige Artikel sind bereits online, diverse folgen noch. Ein paar Schönheits-OPs und kleine feine Verbesserung der Bedienbarkeit wurden an der Website auch noch durchgeführt. Youtube ist jetzt am Start (China, Japan, Belgien – alles schon als Video vorhanden), Instagram wird regelmäßig gefüttert und es kommen täglich neue Leser hinzu, was mich am allermeisten freut. Und BIG News: CicoBerlin wird seinen Namen ändern und zu PASSENGER X werden.

Und ja, ich bin ein bisschen stolz. Aber da geht noch viel mehr. Unter den Reisebloggern bin ich aktuell noch nicht einmal wirklich erwähnenswert. Ab 30.000 Aufrufen pro Monat (was für eine Zahl) wird man erst wirklich richtig interessant. Bis dahin ist es noch ein seeeeehr weiter Weg mit viel Arbeit.

Aber hey, du kannst mir dabei helfen. Wenn dir was gefällt, dann erzähle anderen davon, teile es auf Facebook, verschicke Links an Freunde oder kommentiere direkt im Blog. Darüber würde ich mich sehr freuen. Gefällt dir etwas nicht, ist dir ein Artikel zu lang, zu kurz, fehlt dir ein Aspekt oder wünschst du dir etwas anderes? Dann lasse mich auch das wissen und schicke mir einfach eine Mail an nicole@cicoberlin.com.

Ich freue mich über jede Art von Feedback und Unterstützung. Denn als Schreiberling, weiß man selten, ob es den Lesern eigentlich überhaupt wirklich gefällt, was sie da sehen.

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Was kommt noch?

Tja, wie geht es denn eigentlich weiter?

Erst einmal geht es jetzt nach Frankreich in die Provence. Einmal tief einatmen und sich vom Lavendel berauschen lassen. Dann weiter nach Paris. Ich sehe mich schon mit einem Café Au Lait in der Hand an der Seine entlang schlendern.

Im August kommt dann das große Finale: Grönland. Drei Wochen Gletscher, Wale, Mitternachtssonne und Inlandeis.

Und dann? Ab September heisst es für mich wieder zurück in den Job gehen, statt Aussteigen, Einsteigen. Zugegeben die Vorfreude hält sich in Grenzen. Noch weiß ich nicht, an welchen Schreibtisch dann sitzen werde. Doch das ist mir auch gar nicht mehr so wichtig, wie noch vor einem Jahr. Durch das Reisen haben sich meine Prioritäten verschoben. Arbeit, klar, die brauche ich, vor allem um das Geld für’s Leben zu verdienen. Darüber definieren werde ich mich nicht mehr so sehr. Es stimmt: wer auf eine Reise geht, der kommt nicht als die gleiche Person wieder.

Stattdessen stehen schon viele andere Dinge in meinem Kalender:

  • Spanisch lernen
  • weitere Fotokurse besuchen
  • noch die ein oder andere Angst überwinden und die „einmal im Leben“-Liste weiter abhaken. Was genau das sein wird, verrate ich dir dann hier als erstes;)
  • die nächsten Reisen planen, denn jetzt bin ich erst richtig süchtig geworden

So sehe ich also nicht nur den letzten zwei Monaten meiner Auszeit mit einem breiten Grinsen entgegen, sondern auch der Zeit danach. Und bis es soweit ist, atme ich tief ein und genieße jeden Augenblick.

Sabbatical, Aussteigen und Alleine Reisen

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5 Kommentare

  1. Interview mit Nicole von Cicoberlin - Bloxbook

    21. Oktober 2016 at 7:33

    […] all die coolen Bilder auf Instagram. Schwer sich da zu entscheiden. Am meisten gelesen wurde mein Zwischenbericht vom Aussteigen, den ich in der Mitte meines Sabbaticals und der großen Reise geschrieben habe. Den mag ich selber […]

  2. Matthias Haltenhof

    5. August 2016 at 15:01

    Deine Eindrücke sind echt spannend! Ich kann mir im Moment noch nicht vorstellen, wie es über längere Zeit ist, allein zu reisen. Aber am Ende heißt es wohl: einfach machen. Kannst du denn nun nach deinen ganzen Reisen einfach so in einen Job zurück? Also von der Motivation her meine ich. Da würde ich wahrscheinlich eingehen.

    Liebe Grüße,

    Matthias

    1. cicoberlin

      5. August 2016 at 15:23

      Hey Matthias,
      einfach machen ist auf jeden Fall die richtige Einstellung, was das Thema betrifft. Und das Gute ist, man lernt als Alleinreisende schnell andere Reisende kennen, also vereinsamt man auch nicht:)

      Achje, erinnere mich nicht an den Job, lach. Also ja, das wird sicher schwierig. Ich arbeite echt gern und bin auch immer sehr motiviert gewesen, aber Bürowände ersetzen die schöne weite Welt natürlich nicht. Also ich habe gedanklich schon die ersten Urlaube geplant, das hilft in der Einstimmung auf die Rückkehr bestimmt, lach. Und tatsächlich könnte ich mir auch vorstellen vom klassischen lokalen 9-5 abzuweichen. Wer weiß, vielleicht eines Tages, werde ich doch noch zur digitalen Nomadin. Mal sehen, wie sich das alles so entwickelt. Im Blog halte ich euch auf dem Laufenden.

      Am Ende ist man vermutlich schneller wieder im Joballtag, als man hofft. Aber das Gefühl des freien Reisens habe ich mir eingebrannt, das vergesse ich hoffentlich nicht mehr.

      Liebe Grüße
      Nicole

  3. Jasmin

    6. Juli 2016 at 11:12

    „Einfach mal machen“… und du machst alles richtig!! Genieße noch die Reisen die du vor dir hast und denke nicht dass es mit dem Ende des Sabbaticals vorbei ist, sondern dass es dann erst richtig anfängt 🙂 Arbeiten bedeutet mehr Geld und das bedeutet mehr Geld zum Ausgeben für Reisen 😉 Freu mich dich bald mal wiederzusehen!

    1. cicoberlin

      6. Juli 2016 at 22:49

      Ach Jasmin, du sprichst mir aus dem Herzen… was das Ende des Sabbaticals angeht;) Und ich freu mich schon sehr auf unseren nächsten Kaffee. Du hast ja auch schon wieder neue Reiseerfahrungen zu teilen:) Bin gespannt, wie es bei dir war!
      LG
      Nicole

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